Tiere aus dem Tierheim nur aus Mitleid mitnehmen?

vom 11.08.2014, 20:14 Uhr

Sagen wir mal jemand geht aus Interesse einfach mal so im Tierheim vorbei und schaut sich dort ein paar Tiere an. Nun bekommt er Mitleid mit den Tieren und obwohl er sich bis dato noch nie mit dem Thema beschäftigt hat, möchte er nun ein Tier haben, wahrscheinlich nur aus Mitleid.

Er hat viel Platz und kann so die Mitarbeiter auch davon überzeugen, dass er ein guter Besitzer wäre. Habt ihr das auch schon mal gemacht? Für mich ist ein Tier immer auch ein wichtiges Lebewesen und so eine Anschaffung sollte gut überlegt sein. Spontan oder nur aus Mitleid würde ich kein Tier kaufen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Dass jemand einfach mal so im Tierheim vorbeischaut, ohne dass er Interesse an einem Haustier hätte, kann ich mir nicht vorstellen. Da schlummert dann auf jeden Fall ein Wunsch im Inneren. Für wahrscheinlicher halte ich die Situation im Urlaub, wo dann auf der Straße Katzen- oder Hundebabys zum Verkauf angeboten werden. Da bekommen viele Touristen Mitleid und kaufen spontan ein Tier.

Das kann natürlich nach hinten losgehen, wenn man weder praktisch noch mental auf ein Haustier vorbereitet ist. Dann kommt man zuhause an und hat gar nichts für das Tier da. Und wie man das nun zeitlich beispielsweise mit dem Gassigehen hinbekommt, hat man sich auch noch nicht überlegt. Und wer nimmt den Hund eigentlich beim nächsten Urlaub? Da tauchen viele Probleme auf, an die man im Überschwang nicht gedacht hat.

Aber es gibt auch viele, bei denen das reibungslos klappt. Vor allem, wenn dieses Tier nicht das erste ist. Wenn man bereits eine Katze hat, bringt es nur minimale Veränderungen eine zweite Katze mitzubringen. Oder wenn der vorherige Hund erst vor einiger Zeit gestorben ist, kann man seine alten Gewohnheiten einfach wieder aufnehmen.

Also ich würde es nicht pauschalisieren. Aber grundsätzlich gebe ich dir natürlich Recht, dass ein Haustier ein Lebewesen ist und man eine große Verantwortung übernimmt. Das Tier sollte es dann nicht ausbaden müssen, dass man nicht darauf vorbereitet ist.

Reines Mitleid halte ich aber nicht für den einzigen Motivator bei solchen Spontankäufen. Ich glaube nicht, dass man so viel Mitleid mit einem Tier empfinden kann, aber sich noch nie Gedanken darüber gemacht hat, ein Haustier anzuschaffen. Man kann sich zumindest vorstellen, dass es schön wäre.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Dass jemand nur aus einer Laune heraus ins Tierheim geht und dort quasi einen Schaufensterbummel macht, kann ich mir auch nicht einmal theoretisch vorstellen. Zumindest ein Grundinteresse muss schon vorhanden sein, und ich vermute auch, dass die Mitarbeiter im Tierheim genug zu tun haben, um sich nicht auch noch mit Laufkundschaft zu befassen, die nur mal gucken will.

Ich glaube auch nicht, dass man im Tierheim "einfach so" ein Tier mit bekommt, weil man Interesse bekundet und gerade eine sentimentale Anwandlung hat. Die Mitarbeiter haben schließlich Interesse daran, die Tiere gut und vor allem dauerhaft zu vermitteln. Wer nicht glaubwürdig begründen und erläutern kann kann, weswegen er ein Haustier haben möchte, wieso es genau dieses sein soll und wie er gedenkt, sich darum zu kümmern.

