Nach Kündigung sich krank melden oder Zähne zusammenbeißen?
Immer wieder kommt es in der Arbeitswelt zu Kündigungen oder auch zu nicht verlängerten Arbeitsverträgen. Sicher ist ein Arbeitnehmer ziemlich enttäuscht, dass er nicht übernommen oder weiter beschäftigt wird. Der Frust sitzt tief, die Angst, erst einmal vom Staat abhängig zu sein und nicht zu wissen, wie es beruflich weiter gehen kann, all diese Gefühle können sich verbreiten. Sicherlich sind es keine schönen Gefühle und deshalb kann ich schon verstehen, wenn man sich lieber krank schreiben lässt. Andererseits würde ich mir je nach Fall denken, jetzt erst Recht und eine Krankmeldung eher umgehen und die Zähne zusammenbeißen.
Dennoch ist es in vielen Fällen, aus welchen Gründen auch immer so, dass sich gekündigte Arbeitnehmer krank melden und so gar nicht mehr zur Arbeit erscheinen.
Seid Ihr auch schon einmal so vorgegangen, als es hieß, es geht für Euch in diesem Betrieb nicht mehr weiter oder dergleichen? Kennt Ihr weitere Gründe, die eine Krankmeldung nach Kündigung erklären oder die eine Krankmeldung praktisch entschuldigen? Sollte man bei nicht vorhandener Krankheit nicht eher die letzte Zeit nutzen und sich von seiner besten Seite zeigen, um sich zu beweisen und dem Betrieb zu zeigen, dass ihm ohne den gekündigten Mitarbeiter doch etwas fehlt?
Dieses Thema beschäftigt früher oder später vermutlich jeden Menschen und so war ich natürlich auch schon einmal hiermit konfrontiert. Ich muss sagen, dass ich es durchaus nachvollziehen kann, wenn man bei einer erfolgten Kündigung die letzten Wochen noch durchziehen will und sich von seiner besten Seite zeigt. Andererseits kann ich es auch sehr gut verstehen, wenn man es in der letzten Zeit einfach nicht mehr schafft, noch täglich auf die Arbeit zu gehen wenn man immer im Hinterkopf hat, dass man dort bald nicht mehr hin darf.
Ich bin der Auffassung, dass es ganz stark von der jeweiligen Situation abhängig ist. Wenn man beispielsweise ein sehr gutes Verhältnis zu seinen Arbeitskollegen hatte, dann fällt es einem sicher leichter, die letzten Tage auf der Arbeit noch rum zu kriegen. Wenn man sich allerdings schon länger unwohl gefühlt hat, dann fällt es einem sicher sehr schwer, auch noch die letzten Tage mit hoch erhobenem Kopf in den Betrieb zu gehen.
Mir persönlich ist es schon mal passiert, dass ich mich für mehrere Wochen habe krank schreiben lassen, weil ich einfach nicht mehr zur Arbeit gehen konnte. Gerade, wenn man rausgeschmissen wird und eigentlich gerne geblieben wäre, ist diese Situation natürlich sehr schwer für einen. Als mein ehemaliger Chef mich gekündigt hatte, wollte ich eigentlich auch zunächst die letzten Wochen noch professionell durchziehen. Bei mir war es dann aber so, dass ich den psychischen Druck einfach nicht ertragen habe und zusammengebrochen bin. So konnte ich dann definitiv nicht mehr in die Firma gehen und musste die letzten Wochen einen Krankenschein einreichen.
Ich denke, dass es generell natürlich die bessere Lösung ist, wenn man trotz Kündigung noch professionell weiter arbeitet. Auch im Bezug auf das Arbeitszeugnis und eventuellen Empfehlungen wäre dies natürlich die bessere Lösung. Andererseits ist es aber so, dass das Leben halt manchmal nicht nach Plan läuft und es daher durchaus verständlich ist, wenn man die letzten Wochen nicht mehr durchziehen kann, denn der psychische Druck nach einer Entlassung ist einfach nicht für jeden erträglich.
