Keine Konfirmation = keine Patenbescheinigung?

vom 23.07.2014, 09:06 Uhr

Eine Freundin von mir hat vor kurzem ihr drittes Kind zur Welt gebracht und mich gefragt, ob ich die Rolle der Patentante für dieses Kind einnehmen möchte. Ich habe mich sehr darüber gefreut und brauchte eben halt jetzt eine Patenbescheinigung dafür. Ich habe also bei unserem Pfarramt angerufen und darum gebeten, dass man mir bitte eins ausstellen möge. Doch dann kam der große Schock, weil ich „nur“ getauft bin und nicht konfirmiert wurde. Sie stellt mir nur eine Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde aus.

Ich konnte die Tränen nicht mehr halten und war vollkommen aufgelöst, meine Freundin rief ihren Pastor an und der sagte, dass es auch ausreichen würde. Das erleichtert mich jetzt zwar schon, aber geknickt bin ich trotzdem noch. Sollte ich etwa allen ernstes mit 29 noch in Erwägung ziehen mich doch noch konfirmieren zu lassen? Das wäre Unterricht einmal die Woche und vor Ostern wäre die Sache sowieso auch gar nicht fertig. Mein Mann ist richtig sauer und er hätte an meiner Stelle gleich mit Kirchenaustritt gedroht. Bei den Katholiken reicht es nämlich getauft zu sein, die müssen nicht auch noch zwangsweise zur Kommunion gewesen sein. Das hatten wir nämlich mal mit einer Bekannten, die war auch „nur“ getauft und hat die Patenbescheinigung aber trotzdem bekommen.

Ich hatte immer den Wissensstand, dass ich ohne Konfirmation nicht kirchlich heiraten dürfte, was mir eh nicht wirklich wichtig war, aber sonst keine Einschränkungen zu befürchten hätte. Jetzt fühle ich mich irgendwie nicht mehr richtig „vollwertig“, ich weiß nicht, wie ich es genau beschreiben soll. Ich bin irgendwie traurig.

» freedomsfly » Beiträge: 120 » Talkpoints: 46,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich verstehe dich nicht ganz. Zum einen scheint es dir nicht wichtig zu sein, was dein Verein (eine Religionsgemeinschaft ist im Grunde nichts weiter wie ein gemeinnütziger Verein der sich aber aus Gründen der Tradition und Herkunft anders bezeichnen lässt) von seinen Mitgliedern fordert (es wird einen Grund haben, wieso du nicht an der Konfirmation teilgenommen hast und wieso eine kirchliche Heirat in deinen Augen nicht wichtig ist). Zum anderen treibt es dir aber die Tränen in die Augen, wenn genau der Verein (dessen Vorgaben du als lässlich siehst) dich nicht als vollwertiges Mitglied sieht.

Was genau macht für dich diese Religionszugehörigkeit aus und wieso glaubst du, dass das jetzt so wichtig sein soll? Entweder, du spielst mit - oder du suchst dir einen anderen Club mit Regeln, welche mehr deiner Lebenswirklichkeit und Einstellung entsprechen. Siehst du dich ernsthaft als "freie Christin", so tritt einfach aus und gehe deinen eigenen Weg ohne Organisation. Aber so ein halbes Mitschwimmen halte ich für - im Grunde - schlecht für alle Beteiligten.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Wenn du nicht kirchlich heiraten darfst, warst du doch noch nie "vollwertig". Und es ist dir egal. Also für mich klingt es nicht gerade danach, als ob dir der Glaube an Gott und die Zugehörigkeit zu einer Kirche sonderlich wichtig sind. Du willst eh nicht kirchlich heiraten und daher ist dir diese Einschränkung egal. Aber dennoch ist es eine Einschränkung. Die Einschränkung, nicht Patin sein zu dürfen, stört dich aber, weil du das gerne machen würdest.

Dann geht es doch wirklich nicht darum, wie "vollwertig" du als Christin bist, sondern um Bequemlichkeiten. Und der Pfarrer lässt dich doch die Patin sein, oder hab ich das jetzt falsch verstanden?! Dann ist doch alles gut. Du bekommst, was du willst. Keine "vollwertige Christin" zu sein, hat dich vorher auch nicht gestört. Warum also jetzt?

