Schreckt eine Exkommunikation Mafiosi wirklich ab?
Papst Franziskus geht gerade gegen die italienische Mafia vor und verurteilt ihr Handeln aufs Bitterste. Papst Franziskus ging sogar so weit, Mafiamitglieder zu exkommunizieren. Schließlich hätten sie den Weg der Gewalt gewählt, was auch Gott nicht gut heißen würde.
Die Mafia ist in Italien ja schon lange ein Problem. Hart von der dortigen Polizei, aber auch internationalen Behörden verfolgt. Nur man hat es bisher mit keinen Mitteln geschafft, den Verbrechen der Mafia dauerhaft wirklich Herr zu werden.
Trifft es aber Mafiosi wirklich so sehr, wenn Papst Franziskus sie exkommuniziert? Hier in Deutschland würde das die wenigsten Verbrecher jucken. Aber in Italien ist man ja generell anders und auch strenger gläubig als in Deutschland. Schafft es Papst Franziskus damit die Verbrechen der Mafia zu minimieren oder gar auszulöschen?
Ich denke, damit will sich die Kirche einfach moderner gestalten und von Kriminellen deutlich distanzieren. Denn viele glauben, dass die Kirche von der Mafia bestochen wird. Um diesem Glauben entgegenzutreten, erfolgt jetzt die Exkommunizierung. Prinzipiell wird dies Mafiosi aber nicht abschrecken. Denn trotz dessen das Sie gläubig sind, wird die kriminelle Energie vorherrschend sein.
Ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass das Verhalten des Papstes die Mafiosi von ihren Taten abhalten wird. Ich vermute, dass sie genauso weitermachen werden wie bisher. Es gibt nun einmal Menschen, die sich eben selbst als "gläubig" bezeichnen, die Bibel aber so zurechtbiegen und auslegen, dass diese ihr gesamtes Handeln rechtfertigt. So könnte ich mir vorstellen, dass die Mafiosi sich auf das alttestamentliche "Auge um Auge, Zahn um Zahn" berufen würden, obwohl Jesus dieses Handeln im neuen Testament aufgehoben hat.
Obama beispielsweise bezeichnet sich auch als Christ und feuert trotzdem regelmäßig irgendwelche Todesdrohnen ab, um massenweise unschuldige Menschen zu töten. Dabei steht ausdrücklich geschrieben, dass man vergeben soll und auch die andere Wange hinhalten soll. Daher ist für mich sein Verhalten auch nicht wirklich mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren, aber irgendwie rechtfertigt er sein Handeln doch damit.
Die Exkommunikation ist für die allermeisten Mafiosi in der Tat ein echtes Problem, denn die Kirche nimmt in dem System Mafia eine wichtige Rolle ein. Glaube nimmt eine wichtige Rolle ein, besonders in den Gebieten Süditaliens. Keine Taufe, keine kirchliche Hochzeit, kein christliches Begräbnis, kein sitzen in der ersten Reihe beim Gottesdienst und der Prozession, keine Segnung, keine Vergebung, dafür aber mindestens das Fegefeuer in Aussicht? Das klingt für die ehrenwerten Herrn nicht gut. Die meinen es mit dem Christentum auf ihre völlig verquere Weise ernst, aus der Kirche geschmissen zu werden ist für die eine ernste Sache. Es bedeutet in ihrer gesellschaftlichen Position eine Ächtung. Es wird die Mafia nicht beseitigen, aber um einiges weniger attraktiver machen.
Papst Franziskus geht es nicht unbedingt um die Moderne, ihn geht es um eine Neubesinnung auf die Werte des NT und das meint der Mann ernst. Was viele sehr verwirrt, denn ein Papst der diesen Teil ernst nahm hatten wir schon ein wenig länger nicht mehr. Ungefähr seit dem Hochmittelalter nicht mehr ...
Dazu müsste man wissen, wie ernst die Mafia das mit der Religion wirklich nimmt. Verbrechen lassen sich mit der katholischer Religion ja wunderbar vereinbaren, denn die einzige Sünde, die nicht vergeben wird, ist die nicht-Anbetung des katholischen Gottes, alles andere kann gebeichtet und vergeben werden. Also kann man durchaus ein streng gläubiger Verbrecher sein und dann wäre es ein echtes Problem, wenn man aus der katholischen Kirche ausgeschlossen wird. Wenn sie schlau sind machen sie es natürlich wie so viele in der Vergangenheit - einfach eine eigene Kirche gründen.
Ich gehe aber davon aus, dass ein Papst weiß, dass er eigentlich keine politische Macht hat, selbst wenn er technisch gesehen das Oberhaupt eines Staates ist. Es haben sich schon viele Päpste gegen Kriege, Armut, Hunger und so weiter ausgesprochen und geändert hat das nichts, es ist nur gute PR für die Kirche.
obwohl Jesus dieses Handeln im neuen Testament aufgehoben hat.
Kannst du das mit den entsprechenden Textstellen belegen? Ich höre das immer wieder von Christen, die so versuchen die weniger schönen Teile ihres heiligen Buches zu beschönigen, und ich verweise dann immer gerne auf diese Textstelle. Klingt so gar nicht nach aufgehoben, oder?
