Hilferuf in Etikett eines Primark-Kleides genäht

vom 24.06.2014, 19:20 Uhr

Unter welchen Arbeitsbedingungen manche Näherinnen und Näher in anderen Teilen dieser Welt arbeiten ist ja schon lange kein Geheimnis mehr. Für eine Kundin in einem britischen Primark wurden diese schlechten Bedingungen nun mehr als deutlich dargestellt. In ihrem Sommerkleid fand Sie beim Lesen der Waschanleitung die handschriftlich eingenähten Worte Forced to work for exhausting hours", (Gezwungen, stundenlang bis zur Erschöpfung zu arbeiten). Laut eines Primark-Sprechers seien keinerlei weitere Vorfälle dieser Art bekannt.

Meiner Meinung nach werden einem solche Dinge immer erst dann klar, wenn man damit konfrontiert wird, obwohl man eigentlich genau weiß wie die wahren Tatsachen sind. Wie würdet ihr auf so eine Nachricht reagieren? Kauft ihr euch, trotz das die Arbeitsbedingungen schlecht sind, eure Klamotten in solchen Läden oder achtet ihr genau darauf? Kümmern euch die Arbeitsbedingungen anderer Länder oder ist es euch egal, weil ihr dagegen ohnehin nicht viel tun könnt?

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Also mir ist schon lange klar, dass man so billige Klamotten nicht unter menschenwürdigen Bedingungen herstellen kann. Darüber gab es in den letzten Jahren ziemlich viele Berichte in den Medien, es gab Unglücksfälle in Fabriken, die die schlechten Arbeitsbedingungen ans Licht gebracht haben und es gab auch streikende Arbeiter.

Schon der gesunde Menschenverstand reicht doch aus um zu verstehen, dass man für 12 Euro kein Kleid verkaufen kann und alle Menschen, die an Produktion, Import, Verkauf, Vermarktung und so weiter beteiligt sind fair zu bezahlen. Da muss zwangsläufig jemand zurückstecken und, dass das nicht der Konzernchef sein wird dürfte auch jeden klar sein.

Ich kaufe aus diesen und anderen Gründen keine Kleidung in diese extrem billigen Geschäften. Allerdings kann man auch bei teuren Teilen nicht wirklich sicher sein, dass sie unter fairen Bedingungen hergestellt worden sind. Das ist tatsächlich ein großes Problem in der Textilindustrie und es wird schon länger über Siegel und Zertifizierung nachgedacht, wie man sie bei manchen Lebensmitteln oder auch solchen Sachen wie Holz findet, aber ich habe darüber schon länger nichts mehr gehört.

Bis das nicht geklärt ist kann man im Prinzip nur schauen, dass man für seine Kleidung einen Preis bezahlt, bei dem es zumindest theoretisch möglich wäre die Arbeiter, die ganz am Anfang der Produktionskette stehen auch fair zu bezahlen. Wenn das nicht passiert habe ich das zumindest nicht mit meinem Geiz und meiner Gier nach immer neuen Sachen, die ich nur ein paar Monate trage, verschuldet.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Heutzutage weiß man ja kaum noch, welche Firma vertrauenswürdig ist. Wenn ich aber mehrere Reportagen gesehen oder Berichte gelesen habe, die klar zeigen, dass eine Marke wie Primark oder Kik Arbeiter ausbeutet (darunter sogar Kinder), dann ist diese für mich gestorben. So etwas mag ich wirklich nicht unterstützen, da würde mir die Lust am Tragen des Kleidungsstück sofort vergehen. Davon abgesehen kann man wohl auch keine große Qualität von solchen billigen Marken erwarten. Zumindest habe ich einen Freund, der sich mal Schuhe von Primark gekauft hat und die haben kaum eine Woche gehalten. Die Sohle ging ab und man sah lauter unsaubere Klebspuren.

