Würzen nach Gefühl - Wie machen Köche das?

Was mich ja schon lange interessiert ist, wie einige Menschen einfach Salz, Pfeffer und andere Gewürze in Suppen geben und es perfekt gewürzt schmeckt. Ich persönlich muss immer mehrmals abschmecken, bis es endlich perfekt ist, mein Freund hingegen kippt einfach Salz in die Sauce, rührt und alles ist super.

Ich kenne das auch von anderen Bekannten/Verwandten und natürlich von ausgebildeten Köchen. Ich frag mich nur, woher dieses Können kommt. Ist es die Erfahrung oder einfach nur ein gutes Gefühl für Mengen? Könnt ihr auch perfekt Würzen ohne den Streuer ein zweites Mal über den Topf zu halten oder geht es euch wie mir?

Ich denke, dass je länger man Kocherfahrung hat, desto leichter tut man sich mit dem Würzen. Früher hatte ich das Problem, dass meine Gerichte immer sehr langweilig schmeckten, weil ich mich einfach nicht traute, zu würzen. Mittlerweile traue ich mich mehr. Und weil ich zum Großteil immer dieselben Gerichte koche, habe ich es auch mittlerweile heraußen, wie diese gewürzt werden.

Man muss sich einfach trauen, zu würzen. Es ist ganz selten, dass man zu viel würzt, also dass ein Gericht wirklich einmal versalzen wird. Eher läuft man in Gefahr, zu wenig zu würzen. So habe ich jedenfalls bei mir selber die Erfahrung gemacht. Und man kann zwar nachwürzen, es schmeckt aber dann einfach nicht mehr so gut, wie wenn man vor oder während dem Kochen würzt.

Ich kann komischerweise auch einfach Gewürze in eine beliebige Speise geben und werde von allen stets gelobt. Woran genau das liegt kann ich nicht sagen, es war einfach schon immer so. Eventuell liegt es daran, dass mein Vater Koch ist und ich es von Kindesbeinen an nicht anders kenne. Ich sehe einfach das jeweilige Gericht an und bin mir schnell sicher von welchem Gewürz ich wie viel nutzen muss um das beste Ergebnis zu erzielen. Dies gilt sogar bei Speisen sie ich nie vorher selbst zubereitet habe.

Allerdings kann ich nicht klassisch nach Rezept kochen. Sobald mir jemand die Anweisung gibt eine "Prise", einen Esslöffel oder 10 Gramm Salz in eine Suppe zu geben geht es zumeist schief und schmeckt schrecklich. Auch kann ich selten ein Rezept weitergeben wenn Freunde oder Verwandte mich danach fragen, nur weil ich nach Augenmaß würze und im Vorfeld beim besten Willen nicht sagen kann wie viel sie von welchem Gewürz oder auch Gemüse brauchen.

Ich denke, dass die Erfahrung hier eine gewisse Übung mit sich bringt. Ich kann mittlerweile auch würzen ohne groß abzuschmecken, aber das ist wirklich Übungssache. Mein Partner kann auch ohne großartiges Talent mit Gewürzen ein Gericht ohne Abzuschmecken einfach perfekt würzen, aber er hat einen sehr sensiblen Geschmackssinn und schmeckt teilweise die einzelnen Bestandteile aus dem Essen heraus.

Ich habe auch durchaus schon Sterneköche gesehen, die noch abschmecken. Es ist doch auch gar nicht schlimm, wenn man abschmeckt. Grob weiß man irgendwann wie viel dran kommt, aber dennoch kann man ja mal versuchen, es soll ja auch schmecken. Ich selber würze eigentlich auch nach Gefühl und probiere nicht immer wieder, nur bei neuen Rezepten, aber am Ende probiere ich es auch noch mal bevor ich es jemand anderen zu essen gebe. Die richtigen Mengen bekommt man mit der Zeit schon mit, das ist eben Übungssache.