Für einen Ausländer kochen - seine Gerichte oder deutsche?
Nehmen wir mal an ihr bekommt Besuch aus dem Ausland und wollt diesen auch bekochen. Wie würdet ihr das machen? Würdet ihr Gerichte aus seiner Heimat nehmen, damit er sich heimisch bei einem fühlt oder würdet ihr mit ihm einen Ausflug in die deutsche, vielleicht auch regionale Küche machen? Ich denke, dass ich meine normalen Speisen kochen würde und mir dann etwas aus seiner Heimat zeigen lassen würde.
Denken wir doch mal über den Umkehrschluss nach. Wenn ich ins Ausland reise und dort jemanden besuche, was würde ich mir dann wünschen? Will ich dann, dass mein Gastgeber sich mit seinem beschränkten Wissen über Deutschland überlegt, dass ich Schweinshaxe mit Sauerkraut haben möchte und dass er dieses vollkommen ohne Übung oder beispielsweise ohne die richtigen Gewürze für mich zubereitet. Ganz bestimmt nicht.
Wenn ich ins Ausland fahre, will ich dieses Land auch erleben. Ich fände es ganz besonders spannend, in einer privaten Küche statt in einem Restaurant bekocht zu werden. Ich würde wissen wollen, was der Otto Normalbürger tatsächlich isst. Das ist doch die schönste Art, ein Land zu entdecken. Ganz privat, mittendrin.
Gerade auch kulinarisch bestehen so viele Vorurteile. Italiener essen ständig Nudeln, Inder nur Reis mit Curry, Deutsche eben Schweinshaxe mit Sauerkraut. Am Tisch hat man eine schöne Gelegenheit zum Kennenlernen anderer Kulturen.
Also ich würde niemals wagen, einem Ausländer Essen aus seiner Heimat nachzukochen. Wie kann ich denn erwarten, dass es wie zuhause schmeckt? Meine Kochkünste werden niemals an die seiner Mutter, Großmutter oder seines Lieblingsrestaurants daheim heranreichen. Wenn derjenige aber total Heimweh hat, ist es was anderes. Dann würde ich ihm anbieten, dass wir gemeinsam etwas aus seiner Heimat kochen und versuchen ein Stück davon herzuholen.
Ich koche selten wirklich typisch Deutsch. Es gibt ein paar wenige Gerichte, wie Maultaschen, die ich wirklich gerne mag und auf die traditionelle Weise zubereite, aber in der Regel sind meine Gerichte eine Mischung aus ganz vielen verschiedenen Küchen.
Ich habe mal eine Umfrage gesehen, da war das beliebteste Gericht in Deutschland Spaghetti mit einer, pseudo-Bolognese Sauce. Das trifft auf mich jetzt nicht zu und wenn ich Bolognese Sauce mache dann eine richtige, aber es zeigt eben, dass "typische Küche in Deutschland" schon lange nicht mehr gleichzusetzen ist mit "typisch deutscher Küche".
Ich würde für einen Gast sicher nicht etwas aus seiner Heimat kochen, vor allem, wenn ich mit der Küche nicht so vertraut bin oder nur mit der eingedeutschten Variante oder den Klischees. Das wird dann eh nicht so, wie es sein sollte oder wie es der Gast gewöhnt ist. Warst du schon mal im Ausland in einem deutschen Restaurant? Die Gerichte auf der Karte sind in der Regel Sachen, die man in einem traditionellen Bayerischen Restaurant findet, aber nicht das, was man bei den Menschen zu Hause täglich auf dem Tisch vorfindet. So würde das bei mir dann auch aussehen und wer weiß, ob das dem Gast schmeckt. Also ich mag keinen Schweinebraten mit Knödeln und Sauerkraut.
Typisch deutsche Gerichte habe ich bisher immer dann gekocht, wenn sich das ein Gast gewünscht hat. Vor allem wenn das Leute waren, die aus ihrer Heimat wirklich nur diese fette bayerische Küche mit viel Fleisch als "deutsches Essen" kennen finde ich es spannend etwas zu kochen, was diesem Klischee überhaupt nicht entspricht.
Das kann man überhaupt nicht verallgemeinern. Eine Moslem kannst Du verschiedenes nicht vorsetzen, Inder, Pakistani und Pilippinos essen normalerweise nur ihre eigenen Gerichte. Nur die Leute im Westen sind so blöd und essen das schreckliche asiatische Essen, was ich, sorry, nur zum Würgen finde. Jeder soll das essen, was seinem Kulturbereich entspricht. Du rennst auf der Straße auch nicht mit Sari, Schleier oder Turban herum, warum sollte es beim Essen anders sein?
celles hat geschrieben:Nur die Leute im Westen sind so blöd und essen das schreckliche asiatische Essen, was ich, sorry, nur zum Würgen finde. Jeder soll das essen, was seinem Kulturbereich entspricht.
