Sollte der Partner eine Kopie von einem selbst sein?

vom 12.07.2014, 14:00 Uhr

In diesem Beitrag hier habe ich über die Matching-Points geschrieben, die bei Datingseiten dazu dienen, die Eigenschaften der Partner miteinander zu vergleichen. Jemand hatte angemerkt, dass das nur wichtig sein könnte, wenn man eine Kopie von sich selbst suchen würde. Aber das klang so, als sei es nicht gut, genau das zu tun. Warum eigentlich nicht?

Sicherlich ist es realistisch betrachtet nicht möglich. Jeder Mensch ist so facettenreich und individuell, dass man nie jemanden finden wird, der einem wirklich in allem gleicht. Aber zumindest wäre es ja denkbar, eine weitgehende Kopie zu finden. Das wäre dann jemand, der einem in vielen Punkten ähnelt, wenn auch nicht in allen.

Ist das denn schlimm, eine Kopie von sich oder eine weitgehende Kopie zu suchen? Ich stelle mir das eigentlich sehr angenehm vor. Da gäbe es keine Konflikte und keinen Streit, man will die gleichen Dinge oder hat die gleichen Wünsche. Das wäre doch toll und das Leben wäre in vielen Punkten einfacher.

Ist es also nicht etwas Gutes, wenn man eine Kopie oder eine weitgehende Kopie von sich sucht? Oder findet Ihr Unterschiede besser?

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich finde eine Kopie von sich selbst in einer Beziehung nicht gut. Ich brauche meinen Partner. Ich habe bestimmte Eigenschaften, bei denen ich gerade das Gegenteil brauche. Ich bin schnell entmutigt und glaube etwas nicht zu schaffen. Es ist dann sehr schön, wenn mein Partner mich aufbaut, sodass ich es am Ende doch bewältige. Hätte ich nun einen Partner, der genauso wäre wie ich, würde es dazu kommen, dass ich an meinen Punkt Unmut bleibe. Auch versuche ich meist alles zu planen. Mein Partner ist da eher spontan. Ich bin eher gestresst und er eher stressfrei. Die gegensätzlichen Pole tun uns beide gut und ich möchte das Anderssein meines Partners nicht missen. Es gehört für mich einfach zum Leben dazu.

In einigen Punkten stimme ich aber auch wieder ein. Bestimmte Wünsche sollten schon gemeinsam vorherrschen. Wie halten es die beiden mit der Treue, Ehrlichkeit, Kindern et.? Sollte es hier zu Unstimmigkeiten kommen, kann es schnell Stress geben, sodass ich bei einen potentiellen Partner immer darauf geachtet habe, dass diese Punkte stimmen.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Es schadet sicherlich einer Beziehung nicht, wenn man gewisse Ähnlichkeiten hat. Aber je mehr Ähnlichkeiten vorhanden sind, desto langweiliger stelle ich mir eine solche Beziehung vor. Denn dann muss man mit dem Partner gar mehr reden. Man kann ziemlich sicher sein, was er sagen wird und kann dann schon selbst entscheiden. Ist es wirklich das was du suchst, dass du wirklich fast immer weißt, was dein Partner sagen wird oder wie seine Reaktion sein wird? Dann ist dieser Mensch berechenbar wie der Stau auf der Autobahn zum Ferienbeginn.

Wenn du eine Kopie von dir willst, dann schau einfach in den Spiegel. In einer Beziehung sollten sich die Partner ergänzen und nicht immer den gleichen Takt haben. Vor allem ist es auch gut für eine Beziehung, wenn man neben gemeinsamen Interessen auch noch einen eigenen Zeitvertreib hat, wo man mal nicht mit dem Partner unterwegs ist.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich bin froh, dass mein Partner in den wichtigsten Punkten so unähnlich ist wie ich. Ich bin beispielsweise eher chaotisch, leicht verpeilt und verliere sehr schnell die Geduld. Mein Freund ist da eher das Gegenteil, er ist sehr ausdauernd und viel geduldiger als ich, organisierter und er ist auch disziplinierter als ich. Ich bin sehr dankbar, dass er in dieser Hnsicht anders ist, weil hier sonst absolutes Chaos herrschen würde, wenn wir uns in dieser Hinsicht übertreffen würden und das muss meiner Ansicht nach nicht sein.

Natürlich sollten die Wert- und Moralvorstellunegn und einige Ziele ähnlich sein, sonst hat man keine wirkliche gemeinsame stabile Basis, aber was den Charakter angeht finde ich schon, dass man sich in gewisser Weise ausgleichen sollte.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ist nicht genau der Punkt, an dem man sich nichts mehr zu sagen hat und auch nichts mehr zu entdecken hat der Punkt, an dem an sich vielsagend sagen muss: wir haben uns auseinandergelebt? Ich weiß nicht genau, wie du dir deine Partnerschaft bzw. deinen Partner vorstellst. Ich weiß auch nicht, was in den Partnerschaften vorher der Grund für eine Trennung war. Aber im Moment klingt das schon alles sehr technisch und weit weg von dem, was unter einer Beziehung zu verstehen ist.

