Ehemann verschuldet heimlich die Familie

vom 29.07.2014, 10:27 Uhr

Stellt euch folgende Situation bitte vor. Eine Mann und eine Frau sind seit vielen Jahren scheinbar glücklich verheiratet und auch finanziell sieht es nicht schlecht aus. Zwar lebt die Familie nicht in Saus und Braus aber es reicht für kleine Ausflüge, ein Eigenheim und ab und zu kleine Geschenke. Die Beiden haben ein Kind im schulpflichtigen Alter, der Ehemann geht Vollzeit arbeiten und die Mutter verdient sich mit kleinen Jobs ein Zubrot.

Eines Tages findet die Frau im Briefkasten Nachrichten von verschiedenen Gläubigern, die mittels der gemeinsamen Bank um Begleichung der ausbleibenden Raten bitten. Es handelt sich dabei um Versicherungen. Natürlich stellt die Frau ihren Mann zu Rede, aber dieser hat eine Erklärung parat. Die Firma in der er angestellt ist, hätte später als üblich gezahlt und somit wurde das Konto leider überzogen. Aber das sei kein Problem, da jetzt wieder genug Geld zu Verfügung stehen würde.

Die Ehefrau war beruhigt und dachte sich nicht mehr dabei. Als sich allerdings im nächsten Monat das Spielchen wiederholte, wurde sie stutzig. Ich will die Geschichte hier abkürzen.

Das Ende vom Lied war, dass der Vater, ohne das Wissen der Mutter einen hohen Kredit aufgenommen hatte und das schon vor Jahren, und jetzt mit den Ratenzahlungen nicht mehr hinterher kommt.

Ich muss sagen, mir war gar nicht bewusst das Ehepartner ohne die Zustimmung des anderen Kredite von den Banken bewilligt bekommen. Weiterhin frage ich mich, ob ich meinem Ehemann ein derartiges Verhalten verzeihen könnte. Laut ihm habe er das Geld nicht für sich ausgegeben, sondern konnte sich schlicht den gemeinsamen Lebensstil nicht mehr leisten. Da er seine Frau nicht beunruhigen wollte, und sie lieber glücklich sehen wollte, habe er sich für diese, wenn auch unglückliche, Lösung entschieden.

Wie seht ihr die Angelegenheit und könntet ihr eurem Partner verzeihen, wenn er euch in dieser Art und Weise hintergehen würde? Ich hätte damit meine Probleme.

» Fabienne3 » Beiträge: 824 » Talkpoints: 23,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Fabienne3 hat geschrieben:Ich muss sagen, mir war gar nicht bewusst das Ehepartner ohne die Zustimmung des anderen Kredite von den Banken bewilligt bekommen.

Warum sollte das nicht möglich sein? Zumal die Kreditwürdigkeit durch die Unterschrift der Frau ohne Job z.B. auch keine höhere Sicherheit für die Bank bedeuten würde. Hier hat die Bank letztlich nur das Problem, dass sie auch nur die Personen in Regress nehmen kann, die den Darlehensvertrag unterschrieben haben. Aber - wie geschrieben - eine zusätzliche Unterschrift vom Partner oder der Partnerin ist nur sinnvoll, wenn von der Seite auch Gelder zu holen sind.

Viel lustiger ist die Vorstellung, durch einen Kredit ein Einkommen generieren zu wollen. Denn wenn das eigene Einkommen nicht ausreicht, um den Lebensstil zu finanzieren, dann wird die finanzielle Belastbarkeit durch ein zusätzliches Darlehen ja auch noch geschmälert, was die Situation zwingend verschärft.

Nüchtern betrachtet hätte es die Ehefrau besser getroffen, wenn der Mann das Geld für junge Frauen verprasst hätte und es jetzt nur darum geht, diese Verbindlichkeit aus der Welt zu schaffen. Denn so bedeutet es, dass die bisherige Lebensweise aufgegeben werden muss (was Einschränkungen bedeutet) und zusätzlich (für das existierende Darlehen) weitere Einsparungen folgen müssen. Das dürfte in einem signifikant spürbaren absenken der Lebensqualität enden. Und so ein Schritt bzw. die zugehörigen Maßnahmen dürften wohl mehr noch als das "erschütterte Vertrauen" für ein Beziehungsende sorgen (was die finanzielle Situation für alle noch mal verschlechtert).

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Und nun ist der Ehemann der Böse in der Geschichte? Wie naiv muss man als Frau sein, wenn man nicht mitbekommt, dass das Geld eigentlich hinten und vorne nicht reicht? Es sollte doch in einer Ehe bekannt sein welche Einnahmen vorhanden sind und was als Fixkosten auch immer weg geht. Mit dem Rest kann man das tägliche Leben planen. Lässt man die Geldgeschäfte einfach nur einen Partner machen, dann muss man schon fast von Dummheit reden, wenn man dann in so einer Situation landet.

