Froh sein über den Auszug des Nachbarn

Frau A. ist sehr froh, seit dem sie erfahren hat, dass ihre Nachbarn ausziehen werden. Die Nachbarn haben sie oft gestört. Sie hörten sehr laute Musik in ihrer Wohnung, sodass sie in ihrer darunterliegenden Wohnung sehr oft den Bass hörte. Dabei hat sie dort auch nur Kinder und Jugendliche ein- und ausgehen gesehen. Ein Elternteil hat sie nie gesehen.

Sie hat über ein oder zwei Jahre diese Musik zur Kenntnis genommen. Oftmals hat sie über einen Anruf bei der Polizei nachgedacht. Sie hat es aber nie durchgeführt, weil die Ruhezeiten eingehalten wurden. Auch wenn am Sonntag die Musik zu laut war, hat sie nichts gemacht. Seit dem sie aber von dem Auszug in ein paar Monaten erfahren hat, ist es auch leiser geworden. Wahrscheinlich bereiten sie ihren Auszug vor.

Ist es gerechtfertigt, dass Frau A. positiv gegenüber des Auszuges gestimmt ist? Schließlich hat sie die laute Musik doch sehr mitgenommen. Darf sie ein wenig froh gestimmt sein? Oder zeigt dies nur, dass sie diese Nachbarn nicht mochte und sie aufgrund des Auszuges sich umso mehr erhofft, dass sie danach ihre Ruhe haben wird?

Ich finde es nicht verwerflich, dass Frau A. froh über den Auszug ihrer Nachbarn ist. Man hat nicht immer Nachbarn, die man mag und man kann sich diese in der Regel nicht aussuchen. Wenn man Nachbarn hat, mit denen man nicht zurecht kommt, dann kann man sich doch auch darüber freuen, wenn diese ausziehen und darauf hoffen, dass man mit den anderen Nachbarn besser zurecht kommt und dass diese nicht ständig laute Musik hören oder etwas in der Art. Natürlich muss das nicht sein und die neuen Nachbarn können sogar noch schlimmer werden, aber die Hoffnung darauf, dass es besser wird, ist doch auch schon mal ganz schön.

Wäre ich an der Stelle der Frau A, dann hätte ich vermutlich ähnliche Gedanken, da ich ihre Situation gut nachvollziehen kann, weil es uns oftmals nicht anders geht. Laut der Beschreibung hatte sie ja nie besonders viel mit diesen anderen Mietern zu tun. So war sie also nie besonders freundlich, aber auch nie unfreundlich. Und insgeheim darf an sich dann doch freuen, sie bekommen es ja sowieso nicht mit. Und gerade ältere Menschen haben ja anderen Bedürfnisse als die Jugendlichen die dort anscheinend gewohnt haben. Da sollte es ihr doch sehr entgegenkommen, dass diese ausziehen, denn sie scheinen es ja auch freiwillig zu tun, und nicht weil sie müssen. Somit hat sie überhaupt nicht zu dem Geschehen beigetragen, und darf sie ruhig freuen.

Wo liegt das Problem? Natürlich ist Frau A. froh und darf es auch sein. Sie ist doch deswegen kein böser Mensch. Im Gegenteil, sie hat Unannehmlichkeiten im Sinne einer guten Nachbarschaft ohne sich zu beschweren ausgehalten. Dass sie froh ist, das nicht mehr zu müssen tut niemandem weh.

Was ist das denn für eine Frage? Natürlich darf man froh sein, wenn man nervige Leute zukünftig nicht mehr sehen muss! Unser Vermieter hat sogar mal eine Aktion gestartet, wo man neue Mieter werben sollte für 150 Euro. Ich habe da sogar angerufen und angeboten im Gegenteil was dazu zu zahlen, wenn eine bestimmte Familie lieber auszieht. Da würde ich eine Party schmeißen!

Ich denke schon, dass bestimmte Nachbarn einen sehr belasten können und man dann auch froh ist über einen Auszug. Gerade aber bei lauter Musik würde ich einfach mal beim Nachbarn nachfragen. Dieser kann ja auch Kopfhörer tragen oder es ein bisschen leiser stellen. Oftmals ist einen selber das gar nicht so bewusst, das es so laut ist. In diesem Fall finde ich die Freude nicht verwerflich. Mir selber ergeht es aber nicht so, weil ich eigentlich nur nette Nachbarn habe und wohl eher Bedenken hätte, wer da nun einzieht.

Warum soll sich Frau A nicht freuen dürfen, wenn sie einen ungeliebten Nachbarn endlich los wird. Frau A hätte sich aber auch schon längst beschweren können, wenn die Musik immer so laut war. Frau A freut sich ja nicht, weil einer der Familienangehörigen der lauten Familie krank ist, sondern sie freut sich, dass diese ausziehen und sie endlich Ruhe hat. Kann man eine solche Denkweise jemandem verübeln? Nein, das kann man nicht.

Wie hätte sich denn die Mieterin Frau A. beschweren sollen? Es war immer außerhalb der Ruhezeiten. Vielleicht hätte sie etwas gegen den Sonntag machen können. Aber im Großen und Ganzen kann der Vermieter da ja auch nicht so viel machen. Die Polizei hätte vielleicht eine Verwarnung gegeben. Und was hätte Frau A. davon gehabt? Stress, weil die Nachbar das Rufen der Polizei vielleicht doch auf sie bezogen hätte.

Wer hat außerdem gesagt, dass es sich hier um eine alte Frau A. handelt? Nein, sie hat mit den Nachbarn weiterhin keinen Kontakt und freut sich nur innerlich. Sie hat es von ihrem Nachbarn erfahren und hat sogar vorsichtig nachgefragt, warum er nach oben ziehen will. Sie wollte keine Aufmerksamkeit hervorrufen, dass sie ihre noch Nachbarn nicht mag.

Ich habe auch schon erlebt, was es heißt sehr laute und rücksichtslose Nachbarn zu haben. Das geht einem wirklich an die Nerven und kann schon fertig machen. ich wäre damals auch froh gewesen, wenn diese Nachbarn ausgezogen wären, aber letztendlich sind wir dann dort weggezogen.

Daher finde ich es in Ordnung und völlig legitim, dass Frau A eben froh darüber ist, dass diese störenden Nachbarn ausziehen. Ich denke, dass man das durchaus nachvollziehen kann, wenn man selbst schon solche Nachbarn hatte. Sie freut sich ja auch insgeheim und posaunt es nicht in der ganzen Nachbarschaft herum.

Warum soll man nicht froh sein, wenn Nachbarn ausziehen? Ich wäre auch froh, wenn eine bestimmte Nachbarin ausziehen würde. Immer wenn sie mir über den Weg läuft, beleidigt sie mich oder beschimpft mich, schubst mich grundlos, obwohl sie mich ja wirklich überhaupt nicht kennt. Natürlich kontere ich ihr, aber ich bin auch froh, wenn die Dame weg ist und ich nicht mehr am Eingang einfach geschubst werde.

Daher finde ich es auch in Ordnung, wenn Frau A. froh ist, wenn sie die rücksichtslosen Nachbarn los wird, die ihr den Tag mit der lauten Musik verderben. Frau A. darf sich ruhig freuen, man muss nicht mit allen Menschen klar kommen und das darf man sogar auf eine sachliche Art kundtun. Und wenn sie so schrecklich von den Nachbarn genervt ist, auch wenn sie nichts mit ihnen zu tun hat, dann ist es auch legitim sich zu freuen.