Da gehört eben mehr dazu, als "Überschneidungen". Klar ist natürlich, dass es Punkte geben muss (als Basis), bei denen sich die Partner nicht fundamental widersprechen! Keine Gemeinsamkeiten bedeutet auch keine Beziehung - was nicht heißen muss, dass es nicht auch in so einem Fall zumindest für eine Affäre reichen würde und man sich eben nur die kurzen Momente im Bett (oder wo auch immer) teilt.

Ansonsten gibt es sicher viele Umschreibungen, die genau das Gegenteil von dem beschreiben, was du offenbar unter "guter/perfekter Partner" verstehst. So eben dieses übertriebene "Gegenteile ziehen sich an" - oder "Was sich neckt das liebt sich". Ebenso die Vorstellung der Partner, die sich ergänzen und zusammen eben ein Ganzes geben. Oder auch die Idee, dass die Partner aneinander und miteinander wachsen. Das alles kann nicht geschehen, wenn echte oder unechte Einigkeit besteht. Harmonie in so einem Fall bedeutet eben leider in aller Regel auch Stagnation, Stillstand bis hin zum Bruch.

Ich finde es immer wichtig, die Extrempunkte auszuloten: ein Partner, bei dem alles mit meinen Vorstellungen übereinstimmt und ein Partner, bei dem gar nichts übereinstimmt. Und nach der Betrachtung der Extrempunkte weiß ich, dass beide Seiten nicht funktionieren werden - und muss jetzt den passenden Weg dazwischen suchen (und finden). Leider (oder zum Glück?) gibt es keine statistische/mathematische/wissenschaftliche/sachliche Formel, welche genau besagt, wie viel Übereinstimmung es geben muss bzw. wie viele Diskrepanzen akzeptabel sind. Das ist aber auch was eine Beziehung dann letztlich ausmacht. Wer hier nicht bereit ist, "Risiken" einzugehen oder dazuzulernen, der wir es eher schwer haben, eine Partnerschaft aufzubauen - durch eben die selbst verschuldeten künstlichen Hürden!

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Ich denke, dass eine Partnerschaft, in der beide genau gleich sind, einfach nur langweilig ist. Außerdem wird schnell der Gesprächsstoff ausgehen, wenn man immer einer Meinung ist. Man kann dann nicht gescheit diskutieren. Außerdem hätte der eine Partner vielleicht sogar gerne ein eigenes Hobby, welches er nicht mit dem Partner teilen möchte, weil er es einfach als Ausgleich sieht.

Wenn also die Partner dann ständig zusammen sind, weil sie nur ausschließlich die gleichen Interessen haben, dann wird es sicher schwierig. Da braucht man kein Prophet sein, um das vorher sagen zu können. Ich weiß nicht, ob es bereits Studien dazu gibt, dass Partnerschaften, die nach diesen Matchingpoints ausgesucht wurden, länger halten als andere. Ich kann es mir jedenfalls kaum vorstellen.

Da bin ich lieber noch auf der guten alten Methode, dass ich meinen Partner unterwegs treffe und kennen lerne, noch bevor ich überhaupt weiß, was seine Interessen sind und ob wir gleich oder verschieden sind. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man seinen Traumpartner über das Internet findet, Matchingpoints hin oder her.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


nordseekrabbe hat geschrieben:Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass man seinen Traumpartner über das Internet findet, Matchingpoints hin oder her.

Ich glaube, dass man das natürlich auch über das Internet kann - aber allein die Vorstellung, einen Traumpartner finden zu müssen, macht das Unterfangen vielleicht unnötig schwierig. Evtl. ist nämlich die Dame oder der Mann, die Anfangs unscheinbar waren, genau die, nach denen gesucht wurde. Was sich aber erst herausstellen würde, wenn man sich darauf einlässt. Ob ein Partner am Ende ein Traumpartner ist oder nicht, wird nicht an Übereinstimmungen gezeigt sondern über die Zeit!

