Hat die schöne Insel Sylt bald keine Einheimischen mehr?
Einige von euch haben schon einen schönen Urlaub auf Sylt verbracht. Vielleicht habt ihr euch gewundert über die hohen Preise. Das tun nicht nur Urlauber, sondern auch Einheimische. Sylter, die hier geboren sind und wohnten, mussten sich eine andere Bleibe suchen, weil sie die Mieten nicht mehr bezahlen konnten.
Die Reichen kaufen sich eine Immobilie. An ruhigen Strandabschnitten lassen Investoren Luxuswohnungen bauen. Für die Preise, die in Münchens Toplage üblich sind, werden hier die Häuser verkauft.
Da sie die Wohnungen nicht mehr bezahlen können, hat das für die Sylter schlimme Folgen. Die Dörfer, die sie früher bewohnten, gehören jetzt Zweitwohnungsbesitzern. Die Sylter aber sind zu ihren Dienstleistern geworden. Kneipe und Kirche waren mal. Schulen werden geschlossen, also auch keine Bildung mehr. Es gibt noch wenige Einheimische auf der Insel, deren Kinder weite Schulwege in Kauf nehmen müssen. Stattdessen sollte ein Luxusinternat gebaut werden, doch zu wenig Kinder der Reichen waren interessiert.
Nun möchte man statt dessen Wohnungen bauen. Aber kein Sylter kann sich diese leisten. Viele Sylter müssen pendeln zwischen der Wohnung auf dem Festland und der Arbeit auf Sylt. Manche ziehen ganz auf einen Campingplatz. Eine 40²-Wohnung ist nicht unter 750 Euro zu haben. Selbst zur freiwilligen Feuerwehr werden Mitarbeiter zwangsverpflichtet, da es kaum noch Sylter gibt und die Reichen für eine solche Arbeit nicht zu haben sind.
Über die Entwicklung der Insel in den letzten Jahrzehnten ist kein Sylter glücklich. Sie hegen einen tiefen Groll im Innern gegen die vielen Eindringliche. Diese einst so schöne Insel ist nicht mehr das, was sie einst war. Ich hatte das Glück, sie noch vor der Invasion der Reichen kennen zu lernen. Wie seht ihr eine solche Entwicklung? Einheimische müssen gehen, damit Platz wird für die Superreichen. Ist das eine gezielte und gewollte Entwicklung? Eine Luxusinsel, damit die Reichen unter sich sind? WDR3-Sendung
Das Prinzip, das du hier beschreibst erinnert mich an eine Art Gentrifizierung, nur eben mit dem Unterschied, dass keine verwahrlosten und heruntergekommenen Altstadtviertel "aufgewertet" und die ehemaligen Einwohner durch Reiche verdrängt werden, sondern eben auf ganz normale Häuser der Mittelschicht bezogen. Ich finde eine derartige Entwicklung sehr traurig, auch wenn ich noch nie auf Sylt gewesen bin und daher auch nicht wissen kann, wie es dort mal war oder aktuell ist.
Leider scheinen wir in einer Welt zu leben, die von Geld regiert wird und solange es Reiche gibt, die mit Geld alles kaufen können was sie wollen und dementsprechend auch alles tun was sie wollen ohne Rücksicht auf andere, wird es immer wieder ärmere Menschen geben, die sich anpassen müssen. Die Reichen wollen nunmal unter sich bleiben. Es würde mich ehrlich gesagt nicht wundern, wenn aus Sylt bald eine "Gated community" werden würde, eine abgeriegelte und gesicherte Insel bei der man bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um die Insel überhaupt betreten zu dürfen.
Hier zeigt sich doch die Marktwirtschaft sehr deutlich mit Angebot und Nachfrage. Verkauft man dort ein Haus und legt einen Preis fest, so wird der noch nach oben geschauckelt, weil es mehrere Interessenten gibt. Dass sich das kein Einheimischer leisten kann, steht da aber nicht zur Debatte. Würde aber niemand mehr dort Immobilien kaufen, dann würden die Preise auch wieder entsprechend sinken.
