Hättet ihr gerne eine gegenderte deutsche Nationalhymne?

vom 01.07.2014, 21:03 Uhr

In Österreich wird derzeit ja wieder brav darüber diskutiert, ob man den Text der Nationalhymne wieder rückgängig machen soll. Diese wurde ja inzwischen vom Text her gegendert. So ist es nicht mehr nur das Land der Söhne, sondern eben auch der Töchter und der Söhne und so weiter.

Ja, wenn man sonst keine Probleme hat, soll es ja recht sein. :D Aber wie sehen es eigentlich Deutsche? Die Nationalhymne von Deutschland ist ja auch nicht gerade genderfreundlich. Für das deutsche Vaterland - brüderlich mit Herz und Hand und so weiter. Würdet ihr euch da eine geänderte Form wünschen?

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich verstehe ehrlich gesagt diesen ganzen Wirbel um die Gender-Diskussion nicht. Ich finde das total übertrieben, dass jetzt extra alles "frauenfreundlich" angepasst wird. Ich fand das früher viel besser, weil die männliche Form vieles eben auch vereinfacht hat. Diese Gender-Diskussionen verkomplizieren alles nur unnötig. Ich denke da beispielsweise an den Fall an einer deutschen Universität, an dem es "Herr Professorin" heißt. Wie soll man bitte einem Ausländer, der die deutsche Sprache lernt, die grammatikalische Logik dahinter erklären?

Ich fühle mich überhaupt nicht diskriminiert, wenn man den männlichen Plural von "Student" verwendet und fühle mich trotzdem angesprochen, wenn von Studenten die Rede ist, obwohl ich weiblich bin. Aber vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu altmodisch.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Mal ganz abgesehen davon, dass ich bei diesem ganzen Gendern langsam auch nicht mehr hinterherkomme. Ich sehe noch einen Unterschied zwischen "Söhne" und "Brüderlichkeit". Bei dem einen sind die Töchter, sprich die Frauen, wirklich einfach unter den Tisch gefallen. Aber "Brüderlichkeit" ist doch einfach ein feststehender Begriff. Ebenso wie "Vaterland". Die sind historisch natürlich schon daraus entstanden, dass Männern eine wichtigere Bedeutung beikam - bei Vaterland eben im militärischen Sinne im Kampf gegen andere Männer aus anderen Vaterländern.

Aber heute ist es eben ein fester Begriff. Wenn wir selbst solche Begriffe ändern geht das weit über die Nutzung der männlichen und weiblichen Form von Berufsbezeichnungen hinaus. Dann würde es wirklich unbestreitbar absurd werden.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Also wenn wir da nun anfangen wollten zu ändern, dann haben wir ja auch bald keine Muttersprache mehr. Denn es gibt eben noch mehr Dinge, wo man dann auf eine Änderung pochen müsste. Ehrlich gesagt halte ich es für sinnfrei darüber überhaupt zu diskutieren. Sicherlich wurde eine Strophe unserer Hymne quasi abgeschafft, weil sie nicht mehr zeitgemäß ist. Aber wegen der Genderproblematik ganze Hymnen neu zu verfassen halte ich für reichlich übertrieben. Am Ende werden sich da auch wieder Menschengruppen benachteiligt fühlen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Nun ja, scheinbar schaffen es einige Länder schon, ihre Hymne zu gendern. Ich halte übrigens auch genau nichts davon und ich finde die gegenderte Version der österreichischen Hymne einfach nur unsinnig und sogar lächerlich. Aber wie gesagt, scheinbar haben sich da einige durchgesetzt. Nun ist es in Österreich wieder zur aktuellen Diskussion geworden, weil beim Grand-Prix-Wochenende in Spielberg Andreas Gabalier beim Singen der Hymne eben die lieben Töchter und Co ausgelassen hat. So ist dieses Thema wieder neu entfacht und so habe ich mir gedacht, dass ja auch durchaus andere Länder auf solche Ideen kommen könnten. Ich persönlich halte solche Änderungen aber auch für vollkommen unnötig. Ich bin aber generell ein bekennender Gender-Gegner - oder in diesem Fall dann eben meinetwegen eine Gegnerin. :wink:

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» tournesol » Beiträge: 7760 » Talkpoints: 69,99 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich könne jedem sein Leben in der Form wie er es für richtig befindet, aber warum sollen wir denn jeden Titel, jeden Text nun sozial anpassen und Worte neutralisieren? Soll das eine Umänderung in den Köpfen bringen? Wohl kaum. Wenn einer solche Menschen nicht mag, dann mag er sie nicht und da wird es dieser ganze Wortspektakel auch nicht ändern. Was wir da machen, ändern wollen klingt einfach nur noch grausam und ich kann mir nicht vorstellen, dass das einem Betroffenen wirklich wertvoll und richtig erscheint. Man kann ja auch miteinander reden und fragen, wie die Person angesprochen werden will.

Ich würde es generell schön finden, wenn man ein bisschen etwas Neues bringen würde. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich bestimmte Stellen nicht Gendergerecht finde, sondern eher, dass ich die Nationalhymne verstaubt und unpassend finde. Etwas Neues würde uns da gut tun.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:aber heute ist es eben ein fester Begriff.

