Taste the waste - werden die Menschen sich je ändern?
In einem anderen Thread Taste the waste - Lebensmittelverschwendung in Deutschland ist diese Doku bereits angesprochen worden und für alle, die sie nicht kennen, möchte ich kurz zusammenfassen, dass es um Lebensmittelverschwendung auf der ganzen Welt geht, die nicht nur vom Verbraucher, sondern auch besonders von Supermärkten betrieben werden. In der Doku wurden teilweise doch sehr unbequeme Tatsachen ans Licht gebracht, beispielsweise mussten Bauern Kartoffeln mit verwachsenen Stellen auf dem Feld liegen lassen oder krumme Gurken wurden oft weggeworfen, Obst und Gemüse musste einem Standard entsprechen und kam ansonsten auf den Müll, wenn es nicht anders verwertet wurde.
Nachdem ich mir diese Dokumentation angesehen habe, habe ich mich gefragt, ob es überhaupt etwas bringt, dass sich Leute die Mühe gemacht haben, diese Doku zu zeigen. Klar wissen wir jetzt, dass fast die Hälfte der Lebensmittel weggeworfen werden, aber tun wir etwas dagegen? In der Doku wurde etwa gezeigt, dass es Leute gibt, die in Mülltonnen der Supermärkte graben und dadurch nur noch sehr wenige Lebensmittel kaufen müssen, weil sie dort sehr viel finden. Diese Menschen sind aber definitiv in der Minderheit. Wenn wir in den Supermarkt gehen, egal ob wir diese Doku gesehen haben oder nicht, dann werden wir trotzdem nach dem schönsten Apfel auf der Palette Ausschau halten und wir werden sicherlich nicht den Joghurt nehmen, der morgen abläuft, wenn daneben einer steht, der noch einen Monat haltbar ist.
Wenn man Glück hat, dann gibt es noch Menschen, die das interessiert. Ein Kartoffelbauer, der beispielsweise auch einen großen Teil seiner Ernte nicht verkaufen konnte, weil diese nicht dem Standard entsprach, freute sich als Leute auf sein Feld kamen um die übrigen Kartoffeln zu sammeln. Leider sind das in der Regel immer die älteren Generationen, junge Leute sieht man da selten und besonders nicht von sich aus. Oft aber kann man da gar nicht viel machen. Es wurden auch andere Verwertungsmöglichkeiten in der Doku vorgestellt, beispielsweise hat ein Bäcker sein altes Brot verheizt oder Essensreste wurden für Tiernahrung verwertet. Das ist alles schön und gut, aber ich finde nicht, dass es wirklich eine gute Lösung ist.
Eine Lösung wäre es meiner Ansicht nach etwa, wenn die Supermärkte aufhören würden alles im Überfluss zu bestellen. So würden die Produkte verkauft, bevor sie ablaufen. Dann würde es natürlich ab und an passieren, dass man in seinem Supermarkt ein oder zwei Produkte nicht mehr findet, weil diese ausverkauft sind, aber dann sollte man seine eigenen Ansprüche vielleicht auch überdenken und sich überlegen, wie sinnvoll es ist, dass man dieses oder jenes Produkt unbedingt haben muss und ob es nicht besser ist, ausnahmsweise mal darauf zu verzichten. Würden alle Supermärkte so handeln, wäre schon viel gewonnen. Lebensmittel die trotz gründlicher Planung übrig bleiben, sollten dann bei der Tafel landen und nicht im Müll.
Der wichtigste Schritt aber wäre etwa die Abschaffung von Standards. Ich finde es wirklich albern wie man kommen und sagen kann, dass Gurken gerade sein müssen, damit man sie besser verpacken kann. Auch das Tomaten bestimmte Standardgrößen und Farben haben müssen ist lächerlich. An sich gibt es für alle Obst und Gemüsesorten irgendwelche Standardnormen. Würde dies alles abgeschafft, dann würde der Verbraucher vielleicht auch anders handeln, weil er dann in der Vielfalt vielleicht nicht mehr nach dem rundesten und glänzendem Apfel sucht. Oft denke ich mir, dass es sogar besser wäre, wenn Bauern gar keine Verträge mehr mit Supermärkten schließen würden, sondern ihre Ernte nur auf Märkten verkaufen würden. Dadurch wären Transportkosten gespart, das Klima geschont und die ganze Ernte könnte verwertet werden und nicht nur ein Teil davon.