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Weil ich zuvor nie gedacht hätte, dass ich jemals so fühlen würde, also ein „Mensch zweiter Klasse“ zu sein. Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll und warum werdet ihr gerade so biestig zu mir? Darf ich mir nicht meine Gedanken machen, ob meine bisherige Denkweise vielleicht nicht „richtig“ gewesen sein könnte? Hier jetzt so unter den Daumen gequetscht zu werden finde ich nicht gerade fair.

» freedomsfly » Beiträge: 120 » Talkpoints: 46,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



freedomsfly hat geschrieben:Weil ich zuvor nie gedacht hätte, dass ich jemals so fühlen würde, also ein „Mensch zweiter Klasse“ zu sein. Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll und warum werdet ihr gerade so biestig zu mir? Darf ich mir nicht meine Gedanken machen, ob meine bisherige Denkweise vielleicht nicht „richtig“ gewesen sein könnte? Hier jetzt so unter den Daumen gequetscht zu werden finde ich nicht gerade fair.

Also ich wollte auf keinen Fall biestig rüberkommen. Es tut mir leid, wenn du das so verstanden hast! Ich bin nur der Meinung, dass du dich nicht schlecht fühlen musst. Weil sich gar nichts verändert hat. Du warst schon immer ein "Mensch zweiter Klasse" für die Kirche. Und da hat es dich nicht gestört. Wenn du jetzt zulässt, dass es dich verletzt, dann ist das unnötig. Das könntest du dir ersparen.

Du kannst es ruhig nervig gefunden haben, dass du nicht gleich eine Zusage bekommen hast und darum bangen musstest, ob du nun Patin sein darfst oder nicht. Aber das sollte dir nicht emotional zusetzen. Wenn du es emotional an dich ranlässt, gibst du der Sache eine viel zu große Bedeutung, die du ihr jahrelang nicht gegeben hast. Es gibt keinen Grund, ihr plötzlich diese Bedeutung zu geben.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


freedomsfly hat geschrieben:und warum werdet ihr gerade so biestig zu mir?

Es hat keiner hier vor irgendjemandem gegenüber "biestig" zu sein oder gar andere "unter den Daumen zu quetschen". Für solche Anliegen fehlt einem die soziale Nähe. ;)

Es wird lediglich auf den Umstand des Widerspruchs aufmerksam gemacht, dass das was du über dich schreibst nicht in Verbindung gebracht werden kann zu dem, was du willst. So frage ich mich gerade auch, warum du hier glaubst, "Mensch zweiter Klasse" zu sein. So dürftest du dich doch dann auch fühlen, wenn der Wilmersdorfer Kleingartenverein zum Sommerfest lädt und du außen vor bleibst.

"Deine" Kirche hat Regeln und die sind dir bekannt. Wenn du bisher nicht auf diese Regeln geachtet hast (schon bei der Heirat!), so musst du dich nicht wundern, wenn diese Kirche dir gegenüber "skeptisch" auftritt. Ist dir aber das Verhältnis zu "deiner" Kirche wichtig, musst du dich denen anpassen. Ansonsten trete einfach aus und das Thema hätte sich erledigt.

Das diese Freundin mit dem Baby jetzt zufällig auch zu "deiner" Kirche gehört, ist sicher Zufall (oder wie sehr ist es dir wichtig, Menschen anderer Religionszugehörigkeiten aus dem Weg zu gehen?). Der kannst du das "Dilemma" ja erläutern, was dich aber nicht davon abbringen kann, dich auch um das Kind - als eben sehr gute Freundin - zu kümmern.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Meine Schwiegermutter hat das für ihr Patenkind auch gemacht, den Unterricht und dann noch die Konfirmation. Das ist natürlich ein bisschen lächerlich, aber sie hat es gemacht. An deiner Stelle hätte es mir wohl gereicht, dass es auch so geht. Immerhin weiß man ja, dass man trotzdem ein Teil der Kirchengemeinde ist und da sollte es doch egal sein, was da nun nicht vorhanden ist.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



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