Unternehmensfinanzierung immer am besten bei Hausbank?

Eine gute Freundin und ehemalige Studienkollegin von mir war nach ihrem BWL-Studium jetzt zwei Jahre im Ausland und hat dort schon in diversen Hotels in Management-Positionen gearbeitet. Jetzt soll sie im Herbst das Hotel ihrer Eltern übernehmen, da diese sich aus der Geschäftsführung zurück ziehen und den Familienbetrieb weitergeben wollen.

Meine Freundin möchte das Hotel renovieren und modernisieren (z.B. den Wellnessbereich vergrößern) und wird daher einen Kredit aufnehmen müssen. Trotz fundierter BWL-Kenntnisse ist sie der Meinung, dass sie bei der Hausbank des Hotels damit garantiert am günstigsten fahren, sprich die besten Konditionen erhalten wird. Das sehe ich aber nicht ganz so und deswegen haben wir gestern ein bisschen herum diskutiert.

Ich habe ihr geraten, auch bei anderen Banken Finanzierungsangebote einzuholen, doch sie meinte nur, den Bankenmarathon würde sie sich lieber ersparen und als langjährige Kundin (bzw. nicht sie, ihre Eltern) bei ihrer Hausbank am besten aussteigen. Und dass, ohne sich nach Alternativen umschauen zu müssen.

Ich halte das für ein wenig unüberlegt bzw. nimmt sie sich damit die Chance auf bessere Konditionen. Klar ist es mühsam, von Bank zu Bank zu tingeln, aber es zahlt sich doch auch aus, einen Überblick über das Angebot zu haben. Was meint ihr? Liege ich da falsch oder seht ihr das genauso? Mit welchen Argumenten könnte ich sie dazu motivieren, sich auch anderweitig umzuschauen?

In meiner Ausbildung hat unser Lehrer zu einem ähnlichen Thema eine interessante Geschichte von sich erzählt. Kurzum: Er ging zu seiner Hausbank und lies sich ein Angebot machen. Mit diesem Angebot ging er zu einer anderen Bank und sagte das er einen Kredit will und ob die Konkurrenz ihm etwas besseres anbieten kann. Mit dem besseren Angebot ging er zurück zu seiner Hausbank und sagte/zeigte, dass die Konkurrenz ein besseres Angebot gemacht hat. Da er aber lieber bei seiner Hausbank bleiben möchte würde er bei den gleichen Konditionen bei Ihnen bleiben. Und so hat er etwas Geld gespart und ist immer noch bei seiner Hausbank.

Natürlich ist es unklug, sich keine weiteren Angebote zu holen. Sich darauf zu verlassen, als Stammgast den besten Preis zu bekommen, ist auch unklug - weil die Frage im Raum stehen kann, was hier "bester Preis" bedeutet. Im Verhältnis zu anderen Kunden dieser Hausbank oder im Verhältnis zu Angeboten von anderen Banken?

Auf der anderen Seite muss man sich aber auch fragen, wie hoch die Ersparnis bei den aktuellen Zinsen sein kann. Wenn wir hier von Differenzen von 0,2-0,3% sprechen, dann macht das bei einem Kreditvolumen von 250'000 Euro evtl. 700 Euro im Jahr aus. Das sind dann zwar auch ca. 60 Euro im Monat "zusätzlich", die nicht sein müssten. Wenn aber diese 60 Euro das Hotel in seiner Existenz bedrohen würden, hätte das Hotel ein anderes (massiveres) Problem!

Außerdem kann es sein, dass man sich durch den möglichen Mehrpreis andere Vorteile erkauft. Eben die Möglichkeit, bei realen Schwierigkeiten einen Ansprechpartner zu haben, bei dem ein gewisser Vertrauensvorsprung gegeben ist und wo eben der Berater tatsächlich eine kostenfreie Stundung aushandeln kann. Das mag bei anonymen Banken dann schwieriger sein - und damit wäre der Mehrpreis sicher auch zu rechtfertigen.

Ich selbst würde aber in jedem Fall weitere Angebote einholen. Selbst wenn man sich hier jeweils bloß die Standardangebote geben lassen würde, hätte man vermutlich letztlich ein besseres Gefühl bei der Sache.

@Necromaniker: Das ist eine gute Idee hahah! So oder so ähnlich hätte ich es deiner Freundin auch geraten. Am besten ist es auch immer ein bisschen zu pokern, die wissen eh, dass du das machst, so a la "bei der anderen Bank sind die Konditionen aber besser..."

Ich würde auf jeden Fall mit mehreren Banken reden, weil es muss ja auch nicht sein, dass die Hausbank gleich "ja" sagt. Und man sollte immer die Wahl haben. Was ich dir oder bzw. deiner Freundin schon raten kann ist Abkürzungen wahr zu nehmen wie zB. Finpoint. Sagt dir das was?

Nein, das sagt mir ehrlich gesagt nichts. Wie meinst du das mit "Abkürzung"? Im Endeffekt muss man doch sowieso immer direkt mit einem Kundenbetreuer sprechen, oder?

Und klar, bedeutet das Zeitaufwand und Arbeit, aber nach euren Antworten hier sehe ich mich darin bestätigt, meiner Freundin dazu zu raten, nicht voreilig zu handeln und zumindest noch zwei andere Angebote einzuholen. Motivation und Tatendrang schön und gut, aber warum sollte man seinen Handlungsspielraum selbst so einschränken, wenn man auch die Wahl haben kann? Ich sehe sie am Wochenende wieder, da werde ich sie nochmals darauf ansprechen.

Schau dir mal die Homepage von Finpoint an, da stehen alle Infos. Aber kurzgefasst: du kannst hier dein Vorhaben inserieren samt Dokumente, Finanzplan etc. und Banken haben Zugriff auf dein Inserat und können sich bei Interesse bei dir melden. Ist eine erfolgreiche Idee über die auch schon medial berichtet wurde. Denke mir, dass dir das helfen könnte auch mit Banken zu reden mit denen du sonst keinen Kontakt aufgenommen hättest.

Was für Banken sind das? Muss mal danach googlen, hoffe das ist auch seriös. Aber danke für den Tipp. Klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Wenn das wirklich so einfach funktioniert, kann ich ihr das mit den anderen Banken sicher noch schmackhaft machen.

Bei so einem Thema ist es umso wichtiger sich immer wieder auf den neusten Stand der Angebote zu bringen. Ich habe mich damals auch von vielen beraten lassen, bevor ich dann doch das Angebot meiner "Hausbank" in Kauf genommen habe. Aber nur weil die Unternehmensfinanzierung dort die eindeutig beste Lösung für mich war, denn das ist ja das Wichtigste. Ist genauso wie mit den Strom- und Handyanbietern, vergleichen lohnt sich und fragen kostet nichts (eventuell nur etwas Zeit zum einlesen).