Frau denkt Stern wäre ihr toter Mann - wie kann man helfen?
Bei meiner Schwiegermutter kommt immer mal wieder eine Frau in den Laden. Sie war viele Jahre lang verheiratet, bis ihr Mann unerwartet verstarb. Sie ist um die 50, könnte ihr Leben noch genießen. Ihr Mann ist nun schon 2 Jahre lang tot und sie schafft es nicht das zu überwinden und vor allem aber auch zu akzeptieren. Neulich war sie wieder im Laden und berichtete, dass sie ihren Mann gesehen hätte und als meine Schwiegermutter sagte, dass dies nicht sein kann, sagte sie, dass er als Stern jeden Abend am Himmel zu sehen wäre.
Meine Schwiegermutter hat dann gesagt, dass er immer in ihrem Herzen sein wird und ist aber nicht näher darauf eingegangen. Nun kommt die Frau immer wieder und berichtet, was der Stern zu ihr gesagt hat. Was kann man da machen? Wie kann man ihr helfen? Sie kann kein normales Leben mehr führen und ist von dem Gedanken besessen, dass ihr Mann nun ein Stern wäre.
Im Prinzip schließt du doch nur deshalb darauf, dass die Frau Hilfe braucht, weil sie an etwas Übernatürliches glaubt, das von den etablierten Religionen nicht vertreten wird und von dem die Mehrheit deshalb nicht denkt, dass man diesen Glauben respektieren muss.
Wenn die Frau erzählen würde, dass ihr Mann beim lieben Gott auf einer Wolke im Himmel sitzt und, dass sie mit ihm immer in Gebeten spricht, würden das von den meisten als etwas völlig normales angesehen werden. Selbst wenn man selber mit Religion nichts anfangen kann und das als großen Blödsinn ansehen würde, würde man denken, dass die Frau einfach ein Opfer der religiösen Indoktrination ist, aber nicht, dass sie deshalb Hilfe braucht.
Ich verstehe nicht so ganz, warum es schlimm ist, wenn man glaubt, dass der verstorbene Mann nun ein Stern ist. Ich würde da nicht sehen, dass die Frau Hilfe benötigt, zumindest nicht deswegen. Es ist eben ihre Art und Weise mit dem Verlust umzugehen. Das kommt übrigens gar nicht so selten vor.
Vor einigen Monaten hatte ich einen - zum Glück nicht dramatischen - Autounfall. Während dem Unfall hatte ich plötzlich auch das Gefühl, dass meine verstorbene Oma so als Art Schutzengel ganz nah bei mir und meinem Sohn im Auto ist. Rational ist mir natürlich auch klar, dass das nicht geht und ich glaube nun nicht wirklich an "Übernatürliches". Aber dennoch würde ich es nicht ausschließen. Dass ein Stern nun nicht unbedingt ein verstorbener Mensch ist, ist auf den ersten Blick ja durchaus klar. Aber viele gehen ja auch ans Grab des Verstorbenen und reden mit ihm, auch wenn es nur in Gedanken ist, und wissen gleichzeitig auch, dass das rational gesehen nicht wirklich viel bringt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es der Frau sogar eine große Hilfe sein kann, wenn sie der Meinung ist, dass ihr Mann ein Stern ist. Und auch wenn sie erzählt, dass der Stern ihr etwas gesagt hat, finde ich das nicht so schlimm. In oben beschriebener Autounfallsituation hätte ich auch schwören können, dass meine Oma zu mir gesagt hat: Tournesol, pass auf, da passiert gleich ein kleiner Autounfall, aber habe keine Angst, weder deinem Sohn (der auf der Rückbank war) noch dir wird etwas passieren! Der Rest ist egal.
Rational kann das alles in einem Bruchteil von einer Sekunde ja gar nicht passieren und dennoch könnte ich schwören, dass es so war. Brauche ich nun auch Hilfe?