Aber genau darum geht es ja und es gibt einfach Menschen, denen ist sehr wohl bewusst, wie mächtig Sprache ist und wie sehr Sprache auch das Bewusstsein beeinflusst! Du magst für dich ja glauben, dass du durch den Begriff des "Vaterlandes" als Frau nicht negativ beeinflusst worden bist. Aber das ist schlicht deshalb so, weil du in diesem System feststeckst! Ähnlich wie du Nässe nicht als solche spürst, wenn du unter Wasser tauchst.

Diese Sprache festigt bestehendes und wer Reformen hier bekämpft, muss sich vorwerfen lassen, reaktionär und rückwärtsgewandt zu sein. Würde es übrigens wirklich belanglos sein, so wäre eine Veränderung wesentlich einfacher. In der Sprache drücken sich nun mal auch Machtverhältnisse aus - und Vaterland gehört definitiv zu den Kampfbegriffen.

Wobei man dazu sagen muss, dass die Diskussion hier aus ganz anderen Gründen sicher Zeitverschwendung ist und man nicht wirklich weiter kommt. Wer jedenfalls die Wichtigkeit der Nationalhymne anerkennt, der ist vom Denken sicher nicht fortschrittlich genug, die Probleme hinsichtlich der Gewalt der Sprache anzuerkennen. Bei solchen Fragestellungen fällt mir eben immer "Es gibt kein richtiges Leben im falschen" ein, was die Sache treffend ausdrückt.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:
Bienenkönigin hat geschrieben:aber heute ist es eben ein fester Begriff.

Aber genau darum geht es ja und es gibt einfach Menschen, denen ist sehr wohl bewusst, wie mächtig Sprache ist und wie sehr Sprache auch das Bewusstsein beeinflusst! Du magst für dich ja glauben, dass du durch den Begriff des "Vaterlandes" als Frau nicht negativ beeinflusst worden bist. Aber das ist schlicht deshalb so, weil du in diesem System feststeckst! Ähnlich wie du Nässe nicht als solche spürst, wenn du unter Wasser tauchst.

Was ich meinte, ist, dass es ein anderes Kaliber ist. Das Wort "Töchter" gibt es schon und es muss nur ergänzt werden. Auch die weiblichen Berufsbezeichnungen gibt es schon, sie müssten nur angewandt werden. Aber "Vaterland" ist ein fester Begriff. Wir müssten uns einen vollkommen neuen Begriff ausdenken, um die Diskriminierung, die dahintersteckt, aus dem Weg zu räumen. Das geht also sehr viel weiter als nur neben der männlichen auch die weibliche Form eines Begriffs zu verwenden.

Ich glaube durchaus, dass Sprache Macht hat und ich bin auch kein so entschiedener Gender-Gegner wie andere hier. Nur an der Umsetzung hapert es doch gewaltig, wenn Vorschläge wie "Herr Professorin" kommen. Das ist alles viel zu verkompliziert. Ich wäre einfach für "ProfessorInnen" und verstehe sowieso nicht, warum man keine Zeit hat, ein weiteres Wort zu sagen oder zu schreiben.

Aber ganz neue Begriffe erfinden? "Elternland" etwa. Dann müsste man aber auch "Muttersprache" abschaffen. Das wäre schon ein ganz schöner Eingriff in die natürliche Entwicklung einer Sprache. Ich wäre eher dafür, dass man solche Begriffe einfach meidet und Wörter wie "Heimatland" und "Erstsprache" nutzt. Je mehr sich daran halten, desto weniger werden die diskriminierenden Begriffe genutzt werden. Sowas braucht halt auch bisschen Zeit.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Bienenkönigin hat geschrieben:wenn Vorschläge wie "Herr Professorin" kommen.

Sehe ich wie du und finde auch, dass solche Vorschläge der Sache keinen guten Dienst erweisen. Einfacher wäre es gewesen, einfach in allen Fällen, in welchen mit "Professor" sowohl Professoren wie auch Professorinnen gemeint sind, die weibliche Form zu wählen.

Bienenkönigin hat geschrieben:Dann müsste man aber auch "Muttersprache" abschaffen.

Das Problem bei der Vorstellung ist, dass hier "Opferrollen" vertauscht werden. Es ist eben nicht so, dass Diskriminierung beide Geschlechter trifft. Und selbst wenn die Sprache plötzlich "weiblich" werden würde, würde bis zur realen Diskriminierung des Mannes wohl noch das ein oder andere Jahrzehnt vergehen müssen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Na zum Glück gibt es solche Bestrebungen hier nicht. :lol: Ich finde, dass die Nationalhymne ein Kulturgut ist, an dem man nicht herumpfuschen sollte, nur weil es gerade in ist, alles Sprachliche möglichst politisch korrekt zu gestalten. Ich verstehe sowieso immer noch nicht, warum man sich als Frau diskriminiert fühlen sollte, wenn nicht zu allem auch die weibliche Variante hinzugefügt bzw. es neutral ausgedrückt wird. Natürlich könnte man statt "Vaterland" auch einfach "Heimatland" singen und statt "brüderlich" zum Beispiel "geschwisterlich", aber ich sehe den Sinn einfach nicht.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


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