Schade das viele die Vorstellung haben, vor der Beziehung erst ein "Internet-Screening" machen zu müssen um möglichst alles vom potentiellen Partner zu wissen. Und das am besten spätestens bei der zweiten Verabredung. Dann muss man sich aber mal die Situation vorstellen, dass man alles weiß, der Typ oder die Frau auch dem optischen Erscheinungsbild nach traumhaft sind - aber nach der ersten Nacht stellt sich heraus, dass sie hier ganz anders zu befriedigen sind, als man selbst. Oder zwingend Dinge wollen, die man für sich nicht will. Oder aber Dinge nicht leisten können, die dem anderen wichtig sind. Jeder muss dann entscheiden, welchen Wert die anderen Punkte dann noch haben.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Jeder mag das sicherlich ein bisschen anders, ich persönlich mag es, wenn ein Partner eine Kopie von mir ist. Mein Schatz ist auch genau wie ich. Es ist einfach nur schön, wenn man sich ansieht und genau weiß was der andere gerade denkt. Für mich wäre ein Partner, der total anders ist einfach sehr viel schlechter, weil dieser mich ja nicht verstehen würde oder einer sich komplett umbiegen müsste um mit dem anderen auszukommen. Manche brauchen aber auch diese Gegensätzlichkeit in einer Beziehung.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich kann mir nicht mal vorstellen außerhalb des Internet einen Partner zu suchen. Meine Partnerschaften haben sich einfach so ergeben, ohne Suchen, und ich fand es auch nie schlimm, wenn ich mal Single war. Und wenn sich eine Partnerschaft mehr oder weniger einfach so ergibt dann steht man natürlich auch nicht mit seiner Checkliste da und hakt ab.

Natürlich ist es gut, in gewissen Punkten sogar unbedingt notwendig, dass ich mit meinem Partner übereinstimme. Eine Beziehung mit einem Mann, der sich 2,5 Kinder, Reihenhaus, Hund und Pauschalurlaub für seine Zukunft wünscht könnte ich niemals glücklich werden und bei diesen Dingen kann man auch schlecht einen Kompromiss finden. In anderen Dingen fände ich eine Kopie von mir einfach nur schrecklich langweilig.

Und dann muss ich auch ganz realistisch sagen, dass ich nicht nur gute Eigenschaften haben und die würde meine Kopie dann ja auch haben. Mal angenommen, du bist unordentlich, wenn da noch jemand dazu kommt, der genauso ist, ist das kein Vorteil, für keinen von beiden. Oder du bist faul, liegst lieber auf der Couch vor der Glotze und kannst dich nicht zum Sport motivieren. Jemand, der sich dann mit der Chipstüte daneben setzt ist da extrem kontraproduktiv.

Zwei unpünktliche Leute sind nicht schlecht, wenn sie sich miteinander verabreden, aber wenn dritte ins Spiel kommen und sie zu Hause dann ewig brauchen, bis sie aus dem Quark kommen und keiner dem anderen sagt, dass er sich mal beeilen soll ist das für die sozialen Kontakte nicht gerade hilfreich.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Und dann muss ich auch ganz realistisch sagen, dass ich nicht nur gute Eigenschaften haben und die würde meine Kopie dann ja auch haben. Mal angenommen, du bist unordentlich, wenn da noch jemand dazu kommt, der genauso ist, ist das kein Vorteil, für keinen von beiden. Oder du bist faul, liegst lieber auf der Couch vor der Glotze und kannst dich nicht zum Sport motivieren. Jemand, der sich dann mit der Chipstüte daneben setzt ist da extrem kontraproduktiv.

Das hast Du natürlich recht. Aber das kommt auch darauf an, welche Wünsche oder Erwartungen (man könnte auch „Ziele“ sagen) man hat. Wenn etwa der Stubenhocker wirklich den Wunsch hat, etwas zu verändern, dann tut es ihm gut, jemanden um sich zu haben, der aktiv ist und gerne weggeht oder Sport macht. Aber wenn der Stubenhocker sein Stubenhocker-Dasein so mag und das gar nicht ändern will, dann wäre ein Partner, der immer herumnervt, dass er doch mal Sport machen soll, sehr kontraproduktiv und die beiden würden sich öfters zoffen. Ich würde mir durchaus jemanden wünschen, der sich mit der Chipstüte daneben setzt.

Auch bei der Pünktlichkeit ist das so. Wenn einer pünktlich ist und der andere nicht, dann gibt es oft Streit. Der Pünktliche meckert den Unpünktlichen an, wenn er wieder zu spät kommt und der Unpünktliche ist von der Pingeligkeit des Pünktlichen genervt. Ob die dann im sonstigen Leben auch zu spät kommen, hängt weniger vom Partner ab, sondern eher davon, wie sie sich in den einzelnen Lebenskontexten ansonsten verhalten haben. Wer 30 Jahre lang unpünktlich war, wird nicht durch einen pünktlichen Partner plötzlich zu jemandem, der immer rechtzeitig da ist.

Wenn ich das Ziel habe, mich auch mal zu testen, mit meinem Partner zu diskutieren und auch mal Reibungspunkte haben will, dann können Unterschiede beleben. Aber wenn man (und das trifft auf mich zu) eher Ruhe und Harmonie will, keinen Streit, keine Diskussionen, dann brauch man jemanden, der einem möglichst ähnelt.

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