Wie sinnvoll sind manipulierbare Arbeitszeugnisse?
Ich unterhielt mich neulich mit einer Kommilitonin von mir über das Thema Arbeitszeugnisse. Sie erzählte ein wenig über den Betrieb, in dem ihre Mutter arbeitet und dass ihre Mutter dort für Personalien und eben auch für Arbeitszeugnisse zuständig sei. Eine ehemalige Arbeiterin war aber absolut nicht zufrieden mit ihrem Arbeitszeugnis und ist vor Gericht gezogen und das so lange, bis das Arbeitszeugnis Wort für Wort ihren Vorstellungen entsprochen hat. Dieser Fall ist kein Einzelfall in diesem Betrieb gewesen, sodass ein gutes Arbeitszeugnis keinerlei Wert mehr hat, wenn man dort neues Personal einstellen will.
In meinen Augen sind Arbeitszeugnisse total sinnlos, gerade wenn sich solche Fälle häufen und man nicht sicher sein kann, ob man das Original oder eine gerichtlich angeordnete Version vor sich liegen hat. Man kann sich doch auch auf andere Weise ein Bild von der Arbeitsweise eines Menschen machen, in dem man beispielsweise beim ehemaligen Arbeitgeber anruft und persönlich nachfragt.
Wenn das so leicht ist, ein Arbeitszeugnis zu manipulieren mit Hilfe des Gerichts, warum existieren die dann überhaupt noch? Fragt überhaupt irgendjemand noch danach, wenn man die Manipulationsmöglichkeiten bedenkt?
Mir ist es schon häufiger aufgefallen, dass einige Arbeitnehmer, lieber gute Arbeitszeugnisse einklagen, als sich eben diese zu erarbeiten. So schwer ist es nicht, ein gutes Arbeitszeugnis zu erlangen. Es ist ein Zeugnis über die geleisteten Arbeit und die Arbeitsmoral des Beschäftigten. Ungeachtet dessen, kann es auch passieren, dass es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kommt.
Folgt daraus eine Kündigung, kann es passieren, dass der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellt, obwohl der Arbeitnehmer gute Arbeit geleistet hat. In diesem Falle, ist das Einklagen eines gerechten Arbeitszeugnisses sinnvoll. Trotzdem sollte man sich als Arbeitgeber davon nicht abschrecken lassen, und sich persönlich, bei einem Probearbeitstag, vom Können des Bewerbers überzeugen lassen.
Kathatataaa hat geschrieben:Mir ist es schon häufiger aufgefallen, dass einige Arbeitnehmer, lieber gute Arbeitszeugnisse einklagen, als sich eben diese zu erarbeiten.
Das gehört schon zu den wirklich weniger klugen Bemerkungen zu dem Thema. Damit unterstellst du sogar Arbeitsgerichten, dass diese hier "unnötige" und falsche Urteile sprechen - ebenso unterstellst du wie selbstverständlich dass das schlechte Zeugnis durch "schlechter Arbeit" immer gerechtfertigt wäre. Das mag eine mögliche Sicht der Dinge sein. Aber so gesehen kann man auch immer dem Polizisten die Schuld geben, wenn man ein Bußgeld auferlegt bekommt. Eine einseitig-parteiische Sicht der Dinge hilft aber sicher, die Welt und sein Verständnis für sie, eher einfach und bequem zu halten.
Kathatataaa hat geschrieben:So schwer ist es nicht, ein gutes Arbeitszeugnis zu erlangen.
Du hast es ja geschrieben: man muss es nur einklagen. Dabei geht es gar nicht um ein "gutes Zeugnis", sondern um ein wohlwollend formuliertes Zeugnis. Damit soll bloß verhindert werden, dass der Arbeitgeber dem dann ehemaligen Angestellten noch einen Stein in den Weg legt. Das sollte doch nicht so schwer zu verstehen sein.
Kathatataaa hat geschrieben:Es ist ein Zeugnis über die geleisteten Arbeit und die Arbeitsmoral des Beschäftigten.