Ich frage mich auch gerade, warum die Frau unbedingt Hilfe benötigt. Sie hat etwas gefunden womit sie scheinbar den Verlust des Ehemannes langsam verarbeiten kann. Und das sollte man ihr einfach gönnen. Mein Opa ist nun über 20 Jahre tot und ich hatte immer ein tolles Verhältnis zu ihm. Selbst heute denke ich in manchen Situationen noch, dass er stolz darauf wäre, dass ich etwas von seinem Wissen noch anwenden kann. Auch wenn er es nie bewusst an mich weitergegeben hat.
Mein Vater hat im Herbst seinen 5. Todestag und auch da beschleichen mich manchmal ähnliche Gedanken, wie bei meinem Opa. Wobei ich mich auch manchmal dabei erwische, dass ich darüber nachdenke, was mein Vater wohl für eine Meinung hätte, wenn ich etwas entscheiden muss. Und da muss ich die Frage von tournesol wiederholen, ob ich nun auch Hilfe brauche, weil ich mich versuche gedanklich in meinen Vater hinein zu versetzen, damit ich zu einem Entschluss gelangen kann.
Ramones hat geschrieben:Sie war viele Jahre lang verheiratet, bis ihr Mann unerwartet verstarb. Sie ist um die 50, könnte ihr Leben noch genießen. Ihr Mann ist nun schon 2 Jahre lang tot und sie schafft es nicht das zu überwinden und vor allem aber auch zu akzeptieren.
Ich glaube, dass noch kein naher Verwandter von dir gestorben ist, oder? Vielleicht musstest du dich noch nicht von einem geliebten Menschen verabschieden, aber das ist ziemlich hart. Wenn beide viele Jahre verheiratet waren, dann kommt man über den Tod nicht nach zwei Jahren hinweg. Wenn die Frau 50 Jahre alt ist, dann waren beide vielleicht 20-30 Jahre verheiratet. Wenn man davon ausgeht, dass der Ehemann auch zwischen 50-60 Jahre alt war, dann ist er vielleicht nach einer Krankheit gestorben.
Ich muss auch sagen, dass ich nicht zwingend finde, dass die Frau nun Hilfe braucht. Sicher ist es ungewöhnlich, dass sie davon berichtet, dass ihr verstorbener Mann nun ein Stern ist und sogar mit ihr spricht. Aber damit tut sie doch niemandem weh. Es ist einfach ihre Art, damit umzugehen und ihr hilft der Gedanke eben, dass ihr Mann ein Stern ist und vom Himmel auf sie herab sieht. Jeder Mensch geht anders mit einem solchen Schmerz um und verarbeitet so etwas unterschiedlich schnell.
Ich weiß natürlich auch, dass das hilfreich sein kann, wenn man so trauert, aber ich finde es deswegen bedenklich, weil sie ihr Leben nur noch nach dem Stern gestaltet. Sie wartet fast den ganzen Tag am Fenster spricht immer abends mit dem Stern und sagt auch, dass sie Antworten bekommt. Alles nicht weiter schlimm, aber sie macht eben nichts mehr selber. Sie bekommt die Einkäufe mittlerweile von einer Nachbarin gebracht und sonst macht sie eben nichts um sich abzulenken und wartet auf ihren Stern. Das schenkt doch wirklich sehr ein und so sollte es meiner Meinung nach dann auch nicht sein.
Ich selber habe auch schon Menschen verloren, die mir sehr am Herzen lagen. Selber habe ich einen Weg gefunden damit umzugehen und an einem Tod habe ich auch heute noch zu knabbern, aber mein Leben geht weiter und ich kann meinen Alltag beschreiten.
Nun ja, so hast du es im Eingangsthread ja nicht geschildert. Ich weiß nun auch nicht welchen Laden deine Schwiegermutter hat. Ich dachte da eher an einen Einkaufsladen. Also geht die Dame nicht mehr selber einkaufen? Wie kam es dazu? Kann sie es körperlich nicht mehr? Oder welchen Grund hat sie der Nachbarin gesagt, dass sie eben nun die Einkäufe übernommen hat? Gibt es noch weitere Familienangehörige, wie zum Beispiel erwachsene Kinder?