Jetzt kann man eigentlich nur versuchen zu retten und die Ausgaben minimieren. Selbst wenn das über einen gewissen Zeitraum heißt, dass man auf einige Annehmlichkeiten verzichten muss. Aber wenn man den Partner mit diesen Dingen schon alleine gelassen hat, dann sollte man auch verzeihen können, dass es soweit gekommen ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich würde mir an der Stelle der Ehefrau fragen, was in meiner Beziehung nicht läuft, das mein Ehemann nicht mit mir reden kann. Ich meine, ich brauche keinen besonders hohen Lebensstandard und könnte auch durchaus mit wenig Geld klarkommen. Das ist schon wirklich eine sehr erschütternde Sache, aber eher weil der Mann nicht mit der Frau reden konnte. Das finde ich trauriger als die Schulden. Geld kann man immer verdienen, das wieder ausgleichen und einen Weg finden, aber man kann die Beziehung und den Vertrauensbruch schwer wieder hinbekommen.

Trennen würde ich mich wegen so einer Sache auf keinen Fall. Mein Mann ist mein Mann und bleibt dies auch, selbst wenn es Probleme gibt. Man kann ja alles wieder hinbekommen und ich würde dann eben mehr arbeiten gehen, damit man die Raten wieder zahlen kann. Das bekommt man schon hin. Dennoch würde ich dann verlangen, dass man zu einer Paartherapie geht, weil man miteinander wieder reden lernen muss.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Auch solche Geschichten tragen dazu bei, dass ich niemals heiraten würde. Zu groß ist die Sorge, dass man am Ende noch in irgendwelche Schuldengeschichten hineingezogen wird. Das wäre absolut nicht mein Fall und ich wäre auch nicht bereit, finanziell für den Partner aufzukommen. Daher würde ich im Vorfeld eigentlich schon dafür sorgen, dass ich gar nicht erst in eine solche Lage gerate. Ich bin da auch ein bisschen hin und her gerissen, weil ich einerseits auf dem Standpunkt stehe, dass man einem Partner grundsätzlich alles zutrauen sollte und es blauäugig ist, ihm voll und ganz zu vertrauen (gerade auch in finanziellen Dingen). Auf der anderen Seite ist es natürlich auch ganz nett, wenn man dem anderen eben auch ein gewisses Vertrauen entgegenbringen kann.

Wenn man in einer solchen Situation ist wie dieses Ehepaar, ist das für beide Seiten nicht schön. Ich frage mich ehrlich gesagt schon, warum der Mann überhaupt diesen Kredit aufgenommen hat. Falls das Einkommen wirklich nicht mehr reichte, um die Bedürfnisse der Familie zu decken, hätte man einen anderen Weg finden müssen. Dann hätte es eben weniger Geschenke und Ausflüge gegeben und im Notfall hätte man das Eigenheim gegen eine günstigere Eigentumswohnung austauschen können. Ich halte allerdings generell nicht viel von Krediten, gerade dann nicht, wenn diese eigentlich nur dazu dienen, einen höheren Lebensstandard zu verwirklichen als eigentlich finanzierbar ist.

Es wäre wohl vernünftiger gewesen, wenn der Mann frühzeitig mit seiner Frau gesprochen hätte. Auch wenn es ein Kind gibt, wird es ja wohl möglich sein, dass die Frau mehr arbeiten geht als nur ein paar Stunden auf Aushilfsbasis. Viele Alleinerziehende und vor allem Leute, die an ihrem Job ebenso hängen wie an der Familie, gehen schließlich auch richtig arbeiten. Das hätte doch sicher auch geholfen und der Kredit wäre vielleicht gar nicht nötig gewesen. Dass jemand aber heimlich einen Kredit aufnimmt, um die Ansprüche der Familie zu befriedigen, finde ich kurzfristig gedacht und schlichtweg nicht besonders schlau.

An Stelle der Frau wäre ich auch sauer über dieses Vorgehen. Natürlich hätte sie nichts dagegen machen können und es wäre ja auch unsinnig, wenn die Bank, die dem Mann den Kredit gewährt hat, auch die Unterschrift der Frau verlangt hätte. Außerdem scheint bei ihr ja ohnehin nichts zu holen zu sein, so dass sie bei Kreditgeschäften keine große Rolle spielen dürfte. Aber ich wäre eben dennoch sauer auf den Mann und würde mir überlegen, ob ich eine Beziehung, in der solche Lügen scheinbar alltäglich sind, noch fortführen möchte.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Die Situation kann ich nicht ganz verstehen. Die Ehefrau muss doch wissen, was monatlich alles anfällt und auch wie hoch die Hypothek monatlich ist für das Haus. Da kann sie sich doch ausrechnen, dass es nicht reicht. Somit wäre es richtig gewesen, selbst zum Einkommen beizutragen und arbeiten zu gehen.

Es ist ja auch möglich, dass der Ehepartner sein Einkommen nicht offen gelegt und die Ehefrau immer beschwichtigt hat, das schon alles in Ordnung sei. So viel Geld, wie diese Familie bisher ausgegeben hat, kann eine Person alleine ja nicht verdienen. Nun müssen sie sich notgedrungen sehr einschränken und eventuell sehen, was mit dem Haus ist , falls sie nicht sofort Arbeit bekommt.

