YouTuber verdiente 2013 rund 4 Millionen US-Dollar
vom 22.06.2014, 17:33 Uhr
Wie steht ihr zu diesem riesigen Umsatz? Ist es gerecht, dass ein normaler Mensch mit normalen Videos so viel Geld verdienen kann oder sollte so etwas nur einem Profi vorbehalten sein? Freut ihr euch für Menschen die im Internet so erfolgreich sind oder seid ihr eher neidisch?
Wieso sollte ein professioneller Videomacher auf YouTube weniger verdienen als die ganzen Fernseh-Promis? Im Prinzip macht er nichts anderes, außer dass er sich zumindest zu Beginn selbst vermarktet hat. Das ist im klassischen Fernsehbusiness sicherlich nicht so einfach. Trotzdem dürfte er einen ähnlich hohen Bekanntheitsgrad haben und somit ist es völlig in Ordnung, wenn er auch in der gleichen Größenordnung verdient.
Gerecht ist das nicht. Wer mit Quatsch-Videos auf YouTube Geld verdient, achtet auf seine Gesundheit und strengt sich auch geistig nicht allzu sehr an. Trotzdem verdienen große YouTuber viel, viel mehr als wirklich hart arbeitende Menschen, die in der Hühnerfabrik täglich hunderte Hühner hängen oder als Pilot die Verantwortung über zahlreiche Menschen übernehmen. Ja, der Pilot hat in seinem Beruf sicher seine Berufung gefunden, am Fließband steht aber niemand gern.
Die Bezahlung definiert sich eben nicht nach Fleiß oder gar wie unangenehm die Arbeit ist. Verantwortung spielt eine gewisse Rolle, aber keine übergeordnete.
Wirklich wichtig sind Faktoren wie zum Beispiel Talent, sympathischer Charakter und Hartnäckigkeit. Die wichtigsten Eigenschaften sind aber wahrscheinlich Mut und Selbstdisziplin. Letzteres hast du ja auch selbst erwähnt.
Von daher ist es nicht ungerecht, wenn man sich mit diesen Eigenschaften einen gewissen selbst Erfolg erarbeitet. Denn das tut der Arbeiter in der Hühnerfarm nicht. Er bekommt jeden Tag seine Arbeit vom Arbeitgeber gestellt und muss sich nicht tagtäglich um Arbeit bemühen und kein wesentliches Risiko eingehen, um sein monatliches Gehalt zu bekommen.
Geld wird ungerecht verteilt - das liegt an unserem System, das solche Verteilungen als normal akzeptiert.
Nein, das liegt an der Natur des Menschen. Bisher gab es noch kein einziges System, das in der Praxis eine gerechte Verteilung erzielen kann. Das funktioniert allein schon deshalb nicht, weil jeder Mensch eine unterschiedliche Vorstellung von Gerechtigkeit oder dem Wert von Arbeit hat. Das zeigt allein schon diese Diskussion.
Was viele gar nicht wissen wollen: Erfolg ist Zufall, der amerikanische Traum ist eine Lüge.
Um bekannt zu werden, muss man auch Glück haben. Aber erst einmal muss man sich in die Position bringen, um überhaupt eine Chance zu haben. Mit eine ordentlichen Position Talent, Mut und der nötigen Selbstdisziplin erhöht man seine Chancen erheblich. Eine Erfolgsgarantie gibt es natürlich dann immer noch nicht.
Weasel_ hat geschrieben:Von daher ist es nicht ungerecht, wenn man sich mit diesen Eigenschaften einen gewissen selbst Erfolg erarbeitet. Denn das tut der Arbeiter in der Hühnerfarm nicht. Er bekommt jeden Tag seine Arbeit vom Arbeitgeber gestellt und muss sich nicht tagtäglich um Arbeit bemühen und kein wesentliches Risiko eingehen, um sein monatliches Gehalt zu bekommen.
Unsinn. Heute gehen sogar einfache Arbeiter Risiken ein, der Arbeitsplatz ist selten sicher. Gebrochene Erwerbsbiografien bilden längst nicht mehr die Ausnahme, befristete Verträge werden zur Regel. Insofern gehen die YouTuber sogar weniger Risiken ein - einfach, weil ihr Arbeitgeber Google bzw. die ganze Werbebranche ist. Meldet ein Unternehmen Verluste, freut sich die nächste Firma über gigantische Gewinne, die unter anderem in mehr Werbung fließen. Am Ende schneiden die YouTube-Stars ihre Videos nicht nur für einen Arbeitgeber allein, sondern für die ganze Branche, die mit Werbung verdient. Was so ziemlich jedes Unternehmen einschließt, dass über genügend Kapital verfügt, um Werbung zu schalten.
Weiter bleibe ich bei der Aussage, dass Gehälter sehr ungleich verteilt werden. Du schreibst den erfolgreichen Menschen Attribute wie Talent und Sympathie zu. Dabei vergisst du die unzähligen talentierten, sympathischen Menschen, die erfolglos bleiben. Wie ich schon im letzten Beitrag ausgeführt habe, spielt Glück eine übergeordnete Rolle. Offensichtlich unterschätzt du das gewaltig. Um mich zu erklären: Unter Glück verstehe ich schon das Kennen von Leuten, die Leute kennen, dir dir auf dem Weg zum Erfolg helfen. Kurz gesagt: Netzwerke, Vitamin B.
Nein, das liegt an der Natur des Menschen. Bisher gab es noch kein einziges System, das in der Praxis eine gerechte Verteilung erzielen kann. Das funktioniert allein schon deshalb nicht, weil jeder Mensch eine unterschiedliche Vorstellung von Gerechtigkeit oder dem Wert von Arbeit hat. Das zeigt allein schon diese Diskussion.
