Redakteur für eine Zeitung sein zu stressig?

Während meines Studiums habe ich kurz bei einer Studentenzeitung mitgearbeitet. Ich hatte mir das zunächst sehr schön vorgestellt, aber mir war es dann zu viel. Ich dachte nämlich, dass jeder über das schreiben kann, was ihn interessiert. Aber es war dann so, dass man SMS oder Anrufe von dem Redaktionsleiter bekommen hat und der hat einen etwa zu einem Event geschickt, über das man berichten sollte. Dabei war es völlig egal, ob dieses Event interessant für mich war. Zudem kamen die Anforderungen so plötzlich. Man bekommt eine SMS und soll schon 30 Minuten später bei dem Event sein. Das war mir schnell zu viel und ich habe das mit der Zeitung wieder sein lassen.

Viele träumen vielleicht davon, bei einer Zeitung zu schreiben, gerade wenn man gerne Texte verfasst. Aber bei einer richtigen Zeitung (nicht nur einer Studentenzeitung) ist es vielleicht genauso. Da muss man auch zu Veranstaltungen oder Ereignissen fahren, die einen nicht interessieren oder man bekommt plötzlich Aufträge, auch zu unpassenden Zeiten, wenn man gar keine Lust darauf hat, das nun auszuführen. Zudem habe ich gehört, dass man als Mitarbeiter bei einer Zeitung gar nicht viel verdient. Man hat also viel Stress, komische Arbeitszeiten und muss immer flexibel sein und bekommt dann noch nicht einmal viel dafür. Das ist doch eigentlich ein blöder Job.

Was reizt die Leute trotz dieser negativen Punkte daran, bei einer Zeitung zu arbeiten? Lohnt sich das? Oder ist es zu stressig, bei einer Zeitung mitzuarbeiten?

Ich arbeite ja seit mehr als vier Jahren für eine regionale Tageszeitung. Aber 30 Minuten vor Beginn einer Veranstaltung habe ich noch nie einen Termin bekommen. Die kürzesten Fristen waren der Anruf um die Mittagszeit und Abends war der Termin. Wobei man den mir nicht einfach aufdrückte, sondern erst mal gefragt hat, ob ich den übernehmen kann. Sprich ich musste solche Termine nicht annehmen.

Aber es ist dabei auch normal, dass man auch über Dinge schreiben muss, die einen nicht interessieren. Allerdings merken es zumindest die Kollegen, ob einem das Thema liegt. So hat mir der Leiter für die verschiedenen vogtländischen Redaktionen mal gesagt, dass die Texte eines ehemaligen Mitarbeiters zum Thema Fasching immer sehr schlecht waren. Er selbst hat das nicht mal absichtlich so geschrieben, aber er war eben ein echter Antikarnevalist.

Bei mir hat man mal festgestellt, dass die Texte sehr kurz ausfallen, wenn mir ein Thema nicht so liegt. Das waren vor allem Kirchenkonzerte, wo ich nicht wirklich einen journalistischen Zugang gefunden habe. Und das obwohl ich die Konzerte in den meisten Fällen durchaus als schön empfand.

Wobei es aber arbeitstechnisch noch einen Unterschied macht, ob man als Journalist oder Redakteur für eine Zeitung arbeitet. Denn als Journalist gehst du zu deinem Termin, redest bei Bedarf mit ein paar Leuten, machst eventuell auch Fotos und schreibst danach deinen Text. Der Redakteur muss sich alles noch mal durchlesen, eventuell Texte umschreiben, kürzen oder gar auch irgendwie mehr Text raus holen. Und muss Texte, Bilder und Bildunterschriften so platzieren, dass es auf die Seite passt.

Dazu kann der Tag auch sehr lang werden, wenn man noch auf wichtige Meldungen warten muss, die unbedingt in die nächste Ausgabe müssen. Wenn da erst eine wichtige Versammlung spät am Abend fertig ist, dann muss einer vom Redaktionsteam in den sauren Apfel beißen und warten bis alle Informationen da sind, den Text schreiben und einpflegen, damit dann die Ausgabe in den Druck gehen kann.