Für viele Menschen würde dies bedeuten, dass sie vielleicht etwas weiter fahren müssten, wenn sie Obst und Gemüse kaufen wollten, aber dies würde auch dazu führen, dass sie das Essen mehr zu schätzen müssten. Und das man das ganze Jahr über alle Sorten an Obst und Gemüse hat, ist meiner Ansicht nach auch wenig sinnvoll, ich bevorzuge saisonale Produkte. Auf jeden Fall aber denke ich, dass die Menschen von sich aus sich eben nicht ändern werden, wenn nicht allgemein etwas getan wird, denn Menschen sind sich einfach zu bequem, etwas zu unternehmen. Wir kaufen viel lieber im Supermarkt vor unserer Nase alles ein, egal was dies für andere bedeutet. Denkt ihr, dass diese Doku es schaffen würde, die Menschen wachzurütteln? Wird sich dadurch irgendwas ändern? Oder denkt ihr, dass es weiter geht, wie bisher?
Crispin hat geschrieben:Wenn wir in den Supermarkt gehen, egal ob wir diese Doku gesehen haben oder nicht, dann werden wir trotzdem nach dem schönsten Apfel auf der Palette Ausschau halten und wir werden sicherlich nicht den Joghurt nehmen, der morgen abläuft, wenn daneben einer steht, der noch einen Monat haltbar ist.
Ich denke schon, dass einige Menschen sich davon wachrütteln lassen. Ich kaufe durchaus den Joghurt, der morgen abläuft. Heute habe ich eine Packung Karotten gekauft, deren Plastikverpackung aufgerissen war. Weil ich genau weiß, dass der nächste Supermarktmitarbeiter, der das sieht, die Packung nach hinten bringt und sie weggeworfen wird. Je mehr Leute das machen, desto besser. Aber so eine Bewegung fängt klein an und muss wachsen.
Crispin hat geschrieben:Eine Lösung wäre es meiner Ansicht nach etwa, wenn die Supermärkte aufhören würden alles im Überfluss zu bestellen. So würden die Produkte verkauft, bevor sie ablaufen. Dann würde es natürlich ab und an passieren, dass man in seinem Supermarkt ein oder zwei Produkte nicht mehr findet, weil diese ausverkauft sind, ...
Das Problem ist, dass sich bestimmt nicht alle Supermärkte gleichzeitig darauf verständigen werden. Aber wenn ein Supermarkt damit anfängt, dann verliert er sehr viele Kunden an die Konkurrenz. Es sind nun mal wirtschaftlich agierende Großunternehmen. Ein solches Verhalten findet man nur in Kleinunternehmen. Da kann der Chef persönlich den Kunden erklären, warum keine Tomaten mehr da sind.
Oft denke ich mir, dass es sogar besser wäre, wenn Bauern gar keine Verträge mehr mit Supermärkten schließen würden, sondern ihre Ernte nur auf Märkten verkaufen würden. Für viele Menschen würde dies bedeuten, dass sie vielleicht etwas weiter fahren müssten, wenn sie Obst und Gemüse kaufen wollten, aber dies würde auch dazu führen, dass sie das Essen mehr zu schätzen müssten.
Was ist mit den Menschen, denen es einfach nicht möglich ist? Alte Menschen, die gerade noch den Weg zum nächsten Supermarkt schaffen. Menschen ohne Auto. Menschen ohne Geld. Menschen ohne Zeit. Supermärkte sind entstanden, weil sie gebraucht wurden und das werden sie heute mehr denn je.
Auf jeden Fall aber denke ich, dass die Menschen von sich aus sich eben nicht ändern werden, wenn nicht allgemein etwas getan wird, denn Menschen sind sich einfach zu bequem, etwas zu unternehmen.
Wenn das Angebot da ist und wenn man tausende andere dabei beobachten kann, wie sie das Angebot nutzen. Warum sollte man dann selbst darauf verzichten? Viele haben das Gefühl, dass ihr Verzicht kein bisschen etwas daran ändern wird. Und beim Thema Supermarkt muss ich ihnen da Recht geben. Die Supermärkte werden nicht auf Umsätze und Kunden verzichten, die meisten Kunden nicht auf Bananen, frisches Brot auch am Abend und generell gefüllte Regale.
Es war jetzt jahrzehntelang so, dass wir jederzeit alles kaufen konnten. Da wieder zurückzuschrauben, ist wirklich schwierig. Die einzige Instanz, die etwas ändern könnte, wäre wie immer die Politik. Eben mit Abschaffung der Standardnormen für gerade Gurken etc. Da steht dann aber die Frage im Raum, ob wirklich schon die Mehrheit der Wähler dafür wären oder ob die Politiker damit nur alle gegen sich aufbringen. Je mehr solche Dokumentationen im Fernsehen laufen, desto wahrscheinlicher wächst aber die Gruppe der Befürworter.