Doch man sieht doch auch daran, dass die Probleme irgendwie selbst verursacht sind. Warum werden denn noch Baugenehmigungen erteilt? Vor allem warum nur für Luxusimmobilien? Soweit ich mich erinnere wirkt man wohl in Berlin gegen eine solche Entwicklung. Wer da ein Haus mit Luxuswohnungen bauen will muss auch eine bestimmte Anzahl an preiswertem Wohnraum schaffen. So dass man eben nicht nur reiche Einwohner befriedigen kann.
Ganz unschuldig können die Einheimischen ja nicht an der Entwicklung sein, denn eine große Zahl von Wohnungen und Häusern, die heute "Fremden" gehören müssen ja irgendwann mal im Besitz von Einheimischen gewesen sein oder zumindest muss ihnen das Bauland gehört haben, auf dem die neuen Immobilien entstanden sind. Wenn die gewollt hätten, dass das Haus oder der Acker im Familienbesitz bleibt, hätten sie nicht verkauft. Aber da war die Gier wohl einfach größer.
Einheimische müssen gehen, damit Platz wird für die Superreichen. Ist das eine gezielte und gewollte Entwicklung? Eine Luxusinsel, damit die Reichen unter sich sind?
Du glaubst jetzt nicht wirklich, dass sich "die Reichen" verschworen haben und Pläne zur Verdrängung der einheimischen Bevölkerung schmieden, oder? Diese Verschwörung nennt sich Angebot und Nachfrage und sie lässt sich auch in diversen anderen Stadtteilen und Urlaubsorten beobachten. Wenn die Nachfrage wesentlich größer ist als das Angebot steigen die Preise. Und je höher die Preise steigen desto weniger Menschen mit mittleren Einkommen können sich eine Immobilie leisten.
Eine gezielte und gewollte Entwicklung ist in die Richtung eigentlich überhaupt nicht möglich. Künstlich erhöhte Immobilienpreise würden zu weniger Nachfrage führen und die natürliche Entwicklung des Marktes würde die Preise dann wieder sinken lassen. Man kann nur in die andere Richtung eingreifen, durch eine gesetzliche Begrenzung von Mietsteigerungen zum Beispiel, oder durch den Bau von billigem Wohnraum oder auch einfach dem vermehrten Bau von Wohnraum um ein größeres Angebot zu schaffen.
Ich kenne übrigens auch jemanden mit Ferienhaus auf Sylt und der zählt nicht zu den Superreichen. Das Haus finanziert sich durch die Gäste, die dort wohnen, wenn es nicht von Freunden und Familie genutzt wird. Und wenn man in einem Ferienhaus wohnt sind die Preise auch völlig normal, bei Edeka oder Aldi bezahlt man jedenfalls nicht mehr als auf dem Festland und wenn man essen geht muss man sich auch nicht gerade das teuerste Restaurant aussuchen.
Wenn das, was du schreibst, Punktedieb, tatsächlich so in Berlin umgesetzt wird, dann wäre diese Stadt schon mal auf dem richtigen Weg, auch preiswerteren Wohnraum zu schaffen. Nur ich kann da nicht so richtig daran glauben, dass das auch dementsprechend überprüft wird. In der Innenstadt in Berlin werden die Wohnungen wohl kaum für eine normale Familie bezahlbar sein. Und in Außenbezirken preiswerte Wohnungen zu finden, die neu gebaut werden, wird auch nicht einfach sein.
Ich kenne die Preise für das Mieten eines Ferienhaus auf Sylt nicht, aber billig wird das ganz bestimmt nicht sein. Aber ein Ferienhaus auf dieser Insel ist schon etwas Besonderes. Wurde es bereits vor Jahren erworben, da waren die Immobilienpreise noch nicht so enorm hoch und man kann sich wirklich freuen, dass man es gekauft hatte.
Olly173, eine Gated community, wie du schreibst, ist nicht machbar mit dieser Insel. Denn es haben auch Festlandbewohner, die nicht zu den Reichen zählen, ihre Ferienwohnungen und Ferienhäuser auf der Insel, die auch vermietet werden.
@Cid: Ich bin mir nicht sicher, ob es Berlin war oder eine andere deutsche Großstadt. Aber mit Familie möchte ich auch nicht direkt in der Innenstadt wohnen. Da haben wir selbst in unserem Plauen sehr große und preiswerte Wohnungen, aber das wäre für mich zum Beispiel keine Alternative für meinen Stadtrand.
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