Entwickler veröffentlichen vermehrt unfertige Spiele

Nachdem ich vorhin eine kurze Runde Watch Dogs gespielt habe, musste ich an die Querelen, die mir das Spiel zu Beginn machte, nachdenken. Da ich Videospiele gerne zu 100 Prozent abschließe, war das Vorhaben, dass für dieses Spiel zu erreichen, natürlich reine Ehrensache. Da machte mir das Spiel allerdings einen Strich durch die Rechnung. Bei genau 90 Prozent Spielfortschritt fror das Geschehen ein. Passiert schon mal, dachte ich. Nachdem ich meinen Spielstand wieder aufrufen wollte, kam die Nachricht, dass dieser beschädigt sei und nicht mehr funktioniere. Das war natürlich ganz toll.

Dieses Spiel ist allerdings kein Einzelfall. Erinnere ich mich an den Veröffentlichungszeitraum von Battlefield 4, bekomme ich, etwas übertrieben ausgedrückt, Albträume. Server, die nicht stabil liefen, ständiges Einfrieren und auch hier beschädigte Spielstände. Die Liste könnte noch sehr stark erweitert werden, aber ich denke, jeder Videospieler hat derartige Erfahrungen sammeln müssen.

Woran liegt das? Die Spiele sind mit 60 bis 70 Euro nicht gerade günstig. Die Freude auf ein neues Spiel wird immer öfter durch Fehler in der Entwicklung getrübt. Stehen die Entwickler so sehr durch die Publisher unter Druck, dass man lieber ein halbfertiges Spiel auf den Markt bringt und den Kunden als Testspieler dumm aus der Wäsche gucken lässt? Ist das schnelle Geld durch die Veröffentlichung wichtiger als ein zufriedener Kunde? Mich wundert auch, dass es keinen wirklichen Boykott der Kunden gibt. Schließlich sind die Kunden die einzige Instanz, die dem Ganzen einen Riegel vorschieben können.

Die Konsequenz aus den schlechter werdenden Erfahrungen sieht für mich persönlich so aus: Ich kaufe Spiele nur noch nach einer gewissen Zeit. Die Preise sind dann deutlich niedriger und der Großteil der Fehler sind ausgemerzt. Es fällt einem gewiss nicht immer leicht, wenn ein vermutlich tolles Spiel erscheint, aber die nervenaufreibenden Situationen so zu umschiffen, dabei verhältnismäßig gutes Geld zu sparen, sind es allemal Wert. Wie seht ihr das?

Das von dir beschriebene Problem ist ein allgemeines gesellschaftliches Phänomen, das sich nicht nur bei der Entwicklung von Computerspielen beobachten lässt. Es zieht sich durch, bis hin zu ICE-Zügen und dem Berliner Flughafen. Viele komplexe Projekte machen Schwierigkeiten. Sie werden entweder zu teuer, dauern zu lange oder sind unvollständig. Letzteres trifft bei deinem Spiel zu.

Das Problem ist die exponentielle Steigerung der Komplexität solcher Projekte. Bei Spielen werden immer mehr ausgefeilte Funktionen gefordert; bei Projekten wie dem Berliner Flughafen spielt neben der Größe die Anzahl der zu erfüllenden Vorschriften eine große Rolle. Die Menschheit hat zwar Mechanismen entwickelt, um Komplexität zu beherrschen, allerdings reichen die nicht ganz aus, um die Steigerungen zu kompensieren. Außerdem werden immer mehr Großvorhaben durchgezogen und die Anzahl der kompetenten Menschen, die solche Projekte stemmen können, wächst nicht im gleichen Umfang. Deshalb setzt man mangels Alternativen auch weniger geeignete Menschen ein, und das behindert ein solches Projekt häufig.

Das Problem ist, viele Publisher wollen jedes Jahr neue Spiele auf den Markt werfen und darunter leidet die Qualität. Wie will man auch ein gutes Spiel innerhalb von einem Jahr machen? Das ist einfach nicht möglich.

Rockstar Games macht es meiner Meinung nach besser, die nehmen sich einige Jahre Zeit für ihre Spiele wie zum Beispiel GTA V und bringen dann richtig erfolgreiche Spiele heraus. Andere Publisher wollen einfach mit wenig Aufwand und Mitteln möglichst viel Geld machen und ich empfinde das bei den heutigen Preisen für die Videospiele als eine Frechheit. Leider haben die Unternehmen uns Spieler aber in der Hand und so geht diese Schweinerei ungestraft weiter.