Allein der Begriff der "Arbeitsmoral" lässt mich daran zweifeln, dass auch du ein Interesse an einer objektiven Beurteilung hast. Wie bitte misst du denn die Arbeitsmoral? Und wenn dieser Punkt nicht Potential zum gerechtfertigten Streit hat - was dann?
Kathatataaa hat geschrieben:Ungeachtet dessen, kann es auch passieren, dass es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer kommt.
Eben zu den Meinungsverschiedenheiten bzgl. der Bewertung. Und ein Arbeitnehmer wird kaum klagen, wenn dessen Sicht der Dinge nicht fundamental von dem abweichen würde, was der Arbeitgeber geschrieben hat.
Kathatataaa hat geschrieben:Folgt daraus eine Kündigung, kann es passieren, dass der Arbeitgeber ein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellt, obwohl der Arbeitnehmer gute Arbeit geleistet hat.
Und wenn das so ist, wie kommst du auch die Idee, dass es so einfach ist, ein gutes Arbeitszeugnis zu erarbeiten?
Kathatataaa hat geschrieben:In diesem Falle, ist das Einklagen eines gerechten Arbeitszeugnisses sinnvoll.
Was wäre das Kriterium, hier zu entscheiden, wann zu klagen ist?
Kathatataaa hat geschrieben:Trotzdem sollte man sich als Arbeitgeber davon nicht abschrecken lassen, und sich persönlich, bei einem Probearbeitstag, vom Können des Bewerbers überzeugen lassen.
Dir ist schon bewusst, dass es die Probezeit gibt, welche beiden Parteien die Möglichkeit lässt, sich von der Gegenseite zu überzeugen? Was sollte dann ein "Probearbeitstag" für einen Vorteil bringen? Oder eine Probearbeitswoche? Das sind eigentlich nur Mittel, wie versucht wird, Angestellte ohne Bezahlung für sich arbeiten zu lassen. Eigentlich gehören solche Praktiken massiv bestraft. Und zwar so, dass der finanzielle Schaden wirklich betriebsgefährdend sein kann, um Arbeitgeber davon abzuhalten, auch nur einen Moment an so was zu denken.
Man hat ja nun mal ein Recht auf ein gutes Arbeitszeugnis, also warum soll man sich mit einem Wisch zufrieden geben, der das nicht aussagt? Für mich machen Arbeitszeugnisse allgemein wenig Sinn, weil man damit eigentlich nur aussagen darf, dass der Arbeitgeber in der bestimmten Zeit dort gearbeitet hat. Etwas Böses darf da ja nicht stehen, auch wenn es umschrieben werden kann.
Auch kann man ja nicht immer etwas für schlechte Formulierungen. Wenn dich dein Arbeitgeber beispielsweise nicht leiden kann, was ja durchaus auch ohne etwas zu getan zu haben passieren kann, wird er dir auch kein gutes Zeugnis schreiben und dann sollte man das auch einklagen.
Offenbar hatte ich es bisher wohl mit Ausnahmen zu tun. Aber meiner Erfahrung nach sind auch Zeugnisse "sinnvoll" (so sinnvoll wie Bewertungen durch Dritte eben möglich sind) und sie bilden schon ein großes Puzzle-Teil bei der Beurteilung im Rahmen eines Einstellungsprozesses.
So kann ein Zeugnis auch außergewöhnlich gut sein - ebenso kann wohlwollend formuliert sein, dass man dem Mitarbeiter keine Träne nachweint. Wobei hier sicher zu unterscheiden ist, ob hier ein Zeugnis vorliegt, dass bei einem 3-Personen-Unternehmen erstellt wurde (und der scheidende Mitarbeiter selbst hat formulieren dürfen) oder aber ob hier ein Konzern mit eigener HR-Abteilung wirklich eine Bewertung ausgestellt hat.
Arbeitszeugnisse sind Blätter, die von Menschen geschrieben wurden, um andere entweder schnell aus einem Unternehmen zu loben, oder um einfach gute Mitarbeiter ein Lob auszustellen.