Es ist natürlich schwer wenn nicht gar unmöglich für manche, im Alltag solche fragwürdigen Produkte generell zu vermeiden. Aber zumindest bei der Kleidung versuche ich keine Ausbeutung zu unterstützen. Leider haben manche ja nicht einmal die Wahl. In Kindheitstagen hatte ich eine Freundin, deren Familie sehr oft bei Kik einkaufte. Beide Elternteile waren arbeitslos, hatten drei Kinder und Hausbau-Schulden. Die waren froh, für so wenig Geld an billige Kleidung zu kommen. :(

» Schneeblume » Beiträge: 3095 » Talkpoints: -0,03 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich kaufe meine Kleidung nie in solchen Läden, weil ich allgemein nicht viel von extrem billiger Kleidung halte. Solche Sachen können einfach nicht viel taugen. Selbst wenn sie auf den ersten Blick einen halbwegs passablen Eindruck machen sollten, wird sich die schlechte Qualität vermutlich später doch offenbaren. Ich bin kein Freund davon, viele billige Dinge zu kaufen und diese häufig zu ersetzen, sondern ich kaufe mir lieber gleich etwas richtiges, das dann aber auch länger zu halten hat.

Natürlich weiß ich nicht, wie groß der Druck auf die Arbeiter ist, die für etwas teurere Labels arbeiten. Ich muss auch zugeben, dass ich in erster Linie schon an die bessere Passform, hochwertigere Materialien und die insgesamt bessere Qualität (auch nach vielen Wäschen) denke, wenn ich mehr Geld für meine Kleidung ausgebe. Wenn die Arbeiter dann zusätzlich noch unter besseren Umständen von und mit ihrer Arbeit leben können, ist das ein positiver Nebeneffekt. Ich erwarte eigentlich, dass von einem einfachen T-Shirt für 30 oder 40 Euro am Ende mehr bei den Näherinnen ankommt als bei einem Modell für unter fünf Euro. Hoffentlich ist das auch wirklich der Fall.

Dass diese extremen Billigklamotten in der Regel unter sehr schlechten Bedingungen produziert werden, ist eigentlich hinreichend bekannt. Das betrifft ja auch nicht nur die Arbeiter, sondern auch die Umwelt, die stark geschädigt wird. Ich glaube eigentlich nicht, dass diese Probleme im Zusammenhang mit Billigklamotten unbekannt sind. Daher überrascht es mich schon etwas, dass diese Käuferin erst jetzt über ihr Konsumverhalten nachdenken will. Man muss schon mit Scheuklappen durch das Leben laufen, um nicht früher schon bemerkt zu haben, welche Geschichten rund um diese extremen Billigsachen immer wieder in den Medien sind. Abgesehen davon sollte einem doch schon der gesunde Menschenverstand sagen, dass ein T-Shirt für drei oder vier Euro einfach nicht unter halbwegs akzeptablen Bedingungen hergestellt werden kann.

Ich denke, dass viele Leute der Ansicht sind, dass sie ohnehin nichts gegen die Arbeitsbedingungen in Bangladesch, Kambodscha und ähnlichen Ländern machen können. Daher kaufen sie die Sachen weiterhin. Bezogen auf den einzelnen Konsumenten ist das auch sicher richtig. Würden sich aber viele Kunden langsam mal von ihrem persönlichen Geiz verabschieden und solchen Anbietern den Rücken kehren, könnte sich auch langsam mal etwas ändern.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Mir ist das auch klar, dass es einen Grund hat, warum die Klamotten so günstig sind. Allerdings ist es ja wohl auch so, dass wenn man bei uns durchkommen möchte, man sich eben nicht immer die teuerste Kleidung leisten kann. Dafür gebe ich aber selber die Kleidung weiter oder nehme gebrauchte Kleidung von anderen an, damit die Kleidung wenigstens öfter verwendet wird.

Wenn man an den Bedingungen etwas ändern möchte, reicht es nicht, wenn einzelne von uns diese Geschäfte boykottieren. Wir müssten es alle zusammen tun. Und es wird immer noch genug Profit gemacht mit der Kleidung, also könnte auch die Markenkleidung wesentlich günstiger sein. Man bezahlt, so denke ich, hauptsächlich eben für den Namen und nicht für die Qualität.

» nordseekrabbe » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Grundsätzlich kann jeder davon ausgehen, dass in Billig-Läden nur Kleidung verkauft wird, die unter menschenunwürdigen Umständen zusammengenäht wurde. Um das zu wissen, muss nicht erst ein Anlass her. Einer alleine kann nicht viel dagegen tun, aber die immer größer werdende Ablehnung solcher Textilien muss bei der Herstellerfirma irgendwann auch Bedenken auslösen. Ich hoffe, dass das ein Anfang sein könnte, auch den Arbeitskräften in anderen Ländern faire Arbeitsbedingungen zu bieten und fairen Lohn zu zahlen.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


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