Verstehen die Menschen sich noch?

vom 11.07.2014, 18:05 Uhr

Manchmal mache ich mir Sorgen um die Menschheit. Versteht man sich noch gegenseitig oder verstehen die Menschen nur noch, was sie verstehen wollen? Kleines, theoretisches Beispiel: A spricht über das Essen des gestrigen Tages. Sie bestellte eine Suppe, eine Hauptspeise und einen Nachtisch. Sie erzählt ihrem Bekannten B, dass alles super war und richtig lecker geschmeckt hätte, der Nachtisch sei aber etwas teuer gewesen. B nickt freundlich und denkt sich: "Da geh ich nicht hin. Es ist teuer da." Den Rest hat er nicht verstanden, da es positiv war und somit nicht interessant.

Solch ein Verhalten fällt mir immer öfter auf. Man erzählt was und ausschließlich die negativen Aspekte bleiben hängen. Auch wenn man etwas nicht ganz so schlimmes erzählt, wird das sofort als absolut schrecklich angesehen. Weiteres Beispiel (ebenfalls theoretisch: C und D haben eine Beziehung. C erzählt E, dass D sie geboxt hätte, nachdem sie bei einem Spiel gewonnen hatte. Nicht doll, nur ein sanfter Stupser mit der Faust gegen die Schulter. C hat es kaum gespürt. Dennoch ist E's erste Reaktion: "Verlass den Frauenschläger! Er ist ein Schwein!"

Ist euch so was auch schon aufgefallen? Habt ihr auch schon bemerkt, dass die Menschen immer nur auf die negativen Aspekte eingehen und den Rest vollkommen ignorieren?

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Sicher gibt es Menschen, die überall das Haar in der Suppe suchen, aber das ist eine Charaktereigenschaft und hat doch nichts mit einer angeblichen Entwicklung in der Gesellschaft zu tun, die dazu führt, dass sich die Menschen immer weniger verstehen.

Und ganz davon abgesehen ist es tatsächlich so, das man sich an negative Erfahrungen länger und besser erinnert, das ist bei allen Menschen so. Beispiel gefällig? "Ich stelle mich immer an der falschen Schlage an" - es gibt zahlreiche Untersuchungen zu diesen gefühlten Phänomen und keine konnte diese Aussage bestätigen. Trotzdem schwören viele Leute darauf, dass das auf die auf jeden Fall zutrifft. Warum? Weil sie sich an die ganzen Gelegenheiten, bei denen sie sich an der richtigen Schlange angestellt haben und schnell dran kamen, nicht erinnern. Weil dieses Ereignis als neutral empfunden wird und mit keiner besonderen Emotion verknüpft ist.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Aha, mal wieder ein Fall von: Früher war alles besser, da haben die Menschen noch zugehört und Rücksicht genommen und alles Mögliche. Der Meinung bin ich absolut nicht. Ich glaube vielmehr, dass es in unserer Natur zu liegen scheint, eine Vergangenheit zu verklären, die es wahrscheinlich nie gegeben hat.

Meiner Ansicht nach hat es somit schon immer Leute gegeben, die einfach nicht richtig zuhören oder immer gleich das Schlimmste vermuten oder kommentieren. Dass es sich aber dabei um ein Phänomen unserer Gegenwart handelt, welches es "früher" nicht gegeben hat, glaube ich nicht.

Allerdings kann ich mir vorstellen, dass wir von so vielen Seiten von Informationen überflutet werden, dass wir manchmal einfach überfordert sind und nichts mehr aufnehmen können. Dann bleiben eben nur die Informationen hängen, die sich dadurch einprägen, dass sie besonders positiv oder negativ klingen. Auch der Hang, immer vom Schlimmsten auszugehen, wird meiner Meinung nach durch die Medien zusätzlich gefördert. Wer immer nur von Gewalt, Verbrechen, Unfällen oder Tragödien hört, nimmt die weniger spektakulären positiven oder neutralen Botschaften einfach nicht mehr richtig wahr.

» Gerbera » Beiträge: 11320 » Talkpoints: 49,94 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



@Gerbera: Zeig mir bitte, wo da steht "Früher war alles besser". Die Menschen waren schon immer so. Ich mache mir halt nur erst jetzt Sorgen darum. Ich bin erst dreiundzwanzig. Jetzt schon zu sagen, dass früher alles besser war, wäre doch ziemlich komisch, denn früher ist für mich meine Kindheit und meine Teenagerjahre. Jahre, in denen mir so was egal war.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



iggiz18 hat geschrieben:@Gerbera: Zeig mir bitte, wo da steht "Früher war alles besser".

Schon in der Überschrift steht "noch" und auch im Text kommt es zwei Mal vor. Das impliziert, dass es früher anders war, sprich besser. Aber du hast damit deine eigene Beschwerde voll ausgelebt. Du hast dich auf den erstbesten negativen Aspekt gestürzt, der dir in Gerberas Antwort aufgefallen ist und den Rest, in dem sie auf deine Argumente eingeht und sie aus ihrer Sichtweise zu erklären versucht, vollkommen ignoriert. :lol:

Ich denke auch, dass es vollkommen normal ist. Die negativen Dinge wecken einfach mehr Emotionen in uns und bleiben dadurch mehr hängen. Das Beispiel mit der Warteschlange ist dafür perfekt. Man sollte mal darauf achten, wie oft alles glatt läuft. Normalerweise ignoriert das jeder. Wer es nicht ignoriert und sich auch über solche Kleinigkeiten freut, wird schnell als Spinner abgetan.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


@bienenkönigin: Genau darum hab ich das Thema geschrieben. Weil es mir bei mir selbst genauso aufgefallen ist wie bei vielen anderen Menschen. Das "Noch" ist wirklich ein bisschen doof gewählt, wollte ich damit doch darauf anspielen, dass Kinder sich nicht so schlimm verhalten, wie erwachsene Menschen.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Ich finde es sehr lustig, wie überspitzt du das formuliert hast, denn es ist schon etwas Wahres daran. Es beginnt schon als Kind, geht in der Schule weiter, dass man für gute Leistungen eher ignoriert wird und für schlechte Leistungen geschimpft oder eben anders dafür bestraft wird. Das bleibt glaube ich hängen, und man sieht dann auch als Erwachsener immer die schlechten Eigenschaften des jeweils anderen und dessen, was man selber erlebt oder andere erleben.

Da denke ich aber nicht, dass das früher anderes war. Ich denke schon, dass die Menschen, oder eben ein Großteil davon, immer schon so gewesen sind. Es kommt auch seltsamer vor, dass über eine dritte Person positiv gesprochen wird, als negativ. Das rührt wahrscheinlich wirklich von der falschen Erziehung. In der heutigen Gesellschaft sollte man mehr loben und positive Leistungen belohnen und schlechte Eigenschaften oder Leistungen ignorieren, also gar nicht beachten. Vielleicht würden die Menschen dann öfter auch das Positive in den anderen und in gewissen Verhaltensweisen sehen.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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