Musste man das Buch "Shades of Grey" wirklich verfilmen?

vom 25.07.2014, 19:21 Uhr

Es gibt ja einen förmlichen Hype um das Buch "Shades of Grey". Es ist etwas anderes. Es wird förmlich die Ausartungen des Liebesaktes beschrieben, wie sie nie zuvor öffentlich ausgesprochen wurden. Viele Frauen haben dieses Buch gelesen und auch ich gehöre dazu. Ich wollte es zunächst nicht lesen, aber nach mehreren positiven Bewertungen aus den Bekanntenkreis musste ich dann doch bei Gelegenheit die Bücher aus der Bibliothek ausleihen. Dabei ging es mir nie um den Schreibstil oder die Art der sexuellen Handlungen. Ich war nur gespannt, wie es sein Ende nehmen wird und war am Ende doch enttäuscht und konnte nicht viel davon halten.

Wie kann man aber dieses Buch verfilmen? Es ist klar, dass es viele Menschen anschauen werden. Ich habe heute auch erfahren, dass es zwei Varianten im Kino geben wird. Einmal eine jugendfreie und einmal eine 18+ Verfilmung. Unterschiede der Varianten sollten klar sein. Aber warum soll es so schön sein, dieses Buch als Film zu sehen, wenn es die ganze Zeit fast ausschließlich um das Gleiche gehen wird? Musste man wirklich diesen Kinofilm drehen? Was meint ihr?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich habe das Buch zwar nicht gelesen, aber meiner Meinung nach verhält es sich in diesem Fall genauso wie bei dem Buch "Feuchtgebiete" von Charlotte Roche, welches schließlich auch verfilmt worden ist. Als das Buch veröffentlicht worden ist, war ich noch nicht mal 16 Jahre alt, wir waren gerade mit der Klasse auf Klassenfahrt und ich hatte das Buch aus der Bücherei - und sorgte damit für allgemeine Unterhaltung. Sogar unsere Klassenlehrerin hatte es gelesen und unterhielt sich darüber mit uns. Wir alle stellten fest, dass es in dem Buch eigentlich nur um Sex und den menschlichen Körper und Experimente mit diesem geht. Eine wirkliche Story konnten wir nicht feststellen.

Die Verfilmung dieses Buches spielt meiner Meinung nach also auch ganz klar die "Tabu-Karte" aus, die mit dem Thema Sex in Verbindung steht und die Publikum anlocken soll. Vor kurzem kam der Film auf Sky, als wir Besuch hatten. Nach 10 Minuten mussten wir jedoch wirklich wegschalten, da es einfach zum Teil Szenen zum Fremdschämen und vor allem Ekeln sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei 50 Shades of Grey ähnlich ist. Zumal sich deiner Beschreibung nach sogar die Geschichten zu ähneln scheinen - viel Gerede um Sex, aber ein enttäuschendes Ende.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Die Frage, warum man diesen Erotik-Schinken verfilmen "muss", hast du ja schon beantwortet. Die Nachfrage ist da und der finanzielle Erfolg praktisch garantiert. Prüderie wird gerne mal aus dem Fenster geworfen, wenn nur genug Kohle dabei herumkommt. Auch die Produktionskosten sollten sich ja in Grenzen halten: Ich kenne die Bücher nur aus Kritiken und Zusammenfassungen, aber die 10 000 Reiter von Rohan werden vermutlich nicht auftreten und auch die Kostümabteilung hat wohl auch geringere Ausgaben als bei vielen anderen massentauglichen Hollywood-Produktionen. ;) Eine Geldmaschine also, nichts weiter.

Was den Sex angeht, haben die Amerikaner schon Mittel und Wege, jede Form von Erotik zu killen. Nach meinem begrenzen Wissen geht es hier weniger um noch nie da gewesene Ausartungen des Geschlechtsverkehrs, sondern schlicht um ein bisschen S/M. Ich bin mir sicher, dass jeder von uns schon Leute getroffen hat, die in ihrer Freizeit "schlimmere" Dinge machen und mit sich machen lassen. Nur weil amerikanischen gelangweilten Hausfrauen davon die Birne wegfliegt, handelt es sich noch lange nicht um den Gipfel der Ausschweifungen.