Ich mag asiatische Gerichte, hauptsächlich die vegetarischen, sehr gerne. Warum bin ich deshalb jetzt blöd? Weil ich etwas mag, das deinem Geschmack nicht entspricht? Würdest du für deinen Geschmack vielleicht gerne als blöd bezeichnet werden?
Und du isst also nur Sachen, die aus deinem Kulturbereich kommen? Keine Spaghetti, keine Pizza, keine Pommes, kein Döner, keine Meeresfrüchte und so weiter? Wie schrecklich langweilig, da bin ich doch gerne "blöd" und habe dafür viel mehr Abwechslung auf meinem Teller.
Kulturbereich ist für mich Europa und nicht Asien. Wenn Du buddhistisch angehaucht bist, hat da auch Gründe. Wenn Dir asiatisch schmeckt, dann ist das Dein Recht. Aber glaube nicht, dass Chinesen freiwillig auf Rundreisen deutsch essen gehen. Die werden in Deutschland, Österreich und in den USA gleich zu den China Restaurants gekarrt. Ich habe alle Speisen schon kosten dürfen und ich mag keine stinkenden, sauren, süß-sauer Gerichte, die schon so riechen, dass mir schlecht wird, aber ich spreche Dir nicht ab, diese gerne essen zu dürfen. In Europa kann man auch Ausländer leichter bekochen, gehören die aber einem anderen Kulturkreis oder eine Religion an, dann wird's heikel.
celles hat geschrieben:Aber glaube nicht, dass Chinesen freiwillig auf Rundreisen deutsch essen gehen. Die werden in Deutschland, Österreich und in den USA gleich zu den China Restaurants gekarrt.
Mag ja sein, dass das bei den Touristen der Fall ist, aber ich habe schon Chinesen getroffen, die mochten das "chinesische" Essen in Deutschland überhaupt nicht und meinten, das wäre eine Beleidigung, derartiges essen "chinesisch" zu nennen. Besagte Chinesen kamen aus dem Ausland, um in Deutschland ihr Studium zu absolvieren. Im Gegenzug wurde ich dann mal zu einer chinesischen Veranstaltung eingeladen und dort gab es dann "richtiges" chinesisches Essen und das hatte überhaupt nichts mehr gemein mit dem Zeug, was in den deutschen China-Restaurants serviert wird. Man darf nicht vergessen, dass die chinesischen Gerichte hier an den europäischen Gaumen angepasst sind, weil das sonst kein Mensch hier essen würde. Das hat dann mit dem Original nicht mehr viel zu tun.
Im Allgemeinen würde ich mich davor hüten, einem Ausländer Gerichte aus dessen Heimat zu kochen und stattdessen lieber Sachen kochen, die ich gut kann und die ihm schmecken könnten. So würde ich beispielsweise nicht auf die Idee kommen, einem Moslem oder einem Juden etwas mit Schweinefleisch zu servieren.
Ich würde etwas Heimisches kochen. Denn schließlich reist er hierher, dann möchte er bestimmt auch die Küche hier kennenlernen. Außerdem kann ich so sicher sein, dass das, was ich koche, auch wirklich schmeckt, als wenn ich ein für mich fremdes Rezept aus seiner Heimat ausprobiere.
@Fluffeltuch. Ich finde, dass hier die Frage doch zu allgemein ist. Handelt es sich beim Gast um einen Europäer, mag er sicher von der deutschen Küche begeistert sein. Ein Inder, Pakistani oder Moslem wird Dein Wiener Schnitzel, sorry in Deutschland heißt das ja "Schnitzel nach Wiener Art" (in Österreich steht das nirgends so, wahrscheinlich haben wir keine EU-Richtlinie dafür abbekommen) schätzen. Auch ich fand die Linsensuppe auf der aida lecker, bis zum ersten Biss. Da war Kukuruma oder so drinnen und dem Kellner habe ich die gleich als ungenießbar zurückgeschickt.
Fluffeltuch hat geschrieben:Außerdem kann ich so sicher sein, dass das, was ich koche, auch wirklich schmeckt, als wenn ich ein für mich fremdes Rezept aus seiner Heimat ausprobiere.
Derselben Meinung bin ich auch. Wenn man etwas exotisches zum ersten Mal kocht, kann das nur in die Hose gehen und man blamiert sich bis auf die Knochen. Ich würde nie so gut kochen können wie die Mutter/Großmutter eines Ausländers deren traditionellen Heimatgerichte. Dazu fehlt ganz einfach die Übung und die Routine.
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