Literatur im Studium - was ist noch zumutbar?

vom 24.06.2014, 07:31 Uhr

Ich mache zurzeit wieder mal ein Praktikum während meines Studiums, in meinem Studiengang gibt es leider jedes Semester und auch in den Semesterferien Praktika, so dass man einfach nur sehr großem Zeitdruck steht und gar nicht wirklich die Zeit hat, zu lernen, weil man immer erst spät abends nach Hause kommt. In einem Teil des Praktikums geht es nun eben auch darum, Präparate herzustellen und leider sind es mitunter Präparate, wo man schon dabei scheitern kann, die richtigen Literaturstellen zu finden. Beim zugeteilten Präparat wird einem immer mitgeteilt, welche Vorschrift man anwenden soll, da es natürlich immer mehrere Möglichkeiten gibt, eine Substanz herzustellen. Die angegebene Literaturstelle muss man dann eben selbst finden und dich Anweisung meist aus dem Englischen übersetzen.

Viele der Präparate kamen aus gängigen Büchern, die man sich aus der Bibliothek ausleihen konnte. Jedoch war es nicht selten so, dass eben viele Studenten zur selben Zeit das Buch gebraucht haben und dann war man in der Bibliothek und es gab überhaupt keines mehr, so dass man erstmal auf dem Schlauch stand. Natürlich konnte man noch zur Hauptbibliothek gehen und das Buch dort per Fernleihe anfordern oder so, aber Tatsache ist eben, dass diese nicht gerade in der Nähe ist und es zeitaufwendig ist, wenn man zweimal da hin muss um ein Buch zu holen. Da wir meistens ab 8 Uhr Vorlesung haben und die Praktika um 20 Uhr enden, ist dieser Zeitaufwand durchaus eine Belastung.

Nicht selten war es auch so, dass die Literaturstelle so alt war, dass man sie gar nicht in der Bibliothek bekam, sondern zu den Archiven musste und dort konnte man sich die Sachen auch nicht ausleihen und einen Kopierer haben sie da leider auch nicht. Deswegen muss man die Sachen abschreiben, vor Ort, und das ist auch aufwendig. Einige Leute haben es natürlich mit Fotografieren versucht, allerdings kam es immer darauf an, welcher Bibliothekar gerade da war, denn einige sahen das gar nicht gerne, auch wenn es ohne Blitz war. Letzten Endes habe ich dann also etliche Stunden dafür verbraucht mir schon allein die Literaturstellen zu besorgen, die ich brauchte.

Prinzipiell finde ich es natürlich schon wichtig, dass man lernt mit Literatur umzugehen und auch weiß, wo man was findet. Es gibt ja genug Studenten, die damit keine Erfahrungen haben und nur mit dem Internet arbeiten können und dann überfordert sind, wenn sie Literatur brauchen. In meinem Studiengang gibt es im Internet aber meist wenig zu finden, so dass eigentlich alle im Umgang mit Literatur vertraut sind. Ich finde es dennoch unzumutbar bei diesem Zeitdruck noch zu verlangen, dass man für jedes zweite Präparat Literatur aus Bibliotheken braucht, die weiter weg liegen, wenn man immer bis 20 Uhr Praktikum hat und danach eigentlich lernen müsste.

Wie ist das in eurem Studiengang? Kommt ihr da leicht an Literatur oder wird von euch mitunter auch verlangt, dass ihr euch Literatur besorgt, die eben nicht so einfach zu bekommen ist? Wie macht ihr das und empfindet ihr dies dann auch als unnötigen Zeitaufwand? Würdet ihr euch deswegen beschweren oder findet ihr, dass es eben dazugehört?

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe das Problem nur in der Praktikumsphase am Anfang meines Studiums durchleben müssen. Das ist eine wirklich sehr anstrengende Zeit, da man halt wirklich schon fast die Nacht zum Tag dazu nehmen muss. Das schlaucht mit der Zeit und man will nach dem langen und äußerst anstrengenden Tag sich nicht unbedingt noch 1-2 Stunden zum Lernen quälen. Ich habe da immer das Wochenende genutzt, um (wenigstens am Sonntag) noch ein wenig Entspannung zu erfahren und mir ein wenig Auszeit zu gönnen. Leider haben in dieser Zeit natürlich auch sämtliche Freizeitsportarten hinten angestanden.

In meinem Studiengang ist es recht einfach Material und Literatur zu finden. Sowohl im Internet gibt es ganze Bücher und Magazine zum herunterladen. Leider kann ich bei geschriebenen Sachen (z.B. lange Bücher) nicht sehr lange auf den Bildschirm starren und bekomme dann schnell Kopfschmerzen. Deshalb bevorzuge ich auch fast immer Bücher für das Lernen oder Vorbereiten. In der Klausurenphase sind leider auch sehr viele Bücher vergriffen und man muss entweder auch aufwändig in die Innenstadt zur Hauptbücherei und dort eine Fernausleihe beantragen oder man kann sich bei uns auch in die Bücherei online einloggen und als Student dafür einbringen, dass bestimmte Bücher aufgestockt werden oder neu angeschafft werden.