Cloudy24 hat geschrieben:Kannst du das mit den entsprechenden Textstellen belegen? Ich höre das immer wieder von Christen, die so versuchen die weniger schönen Teile ihres heiligen Buches zu beschönigen, und ich verweise dann immer gerne auf diese Textstelle. Klingt so gar nicht nach aufgehoben, oder?
Ihr habt gehört, dass gesagt ist (2.Mose 21,24): "Auge um Auge, Zahn um Zahn." Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar. Und wenn jemand mit dir rechten will und dir deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. Und wenn dich jemand nötigt, eine Meile mitzugehen, so geh mit ihm zwei. (siehe Matthäus 5,38-41)
Und wonach klingt das bitte für dich, wenn nicht nach Aufhebung? Klingt das für dich etwa so, als hätten die Worte aus 2. Mose 21, 24 "Auge um Auge, Zahn um Zahn" immer noch Bestand oder was?
Olly173 hat geschrieben:Und wonach klingt das bitte für dich, wenn nicht nach Aufhebung? Klingt das für dich etwa so, als hätten die Worte aus 2. Mose 21, 24 "Auge um Auge, Zahn um Zahn" immer noch Bestand oder was?
Es ist doch immer wieder lustig zu sehen, wie sich das Buch selber widerspricht. Wenn man in dem Buch tatsächlich irgendwelche Wahrheiten vermutet hätte man hier ein echtes Problem. Mein Zitat sagt klar und deutlich, dass die alten Regeln weiterhin Bestand haben, dein Zitat sagt, dass zumindest diese eine Regel nicht mehr gelten sollte.
Ich werde wohl nie verstehen, warum sich die Christen immer die Sätze heraus picken, die ihnen gerade gut ins Konzept passen, und den ganzen Rest mit all seinen Widersprüchen ignorieren, dazu braucht man schon ein ganz besonderes Talent. Wahrscheinlich das gleiche Talent, das die Mafia braucht um Verbote von Mord, Diebstahl, Falschaussagen und so weiter in der Bibel zu ignorieren und sich nur auf die Stellen zu stützen, in denen ihr eigener Gott Völkermorde begeht und rechtfertigt.
Die Frage an sich finde ich auch durchaus interessant, wobei ich mir nicht sicher bin ob das wirklich etwas bringt. Vor allem finde ich es schwierig für den Papst wirklich herauszufinden wer denn nun in welcher Mafiafamilie agiert, denn die werden ja kaum mit einem Schild herum laufen auf dem steht, ich bin Mitglied der Mafia.
Als Aktion als solche finde ich es dennoch gut- es ist ein erster Schritt in eine neue Richtung, doch ich glaube das der jetzige Papst ohnehin ganz neue Wege geht und man darf gespannt sein was da denn noch alles folgt.
Das funktioniert nicht wie die Mitgliedschaft beim Pudelzüchterverein.
In Italien gibt es so etwas wie die Kirchensteuer nicht, das heißt ob man Katholik ist oder nicht ist wesentlich weniger staatlich festgehalten, als hierzulande. Natürlich ist es im Kirchenverzeichnis festgeschrieben.
Erst recht ist die Mitgliedschaft in der Mafia nirgendwo offiziell festgelegt, allerdings: Man weiß wer dazu gehört. Das mag für uns etwas fremd klingen, aber wer in der Gemeinde zur Mafia gehört, ist für gewöhnlich allseits bekannt. Nicht nur, weil man ja schließlich nicht dem Falschen das Schutzgeld mitgeben will.
Wenn nun Papst Franziskus sagt "Alle Mitglieder der Mafia sind exkommuniziert", dann wissen alle im Ort wer da nicht mehr sich Aussichten auf das Himmelreich machen kann. Das ganze ist eine Strafe, die durch die Gesellschaft selbst ausgeübt wird. Und Religion ist eine Sache, die besonders in den Gegenden, in denen auch die Mafia stark tätig ist sehr ernst genommen wird. In einem Maßstab der selbst in streng religiösen gebieten von Deutschland nur schwer nachvollziehbar ist.
Er sagt deutlich "Ihr könnt als Gläubige nicht mit denen zusammenleben, denn sie wenden sich gegen alles, was ein gottgefälliges Leben ausmacht". Dauerhaft gesehen entzieht er damit der Mafia einen wichtigen Teil ihrer Macht: Man kann nicht mehr Teil der allgemeinen Gesellschaft sein und zugleich Mafiosie - bisher war das durchaus möglich.
Rein theoretisch sind die meisten der Mafiosie nach Kirchenrecht eh raus aus der Kirche, das für bestimmte Todsünden eh die automatische Exkommunikation vorgesehen ist, praktisch aber gibt es der Sache viel mehr Gewicht wenn sich das Oberhaupt der Kirche selbst hinstellt und das ganze noch einmal sehr deutlich sagt.
Btw - das es interessant werden wird, stand doch fest nachdem der neue Papst seinen Namen gewählt hat.
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