Mitleid allein wird wohl kaum jemanden dazu bewegen, ein Tier zu vermitteln, da die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass das arme Vieh in ein paar Wochen wieder beim Tierheim vor der Tür sitzt, weil die Umstände doch zu viel geworden sind. Mitleid kann nämlich schnell verfliegen, wenn der Teppich nass oder der Sessel zerkratzt ist.

Wie Ramones glaube ich auch, dass das Problem eher darin besteht, dass Touristen aus dem Urlaub irgendwelche bedauernswerten Kreaturen mitbringen, die dort von Händlern angeboten werden und dadurch das Tierleid noch vergrößern. Oft landen ja diese Tiere auch im Tierheim, weil sie krank oder verhaltensgestört sind und die Käufer ihren unüberlegten Entschluss schnell wieder bereuen.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Gerbera hat geschrieben:Wer nicht glaubwürdig begründen und erläutern kann kann, weswegen er ein Haustier haben möchte, wieso es genau dieses sein soll und wie er gedenkt, sich darum zu kümmern.

Ich habe bisher nur Kaninchen aus dem Tierheim geholt, aber die haben mir überhaupt gar keine Fragen gestellt. Etwa über die Größe des Käfigs oder ähnliches. Ich musste unterschreiben, dass sie jederzeit vorbeischauen und sich von den Haltungsbedingungen selber überzeugen können, aber das passiert natürlich angesichts von Personal- und Zeitmangel niemals. Wird man bei Katzen oder Hunden wirklich ausgefragt?

Gerbera hat geschrieben:Wie Ramones glaube ich auch, dass das Problem eher darin besteht, dass Touristen aus dem Urlaub irgendwelche bedauernswerten Kreaturen mitbringen, die dort von Händlern angeboten werden und dadurch das Tierleid noch vergrößern. Oft landen ja diese Tiere auch im Tierheim, weil sie krank oder verhaltensgestört sind und die Käufer ihren unüberlegten Entschluss schnell wieder bereuen.

Das Problem ist vor allem, dass die Händler durch jeden Kauf bestätigt werden. Würden sie keine Welpen verkaufen, würden sie sich irgendwann eine andere Beschäftigung suchen und ihre erwachsenen Tiere nicht mehr decken lassen. Das würde Tierleid vermeiden. Also selbst wenn man ein Kätzchen oder einen Hund gerettet hat, hat man damit dafür gesorgt, dass neue gezeugt werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Ich finde es absolut schrecklich, wenn jemand so spontan ein Tier aus dem Tierheim mitnimmt. Ehrlich gesagt finde ich auch, dass ein gutes Tierheim hierbei niemals mitmachen würde. Ein gutes Tierheim würde vorher genauenstens prüfen, ob derjenige das Tier wirklich adoptieren möchte und sich das auch genau überlegt hat. Ich denke nicht, dass ein gutes Tierheim irgendjemandem einfach sofort ein Tier mitgibt, der sich spontan dazu entschließt.

Grundsätzlich muss ich aber auch sagen, dass ein Tier für mich ein Familienmitglied ist und man sich die Adoption von diesem ganz genau überlegen sollte. In meinen Augen ist das eine Entscheidung für viele Jahre seines Lebens und die sollte gut überlegt sein. Auf gar keinen Fall darf man diese Entscheidung aus Mitleid treffen, nur weil einem ein Tier im Tierheim leid tut. Solche Entscheidungen bereut man meistens.

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» Prinzessin_Erika » Beiträge: 2010 » Talkpoints: 6,28 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:Ich habe bisher nur Kaninchen aus dem Tierheim geholt, aber die haben mir überhaupt gar keine Fragen gestellt. Etwa über die Größe des Käfigs oder ähnliches. Ich musste unterschreiben, dass sie jederzeit vorbeischauen und sich von den Haltungsbedingungen selber überzeugen können, aber das passiert natürlich angesichts von Personal- und Zeitmangel niemals. Wird man bei Katzen oder Hunden wirklich ausgefragt?

