Wird das Wort 'Killerspiel' oft falsch interpretiert?

vom 11.07.2014, 19:49 Uhr

Das Wort Killerspiel war ja vor einigen Jahren voll in Mode. Es wird gerne hervorgeholt, wenn wieder mal ein Amokläufer durchdreht und unzählige Menschen tötet. Es ist schlimm, ja, aber nicht die "Killerspiele" sind daran schuld. Immerhin ist dieser Begriff doch recht weit zu fächern.

Wenn in den Medien von Killerspielen die Rede war, dann kam im gleichen Atemzug meist auch Counterstrike oder Battefield. Seien wir aber mal ehrlich; Auch Die Schlümpfe, Mario und Donkey King sind "Killerspiele", wenn man es genau betrachtet. Aber bisher wurde nie darüber berichtet, dass ein Kind auf Schildkröten springt und mit Pilzen über eine Prinzessin und eine fette Echse redet.

Ich habe auch noch nie zwei Menschen gesehen, einer mit Hund, einer mit Hamster, die ihre Tiere aufeinander hetzen und ihnen nebenbei Attacken wie "Biss" oder "Bodyslam" zubrüllen. Dennoch ist auch bei Pokémon das Besiegen (und Töten?) der Monster Ziel des Spiels.

Wieso benutzt man also den Begriff Killerspiel bei Halo und co (wobei bei Halo ja nicht einmal Menschen erschossen werden müssen), aber bei kindlicher gestalteten Spielen, bei denen es ebenfalls ums Töten und Vernichten geht, nicht. Wenn man diesen sowieso sinnlosen Begriff schon benutzt, dann wenigstens bei allem, was unter die Kategorie fällt. Da es aber in den Medien doof klingt, wenn man sagt: "Täter spielte Mario, lief deswegen Amok", tut man das nicht.

Wie seht ihr das? Findet ihr den Begriff Killerspiel auch übertrieben? Glaubt ihr auch, dass man diesen Begriff viel zu leichtfertig benutzt? Sollte man diesen Begriff nicht einfach lassen und die wahren Hintergründe für eine Tat finden, anstatt einen billigen Sündenbock?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Es wurden ja auch schon Täter beschuldigt das gespielt zu haben und am Ende war es nur Hugo, was sie gespielt haben. Es ist wirklich schlimm, was da alles so von einem Spieler erwartet wird, der bestimmte Spiele spielt. Tatsächlich kommen auch wieder Stimmen von älteren Politikern, dass man jedes Spiel in der Richtung verbieten soll und am Ende müssten wir wohl vor einer weißen Wand sitzen, weil kein Spiel mehr da wäre zum Spielen. Selbst bei Tetris gehen die Reihen kaputt, man zerstört sie.

Ich finde die Begrifflichkeit Killerspiele schon sehr übertrieben und einfach nicht angebracht. Es sind Shooter und so sollte man sie auch nennen. Nicht mehr oder weniger. Killerspiele ist als Begrifflichkeit sehr wertend, maßgebend und in eine Richtung drängend. Killerspiele ist ein Begriff, der einengt keinen Spielraum mehr lässt, wir denken automatisch, dass das schlecht ist und das wollte man erreichen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Ich finde deine Vergleiche ziemlich unpassend, ehrlich gesagt. Aber zunächst mal eines vorweg: ich spiele auch gerne mal ein Spiel, bei dem man schießen muss, auch auf Menschen. Oder generell so Abenteuerspiele, bei denen auch mal Blut vorkommt.

Was deinen Vergleich mit Kinderspielen anbelangt, bin ich aber der Meinung, dass da ein Unterschied zwischen diesen und den Erwachsenenspielen besteht. Bei Mario & Co. siehst du kein Blut, es handelt sich nicht um Menschen und es kommt einem überhaupt nicht realistisch vor. Bei Spielen wie Counterstrike oder ähnlichen aber versuchen die Spieleentwickler ja die Grafik immer weiter zu verbessern, so dass man das Gefühl haben könnte, es sei real. Es werden Waffen benutzt, die es wirklich gibt, es werden Orte gezeigt, die es wirklich gibt. Also ist das alles schon viel realistischer als in einem Kinderspiel, das ich hiermit gar nicht vergleichen wollen würde.

