Mit Kind nur wegen späterer Erinnerung Ausflug machen?

vom 04.07.2014, 16:32 Uhr

Mein Sohn ist inzwischen 5,5 Jahre alt. Ich unternehme mit ihm eigentlich sehr viel. Ich mache mit ihm oft Ausflüge in Museen, zu diversen Veranstaltungen, ich gehe mit ihm sehr oft Wandern, schaue diverse Tiergärten an und so weiter. Viele Freunde sprechen mich darauf an, dass ich wirklich viel mit ihm unternehme. Einige meinen, dass das alles eigentlich gar keinen Sinn macht.

So wurde mir erst vor kurzem erklärt, dass es keinen Sinn macht in diesem Alter schon Ausflüge zu machen, weil sie sich später sowieso nicht daran erinnern können. Also sie gehen durchaus auch mit ihren Kindern in den Park, zum Spielplatz und so weiter, aber sie würden eben zum Beispiel keinen Ausflug in eine Höhle oder in ein Museum oder dergleichen machen, weil sie dann in ein paar Jahren ja doch erst recht wieder hin müssten, weil sich die Kinder nicht mehr daran erinnern könnten.

Nun gut, das mag durchaus sein. Mein Sohn wird sich bestimmt nicht an alle Ausflüge erinnern, die wir derzeit machen. Aber darum geht es mir auch gar nicht. Ich lebe da vielleicht zu sehr im Jetzt. Mir geht es nicht um eine spätere Erinnerung, sondern es macht meinem Sohn jetzt schon einfach Spaß diverse Ausflüge zu unternehmen. Und ich mache die Ausflüge auch nicht nur für meinen Sohn, sondern auch für mich. Für mich bedeuten diese Ausflüge auch Abwechslung vom Alltag. Wie ist das bei euch? Macht ihr mit euren Kindern nur Ausflüge, in der Hoffnung, dass sie sich später als Erwachsener daran noch erinnern können?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich kann mich an die ersten zwölf Jahre meines Lebens nicht erinnern. Ich habe keine Erinnerungen an irgendwelche Ereignisse. Meine Mutter sagt oft scherzhaft, dass sich also alles gar nicht gelohnt hat und sie mich auch einfach die ersten zwölf Jahre in einen Schrank hätte sperren können. Aber was ich habe, ist ein sehr tiefgehendes Gefühl, dass ich eine schöne Kindheit hatte.

Die Einzelheiten mögen nicht hängenbleiben. Aber dass man gemeinsam Zeit verbringt, stärkt die Bindung und das Vertrauen zueinander. Es ist dabei unwichtig, was genau man miteinander macht. Es ist nicht notwendig, dass jeder Urlaub in weit entfernte Länder geht. Kinder werden auch das Wissen, das sie in Museen ansammeln, nicht ewig behalten. Aber den Eltern muss es ja eben auch Spaß machen und für sie interessant sein. Meiner Meinung nach machst du also alles richtig.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Diese Argumentation kommt mir schon sehr merkwürdig vor. Es lohnt sich also erst dann, mit Kindern tolle und spannende Sachen zu unternehmen, wenn diese in einem Alter sind, in dem sie bleibende Erinnerungen speichern? Und mit gut fünf Jahren bleibt sowieso noch nichts "hängen", weswegen jeglicher Aufwand in der Freizeitgestaltung sowieso zwecklos ist? Diese Auffassung kann ich wirklich nicht teilen.

Anscheinend haben manche Eltern einfach keine Lust, mit ihren Kindern gemeinsam etwas zu unternehmen und rechtfertigen sich damit. Aber in diesen Fällen sei es mir auch gestattet, daran zu zweifeln, dass besagte Eltern auf einmal das große Freizeitprogramm auspacken, wenn ihre Kinder im ihrer Meinung nach passenden Alter sind. Dann muss man den Nachwuchs nur ein paar Jahre lang bespaßen, bevor schon wieder die Pubertät kommt .

Hätte ich Kinder, würde ich gerne mit ihnen etwas unternehmen, einfach um ihnen die Welt zu zeigen. Außerdem würde ich mich selber zu Tode langweilen, wenn ich jahrelang nur zwischen Park und Spielplatz hin und her pilgern müsste. Aber anscheinend bin ich überdurchschnittlich abenteuerlustig.

Woher wollen die Eltern außerdem wissen, ab wann sich ihre Kinder dauerhaft an etwas erinnern können? Meine Erinnerungen reichen bis in mein viertes Lebensjahr zurück. Natürlich kann ich mich nicht mehr an jedes einzelne Detail erinnern, aber ich weiß sehr wohl noch, dass ich mit meinen Eltern in den Bergen und am Wasser war und auch meine ersten Zoobesuche sind mir in verschwommener, aber positiver Erinnerung. Wie Bienenkönigin schon geschrieben hat, kommt es nicht immer auf die Details, sondern eher auf den Gesamteindruck an, wenn jemand im Nachhinein beurteilen soll, ob er eine tolle frühe Kindheit hatte oder sie vor dem Fernseher zugebracht hat.

