Wenn man es nicht auf sich beruhen lassen kann

vom 06.08.2014, 21:32 Uhr

Ich bin ein Mensch, dem es schwer fällt, mit Dingen abzuschließen. In den aussichtslosesten Situationen habe ich schon versucht, um etwas zu kämpfen, obwohl es keinen Sinn mehr gemacht hat. Manchmal war das mit einigem Aufwand verbunden, manchmal ist es aber auch einfach der Gedanke daran, beziehungsweise das Gefühl, als müsse ich noch irgendetwas klären.

Ich erläutere es mal an einem Beispiel, das mich gerade veranlasste, dieses Thema zu verfassen. Ich habe über Facebook eine Frau kennengelernt, die mir meine Haare färbt, zufälligerweise haben wir ungefähr die gleiche Kleidergröße, also bot ich ihr bei unserem zweiten Treffen einen Tausch an. Ich gab ihr gebrauchte Kleidung mit, ungefährer Kaufpreis 50 Euro. Sie sagte, sie werde bei unserem nächsten Treffen einige Oberteile mitbringen, die sie nicht mehr braucht.

Ich habe ihr vertraut, da wir uns vor dieser Abmachung schon zweimal getroffen hatten und alles in Ordnung war. Sie brachte mir Kosmetikproben mit , ich bezahlte ihr Geld dafür, dass sie mir die Haare färbte. Aber nach diesem Treffen war Funkstille. Ich habe sie per Facebook mehrfach daran erinnert, sie reagierte grantig "Jaja du bekommst deine Sachen schon", bis sie mich völlig ignorierte.

Es sind teilweise Ereignisse, die schon mehrere Monate her sind,aber trotzdem brodelt es jedes Mal in mir, wenn ich die Namen betreffender Personen lese. Es ist wohl so, dass ich mich irgendwie schwer damit tue, Dinge auf sich beruhen zu lassen, wenn andere schon längst zur Vernunft gekommen sind und dem keine Beachtung mehr schenken.

Das extremste, was mir dahingehend wiederfahren ist, sind immer wiederkehrende Träume von ein und derselben Person - einer ehemaligen sehr guten Freunden, die von heute auf morgen die Funkstille wollte und diese auch einhielt. Ich habe schon zig mal geträumt, dass wir uns wieder versöhnen, alles wieder wie früher ist. Und das Ereignis ist jetzt schon fast 2 Jahre her! Kürzlich trieb es mich so weit, dass ich ihr zum Geburtstag gratulierte, sie antwortete sogar mit einem Dankeschön, aber dann wusste ich nicht recht, ob ich wirklich nach 2 Jahren einfach so ein Gespräch anfangen soll.

Wie ist das bei euch? Geht euch das auch manchmal so? Hängt ihr Dingen lange nach, wenn andere schon längst davon abgelassen haben und eingesehen haben, dass es nichts bringt?

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich hab über ein Jahrzehnt lang nach etwas gesucht, was man mir weggenommen hatte. Und über zehn Jahre lang hatte ich keinen blassen Schimmer, wo es ist, ob es noch existiert und wer es dann nun haben würde. Die Spuren waren rudimentär. Es war eigentlich aussichtslos und die meisten Menschen hätten diesem Verlust irgendwann nicht weiter hinterhergehangen, sondern hätten die ganze Geschichte einfach abgehakt.

Aber ich nicht. Ich habe immer wieder gesucht und gesucht und am Ende, nach fast elf Jahren, habe ich gefunden. Es war die Erfüllung eines Traumes für mich! Etwas, das mir sehr am Herzen lag. Und dann, nach über elf Jahren, konnte ich es sogar wiedersehen und höchstwahrscheinlich werde ich, so der Herr es denn will, auch bald wiederbekommen. Ich weiß nun, wo es ist und dass alles in Ordnung ist damit. Und das hat mich sehr beruhigt, glücklich gemacht und mein Leben verändert, da mir dieser Verlust immer eine sehr große Last war.

Mein Verhalten in diesem Fall war sicherlich extrem. Aber ich bin froh, dass ich auch in aussichtslosen Situationen immer beharrlich geblieben bin und mich niemals entmutigen lassen habe, jedenfalls nicht restlos.

Auch in anderen Bereichen kann ich Dinge schlecht auf sich beruhen lassen. Ich möchte irgendwie gerne immer ein für mich persönlich zufriedenstellendes Ende haben und dann ist es auch in Ordnung. Bei manchen Menschen bin ich froh, wenn der Kontakt abbricht. Bei anderen würde ich gerne ein klares Ende ziehen. Dann ist es aber auch gut und ich hänge ihnen nicht weiter nach. So ist es bei mir mit fast allem. Habe ich etwas erfolgreich beendet, ist es auch vorbei. Habe ich das Gefühl, dass es noch nicht richtig vorbei ist, dann gehe ich der Sache weiter nach.

Im Falle deiner ehemaligen Freundin würde ich dir empfehlen, zu versuchen, langsam wieder einen Kontakt aufzubauen. Dann kannst du vielleicht besser einschätzen, ob es sich für dich überhaupt noch lohnen würde, einen Kontakt aufrecht zu erhalten beziehungsweise ihn wieder aufzubauen. Du merkst vielleicht, dass sie sich verändert hat und du selber keinen Kontakt mehr haben möchtest und kannst mit der Geschichte abschließen. Oder du kannst wieder neu anknüpfen. Ich denke, einen Versuch wäre es zumindest wert.

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» olisykes91 » Beiträge: 5367 » Talkpoints: 24,16 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Ich bin leider auch so ein Mensch, der vieles nicht auf sich beruhen lassen kann. Mich stört das mittlerweile selbst ganz extrem, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich kann mit vielem aus der Vergangenheit nicht abschließen, so dass ich immer wieder daran erinnert werde und mich selbst auch immer wieder daran erinnere. Somit bin ich auch automatisch ein wirklich extrem nachtragender Mensch. Wenn man mich in der Vergangenheit verletzt hat, dann kann ich es zwar verzeihen, aber nicht vergessen und es dennoch nicht auf sich beruhen lassen.

Was mich selbst stört, ist, dass ich dann im Streit schnell dazu neige, Sachen aus der Vergangenheit wieder dazu zu holen, auch wenn diese ja eigentlich nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Wenn ich richtig aufgewühlt und sauer bin, fallen mir jedoch alle vergangenen Sachen wieder automatisch ein, die mich wütend gemacht haben und ich mich dann schon wieder daran denken. Im blödesten Fall werfe ich sie der Person dann auch noch vor und man streitet sich im Endeffekt wiedre über die Sachen aus der Vergangenheit, die unter Umständen vielleicht schon Jahre alt sind.

Viele Leute können ja komplett mit etwas abschließen und die Sache auf sich beruhen lassen, wenn sich die entsprechende Person bei ihnen entschuldigt hat. Bei mir ist das nicht so. Passiert ist eben passiert und lässt sich für mich nicht mehr rückgängig machen, auch wenn ich es gerne wollen würde. Mich stört das ja auch selbst, weil mich die Sachen aus der Vergangenheit immer noch belasten, die ich eigentlich schon längst vergessen haben sollte, wenn sie nicht mehr aktuell sind und wenn ich mich mit der entsprechenden Person versöhnt habe. Ich wüsste nun aber auch nicht, wie ich mir das Ganze abgewöhnen könnte.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



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