Warum wird Israel vom Westen so stark unterstützt?
Bestimmt habt ihr vom Nahost-Konflikt mitbekommen, wobei das ja längst kein Konflikt mehr ist, wenn man sieht, wie viele Menschen da leider bei Militärangriffen ums Leben kommen.
Letztens habe ich wieder gelesen, dass die USA wieder große Waffenlieferungen an Israel geschickt haben und auch finanziell Gelder in Höhe hunderter Millionen Dollar übersenden. Und vor paar Jahren kam ja auch ans Licht, dass die Bundesregierung Atom-U-Boote an Israel geschickt hat, eines davon im Wert von 300 Millionen Euro sogar umsonst.
Mich würde mal interessieren, wieso Israel ständig diese Hilfen bekommt, obwohl Sie ihre wirtschaftliche und militärische Stärke schon jetzt total gegen die Leute im Gaza-Streifen ausnutzen. Ich bin ja anfangs an die Sache recht neutral herangegangen, um weder die Judenseite (Israel), noch die muslimische Seite (Palästina) unabsichtlich schlecht zu betrachten.
Aber mittlerweile deutet alles darauf hin, dass Israel da völlig unverhältnismäßig vorgeht, weshalb auch die traurige Zahl von über 2000 Zivilisten zustande kam, viele davon auch Kinder. Wieso wird Israel aber trotzdem vor allem vom Westen, also auch Deutschland, so stark unterstützt, anstatt dass Druck darauf ausgeübt wird?
Ich habe vor einiger Zeit eine Vorlesung über die USA besucht und auch abgeschlossen. Die Vorlesung war sehr interessant und es wurden nicht nur physisch-geographische Aspekte des Landes beleuchtet, sondern auch die Geschichte, das politische System und die Kultur des Landes. Die Vorlesung war sehr interessant und eine Sache, die der Dozent sagte, ist mir besonders hängen geblieben. Der Dozent meinte damals, dass in den USA die meisten Juden weltweit leben sollen und dass auf Grund derer Spenden nach Israel die USA sich sehr stark für Israel engagieren würden.
Die Regierung in den USA könnte es sich seiner Meinung nach nicht leisten, offen gegen Israel zu agieren, da sonst ein Teil des eigenen Volkes sich sonst gegen die eigene Regierung auflehnen könnte. Inwiefern diese Informationen stimmen, kann ich nicht sagen. Vor allem, weil ich auch nicht weiß, aus welcher Quelle dieser Dozent zitiert hat. Laut Wikipedia sind nur knapp 5-6 Millionen jüdische Einwohner in den USA und Israel selbst hat über 8 Millionen Einwohner. Andererseits ist Wikipedia auch nicht gerade eine seriöse Quelle, also sollte man das an anderer Stelle überprüfen.
Ein Kommentar auf Facebook unter einem Video von Euronews zum Konflikt und den Waffenlieferungen aus den USA, besagte, dass von den 200 reichsten Menschen in den USA 40-45 % Juden seien. Ich habe dazu keine Quelle und kann das nicht belegen. Aber es klingt plausibel. Viele Juden sind in die USA emigriert. Besonders zur Nazizeit, aber auch schon in den Jahrzehnten und Jahrhunderten davor. In der Hoffnung auf Freiheit ohne Antisemitismus, wie er in ganz Europa immer vorherrschte.
Also für klingt es logisch, dass es dort viele Juden gibt. Wahrscheinlich weniger Orthodoxe, so dass man es nicht am Straßenbild erkennt. Aber es gibt in Großstädten auch jüdische Viertel. Und wenn dann noch Geld eine Rolle spielt, geht es eben nicht nur um die nackte Zahl auf dem Papier, sondern vor allem um die Macht, die dahintersteckt.
Das würde erklären, warum die USA sich so in Israel engagieren und warum selbst ein nicht-jüdischer Präsident keine Aussichten darauf hat, daran etwas zu ändern.
In Deutschland - und zum Teil im Rest Europas - sind es vor allem die Schuldgefühle. Nur 70 Jahre nachdem die Geschehnisse in Deutschland überhaupt dazu geführt haben, dass so viele Juden nach Palästina gezogen sind und einen eigenen Staat ausgerufen haben, kann es sich eine deutsche Regierung nicht leisten, da wirklich harte Worte zu finden und zu kritisieren.
Aber das macht diesen ganzen Konflikt schon immer zu etwas Besonderem. Mit jedem anderen Hintergrund wären die Juden dort einfach unrechtmäßige Besetzer. Aber selbst die Siedler im Westjordanland werden nicht offiziell so genannt.