Bewältigt sie den normalen Alltag wie Haushalt führen, Kochen und so weiter? Im Prinzip gibt es ja durchaus Anlaufstellen zur Trauerbewältigung. Das kann vom Dorfpfarrer bis hin zur professionellen therapeutischen Hilfe vieles sein. Also es kommt nun finde ich auf vieles an, warum sie einiges nicht mehr bewältigen kann. Hat es einen körperlichen Grund, dann gibt es durchaus Heimhilfen und Co. Und es wird auch viel darauf ankommen, wie es der Frau selber geht, also wie sie es selber empfindet.
Wenn sie selber mit dem Glauben an den Stern glücklich ist, dann wird es wahrscheinlich schwer sein, dass sie Hilfe annimmt. Und es kommt auch darauf an, ob sie nur noch auf den Abend wartet um diesen Stern zu sehen und komplett fertig ist, wenn es bewölkt ist, oder ob sie eben einfach der Meinung ist, dass ihr Mann nun ein Stern ist, der auch am Tag und bei Bewölkung für sie da ist. Und dann soll sie meinetwegen auch mit dem Stern sprechen.
Wie gesagt, ich kenne durchaus einige Menschen, die am Grab mit den Verstorbenen sprechen. Warum also auch nicht mit einem Stern. Aber wenn man nur noch auf diesen Stern wartet und sonst gar nichts macht, dann ist es schon etwas heftig. Ist halt allgemein etwas schwierig die Situation zu beurteilen, insbesondere da ich mir gut vorstellen kann, dass da die Gerüchteküche gerade ordentlich brodelt. Und vielleicht sollte man sich auch hinterfragen, was man sich eben einfach so hinter der Hand erzählt und was Faktum ist.
Ich finde das jetzt auch nicht weiter schlimm. Es wird erst schlimm, wenn die Frau dann wirklich über nichts anderes mehr sprechen kann und deine Schwiegermutter dann unter den Geschichten leidet. So lange aber niemand einen Schaden davon trägt, würde ich die Frau in dem Glauben lassen. Vielleicht hilft ihr so etwas, ihre Trauer zu verarbeiten.
Viele Menschen brauchen sehr lange, bis sie über den Tod eines Menschen weg gekommen sind, mit dem sie den Großteil ihres Lebens verbracht haben. Das ist ja auch ganz logisch, dass das so ist, oder?
Die Frau entscheidet selber, wann sie über die Trauer hinweg ist und wieder ein normales Leben führen möchte. Da kann man niemandem drein reden. Die einen brauchen eben nicht so lange, die anderen länger. Es gibt Menschen, die kommen bis zum eigenen Tod nicht über den Tod des anderen hinweg. Aber das ist einfach so, alle Menschen sind verschieden.
Ich habe mir gestern Nacht mal den Himmel und die Sterne angesehen. Nicht wegen der Sternschnuppen, die fallen sollten, sondern weil ich diesen Thread gelesen hatte. Dort wo der Himmel frei war von Wolken und dem Mond, schimmerten und glitzerten viele Sterne. Es war eine Pracht.
Wenn diese Frau nun in ihrem Kummer um den verstorbenen Ehemann mit einem Seufzer zum Himmel geguckt hat, sah sie vielleicht nur den größten Stern dort glitzern und funkeln. Sie erkannte im Funkeln Zeichen, die ihr gegeben wurden. Von da an war es für sie klar, dass nur ihr Mann ihr solche Zeichen geben konnte und sie hat eben in dem Stern ihren Mann in einer anderen Gestalt erkannte.
Wer kann es ihr verübeln, dass sie sich in ihrem tiefen Kummer etwas gesucht hat, woran sie glaubt und festhält. Vielleicht hatte sie niemanden zu Hause, der sie etwas trösten konnte. Im Moment wird sie keine Hilfe annehmen und auch nicht brauchen. Vielleicht wenn der Stern mal nicht mehr zu sehen ist bei bedecktem Himmel, dass sie sich Gedanken macht und wieder ansprechbar ist. Ob es gelingt, sie mit der Zeit so von ihrem Glauben an den Stern abzubringen, wird sich zeigen.
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