Wahlalter herabsetzen als Maßnahme gegen 'Rentnerdemokratie'

vom 13.07.2014, 13:29 Uhr

Schon im Jahr 2008 prägte Roman Herzog das politische Schlagwort „Rentnerdemokratie“, es wurde sogar zu einem Favoriten auf den Titel „Unwort des Jahres 2008“. Die Idee hinter dem Begriff ist, dass durch den demographischen Wandel und die damit verbundene Überalterung der Bevölkerung in Deutschland Senioren und Rentenbezieher als eine zahlenmäßig zunehmend stärkere Gruppe von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen, um bei politischen Entscheidungen vor allem aber nicht nur in der Rentenpolitik übermäßig berücksichtigt werden.

Die Furcht dabei ist, dass die Generationengerechtigkeit verloren gehen könnten, und laut Roman Herzog „die Älteren die Jüngeren ausplündern.“ Da der Generationenvertrag scheitern würde, könnten sich heutige Berufsanfänger nicht mehr auf staatliche Absicherung verlassen, da die Politik sich auf Rentnerstimmen konzentriert. Die Folge: Mit mehr als einer staatlichen Mini-Rente brauchen viele junge Menschen heute wohl nicht mehr rechnen. Deutschland gilt als das zweitälteste Land der Welt in Bezug auf das Durchschnittsalter. Die Lebenserwartung der Alten steigt pro Jahr um zehn Wochen, doch es kommen viel zu wenige Junge nach. Derzeit finanzieren drei Arbeitnehmer einen Rentner.

Heute habe ich auf Spiegel-Online gelesen, dass es eine Verfassungsbeschwerde gibt, um diesem Trend ein bisschen entgegenzuwirken. 15 Kinder und Jugendlichen ziehen für eine Herabsetzung des Wahlalters sogar vor das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe. Sie haben eine Beschwerde gegen die Bundestagswahl 2013 eingereicht. Sie wollen das Mindestwahlalter von 18 Jahren abschaffen. Was meint ihr dazu? Ist es eine gute Idee auch jüngere Kinder und Jugendliche bei der Bundestagswahl wählen zu lassen? Welches Alter würdet ihr vorschlagen?

» ANDi27 » Beiträge: 293 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich bin der Meinung, dass Kinder und Jugendliche nicht reif genug sind, eine politische Entscheidung zu fällen. Sie kennen sich mit der Materie nicht aus oder es interessiert sie noch nicht. Ich denke da nur mal an mich. Mich hat es früher alles nicht so interessiert. Als ich aber reifer und besonders das 18. Lebensjahr überschritten habe, bin ich an der Politik doch interessierter gewesen.

Ich finde es gut, dass die Kinder und Jugendlichen vor den Bundesverfassungsgericht gezogen sind, aber nicht jedes Kind oder jeder Jugendlicher befasst sich mit diesem Thema. Somit ist ein Heruntersetzen des Alters für mich nicht möglich. Einige Kinder oder Jugendliche würden es begrüßen, anderen geht es noch um die Pubertät. Es wäre wohl schwer ein gemeinsames und anzuerkennendes Alter zu finden. Ich glaube, es sollte einfach so bleiben.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich kann mich da nur iggiz18 anschließen. Sollte das Wahlalter von 18 herabgesetzt werden auf 15 oder 16 Jahre, müsste in jedem Einzelfall erst einmal geprüft werden, ob dieser Jugendliche ( ja fast noch Kind) überhaupt in der Lage ist, sich mit der Politik zu befassen. Hier gibt es allerdings viele Ausnahmen. Aber wie willst du die Jugendlichen, die die Schule geschmissen haben, keinen Bock zum Arbeiten haben, lieber auf Staatskosten leben, anpöbelnd und mit heruntergezogener Hose bis zum Knie davon überzeugen, dass sie wählen sollen. Die sagen dir dann: „Äh, Alter, wählen? Was ist das, was muss ich da machen?“