Bei Hunden kenne ich kein Tierheim, das den Hund dem Interessenten sofort mit gibt. In der Regel gibt es da mehrere Besuche des Interessenten beim Hund und dann eine Vorkontrolle durch das Tierheim beziehungsweise dessen ehrenamtliche Mitarbeiter. Katzen und Kleintieren wird da weniger Wert zugesprochen. Da ist es in vielen Tierheimen ohne Weiteres möglich, sich einfach ein Tier auszusuchen und direkt mitzunehmen, zum Teil gibt's für den Spontankauf auch ein Transportkörbchen dazu. Alles schon erlebt. Natürlich wird auch da nach den Lebensumständen gefragt, aber prinzipiell kann man erzählen was man will. Es wird nicht kontrolliert, weil es einfach zu wenige Helfer gibt.

Ich war selber in der Vermittlung tätig und als Vermittler kannst du kaum mehr tun, als auf dein Gefühl zu hören. Von mir haben Leute keine Tiere bekommen, bei denen ich kein tolles Gefühl hatte oder die Fragen ausgewichen sind.

Ich kann mir erstens nicht vorstellen, dass Leute in ein Tierheim gehen, ohne zumindest in Erwägung zu ziehen, einem Tier von dort ein Zuhause zu geben. Und zweitens kann ich nicht glauben, dass so ein Kauf dann einzig aus Mitleid geschieht. Ich kann mir für mich durchaus vorstellen, dass ich im Tierheim mal ein Tier sehe, das mich irgendwie berührt, mir Leid tut und dann am selben Tag mitgenommen wird. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass das Tier auch zu mir und meinen Lebensumständen passt.

Spontan- und Mitleidskäufe müssen nicht immer negativ sein. Es macht einen Unterschied, ob man bereit ist, die Konsequenzen dieses Kaufs zu tragen oder ob man dazu neigt, es sich genau so schnell wieder anders zu überlegen.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Unsere laute Nachbarin über und hat zwei Hunde und eine zahnlose, alte Katze aus Mitleid aus dem Tierheim mit genommen. Diese zwei Hunde sind oft allein und bellen und jaulen. Wahrscheinlich haben die gleich Erinnerungen an das Tierheim und leiden. Ich finde, dass Hunde sowieso in Stadtwohnungen verboten gehören und nur Blindenhunde zugelassen werden sollten.

» celles » Beiträge: 8677 » Talkpoints: 4,08 » Auszeichnung für 8000 Beiträge



Ich bin da ein bisschen zweigeteilt. Auf der einen Seite denke ich auch, dass man sich die Anschaffung eines Tieres schon gut überlegen und auch abwiegen sollte, ob man für die Bedingungen auch bereit ist und sich dies auch vor allem leisten kann.

Aber ich kann auch verstehen, wenn man eben Mitleid mit einem Tier aus dem Tierheim hat und sich dann doch mehr oder weniger spontan entschließt ein Tier mitnehmen zu wollen. Allerdings finde ich schon, dass dann die Voraussetzung dafür ist, dass sich die Person vielleicht schon mal eher über die Anschaffung eines Tieres Gedanken gemacht hat. Vielleicht hat man dann doch dagegen entschieden, weil man sich unsicher war oder ähnliches.

Auch finde ich es schon komisch, wenn ein Tierheim dann ein Tier auch einfach so spontan heraus gibt. Normalerweise gibt es ja erst mal Gespräche und auch je nach Tier eine Vorkontrolle. Ich denke, dass es auch nicht unbedingt für ein Tierheim spricht, wenn diese so spontan ein Tier mitgeben.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich könnte mir auch vorstellen, ein Tier aus Mitleid mitzunehmen. Beispielsweise einen sehr alten Hund, damit der nicht alleine im Tierheim sterben muss, sondern noch einmal Geborgenheit und Liebe erfahren kann. Ein bisschen Sympathie für die Persönlichkeit des jeweiligen Tieres sollte natürlich schon da sein, aber das fällt mir eigentlich bei keinem Hund schwer.

» Schwarze Strümpfe » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,09 »


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