Andere Arbeitgeber sind da schon was anders und wollen dann eher dem Arbeitnehmer eins reinwürgen. Zwischen den Zeilen kann viel gelesen werden und diese bekannten Sprüche sollten Personaler auch kennen.
Wer über den Klee gelobt wird, ist meistens nicht ganz koscher. Habe ich schon selbst oft genug miterlebt und auch im Studium haben wir es in den entsprechenden Vorlesungen gehört.
Ich kann Arbeitszeugnissen wenig abgewinnen. Das ist Glückssache: entweder stimmen sie, oder es ist nur Humbug, was da drin steht.
Ramones hat geschrieben:Man hat ja nun mal ein Recht auf ein gutes Arbeitszeugnis, also warum soll man sich mit einem Wisch zufrieden geben, der das nicht aussagt? Für mich machen Arbeitszeugnisse allgemein wenig Sinn, weil man damit eigentlich nur aussagen darf, dass der Arbeitgeber in der bestimmten Zeit dort gearbeitet hat. Etwas Böses darf da ja nicht stehen, auch wenn es umschrieben werden kann.
Es ist nicht richtig, dass man ein Recht auf ein gutes Arbeitszeugnis hat. Man hat ein Recht auf ein wohlwollendes, was deutlich zu unterscheiden ist von einem Guten.
Wer keine guten Leistungen erbracht hat, der kann auch kein gutes Arbeitszeugnis verlangen. Denn dann stimmen Leistung und Aussage des Zeugnisses nicht überein. Und jeder der sich schon einmal mit Zeugniscodes auseinander gesetzt hat, der wird feststellen, dass es auch Formulierungen mit den Schulnoten 4, 5 oder 6 gibt. Sicherlich werden diese in der Praxis extrem selten angewendet, aber es gibt sie.
Zudem stelle man sich einmal vor, ein Mitarbeiter wurde entlassen, weil er gestohlen hat und im Zeugnis wird er als sehr ehrlich beschrieben. Bei seinem neuen Arbeitgeber stiehlt er wieder und sein neuer Arbeitgeber erfährt, das er im Betrieb zu vor bereits gestohlen hat. Damit ist die Aussage im Zeugnis falsch und der neue Arbeitgeber könnte den alten auf Schadenersatz verklagen. Ja das geht in der Tat, wenn auch sehr selten davon Gebrauch gemacht wird.
Außerdem gibt es für den geübten Zeugnisleser häufig den ein oder anderen Hinweis, dass vielleicht doch etwas nicht stimmt und das, ohne dass dabei verbotene Codes oder extrem seltsame Formulierungen verwendet werden. Um nur mal ein Beispiel zu nennen, mich persönlich machen vollständige 1er Zeugnisse extrem stutzig, niemand bringt in allen Bereichen eine Note 1, jeder Mensch hat irgendwo eine kleine Schwäche, ob man es sich selber eingestehen will oder nicht. Da ist dann im Endeffekt nichts versteckt, sondern alleine der Verstand weist einen darauf hin. Schaut man sich dann die weiteren Unterlagen an, finden sich dann häufig noch weitere Hinweise. Da nützt dann also auch das beste Zeugnis nichts mehr.
Somit bleiben Zeugnisse auch in den meisten Fällen weiterhin sehr sinnvoll, weil man ihnen doch mehr entnehmen kann, als vielen bewusst ist.
Link dieser Seite https://www.talkteria.de/forum/topic-241045.html
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1200mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung 1113mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Triops · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Palmen Pflanzen - brauche Tipp / Empfehlung
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern? 1160mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: ZappHamZ · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Garten & Pflanzen
- Gartenbambus im Treppenhaus überwintern?
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel! 1557mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Wifey · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Intimrasur - Bekomme immer Pickel!
- Anleitung für Star Frisur 1201mal aufgerufen · 1 Antworten · Autor: Osterhasi · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Fingernägel, Haut & Haare
- Anleitung für Star Frisur