Postbote als eine Art Altenpfleger eine gute Idee?

vom 25.06.2014, 19:02 Uhr

Ich habe heute einen Bericht im Radio gehört, dass die deutsche Post ihr Angebot erweitern möchte und dies erst mal in einigen Städten im Ruhrgebiet testet. PostPersönlich soll das Angebot heißen und das beinhaltet eben, dass der Zusteller zusätzlich zur Abgabe der Post in den Haushalten klingelt, die diesen Service gebucht haben. Die Idee kommt wohl aus den USA und Frankreich, wo ähnliche Projekte mit gutem Erfolg getestet wurden. Natürlich können die Postboten keine ausgebildete Kraft in der Altenpflege ersetzen und das sollen sie auch gar nicht. Die Post arbeitet in dem Fall mit der Johanniter-Unfall-Hilfe zusammen und wenn dem Postboten etwas komisch vorkommt oder die Person nicht die Tür öffnet, dann wird ein Profi gerufen, der sich um den Rest kümmert.

Der zusätzliche Service soll um die 40 Euro pro Monat kosten. Sonntags und montags gibt es diesen Service nicht, weil sonntags eben keine Post ausgetragen wird und montags keine Infopost. So kommt die Post nicht an jedem Haus vorbei. Aber an allen anderen Tagen würde der Postbote dann eben klingeln und sich so davon überzeugen, dass alles in Ordnung ist, wenn die Person eben die Tür öffnet. So kann der Postbote die Post auch persönlich aushändigen, aber geklingelt wird auch dann, wenn es keine Post gibt, der Service aber eben gebucht wurde. Ganz uninteressant finde ich den Service eigentlich nicht, wenn sich zum Beispiel Angehörige Sorgen machen, aber eine Altenpflege noch nicht wirklich nötig ist.

Aber ich hoffe nur, dass die Postboten dann auch genug Zeit bekommen, wenn sie diesen Service bieten. Gerade dann, wenn ältere Menschen kaum oder keine Angehörigen in der Nähe haben, dann möchten diese sicher auch mal gerne eine Weile mit dem Postboten quatschen und dafür sollte dann auch die Zeit da sein, wenn der Service gebucht wurde. Wie findet ihr die Idee der Post, ihr Angebot so zu erweitern? Findet ihr es interessant, dass die Postboten so fast jeden Tag mal nach den Betroffenen schauen oder denkt ihr, dass jeder einfach seine Aufgabe machen sollte und die Postboten einfach nur Briefe verteilen sollten?

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Die Idee als solche ist ganz nett und es ist ja auch ganz praktisch, weil die Postboten ja eh schon im Auto sitzen und rumfahren. Aber wie du schon sagst, ist das recht zeitraubend. Die Postboten müssten sich dann schon wenigstens ein paar Minuten nehmen. Erst recht, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Das hält dann das weitere Briefe austragen ziemlich auf. Also die Post müsste sehr viel mehr Leute einstellen. Denn im Moment hetzen die sich ja richtiggehend ab.

Was ich auch problematisch finde, ist die Tatsache, dass dies weder in der Ausbildung zum Postboten noch in der Stellenbeschreibung enthalten ist. Nicht jeder eignet sich dazu, mit alten Menschen umzugehen. Nicht jeder will oder kann das. Da wird man Postbote und freut sich auf unproblematische, oberflächliche, kurze Kundenkontakte und dann wird man plötzlich dazu gezwungen mit alten Mütterchen über ihre Krankheiten zu sprechen. Ich finde es unfair, einen Job auf so drastische Weise zu verändern.

Also für mich klingt das alles nach einem faulen Kompromiss und einer seltsamen Kombination. Das gehört doch in den Arbeitsbereich von karitativen Vereinen wie dem Roten Kreuz. Es wäre eine gute Beschäftigung für Teilnehmer des Bundesfreiwilligendienstes.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Was bitte soll das bringen? Genauso gut könnte ich doch als Angehöriger vormittags selbst zum Telefon greifen und meine älteren Familienmitglieder persönlich fragen, ob alles in Ordnung ist! Die Post wird ja wohl kaum ein Schwätzchen halten oder Medikamente verabreichen? Oder sehe ich da was falsch?

Für mich hört sich das nach Geldschneiderei an. Und wenn man dann noch bedenkt, dass leicht verkalkte Senioren vielleicht nicht daran denken, dass sie den ganzen Vormittag bis zum Eintreffen der Post zu Hause hocken müssen, dann gibt es sicher oft Fehlalarm. Denn schließlich müssen auch Senioren mal zum Arzt, zum Frisör, zum Einkaufen oder einfach mal raus um Freunde zu treffen. Und zumindest bei uns kommt die Post nicht gerade immer pünktlich und vorhersehbar.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich finde das extrem traurig. Oftmals haben die alten Leute Angehörige und diese können sich doch auch ein Mal am Tag melden. Man muss ja nicht mal hingehen, wobei das schon sinnvoll wäre, aber anrufen wäre wohl das Mindeste. Nein, heutzutage gibt man lieber 40 Euro im Monat aus und muss sich dann nicht bei den Alten melden. Das ist wirklich traurig. Selbst die Menschen, die keine Verwandten mehr haben, haben ja auch nichts davon, wenn der Postbote kurz klingelt und die Post überreicht. Die Postboten haben dadurch ja auch nicht weniger Arbeit und werden kaum Zeit für einen netten Plausch haben.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Darin sehe ich eigentlich keinen Sinn. Die Post soll ja nicht Aufgaben der Altenpflege übernehmen. Es gibt den ambulanten Dienst, den man auch dennoch auf private Wege nutzen kann. Klar muss man ihn auch finanzieren, aber die Post ist den Aufgaben gar nicht gewachsen. Sie sollten lieber ihre Aufgaben verrichten, als sich auch noch um diese Aufgabe zu kümmern. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie mehr Zeit für diese zusätzliche Aufgabe erhalten werden.

» iggiz18 » Beiträge: 3366 » Talkpoints: 4,66 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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