Als selbsternannter Polizist auf Bußgeldfang gehen
In meiner alten Heimat in der Nachbarschaft wohnte ein älterer Mann, der in Rente war und dieser Mann fühlte sich als selbsternannter Polizist. Er ging mit einem Schreibblock immer wieder auf Bußgeldfang. Er schrieb Falschparker und zeigte diese dann auch beim Ordnungsamt an. Früher wurde das auch so gehandhabt, dass die Leute dann einen Anhörungsbogen bekamen. Wenn man diesen dann ausfüllte, weiß ich aber nicht, was dann daraus geworden ist.
Was haben solche Menschen davon andere ständig anzuschwärzen? Warum machen das einige Menschen? Findet ihr so etwas normal und macht ihr das selber auch oder kennt ihr jemanden, der das macht? Bekommen solche Menschen auch noch einen Bonus, wenn die Leute dann bezahlen? Oder machen sie es aus purer Langeweile?
Bei uns in der Stadt laufen zwei Rentner, nennen wir es mal Streife. Sie werden vom Ordnungsamt beauftragt die Augen offen zu halten nach Leuten die falsch parken, Kippen auf der Straße entsorgen oder aber Hundehaufen liegen lassen. Sie bekommen vom Ordnungsamt ein kleines Taschengeld als Aufwandsentschädigung. Was die Männer davon haben: Sie können sich in unserem Fall hier bei uns die karge Rente aufbessern. Keine Ahnung, ob das aber überall so ist.
So lange die selbst ernannten Polizisten solche Vergehen nur melden und nicht selbst das Bußgeld kassieren, wird dagegen wohl nichts unternommen werden. Wenn er selbst das Geld einstreichen würde, dann wäre das vermutlich so etwas wie Amtsanmaßung. Aber egal ob legal oder illegal: Die Leute scheinen dadurch schon irgendwie das gute Gefühl zu bekommen, dass sie die Welt vor dem Bösen retten. Und wer so eine Überzeugung hat, der ist sicher auch schwer vom Gegenteil zu überzeugen.
Wie in deinem anderen Thread schon beschrieben, haben wir in der Innenstadt unseren Felix. In anderen Ecken der Stadt gibt es aber auch aufmerksame Bewohner. So in unmittelbarer Nähe einer Grundschule, wo man immer mal beobachtet, ob die Eltern nur dort die Kinder abholen und damit die Parkzeit von 30 Minuten auch einhalten oder ob sie länger stehen.
Und ehrlich gesagt, finde ich es richtig, wenn sich da auch Einwohner einer Kommune bemühen, dass andere über den Geldweg an die geltenden Vorschriften erinnert werden. Würde sich jeder Fahrzeugführer freiwillig daran halten, dann bräuchten wir eine ganze Menge Beamter weniger.
Auffällig ist, dass es tatsächlich vermehrt Rentner sind, die einer solchen Tätigkeit nachgehen. Auch in meiner Wohnregion gibt es solche Leute, sie bevölkern Bushaltestellen und ermahnen Raucher, die ihre Zigarette dort hinwerfen oder sie notieren sich die Kennzeichen von Autofahrern, die illegal geparkt haben und machen davon Fotos.
Ich habe oft schon darüber nachgedacht, warum das gerade ein Rentnerphänomen ist und bin zu dem Schluss gekommen, dass es mit Beschäftigungslosigkeit zu tun hat. Wenn ein Rentner plötzlich sein Berufsleben beendet, ist er mit massig Zeit konfrontiert, die er zuvor nicht hatte. Nun muss eine Alternative zum Job her, die möglichst sinnvoll ist und dem Allgemeinwohl dient. Anstatt möglicherweise ein Ehrenamt auszuführen, greifen viele Rentner eher auf den selbstauferlegten Polizeidienst zurück und ärgern damit nicht nur Bürger, sondern auch viele Beamte.
Wenn manche Menschen in Rente gehen oder gehen müssen, fallen sie in ein Loch. Weil sie sich nicht mehr gebraucht fühlen. Das ist fatal. Haben sie kein Hobby, auf das sie sich schon lange gefreut haben, werden sie überlegen, was ihnen eine Befriedigung gibt. So kommen sie vielleicht auf den Gedanken, sich nützlich zu machen.