Natürlich haben alle Menschen eigene Vorstellungen von Begriffen wie Arbeit oder Gerechtigkeit. Trotzdem lässt sich auch eine gesellschaftliche Tendenz erkennen, die wesentlich durch Politik, Journalisten etc. geprägt wird. Die sich auch verändern kann, z.B. durch Diskussionen. In den 90er Jahren hatten nur wenige Menschen Probleme mit dem Sozialhilfe-System, heute schauen viele auf Hartz IV-Empfänger mehr herab als auf manchen Obdachlosen. Das ist eine Veränderung, die unsere Gesellschaft durchlaufen hat.
Zur Systemfrage brauchen wir eigentlich einen neuen Thread, daher nur ein paar Zeilen: Wir leben in einem ungerechten System, das mal gerechter war. Politische Entscheidungen haben aber dafür gesorgt, dass den Reichen gegeben und den Armen weiter genommen wird. Überspitzt ausgedrückt haben unsere Politiker die Sklaverei modernisiert, Stichwort Niedriglohnsektor. Irgendwie vermisse ich in solchen Diskussionen die soziale Ader. Die Erkenntnis, dass das System ungerecht und falsch ist, Menschen ausbeutet und zerstört.
Unsinn. Heute gehen sogar einfache Arbeiter Risiken ein, der Arbeitsplatz ist selten sicher. Gebrochene Erwerbsbiografien bilden längst nicht mehr die Ausnahme, befristete Verträge werden zur Regel.
Da kann ich nur widersprechen. Ein normaler Job ist ein wesentlich geringeres Risiko, auch wenn man einen befristeten Vertrag hat. Es ist vergleichsweise sehr leicht, einen Job zu bekommen, bei dem man über die Runden kommt. Auch eine unbefristete Anstellung ist vergleichsweise sehr leicht zu bekommen.
Ein Selbstständiger muss oft über Jahre mit einem Einkommen unter Hartz IV auskommen oder mit einer Doppelbelastung leben. Und selbst ein YouTube-Start muss nur einen dummen Fehler machen, um aus dem Netzwerk zu fliegen oder seine Fans zu verärgern und schon fällt das Einkommen weg.
Wie ich schon im letzten Beitrag ausgeführt habe, spielt Glück eine übergeordnete Rolle. Offensichtlich unterschätzt du das gewaltig. Um mich zu erklären: Unter Glück verstehe ich schon das Kennen von Leuten, die Leute kennen, dir dir auf dem Weg zum Erfolg helfen. Kurz gesagt: Netzwerke, Vitamin B.
Da begehst du aber einen gewaltigen Denkfehler. Netzwerke und Beziehungen fallen nicht einfach so vom Himmel. Sie entstehen durch harte Arbeit, Hartnäckigkeit und einer ordentlichen Portion Mut. Man kann und muss sich bemühen, um irgendwann die Leute zu kennen, die jemanden weiter bringen.
Das vergessen die von dir erwähnten "unzähligen talentierten und sympathischen" Menschen gerne und sind deshalb auch nicht erfolgreich. Natürlich gehört auch Glück dazu, das macht ja auch das größere Risiko aus. Aber es ist eben nicht der einzige Faktor.
Wir leben in einem ungerechten System, das mal gerechter war. Politische Entscheidungen haben aber dafür gesorgt, dass den Reichen gegeben und den Armen weiter genommen wird. Überspitzt ausgedrückt haben unsere Politiker die Sklaverei modernisiert, Stichwort Niedriglohnsektor. Irgendwie vermisse ich in solchen Diskussionen die soziale Ader. Die Erkenntnis, dass das System ungerecht und falsch ist, Menschen ausbeutet und zerstört.
Das ist auch eine Frage des Blickwinkels. Es hilft hier, wenn man seinen Horizont einmal erweitert, und mal die Verhältnisse in ärmeren Ländern wie China und Vietnam betrachtet. Da kann man zum Beispiel erkennen, dass wir alle andere Menschen ausbeuten, auch die Hartz-IV-Empfänger und Niedriglohnempfänger in Deutschland. Die gehören unter diesem erweiterten Blickwinkel nämlich zu den "Reichen" in dieser Welt.
Das System innerhalb Deutschlands ist da noch sehr, sehr gerecht für globale Verhältnisse. Es ist sicherlich in manchen Bereichen schlechter als in anderen, und kann daher subjektiv anders wirken.
Und gerade das Beispiel der Youtube-Stars zeigt doch, dass man auch als normaler Mensch zu Reichtum kommen kann. Das selbe gilt auch für Unternehmer. Es war wahrscheinlich nie leichter, ohne eigenes Kapital ein erfolgreiches Unternehmen zu gründen. Das Internet ermöglicht unendlich viele Geschäftsmodelle, die man ohne Kapital verfolgen kann. Und wenn man doch Kapital braucht, bietet das Internet viele Möglichkeiten, es zu bekommen.
Es bringt überhaupt nichts, über das System zu jammern, wenn man einfach sein eigenes Schicksal in die Hand nehmen kann und das System zu nutzen. Wenn man irgendwann selbst auf der anderen Seite steht, kann man viel leichter versuchen, das System zu verändern oder seine Auswirkungen zu mildern. Wenn du selbst erfolgreicher Unternehmer bist, steht es dir ja völlig frei, Leute unbefristet zu guten Löhnen einzustellen oder dein Geld einfach an die Armen zu spenden.
Und gerade neue Medien im Internet wie YouTube eröffnen ja gerade neue Möglichkeiten, das System zu beeinflussen, weil es nicht mehr so sehr von "oben" gesteuert wird. Als YouTube-Star mit Millionen von Abonnenten kann man mit seiner Meinung genauso viele Menschen beeinflussen wie es das klassische Fernsehen tun kann.
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