Für mich ergibt es auch keinen Sinn zu sagen, dass jemand der Mario usw. spielt, zu Gewalt neigen könnte. Aber wenn wir mal ehrlich sind, könnte das auf Ballerspiele schon zutreffen. Denn dort geht es teilweise wirklich um rohe Gewalt, die offen gezeigt wird. Nicht umsonst sind viele Spiele erst ab 18 erhältlich.

Ob man das nun Killerspiel nennt, Shooter oder sonst wie, ist mir relativ egal. Es sind und bleiben Spiele, die rohe Gewalt zeigen und damit ist der Vergleich zu einem Amokläufer vielleicht nicht mehr so weit her geholt. Auch wenn ich von mir jetzt nicht davon ausgehe, dass ich dadurch nun gefährdet bin Amok zu laufen. Aber es gibt doch auch andere Menschen, die vielleicht so sehr in dieser Welt leben, dass sie gar nicht mehr merken was sie machen.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Dieses Thema kann einen echt wütend machen. Ich spiele sogenannte Killerspiele seit etlichen Jahren. Werde ich aggressiv beim Fall oft Duty spielen? Verdammt ja! Mal ehrlich es gibt immer mal Momente wo man am liebsten den Controller in die nächste Ecke pfeffern will. Gerade wenn man gerade eine hohe Runde bei Zombies erreicht hat und dann irgendein Spiel entscheidet zu dashboarden. Yaaay die letzte Stunde völlig umsonst gespielt. Renne ich deswegen los und attackiere unschuldige Menschen? Mitnichten!

Man muss hier doch alle Faktoren berücksichtigen. Eine Person, welche geistige Störungen hat, kann dies sicher in eine bestimmte Richtung weisen. Das selbe gilt allerdings auch für Gore Filme und viel zu leichter Zugang zu Waffen. Auch gesellschaftliche Dinge wie die Tatsache, dass viele dieser Menschen gemobbt und ausgeschlossen werden, spielt für dieses verhalten eine große Rolle.

» xZombieKitten » Beiträge: 538 » Talkpoints: 13,88 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, dass die Medien unter "Killerspiele", die so genannten "Ego- Shooter" - Spiele meinen. Also wie zum Beispiel "Battlefield", "Call of Duty" oder "Sniper", letzteres habe ich eine Zeit lang auch sehr gerne gespielt. Hier kann man wirklich aus eigener Perspektive Menschen umbringen. Bei Super Mario sieht man sein ganzes Männchen herum laufen und es ist eher eine kindliche Form, wie das ganze Spiel aufgebaut ist. Es sind auch virtuelle Charaktere und es ist eine virtuelle Welt.

Bei den Ego- Shooter- Spielen ist es aber wirklich sehr real aufgebaut und man kann sich sogar die Waffe aussuchen und es werden Kommandos gegeben, wie im Krieg. Es wird auch ein Stück weit so gemacht, dass die, die das Spiel spielen, aggressiv werden, wenn sie verlieren oder abgeschossen werden. Da kommen dann schon so Sprüche, wie, ich mach dich fertig du W....! Das habe ich schon selber mitgemacht und sehe und merke es auch bei anderen um mich herum, die solche Spiele spielen.

Deshalb ist es nicht abwegig, dass man Menschen, die über eine lange Zeit hinweg so ein Killerspiel spielen, zu sogenannten Killermaschinen drillt, die das Potenzial haben, jemanden auch wirklich umzubringen. Und wenn so eine betroffene Person dann durchdreht, denkt sie sich, ich mache das wie in dem Computerspiel, dann sind alle meine Probleme gelöst. Ich glaube schon, dass manche Leute so ticken, auch wenn es von den Medien sehr aufgebauscht wird.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 16.08.2014, 16:58, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

nordseekrabbe hat geschrieben:Es wird auch ein Stück weit so gemacht, dass die, die das Spiel spielen, aggressiv werden, wenn sie verlieren oder abgeschossen werden. Da kommen dann schon so Sprüche, wie, ich mach dich fertig du W....! Das habe ich schon selber mitgemacht und sehe und merke es auch bei anderen um mich herum, die solche Spiele spielen.

Nein, die Spiele werden nicht gezielt so konstruiert, dass man aggressiv wird und flucht. Ich kenne genug Leute, die Shooter spielen, und die das Wort "Wichser" nicht einmal in den Mund nehmen würden. Ich selbst fluche beim Spielen auch nicht. Wobei das wohl eher eine Charaktersache ist. Ich fluche auch nicht, wenn sonst etwas schiefgeht, während es Leute gibt, die schon laut "Scheiße!" brüllen, wenn ihnen mal etwas aus der Hand fällt oder sie beim Kochen kleckern.

