Fortschritt der Medizin - von damals bis heute enorm?

vom 15.07.2014, 20:03 Uhr

Zur Zeit der Pest Mitte des 14. Jahrhunderts, dieser großen europäischen Pandemie, wurde ein Drittel der europäischen Bevölkerung dahin gerafft, etwa 25 Millionen. Eine unvorstellbar große Zahl. Nicht überall wütete die Pest. In Polen und Belgien blieben große Teile verschont von der Seuche, wie ebenso in Prag. Mailand blieb ebenfalls verschont, doch in Florenz starben 80 Prozent der Bürger. In Hamburg, Bremen und Köln wütete der schwarze Tod, Süddeutschland blieb fast verschont.

Die Ärzte waren ratlos bei dieser Krankheit. Sie vermuteten, dass die Krankheit von faul riechenden Winden aus Asien nach Europa kam und dass sie durch Dämpfe aus der Erde kam. Dann glaubte man, dass eine ungünstige Sternenkonstellation schuld sei. So ging es mit unsinnigen Vermutungen weiter. Denkt man dagegen an die Fortschritte der Medizin, dürfen wir uns freuen, dass wir nicht nur mit aromatischen Dämpfen behandelt werden.

In Venedig starben von 24 Ärzten 20. Ärzte verbrannten aromatische Substanzen. Sie wussten nicht, was sie machen sollten angesichts dieser vielen Toten. Diese Pesthaube trugen Ärzte im 17. Jahrhundert. Was hättet ihr gedacht, wenn so ein vermummter Arzt zu euch gekommen wäre ans Krankenbett? Ich wäre vor Schreck schon gestorben.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Die Pestmaske, wie sie auch genannt wurde, hatte ja auch ihren Sinn aus der Sicht der damaligen Zeit. Man hat damals angenommen, dass aus dem Boden irgendwelche Ausdünstungen kommen, die dann die Menschen krank machen und so die Pest verbreiten. Diese Maske hat deswegen so einen "Schnabel", weil dort irgendwelche ätherischen Öle gelagert wurden, damit die Ärzte die "giftigen Dämpfe" aus dem Erboden nicht einatmen müssen und dann genauso krank werden wie die anderen Menschen. Zumindest glaubte man das damals. Heute weiß man ja, was die Pest wirklich verursacht hat und dass das nicht von irgendwelchen Dämpfen kam.

Ich finde allein den medizinsichen Fortschritt schon sehr immens. Schließlich wusste man damals auch nichts von bestimmten Ursachen von Krankheiten, man wusste nichts von Bakterien und Viren, die krank machen können. Man wusste im Mittelalter kaum etwas über die Anatomie des Menschen und heutzutage weiß man bis auf einige dunkle Flecken nahezu alles. Aber selbst die dunlen Wissensflecken werden mit der Zeit immer kleiner werden und irgendwann hoffentlich ganz verschwinden.

Natürlich wissen wir heutzutage nicht alles. Beispielsweise weiß man zwar, wie Alzheimer das Gehirn verändert, aber man weiß noch nichts über die Ursachen von Alzheimer und warum Menschen diese Krankheiten entwicklen. Auch weiß man kaum erfolgreiche Therapien für Multiple Sklerose oder andere Krankheiten. Aber im Vergleich zum Mittelalter würde ich die Fortschritte schon als immens bezeichnen. Dafür spricht meiner Ansicht nach auch die Steigerung der Lebenserwartung und des durchschnittlichen Lebensalters.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


@Olly173, dass die Pestmaske mit Absicht so gebaut war, ist klar. Aber ist sie nicht abscheulich und gruselig? Heute laufen die Ärzte ja auch teilweise vermummt herum, wegen der Ansteckungsgefahr oder im Operationssaal sowieso. Aber da kannst du noch die freundlichen oder auch ernsten Augen sehen. Aber bei der Pesthaube hat man das Gefühl, es kommt eine schlimme Gestalt aus einem Gruselfilm auf einen zu.

Die Ärzte damals wussten mehr über Astronomie als über Medizin. Astrale Einflüsse spielten damals eine große Rolle. Deshalb auch der Glaube an die Konstellation der Sterne. Die Wirksamkeit der Heilmittel war an Glauben von Arzt und Patient gebunden und einer spirituellen Einflussnahme. Die Krankheit wurde von Gott gesandt und ein Arzt eigne sich nicht für Christen. Es war nicht einfach damals für Mediziner. Die paar Kenntnisse, die sie hatten, haben sie versucht, zum Nutzen der Kranken anzuwenden.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt einen Pestarzt, vermummt oder nicht, zu Gesicht zu bekommen, war vermutlich für die breite Bevölkerung nicht besonders groß. Du oder ich hätten uns damals also nicht vor einer fiesen Maske gruseln müssen, sondern wären einfach so ins Delirium gefallen, hätten nach kurzem, aber intensivem Leiden den Löffel abgegeben und wären ins Massengrab zu den Freunden und Verwandten geworfen worden. Lang lebe die moderne Wissenschaft der Heilkunde und Hygiene!

Ich glaube auch, dass wir uns eine Pandemie, welche einen erkennbaren Prozentsatz der Bevölkerung in kurzer Zeit dahinrafft, gar nicht vorstellen können. Zu Zeiten der Pestepidemien sind ganze Ortschaften verödet, Leute waren auf der Flucht, Ernten sind ausgefallen, und das ganze Wirtschaftsleben ist zusammengebrochen. Ich stelle mir diese Zeit eher als eine Art Kriegszustand vor, in der zwar ein paar tapfere Leute mit den Mitteln ihrer Zeit versucht haben, die Krankheiten zu identifizieren und aufzuhalten, aber eigentlich dem massenhaften Sterben hilflos zusehen mussten, bis es sie selber erwischt hat.

Ich wäre andererseits zudem vorsichtig mit der Vorstellung, dass wir schon alle Infektionskrankheiten besiegt haben und Pandemien der Vergangenheit angehören. Man denke nur an Ebola, und in Zeiten der Globalisierung kann sich so ein Virus sehr schön auch in die westliche Welt ausbreiten. Und auch wenn wir mittlerweile wissen, dass Krankheiten nicht durch schlechte Luft verbreitet werden, so gibt es immer noch genügend Gesundheitsgefahren, die uns ähnlich dumm dastehen lassen wie die Ärzte mit ihren Pestmasken damals.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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