Sind intelligente Menschen eher depressiv?

vom 12.08.2014, 13:30 Uhr

Mich würde mal interessieren, wie dazu die Statistiken sind. Meint ihr, dass depressive Menschen intelligenter sind? Ich meine, wenn man intelligent ist macht man sich über viele Dinge Gedanken und hat auch die Kompetenz über diese nachzudenken. Ich habe den Eindruck, dass man aber auch zu tiefgründig nachdenkt und dann irgendwann über den Problemen der Welt kapituliert. Wie ist eure Meinung dazu?

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



ich glaube nicht, dass in der Intelligenz eines Menschen und einer Depression ein Kausalzusammenhang besteht, möglicherweise ist das nur eine Korrelation und beides fällt eben zufällig manchmal zusammen. So etwas wird sich sicherlich schwer beweisen lassen ohne entsprechende Statistiken. Ich kenne auch keine Statistik dazu, also wenn jemand eine kennt, immer her damit.

Depressionen können endogene, aber auch exogene Ursachen haben. Bei endogenen Ursachen spielt die familiäre und somit genetische Vorbelastung eine Rolle. In meiner Verwandtschaft beispielsweise gibt es mehrere Fälle mit Depressionen, weil die Kindheit einfach nur sehr brutal und gewalttätig war und man teilweise bis heute nicht damit klarkommt. Das äußert sich dann bei jedem anders. Einer meiner Onkel beispielsweise war 20 Jahre lang Alkoholiker, weil er einfach nicht damit klargekommen ist. Sein Bruder war jahrelang drogenabhängig. Bei den weiblichen Betroffenen äußert sich das in der Regel durch Essstörungen, zumindest in der Verwandtschaft. Wie das bei anderen ist, weiß ich nicht. Das hat dann zur Folge, dass die Generation danach, die vergleichsweise friedlich und unbrutal aufgewachsen ist, auch vermehrt Depressionen entwickelt. Eben weil die genetische Vorbelastung da ist.

Komisch ist aber, dass fast alle Betroffenen einen Hauptschulabschluss haben. Mir ist klar, dass der Abschluss nichts mit Intelligenz zu tun hat, besonders wenn es um Migrantenkinder geht die im Teenager-Alter nach Deutschland gekommen sind und eben wegen Sprachproblemen keine guten Noten bekommen haben und keine besseren Schulen besuchen durften. Nur, weil jemand eine Sprache, die nicht seine Muttersprache ist, nicht beherrscht, heißt das noch lange nicht, dass er dumm ist.

Bei vielen Menschen sind negative Gedanken begründet durch die Stoffwechselstörung im Gehirn, die einen Überschuss an negativen Hormonen und einen Mangel an Endorphinen verursacht. Diese Menschen müssen nicht unbedingt schlechte Sachen erlebt haben und werden trotzdem depressiv, eben wegen der Hormonentwicklung. So bekommen manche Schwangere ja auch Depressionen, weil der Körper Probleme hat mit der Hormonumstellung und damit ein wenig überfordert ist. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich "plötzlich" fett und ungeliebt fühlt.

Es gibt aber auch Fälle, wo einem das von außen eingetrichtert wird, dass man wertlos ist. Mag sein, dass manche Außenseiter in der Schule wegen ihrer überdurchschnittlichen Intelligenz gehänselt werden, weil sie von den anderen nicht verstanden werden. Aber dann liegen die Depressionen nicht im vielen Denken begründet, sondern im Verhalten der anderen, das Minderwertigkeitskomplexe fördert.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Es kommt bei der Beantwortung dieser Frage darauf an, wie man die Begriffe "intelligent" und "depressiv" erst einmal definiert. Intelligenz hängt ja bekanntlich längst nicht nur mit dem Schulabschluss oder der Allgemeinbildung zusammen, sondern ist ein richtig schwer fassbarer Begriff. Ich bin der Meinung, dass es auch eine Charakterfrage ist, ob sich jemand über die Welt und die Menschen allgemein Gedanken macht oder ohne nach rechts und links zu schauen vor sich hin lebt.

Mir sind schon vielseitig interessierte und engagierte Menschen begegnet, die garantiert keinen höheren Schulabschluss hatten, ebenso wie Akademiker, die nicht weiter denken konnten als bis zum nächsten Thailand-Urlaub. Allein schon deswegen glaube ich nicht, dass Intelligenz im landläufigen Sinne zwingend nötig ist, um die Welt um sich wahrzunehmen und auch unter den Problemen und Unzulänglichkeiten zu leiden, die das Leben so mit sich bringt.

Auch der Begriff "Depression" wird mit unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Die gleichnamige Krankheit hat handfeste körperliche Ursachen und kann im Prinzip jeden treffen, ganz unabhängig von den individuellen Lebensumständen. Ein Betroffener kann objektiv betrachtet ein sicheres und sorgenfreies Dasein führen und trotzdem Selbstmordgedanken haben. Wenn man jedoch eher ein negatives Weltbild und einen nicht krankhaften Hang zur Melancholie meint, würde ich auch sagen, dass eher der Charakter eines Menschen bestimmt, ob man zur Schwermut neigt, und weniger die Fähigkeit zum logischen und analytischen Denken.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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