Es ist natürlich auch möglich, dass man sich die benötigten Bücher vormerken lassen kann. Vorausgesetzt natürlich man hat die Zeit auf das Buch zu warten. Schwierigkeiten zur Beschaffung gibt es halt bei meinem Fachgebiet nur, wenn man spezifische Spezialisierungen oder vollkommen neue Werke leihen möchte. Diese sind meist recht spät erst zu verleihen. Auch macht es manchmal Sinn, dass man sich bestimmte Literatur einfach kauft. Auch wenn das Buch sehr teuer ist, kann das eine Lohnende Investition sein, da man die meisten dieser Bücher auch später im Beruf gut gebrauchen kann und damit dann auch immer zur Hand hat.

» BlackNova » Beiträge: 36 » Talkpoints: 0,09 »


Das Problem mit der Literatur ist mir auch schon aufgefallen. Ich musste mal in der alten Universität in einer Vorlesung eine Hausarbeit schreiben. Die Themen wurden vom Dozenten höchstpersönlich gelost, sodass man nicht einmal aussuchen konnte, was am ehesten thematisch den eigenen Präferenzen entspricht. Leider waren die Themen so dermaßen speziell, dass es wirklich kaum Literatur dazu gab, weder in der Hauptbibliothek, noch in den Fachbibliotheken, nicht mal in der Stadtbücherei oder per Fernleihe gab es großartig Literatur zu finden. Zwar hatten einige wenige Exemplare andeutungsweise den richtigen Titel, aber der Aufwand und das Risiko war mir zu groß, dass ich das ein oder andere Buch dann umsonst herschaffe. Der Dozent war nicht wirklich ansprechbar, was dieses Problem anging und dementsprechend waren viele Hausarbeiten ein regelrechtes Desaster auf Grund von Literaturmangel.

Auch Standardwerke, die man im Grundstudium braucht und die von den Dozenten der Hauptvorlesungen empfohlen werden, sind in der Regel Mangelware. Das ist mir auch an meiner aktuellen Universität aufgefallen. Diese Werke sind dann in der Regel sehr schnell vergriffen und man wartet Wochen oder vielleicht sogar monatelang vergeblich darauf. Ich würde es viel besser finden, wenn manche Dozenten wenn sie auf konkrete Kapitel verweisen, diese dann als PDF auf der Internetplattform der Universität hochladen würden. Das würde auf jeden Fall viel Stress ersparen und einiges erleichtern. Einige wenige Dozenten tun das ja auch schon, aber leider sind die eher in der Minderheit. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass die Studenten eines Jahrgangs sich bei Dropbox zusammentun und die entsprechende Literatur nach einiger Zeit hochladen, wenn man sie ergattern konnte, so müsste man jedenfalls nicht monatelang warten bis das Buch wieder ausgeliehen werden darf. Durch Teamwork kommt man meiner Ansicht nach auch weiter als alleine.

Mit sehr vielen Studenten aus meinen Vorlesungen teile ich eine so genannten Dropbox. Das ist wirklich sehr sehr praktisch, da dort jeder einfach hochladen kann, was ihm als nützlich erscheint. Auf diese Weise wurde schon diverse Literatur, Vorlesungsfolien, aber auch Altklausuren (teilweise mit Lösungen) und Skripte hochgeladen. So muss beispielsweise nicht jeder zur Bibliothek oder Fachschaft laufen, um entsprechendes zu besorgen, sondern greift einfach auf die Dropbox zu. Leider ist trotzdem manchmal das ein oder andere Buch vergriffen, weil das eben nur diesen Jahrgang betrifft, es aber noch andere Jahrgänge an unserem Institut gibt. Noch dazu kann man nicht ausschließen, dass auch Studenten außerhalb unserer Fakultät entsprechende Fachbücher von uns brauchen. Wir leihen uns schließlich auch manchmal Literatur von Nachbardisziplinen aus, weil mein Studiengang zwar zu den Naturwissenschaften zählt, aber interdisziplinär ausgelegt ist.

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich bin erst im zweiten Semester, daher ist die Literatur, die ich brauche, noch recht einfach zu besorgen. Für mich war es auch eine große Umstellung, meine Informationen nicht mehr aus dem Internet zu bekommen, sondern in die Uni-Bibliotheken zu gehen um dort nach Werken zu suchen. Momentan merke ich allerdings, dass es nicht immer so einfach ist.

Für ein Referat für spanische Sprachwissenschaft finden meine Arbeitsgruppe und ich kaum aufschlussreiche Literatur. Ich bin mir sicher, dass es zu diesem Thema einiges gibt, nur finde ich es immer schwierig, die Titel der Werke zu erraten, die man braucht. Und leider gibt es in unserem elektronischen Online-Katalog nicht die Funktion, beispielsweise nur nach Büchern zu suchen, die in der Abteilung "spanische Sprachwissenschaft" stehen, man muss immer ein konkretes Suchwort eingeben.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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