Als Vergleich fällt mir dazu "Sex and the city" ein. In dieser Serie ging es angeblich auch fast nur um das "Eine", aber die Sexszenen waren in meiner Erinnerung immer unglaublich zahm und diskret. Es gab mal eine Brust oder einen nackten Männerhintern zu sehen, aber die meiste Zeit waren die Damen beim eigentlichen Geschlechtsakt auch brav bis zur Nasenspitze eingewickelt und haben nur gelegentlich fiepende Geräusche gemacht. Deswegen kann ich mir durchaus vorstellen, dass man Shades of Grey auf eine Art entschärfen wird, die bei uns keinen Zwölfjährigen mehr hinter dem Ofen hervorlockt.

Ob die dünne Rahmenhandlung dann einen interessanten Film hergibt, steht natürlich auf einem anderen Blatt, aber das wird die Produzenten wohl kaum interessieren. Außerdem ist die Zielgruppe ja vielleicht auch schon zufrieden, wenn die männliche Hauptfigur zweimal nackt durchs Bild läuft. Mit dem Rücken zur Kamera.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



iggiz18 hat geschrieben:Es wird förmlich die Ausartungen des Liebesaktes beschrieben, wie sie nie zuvor öffentlich ausgesprochen wurden.

Ich will dir ja nicht die Unschuld nehmen, aber es gibt schon sehr lange SM Literatur und die ist meistens deutlich grafischer als dieses Machwerk. Ich selber kenne mich in dem Genre nicht aus und auch in der SM Szene nicht, aber Leute, die sich damit auskennen, können diese Bücher wohl nicht wirklich ernst nehmen und sehen sie eher als Literatur für die gelangweilte Hausfrau. Die Zielgruppe sind also Leute mit durchschnittlichem 0815 Sexleben, die sich von ein bisschen Bondage beeindrucken lassen. Die Autorin selber scheint auch in diese Kategorie zu fallen.

Aber warum soll es so schön sein, dieses Buch als Film zu sehen, wenn es die ganze Zeit fast ausschließlich um das Gleiche gehen wird?

Ich kenne die Bücher nicht, aber wenn der Film auf den Büchern basiert muss man dann in den Büchern ja auch fast ausschließlich das gleichen lesen. Da die Bücher erfolgreich waren scheint das aber niemanden zu stören. Und ich möchte dir auch hier nicht die Unschuld nehmen, aber in Pornos geht es auch fast ausschließlich um das Gleiche und damit haben die Leute, die Pornos schauen, anscheinend auch überhaupt kein Problem.

Musste man wirklich diesen Kinofilm drehen? Was meint ihr?

Nein, "man" muss überhaupt keine Kinofilme drehen. Wir leben nicht in einer Diktatur in der ein Regisseur gezwungen werden kann einen bestimmten Film zu drehen. Warum der Film gedreht wurde sollte aber wohl jedem klar sein, der die Filmindustrie in den letzten Jahren auch nur ein kleines bisschen verfolgt hat. Warum "musste man" wohl Harry Potter verfilmen? Oder Twilight? Weil die Bücher erfolgreich waren und weil man so ohne jegliche Anstrengungen schon viele Zuschauer für seinen Film gewonnen hat natürlich. Das nennt man eingebautes Publikum.

Gerbera hat geschrieben:Ich kenne die Bücher nur aus Kritiken und Zusammenfassungen, aber die 10 000 Reiter von Rohan werden vermutlich nicht auftreten

Das wäre für mich aber ein Grund den Schinken anzuschauen, wenn die Schlacht um Mittelerde im heimischen Folterkeller ausgetragen würde. :lol:

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



@Cloudy24: Es ist mir schon klar, dass man den Film gedreht hat, weil man Publikum auch ins Kino locken will, weil man oftmals damit Fans erreicht, die das Buch gelesen haben. Dennoch ist es kein Vergleich mit Harry Potter oder Twilight. Das der Regisseur gezwungen wird, habe ich auch nicht gesagt. Ich habe nur nach dem Grund gefragt und ob er wirklich gedreht werden musste.

Man kann ja mal auf die Facebook Fanseite gehen. Dort gehen die meisten Fans schon ab. Sie geilen sich förmlich schon auf, weil im Trailer eine Fahrstuhlszene aus dem Film gezeigt wird. Drei Filme, für jeden Band ein Kinofilm, sind geplant, somit scheint sicher zu sein, wie man Geld verdienen kann.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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