Patenonkel nur seine Pflicht - danach keinen Kontakt mehr

Nach fast 20 Jahren hatte ich mal aus Neugierde einen Patenonkel von mir angeschrieben in einem Sozialen Netzwerk. Dies an sich war wohl eher unpassend. Er fragte natürlich, wie ich auf ihn komme, dort nach seinem Namen zu suchen. Und nannte mich in den Texten Patenkind ... (Namen). Zu letzt gab er mir zu verstehen, dass er aufgrund seiner Arbeit und auch sonst im Leben nicht viel Zeit hätte und auch keinen Wert drauf legt mit mir Kontakt zu haben.

Er hat mir auch geschrieben, dass er damals wo er gefragt wurde, 14 Jahre war und das ihm seine Eltern gesagt haben, dass mein ein Patenamt nicht so einfach ablehnt. Also ich bin trotzdem verletzt. Hab aber diese Ablehnung schon irgendwo gemerkt. Wie würdet ihr mit so einem Verhalten umgehen?

Ich meine, es tut mir eben halt weh, weil ich mich von meiner Familie los gesagt habe und niemanden mehr hab in meinem Leben. Hab zwar auch noch 2 andere Paten, aber die sind genauso und legen kein Wert auf mich. Es tut mir weh, dass man nur seine Pflicht Fehlerlos nachgekommen ist und nach der Konfirmation keinen Kontakt mehr haben will, weil man es eben nicht muss.

Ich denke, dass es nicht viele Möglichkeiten gibt, mit diesem Verhalten umzugehen. Es ist klar, dass du dadurch verletzt bist, dass dein Patenonkel sich dir gegenüber so ablehnend verhalten hat, als du ihn im sozialen Netzwerk angeschrieben hast. Dass du dir etwas anderes erhofft hattest, vor allem wenn du zu deiner Familie und den anderen Paten eben keinen Kontakt mehr hast, finde ich auch sehr verständlich. Aber man kann einen solchen Kontakt einfach nicht erzwingen.

Deine Idee, deinen Patenonkel in einem sozialen Netzwerk zu suchen und ihm einfach mal zu schreiben, finde ich gar nicht so abwegig. Aber dabei ist dann auch vorher schon klar, dass es auch schiefgehen kann und eben kein Kontakt erwünscht ist. So sehr ich deine Enttäuschung über diese Ablehnung auch verstehen kann, so finde ich es von deinem Patenonkel aber auch sehr gut, dass er dir ehrlich geantwortet hat. So gibt er dir immerhin die Möglichkeit, seine Beweggründe zu verstehen.

Mir selbst geht es nicht anders und ich kenne einen meiner Paten überhaupt nicht. Meine Eltern hatten damals jedoch kaum Leute, die sie fragen konnten, ob sie Pate werden wollen, da sie erst nach Deutschland ausgewandert sind und kaum Leute kannten. Von daher hatten sie da natürlich nicht unbedingt die größte Auswahl, weshalb sie eben unter anderem einen Paten gewählt haben, der das Amt quasi nur aus der Pflicht heraus übernehmen sollte. Diesen Paten habe ich jedoch nie bewusst kennen gelernt und ich weiß auch absolut nicht, wie er aussieht, wo er wohnt oder was er sonst noch so macht. Es besteht absolut kein Kontakt und soweit ich weiß, bestand auch noch nie Kontakt, seit meine Taufe dann vollendet war.

Bei meinem anderen Paten handelt es sich um meinen Onkel, wobei ich mit diesem Mann auch nicht besonders viel Kontakt habe. Meine Eltern sind ein wenig im Streit mit ihm, weshalb momentan auch kein Kontakt besteht. Dabei meldet er sich auch gar nicht zu meinen Geburtstagen und irgendwelche Geschenke habe ich von ihm auch nur als Kind bekommen. Von daher sehe ich meinen Onkel ehrlich gesagt auch gar nicht als meinen Paten an, sondern ich habe das Gefühl, dass ich eben keinen Paten hätte.

Ich finde es zwar traurig, wenn die Paten keinerlei Interesse daran zeigen, Kontakt zu ihrem Patenkind zu halten, wobei ich das aber auch akzeptiere. Ich finde, dass man sich niemandem aufdrängen kann und sollte. Die Paten haben doch jederzeit die Möglichkeit, einen zu kontaktieren und sich von selbst zu melden. Dabei finde ich auch, dass der Schritt von ihnen ausgehen sollte. Wenn da jedoch nichts kommt, dann zeigt mir das eindeutig, dass absolut kein Interesse vorhanden ist. Dabei möchte ich meine Paten ja auch nicht dazu zwingen, Kontakt mit mir zu halten und von daher akzeptiere ich es, dass kein Kontakt besteht, auch wenn das nicht unbedingt schön ist. Etwas anderes kann man in so einer Situation aber auch einfach nicht tun.

Das ist wirklich schade, aber man kann sich so etwas ja nicht erzwingen. An deiner Stelle würde ich damit leben können. Immerhin haben diese Menschen und dieser Mensch im Speziellen keine Nähe zu dir gesucht und da kann man schon davon ausgehen, dass da kein Interesse besteht. Du kannst doch auch durch Freunde das bekommen, was du suchst. Freunde können dich im Leben auch weiterbringen.

Leider nimmt eben nicht jeder so eine Aufgabe als Pate ernst. Es ist ein Versprechen, was dann einfach so dahin gesagt wurde. Man kann auch keinen Kontakt erzwingen, daher würde ich damit versuchen abzuschließen.

Dein Patenonkel hat den Kontakt zu dir ja auch gar nicht verdient, wenn er so blöde reagiert. Er verpasst doch etwas, wenn er nicht an deinem Leben teil haben möchte. So würde ich das versuchen an deiner Stelle zu sehen. Du hast es nicht nötig, da jemandem hinter zu laufen. In deinem Leben wird es ja sicher ein paar Menschen geben, die dir mehr Familie sind als deine eigentliche.

Ich habe nur eine Patentante und die habe ich kein einziges Mal gesehen, jedenfalls nicht in einem Alter, wo ich mich noch daran erinnern könnte. Als ich geboren wurde, was das wohl noch die beste Freundin von meiner Mutter und relativ bald danach hatten sie keinerlei Kontakt mehr.

Ich lege aber auch keinen Wert darauf, wenn ich ehrlich bin und kann nicht behaupten, es jemals bedauert zu haben, dass kein Kontakt besteht. Da Religion in meinem Leben keine Rolle spielt, ist es mir auch egal, dass ich irgendwann mal getauft wurde und wer da als Taufpate fungiert hat. Natürlich geht der Kontakt zum Taufpaten meistens über das Religiöse hinaus, aber was nicht ist, ist eben nicht, dem muss ich aber auch nicht nachtrauern.