Aber ich finde, dass das nichts mit niemals heiraten zu tun hat, denn es sollten sich schon beide um alles kümmern, damit das nicht vorkommt.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


So etwas finde ich absolut unverantwortlich und inakzeptabel. In jeder Partnerschaft und besonders in einer Ehe, die viele Jahre und bis zum Lebensende halten soll ist Vertrauen zwischen den beiden Partnern das mit Abstand wichtigste.

Ein Mensch muss sich darüber bewusst sein, dass er dieses Risiko nicht nur für sich selbst, sondern auch für seinen Partner und gegebenenfalls auch für seine Kinder in Kauf nimmt. Somit setzt er seine Familie einer Gefahr aus, von der sie nicht einmal wissen und die schwere Folgen für das zukünftige Leben des Partners und der Kinder haben kann.

Ein solch wichtiges Unterfangen sollte immer mit dem Partner besprochen werden und gut überdacht sein!

» Zytorus » Beiträge: 5 » Talkpoints: 2,11 »



@Cid: Was meinst du in wie vielen Beziehungen es so läuft, dass eine Seite sich nicht um die finanziellen Belange kümmert. Selbst mein Ex-Mann hat sich nicht dafür interessiert und alles mir überlassen. Das böse erwachen kam für ihn erst als ich ihn verlassen hatte und er sich dann selbst kümmern musste. Und bei vielen anderen Paaren kenne ich das ähnlich, wobei da meist die Frauen diese Sachen regeln und es den Männern ausreicht, zu wissen, dass man mit den Einnahmen und Ausgaben vernünftig leben kann.

Da ich aber eine solche Situation in der Familie schon erlebt habe, als ich noch recht jung war, habe ich mich da nie in Sicherheit wiegen lassen. Aber meine Tante hat damals auch erst mitbekommen, nachdem mein Onkel verstorben war, wie wenig Geld angespart worden ist während der Ehe. Wobei sie nicht mal genau weiß für was das Geld alles ausgegeben worden ist, was beide mit ihren Führungsposten verdient haben.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Der Gedanke des Mannes, dass er seiner Familie ein schönes Leben ermöglichen möchte, ist ja erst mal positiv zu sehen. Dass er das aber mit einem Kredit macht, das ist schon ziemlich merkwürdig, weil es doch vorher klar sein muss, dass man mehr Geld zurück zahlen muss, als man bekommen hat und dass das doch so nicht funktionieren kann. Wenn man dann den Lebensstil so fortsetzt, ist es doch klar, dass irgendwann alles in sich zusammen fällt. Deswegen verstehe ich eben nicht, wie man in so einer Situation überhaupt daran denken kann, einen Kredit aufzunehmen.

Dass die Frau sich scheinbar aber so wenig um die Finanzen der Familie gekümmert hat, das verstehe ich auch nicht. In einer Ehe finde ich es auch wichtig, dass beide Partner bei diesem Thema die Zahlen kennen und entsprechend auch wissen, was sie sich im Monat noch zusätzlich leisten können. Sicher ist das Vertrauensverhältnis der beiden im Moment nicht so toll, aber wenn in der Ehe bislang sonst alles gut lief, sollten sie das doch meistern können. Nun müssen beide eben an einem Strang ziehen, um den Kredit abzubezahlen und dann zu schauen, wie das zukünftige Leben aussieht und wie sich der Lebensstil verändern muss.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich muss sagen: Ich kenne Leute bei denen es ähnlich, sogar noch schlimmer und extremer zugegangen ist. Ich finde es einfach respektlos seinen Partner nicht einzuweihen. Auch wenn er es angeblich für die Ehefrau oder die Familie getan hat. Man sollte mit seinem Partner über alles sprechen können, was hat die Ehe denn sonst für einen Sinn, wenn man das nicht kann. Nun ja ich finde verzeihen sehr schwer, da man nicht genau weiß, ob das Geld wirklich der Familie zu Gute kommen sollte oder nicht.

Außerdem fragt man sich doch, ob dann nicht noch mehr gelaufen ist als das und wenn der Mann den Kredit schon vor Jahren aufgenommen hat, bedeutet das ja auch, dass er seine Familie jahrelang belogen hat und das stellt meiner Meinung nach einen heftigen Vertrauensbruch dar. Nun ja man muss eben gucken, ob man dem Mann trotzdem weiterhin vertrauen kann. Falls ja sollte man es möglicherweise nochmal versuchen.

Auf jeden Fall sollte man gucken, ob der Kredit das alleinige Übel ist, oder ob noch weitere Dinge dazukommen. Und falls man sich entschließt zu verzeihen, sollte man auf jeden Fall klären, dass man einander nicht mehr anlügt und man sich vertrauen kann.

» NewClassic » Beiträge: 23 » Talkpoints: 4,64 »


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