Weil „wir“ (grob umrissen: die westliche Welt) den ganzen Mist da unten erst angerührt haben?
Es gibt einen jüdischen Witz, der lautet „Wenn die uns schon ein Land schenken, welches ihnen nicht gehört, warum konnte es denn nicht die Schweiz sein?“ Der zweite Weltkrieg neigte sich seinem Ende entgegen und so langsam dämmerte es, das gewisse Berichte über die Gräuel die durch die Deutschen geschehen waren eher untertrieben gewesen waren.
Mit fiesen Lagern kannten sich einige der Alliierten selbst ganz gut aus (die Engländer und Amerikaner auf jeden Fall), aber zwischen „extrem schlechter Behandlung“ und „Vernichtung“ gibt es einen Unterschied. Es wurde klar, das man jahrelang die Lage völlig falsch eingeschätzt hatte und nun ging die Phase los, in der man versuchte es wieder gut zu machen. Die Juden sollten endlich einen festen Zufluchtspunkt bekommen, einen eigenen Staat, wo sie selbst herrschen. Und da Israel zu jener unter englischen Einfluss und die Briten waren noch nie sehr sensibel wenn es um das verteilen von Land geht, was ihnen eigentlich nicht gehört. Man war schließlich Weltreich.
Der Rest nickte den Plan hektisch ab und hoffte, das sich niemand so schnell daran erinnerte, das es europaweit (und auch in den USA) sehr beliebt war eine denkbar schlecht Meinung über „die“ Juden zu haben. Die waren seit langer Zeit erprobter Sündenbock, schließlich hatten „die“ ja den Heiland und Herrn gemeuchelt (ich dachte zwar immer, der wäre in die Mühlen der römischen Justiz geraten, aber so kann man sich irren). Man konnten denen ja nicht einmal sagen, sie sollten doch dahin gehen wo sie herkamen, denn bis zur Gründung des Staates Israel hatten sie ja gar keinen eigenen Staat.
Wie wenig durch gedacht das im Grunde ist machen sich bis heute die wenigsten klar. (Ernsthaft, als vor einigen Jahren Michael Friedmann in den öffentlichen Focus geriet, grunzten wirklich welche, er solle doch dahin gehen wo er herkam. WtF?! Der Mann ist Deutscher.) Bis heute bekommen die Leute den Staat Israel und die Anhänger des jüdischen Glaubens schwer durcheinander. Das ist, als würde man annehmen das alle Deutschen Christen wären, weil diese Religion hier sehr weit verbreitet ist. Aber, es schweift hier etwas ab.
Es gibt da verschiedene Punkte. Der eine: das schlechte Gewissen. Und gleichzeitig die Möglichkeit darauf zu verweisen: Aber die haben doch einen ganz eigenen Staat, nur für sich alleine! Mögen sie sich daran erfreuen!
Der andere Punkt ist: Juden die im Ausland leben und die alte Heimat unterstützen. Niemand ist so sehr bereit Geld für die alte Heimat auszugeben, als Leute die erfreulich weit entfernt von deren Krisenherden leben. Ein anderes Beispiel: Der ganze Nordirlandkonflikt hätte niemals so ewig gedauert, wenn die radikalen Flügel nicht ständig mit Geld und Waffen von reichen USA Iren nach versorgt worden wären.
Dummerweise sind Auslands-was-auch-immer in mancher Hinsicht blind, denn sie leben nicht im Krisengebiet und verstehen nicht wie nervös man werden kann, wenn der wütende Nachbar einen ständig seinen Unmut zeigt. (Wobei man erwähnen muss: Die Hamas und Co werden ebenfalls von reichen Leuten aus weiter Entfernung unterstützt.)
Und ein Teil ist auch: Israel ist ein kleiner pro-westlicher Punkt in einer Gegend die nicht sehr gut auf den Westen zu sprechen ist. Ein Brückenkopf in einem Gebiet das einerseits die westliche Welt nicht mag - und andererseits auf dem sitzt, was diese antreibt: Dem Öl. Alleine das ist ein guter Grund für die westliche Welt Israel zu unterstützen, egal was kommt.
Israel ist eben eine der wenigen funktionierenden Demokratien dort unten, die westliche Werte völlig akzeptiert. Dagegen sind die Diktaturen in den Nachbarländern und der teilweise gesteuerte Hass auf den Westen nichts, was der Westen unterstützen sollte und könnte. Was wäre denn die Alternative? Sollte man wirklich zusehen, wie ein westlich orientierter Staat von arabischen Diktaturen fertig gemacht wird?
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