Soll heißen: Es gibt Leute, die fluchen, wenn sie ärgerlich sind. Und es gibt Leute, die fluchen dann nicht. Und da ist es auch egal, was die Leute ärgert, sei es das Verlieren im Spiel oder irgendetwas ganz Anderes. Vielleicht kann man sagen, die, die fluchen, seien generell aggressiver. Aber das wird dann nicht durch das Spiel induziert, sondern ist Teil des Charakters der Person. Was sich im Spiel, aber auch überall anders, bemerkbar macht.

nordseekrabbe hat geschrieben:Deshalb ist es nicht abwegig, dass man Menschen, die über eine lange Zeit hinweg so ein Killerspiel spielen, zu sogenannten Killermaschinen drillt, die das Potenzial haben, jemanden auch wirklich umzubringen. Und wenn so eine betroffene Person dann durchdreht, denkt sie sich, ich mache das wie in dem Computerspiel, dann sind alle meine Probleme gelöst.

Um zu glauben, bloß, weil man in irgendeinem Spiel auf Leute schießen kann und "darf", wäre das auch im echten Leben okay, muss man geistig aber schon sehr verdreht sein. Dass bei solchen Leuten das Spielen von Shootern negative Auswirkungen haben kann, bezweifle ich nicht. Auf die Leute wirken dann sicher auch aggressive oder blutige Filme, vielleicht sogar bebilderte Nachrichtenartikel, negativ. Oder bestimmte Musik. Oder Literatur.

Was ich damit sagen will: Alle möglichen Dinge können die Situation verschlimmern, wenn ein psychisch gestörter, sowieso vor dem Amok stehender, Mensch sie konsumiert. Der Mensch muss aber im Vorfeld schon krank sein. Sonst passiert auch nichts. Wäre es daher sinnvoll, alles, was irgendeinen vorher schon geschädigten Menschen negativ beeinflussen könnte, zu verbieten, obwohl über 99% der Menschen keine negativen Auswirkungen dadurch haben? Dann könnte man ja wohl so gut wie alles verbieten.

Zum Hauptthema: Ja, es gibt alle möglichen Spiele, wo man irgendetwas vernichtet, entfernt, besiegt, also, wann man es so betrachten möchte, sinnbildlich tötet. Im Grunde ist sogar beim Völkerball-Spiel im Sportunterricht dieses Prinzip zu finden. Auch ein Killerspiel? Nein.

Mal abgesehen davon, dass "Killerspiel" eh ein blödes, aufhetzendes und übertriebenes Wort ist: Die Medien definieren es nunmal als Spiel, in der man Menschen auf eine halbwegs "realistische" Weise virtuell tötet. Also mit Waffen oder mit der Hand. Nicht durch Draufhüpfen, und um das Zerploppenlassen von Balken wie bei Tetris geht es auch nicht. Der Begriff, was ein "Killerspiel" sei, haben die Medien relativ eng umrissen. Von daher ist Super Mario auch kein "Killerspiel", Pokemon auch nicht.

Was natürlich nichts daran ändert, dass mit der Begriff "Killerspiel" populistischer Blödsinn ist. Und dass es besser wäre, würde man über Shooter sprechen. Oder auch über Rollenspiele oder Action Adventures. Ja, auch die werden teilweise in den Medienberichten zum "Killerspiel". Und natürlich wäre es ebenfalls sinnvoll, würden die Medien sich genauer mit den tatsächlichen Inhalten von diesen Spielen befassen, dann wäre nämlich klar, dass es normalerweise nicht um stumpfes Morden geht.

Und inbesondere auch mit den Ursachen, die Amokläufe tatsächlich oft als Basis haben, sollte man sich befassen. Da ist nämlich jahrelanges Mobbing sowie eine bestimmte Charakterstruktur weitaus aussagekräftiger, als die Tatsache, was für Spiele die Person in ihrer Freizeit gespielt hat. Aber alle Schuld auf "Killerspiele" zu schieben, ist natürlich viel einfacher, als die echten Gründe für solche Verbrechen zu ergründen. Die könnten nämlich unbequem sein.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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