Außerdem kann man auch als kleines Kind bei Ausflügen und Unternehmungen schon sehr viel lernen. Kleine Kinder sind doch neugierig und wissbegierig, weswegen auch schon im Kindergarten und in der Krippe alle möglichen Dinge untersucht und erforscht werden. Wäre das alles "umsonst", weil das menschliche Gehurn erst im Schulalter anspringt, könnte man die lieben Kleinen ja gleich irgendwo parken und sagen "Jetzt spielt hier mal schön, bis ihr in die Schule kommt!"

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Natürlich kann ich mich nicht daran erinnern, welche Museen ich besucht habe, also ich fünf Jahre alt war. Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich mit meiner Familie fast jedes Wochenende etwas unternommen habe. Ist es nicht auch eine wertvolle Erinnerung, dass ich weiß, dass meine Eltern mit mir viel unternommen haben und mich nicht vor den Fernseher abgeschoben haben um am Wochenende ihre Ruhe zu haben?

Ich finde diese Idee, dass man etwas nur unternimmt, wenn man sich später auch daran erinnern kann, eh komisch. Wenn ich jetzt, als Erwachsene, in ein Museum gehe dann spielen spätere Erinnerungen daran für mich absolut keine Rolle. Ich gehe da rein, weil ich eine bestimmte Ausstellung sehen möchte. Und wenn ich einen Ausflug mache dann, weil ich einen schönen Tag haben möchte.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ehrlich gesagt kann ich mich an sehr viel aus dem Vorschulalter erinnern. Ausflüge, wie du sie beschreibst, gab es bei uns zwar nicht. Dazu hatte mein Vater als Schichtarbeiter viel zu wenig Zeit, weil auch ständig zu wenige Kollegen vorhanden waren. Aber der jährliche Urlaub ist im Gedächtnis nach mehr als 35 Jahren vorhanden. Auch bestimmte Dinge, die im Kindergarten zur Vorschule gehörten sind einfach da.

Es wird sicherlich nicht jede Wanderung bei deinem Sohn im Gedächtnis bleiben. Aber alles vergessen wird er wohl nicht und selbst wenn, dann wird er deswegen kein deprimierter Erwachsener werden. Dann wird es ihm vielleicht wie Bienenkönig gehen, dass ihm zwar eine tolle Kindheit bewusst ist, aber eben die Einzelheiten fehlen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ganz ehrlich gesagt, unternehme ich keine Ausflüge nur deshalb, damit sich mein Kind später als Erwachsener daran erinnern soll. Es soll zu diesem Zeitpunkt, wo der Ausflug stattfindet, eine schöne Zeit haben, sich daran noch ein paar Tage erinnern und sich daran erfreuen und gut ist.

Ich selbst kann mich kaum an Ausflüge in meiner Kindheit erinnern, wenn ich dazu nicht die Fotos mir anschaue, die meine Eltern damals gemacht haben. Das Erinnerungsvermögen beschränkt sich meist in jungen Jahren eh auf nur wenige Moment, die das Kind wirklich geprägt haben, wo etwas Besonderes passiert war oder man besondere Gefühle damit verknüpft hat.

Wenn man also einen Ausflug mit seinem Kind macht, sollte das im Jetzt und Hier gefallen und nicht darauf anspielen, ob sich das Kind später, Jahrzehnte danach noch daran erinnern kann. Erinnerungen bilden sich von ganz allein aus und die sortiert jeder für sich anders. Einige erinnern sich an Orte, andere wiederum an Menschen oder an bestimmte Situationen. Das ist ganz unterschiedlich.

Abschließend möchte ich zum Ausdruck bringen, dass man die Zeit, die man hat, genießen soll. Erinnerungen aus den Unternehmungen entstehen von ganz allein und sollten aktuell schön sein für alle.

» ps-mieze » Beiträge: 457 » Talkpoints: 0,38 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich würde das nicht vom Alter des Kindes abhängig machen, ob ich etwas mit ihm unternehme oder nicht. Schließlich werden Kinder nicht nur durch Erinnerungen und Erlebnisse im Zoo oder Freizeitpark geprägt, sondern auch durch die Erfahrungen, die sie selbst machen. Ich finde, dass es eine sehr schöne Erfahrung ist, wenn das Kind merkt, dass sich die Eltern mit ihm beschäftigen und gerne Zeit mit ihm verbringen. So entsteht ein positiver Grundgedanke, der die ganze Kindheit über anhalten wird, auch wenn man sich nicht an jedes Detail erinnern können wird. Die Eindrücke und Erlebnisse von Kindern sind oft so vielfältig, dass sie sich gar nicht alles merken können. Aber so lange sie zumindest das Grundgefühl behalten und merken können, ist das doch in Ordnung.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



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