Ich denke auch, dass es immer auf die Situation ankommt. Allgemein denke ich auch, dass es schon besser ist, wenn man in der letzten Zeit die Zähne zusammenbeißt und weiter zur Arbeit geht. So kann man die Zeit noch mit den Kollegen, die man mag, verbringen und vielleicht auch wirklich dem Chef zeigen, dass der Verlust eine Lücke hinterlassen wird, was ja auch für das Zeugnis nicht schlecht ist.
Allerdings kann ich es auch gut verstehen, wenn jemand dies einfach nicht kann und sich darum krankschreiben lässt. Je nach Betriebsklima muss es wirklich schwer sein, die letzte Zeit noch zur Arbeit zu gehen, wenn man vielleicht dann sowieso nicht mehr in laufende Projekte einbezogen wird, da man doch bald nichts mehr damit zu tun hat.
Ich habe auch schon beides erlebt und ich sehe es auch so,es kommt auf die Situation drauf an und auch wie die Kollegen damit umgehen. Bei meinem einen Job wussten sie natürlich auch, das meine Befristung ausläuft, aber sie haben mich toll unterstützt, haben es möglich gemacht, dass ich ohne schlechtes Gewissen Termine für Vorstellungsgespräche wahr nehmen konnte und so weiter.
Ein anderer meiner vorigen Jobs war auch befristet, und als es nun darum ging, wie es weiter ging, wurde es mir echt schwer gemacht von der Firma. Zunächst war es so, dass mein Job nicht weg gefallen ist, sondern er sollte vorübergehend erst einmal von einer Zeitarbeitskraft besetzt werden, da die Arbeit halt weiterhin angefallen ist aber die Stelle von der Geschäftsführung nicht weiter genehmigt wurde. Mir wurde dann zunächst angeboten, meinen alten Job zu wesentlich schlechteren Bedingungen über Zeitarbeit doch weiter machen zu können. (Ich hätte in etwa so viel wie Arbeitslosengeld bekommen, und hätte einige Privilegien wie kostenloses Mittagessen, Teilnahme an Schulungen verloren und hätte obendrein auch noch die Fahrtkosten gehabt)
Da habe ich erst einmal abgelehnt, und danach wurde es mir dort echt schwer gemacht. Mir wurde mein Schreibtisch weg genommen und ein deutlich kleinerer, eigentlich gar nicht zum Arbeiten geeigneter Arbeitsplatz gegeben. Als ich sagte, dass ich an einem bestimmten Tag ein Vorstellungsgespräch hätte, wurden mir dort angeblich unverschiebbare Termine reingesetzt, zu denen meine Anwesenheit unbedingt notwendig sei. Das Zwischenzeugnis, was ich zum Bewerben angefordert hatte, habe ich nie bekommen.
Das habe ich mir auch nur ein paar Tage angeschaut, ich war echt fertig, habe sehr viel geweint in der Zeit und konnte kaum schlafen. Da habe ich mich auch krank schreiben lassen.
Hängt das nicht im Endeffekt von dem Job selbst ab und was da vorgefallen ist? Ich meine, wenn die Ursache der Kündigung extremes Mobbing gewesen wäre und man es psychisch bedingt gar nicht mehr in der Nähe des Arbeitsplatzes aushält würde ich unter Umständen schon eine Krankschreibung in Erwägung ziehen. Ansonsten würde ich eher dazu tendieren, die Zähne zusammenzubeißen und ganz normal meine Arbeit zu verrichten. Normalerweise bekommt man ja auch ein Arbeitszeugnis, das man bei weiteren Bewerbungen braucht. Das würde ich nicht unbedingt durch eine Krankschreibung vermasseln wollen. Wer weiß, was da sonst aus Rache reingeschrieben wird.
Daran habe ich auch gedacht, man bekommt eine Bewertung und da macht es natürlich einen miesen Eindruck, wenn man sich nochmal krankschreiben lässt. Ich denke, dass ich es abhängig davon machen würde was ich habe. Wenn es wirklich nicht geht, kann man es ja nicht ändern, dann muss man sich krank melden und sonst würde ich schon versuchen da noch die letzten Tage oder Wochen herumzubekommen.
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