@Bienenkönigin: Natürlich würde das Prinzip mit den Supermärkten nur funktionieren, wenn alle Supermärkte in gleichem Maße daran beteiligt sind. Ich denke mir immer, wenn die EU es schafft so alberne Beschlüsse zu beschließen, dass alle Tomaten gleich aussehen müssen, dann sollte sie es auch schaffen sinnvolle Beschlüsse zu machen, die das Problem wieder lösen, was sie bewirkt haben. Aber bis es dazu kommt, kann es noch Ewigkeiten dauern.
Was das Problem mit den Bauernhöfen angeht, so denke ich schon, dass das möglich wäre. Heute ist es so, dass auch Menschen die wenig Geld besitzen oft wirklich übergewichtig sind. Viele Hartz IV Empfänger die wirklich nicht viel Geld haben sind stark übergewichtig und das würde wohl kaum passieren, wenn diese zu wenig Geld für Essen hätten. Man kauft viel billiges Essen im Supermarkt und dieses macht nun mal dick. In der Doku wurde auch ein Modell vorgestellt wo die Bauern ihre Ware direkt auf einen Markt gebracht haben und diese Märkte können ja durchaus Standorte bestimmter Supermärkte ersetzen, so dass die Menschen keinen weiteren Weg hätten. Damit wäre zumindest das Problem mit den älteren Menschen gelöst, wobei es hier auch Lieferservice geben könnte, wie es sie in meiner Stadt auch für Studenten und andere Interessierte gibt. Da bekommt man in einem ausgesuchten Intervall eine Kiste mit regionalen Produkten vom Bauern.
Was die Preise angeht so würden sie sich gar nicht mal so vom Supermarkt unterscheiden. Man würde ja jetzt mehr von der Ernte verkaufen und Transportkosten würden ganz ausfallen oder erniedrigt. Das würde sich auf die Preise auswirken. Der Bauer würde auch mehr bekommen und nicht so wenig, wie wenn er seine Ware über den Supermarkt anpreist. Ansonsten kann man sein Essen eben nach der Brieftasche ausrichten, wenn man wenig Geld hat, reicht es ja auch, wenn man einmal die Woche Fleisch isst, dafür ist es dann qualitativ besser und man würde nicht an Übergewicht leiden. Ausreichend versorgen könnte man sich dennoch. Ich denke schon, dass es möglich ist, aber viele Menschen könnten sich so eine Ernährung wahrscheinlich gar nicht vorstellen, zumal die meisten heute nicht mal kochen können.
Ich kaufe seit längerem so viel wie möglich direkt bei den Erzeugern. Das Normen von Naturprodukten hat mich gestört, die langen Transportwege, die zum Umweltbelastungen und Geschmacksverlust führen auch, aber vor allem stört mich die Tatsache, dass die Erzeuger von den großen Konzernen in extrem unfaire Verträge gezwungen werden. Die Konzerne machen Milliarden und die Erzeuger können kaum noch von ihrer Arbeit leben.
Zynisch finde ich in dem Zusammenhang ja Produkten von Netto (glaube ich), die damit werben, dass sie zehn Cent teurer sind, weil dieses Geld an die Erzeuger gehen würde. Wenn die sich wirklich für die Erzeuger interessieren würden, würden sie für alle Produkte einen fairen Preis verlangen, denn Lebensmittel sind in Deutschland eh extrem billig. So weißen sie dann aber die Verantwortung von sich und können alleine die Verbraucher verantwortlich machen, weil die ja zu wenig von den plus zehn Cent Produkten kaufen.
Ich habe aber schon den Eindruck, dass die Zahl der Leute, die in den Hofläden einkaufen, erhöht hat. Auch die Produktpalette ist in den meisten Läden größer geworden, was ja auch darauf hindeutet, dass die Nachfrage größer geworden ist. Ein Bauer hat zum Beispiel früher nur Milch und Sahne geliefert und hat inzwischen eine ganze Reihe weiterer Milchprodukte im Angebot.
Aber natürlich werden nie alle Menschen ihren Konsum überdenken, da helfen sämtliche Dokumentationen und Diskussionen nicht. Es wird immer Menschen geben, die nicht einsehen, warum sie für deutsche Zwiebeln mehr bezahlen sollen als für die Importware. Solange es die billige Option gibt wird der Geiz bei vielen immer siegen. Und viele Leute sind inzwischen auch so auf verarbeitete oder perfekt aussehende und in Plastik verpackte Lebensmittel konditioniert, dass sie alles, was davon abweicht als nicht essbar empfinden.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-242683.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1488mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen? 2583mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Fugasi · Letzter Beitrag von Klehmchen
Forum: Essen & Trinken
- Hello Fresh Box als Alternative zu Fertigmenüs nutzen?
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1201mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1248mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1656mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!