Da sie sich während ihres Arbeitslebens schon oft genug über Falschparker und Menschen geärgert haben, die alles auf die Erde werfen, wie zum Beispiel Zigarettenstummel, kommen sie auf die Idee, hier mal richtig aufzuräumen. So übernehmen sie freiwillig den Job. Sie haben das Gefühl, noch gebraucht zu werden und freuen sich darüber. Wie trüffelsucher schrieb, bekommen sie vom Ordnungsamt eine Aufwandsentschädigung. Auch wenn es nur wenig sein wird, so ist es für sie ein Zubrot, dass sie bestimmt gebrauchen können. Vielleicht wollten sie als Jugendlicher mal zur Polizei. So haben sie nun ein Gefühl der Dazugehörigkeit.
Ich würde das niemals machen, weil ich dann selbst das Gefühl hätte – wie du schon schreibst – andere anzuschwärzen. Mir ist mal Ähnliches passiert. Ich wollte nachmittags ein paar Teilchen holen, habe aber für die paar Minuten nicht extra einen Parkschein gezogen. In dem Haus guckte in der ersten Etage ein Mann aus dem Fenster und motzte mich an und sagte auch, dass er die Politessen anrufen würde. Und siehe da, als ich nach knapp fünf Minuten zurückkam, hing ein Schein unter dem Scheibenwischer und ich durfte bezahlen. Hämisch grinsend hing der Mann immer noch im Fenster.
Ich habe auch schon öfter von solchen Menschen gehört und in meiner Heimatstadt gab es auch mal so einen, der in der Nähe von einem kleinen Geschäft wohnte, wo es keine richtige Parkmöglichkeit gab. Dort schaute er den ganzen Tag aus dem Fenster und fotografierte und notierte die Falschparker, die eben länger als die erlaubten drei Minuten im Parkverbot standen. In dem Geschäft haben immer Studenten und Schüler gearbeitet, die einem die Einkäufe eingepackt und diese zum Auto getragen haben, damit es schneller ging.
Trotzdem habe ich dort nicht gerne eingekauft, weil ich selber nicht gerne im Parkverbot stehe. Aber der Rentner ging dem Geschäft schon gegen den Strich, aber was wollten die Inhaber machen? Er hat sich nur an das Gesetz gehalten und das sogar in besonderem Maße. Und so ist es ja eben immer. Ich finde es schon eher nervig und hoffe, dass ich nie so ende, dass ich den ganzen Tag am Fenster stehe und Falschparker anschwärze. Da das ja wirklich hauptsächlich Rentner machen, denke ich, dass Langeweile einer der Hauptgründe ist.
Es gibt immer solche und jene. Ich denke es gibt einige wenige Rentner machen, die sich damit ihre karge Rentenausschüttung aufbessern wollen, aber auch böswillige Menschen, die einfach andere in die Pfanne hauen wollen. Dazwischen gibt es natürlich noch die Gelegenheitstäter, die einfach unter solchen Falschparkern leiden. Aus eigener Erfahrung kann ich erzählen, dass bei Bekannte die Parksituation sehr schwierig ist.
Sie laden gerne mal zum Grillen oder anderen Aktivitäten ein und bitten schon darum, nicht mit dem Auto oder in Fahrgemeinschaften zu kommen. Um zurück auf das Thema zu kommen gibt es in der Gegend 2 Rentner mit Hunden. Es gibt vor Ort wirklich nur einen Parkplatz und die Garagen der Anwohner.
Die Rentner kommen dann immer in 2 Autos und parken einfach anderer Leute Garagen zu. In solchen Fällen könnte ich es absolut nachvollziehen, wenn ein Nachbar diese anschwärzen würde und dem Ordnungsamt melden.
Fraglich ist aber, ob das anschwärzen überhaupt funktioniert? Ich weiß nicht, wie das Ordnungsamt mit solchen Meldungen umgeht und ab wann genug Beweise vorliegen, um tatsächlich aktiv zu werden und gegebenenfalls Strafmandate auszustellen.
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