Wie gesagt, ich möchte nicht alle in einen Topf werfen. Aber haben wir nicht schon genug Probleme mit der rechten Szene? Soll am Ende in Deutschland wieder der Nationalsozialismus bestimmen? Ich glaube also nicht, dass Jugendliche unter 18 wählen sollten. Soweit ich mich erinnere, wurde das Wahlalter in den 70-er Jahren von 21 auf 18 geändert. Aber vielleicht ist es möglich, dass Ausnahmefälle nach Prüfung auch früher schon ermöglicht werden. Man könnte sich eventuell bemühen, für volljährig erklärt zu werden. In solchen Fällen wäre dann gewährleistet, dass eine Prüfung stattfindet und nicht Jugendliche, die nicht in der Lage dazu sind, bereits wählen dürfen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich finde dass die Kinder noch beeinflussbar sind, egal aus welcher Richtung auch immer. Deshalb bin ich auch der Meinung dass 15- und 16-jährige noch außen vor bleiben. Mit 18 ist das okay, da sind sie ja auch schon volljährig und haben bereits auch andere Rechte, Pflichten und Regeln an die sie sich halten dürfen bzw. müssen.

» Tina_B » Beiträge: 39 » Talkpoints: 3,52 »



Das ganze ist Augenwischerei, die dazu dienen soll zu verschleiern, das die Rentenpolitik völlig für den – na ihr wisst schon wo und was ist. Also wird versucht „die Rentner“ als die neue finstere Bedrohung aufzubauen, die uralten Zombievampire, welche sich boshafter weise am Leben festklammern (statt sozialverträglich in den Sarg zu sinken) und sich vom Lebenssaft der darbenden Jugend ernähren, welche aufgrund der Übermacht der greisenhaften Zombievampire diesen völlig hilflos ausgeliefert sind.

Leute, das Leben ist kein B-Movie! Ein paar Punkte, weshalb das ganze eine dieser typischen „Wir müssen mal wieder dringend in die Presse, egal wie!“ Vorschläge ist:

- Es gibt nicht „DIE Rentner“, genauso wenig wie es „DIE Jugend“ gibt oder „DIE Hausfrauen“, ja nicht einmal „DIE streng vegan lebenden, in einem sozialen Beruf teilzeitarbeitenden allein erziehenden Mütter mit vier Hunden und Kindern die wie Bestandteile des IKEA Katalogs heißen“ (obwohl diese Gruppe schon ziemlich klar umgrenzt ist, aber selbst dort wird man Leute finden die in gegensätzlichen Universen leben). Rentner sind keine in sich geschlossene Meinungsgruppe. Eher im Gegenteil, die hatten ein ganzes Leben lang Zeit eine eigene Meinung zu kultivieren.

- Seitdem ich die Mitte Zwanzig überschritten habe, finde ich „Volljährigkeit mit 21“ immer klüger als Idee. Das heißt, inzwischen bin ich bei „Volljährigkeit nur nach entsprechender Prüfung“ angelangt, denn es gibt immer wieder 16jährge, die erstaunlich reif und erwachsen sind und umgekehrt Leute, denen bereits die Haare ausfallen, die ungefähr die Reife einer handelsüblichen Mango haben: Gar keine.

- Jemand der mit 16 bereits über politische Reife verfügt findet immer Mittel und Wege sich Gehör zu verschaffen und Einfluss zu erlangen. Der Rest kümmert sich darum, das Webfail der Stoff nicht ausgeht. Ganz im Ernst: Mit 16 tendieren viele noch nicht dazu sich wirklich für Politik zu interessieren, in erster Hinsicht weil man da mit ganz anderen Sachen beschäftigt ist.

- Die meisten Rentner tendieren dazu eben nicht alleine an sich zu denken, sondern unterstützen ihre Familien, wenn sie können. Davor muss die Jugend unbedingt geschützt werden! Und was den mangelnden Nachwuchs angeht, bin ich schon lange dafür endlich zuzugeben „Ja, wir sind ein Einwanderland“ und zu erkennen: Es sind die Jungen die wandern, nicht die Alten.

- Andererseits: Bei dem Angebot an Politikern, da kann auch ein heruntergesetztes Wahlalter nicht viel anrichten. Seufz.

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» Nephele » Beiträge: 1047 » Talkpoints: 2,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich sehe wenig Gründe dafür das Wahlalter nicht auf 16 herunter zu setzen. Zum einen ist es auf der Ebene der Kommunalwahlen eh schon in manchen Bundesländern herabgesetzt und zum anderen sehe ich einen gewaltigen Vorteil darin, jüngere Menschen den Wahlzettel auszustellen.

Ich weiß, dass ich mit 16 ganz andere Interessen hatte als ich sie mit dem Erreichen des Wahlalters hatte. Die Schule war für mich viel wichtiger, ich habe mich um eine Ausbildung bemüht und das Studium wurde vielleicht auch schon interessant. Die Politik kann die Sorgen eines 15 oder 16 jährigen momentan recht einfach übergehen und sich nur um die Bevölkerung 18+ bemühen. Desweiteren hatte ich mit 16 noch andere Ideale, die ich mit der Zeit und natürlich durch Einfluss der Gesellschaft verloren habe, die aber zu dem Zeitpunkt nicht zwangsweise schlecht gewesen sein müssen und sicherlich auch nicht schlecht waren. Dieses Innovationspotential möchte ich nicht durch eine beliebig gesetzte Altersbegrenzung verschwenden.

Ja, mit 16 ist man beeinflussbar aber das ist man auch mit 40. Über Beeinflussbarkeit sollte man in dem Kontext nicht unbedingt reden, denn die findet einfach immer statt, wenn man sich den politischen Konjunkturzyklus anschaut merkt man das doch recht schnell. Mit 16 versucht man immerhin noch seinen Idealen treu zu bleiben und ist meiner Meinung nach kritischer im Umgang mit etablierten Systemen (Stichwort Traditionswähler).

Ich finde es schwer zu sagen, dass die Jugendlichen (wenn man das überhaupt so pauschalisieren möchte, wie Nephele schon schrieb) zu Unreif sind und sich nicht für Politik interessieren. Zum einen gibt es genug Gegenbeispiele. Natürlich gibt es eine Menge an unreifen und politisch desinteressierten "Jugendlichen". Die gehen dann halt eher nicht Wählen, gibt es ja auch im höheren Alter, wie ist die Wahlbeteiligung momentan bei den über 18 jährigen wahlberechtigten? Bei 71,5%, über ein viertel der über 18 jährigen wahlberechtigten haben es also echt nicht für wichtig gehalten wählen zu gehen, die Last des politischen Desinteresses auf die unter 18 jährigen zu schieben finde ich da nicht wirklich korrekt, es betrifft einen viel größeren Teil der Bevölkerung.

» thumper » Beiträge: 819 » Talkpoints: 0,54 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn man bedenkt dass genau die, die zum Großteil nicht mehr unter uns sind, geschaffen haben die Kriegsschäden zu beseitigen (ich meine nicht NUR die Trümmerfrauen, aber auf jeden Fall auch) und die Nachkommen, die es auch ermöglicht haben dass die Rentenkassen voll (?) sind, mit für die mal Hinterbliebenen gesorgt haben. Sie haben ihre Pflicht und Schuldigkeit getan, also Rentenalter höher, damit sie noch Sozialabgaben tätigen können und DANN ab in die Gruft. Wird jetzt das Wahlalter zensiert, nur noch bis 30?

Aber gut, einige unserer Politiker arbeiten ja auch noch im hohen Alter, man nehme es als gutes Beispiel. TÜV geprüft, keine körperliche Schäden durch schwere Arbeiten, die zum Teil unsere Rentner als Dank mit in den Vorruhestand nehmen können.

Ich bin der Meinung dass die Wahlberechtigung so bleiben soll wie sie ist. Totaler Quark wieder irgendwas ins Leben zu rufen wo es doch ganz andere wichtigere Probleme gibt die geklärt werden müssten. Lasst unsere Kinder Kinder bleiben und wählen wenn sie wirklich ihre eigene Meinung haben.

» Tina_B » Beiträge: 39 » Talkpoints: 3,52 »



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