'In Umständen sein' richtiger Ausdruck für schwanger sein?

vom 22.06.2014, 00:20 Uhr

Jedes mal, wenn jemand schwanger in meiner Umgebung ist und dann auch davon geredet wird, dass diese Frau "in Umständen" ist, frage ich mich, woher dieser Ausdruck wohl kommt. Welchen Umstand meint man damit? Es ist doch kein Umstand, wenn man ein Kind bekommt. Auch den Ausdruck "in anderen Umständen" finde ich bei einer Schwangerschaft sehr unpassend.

Als ich schwanger war, habe ich diesen Satz immer ignoriert und auch niemals selber gesagt, weil ich meine Schwangerschaften nicht als Umstand gesehen habe, obwohl ich mich bei meiner ersten Schwangerschaft nicht wohl gefühlt habe. "Umstand" hört sich doch sehr negativ an und warum sagt man immer wieder, dass man "in Umständen" ist. Wie findet ihr den Ausdruck und warum sagt man es so? Findet ihr eine Schwangerschaft so umständlich, dass ihr das richtig findet?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Meiner Meinung nach heißt es im Volksmund " in anderen Umständen sein". Das erklärt sich ganz einfach damit, dass man eben ein Kind erwartet, sich dementsprechend das Leben und auch die Einstellung der Schwangeren ändert und sie eben nicht mehr alles mitmachen kann bzw. mehr auf sich achten muss und sollte, damit es dem Baby auch gut geht. Der Umstand, in dem Fall die Ausgangssituation hat sich somit geändert und was anderes ist denke ich auch nicht gemeint. Ich glaube negativ ist es nicht behaftet und auch nicht gemeint.

» scorpion24 » Beiträge: 207 » Talkpoints: 4,32 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde diesen Ausdruck immer reichlich verklemmt und dämlich. Auch die Floskel, dass eine Frau in freudiger Erwartung ist, finde ich ähnlich lächerlich. Negativ finde ich den Ausdruck, dass jemand in Umständen ist, allerdings überhaupt nicht. Ich finde einfach, dass diejenigen, die schon zu verklemmt sind, um eine Schwangerschaft korrekt zu benennen, solche Ausdrücke zur Umschreibung benutzen.

Auch wenn dieser Ausdruck sicher nicht negativ gemeint ist und auch nicht so klingt, kann man in einer Schwangerschaft mit Sicherheit negative Aspekte erkennen. Eine Schwangerschaft macht einfach Umstände, ebenso wie das Leben mit dem Kind, das anschließend geboren wird. Dennoch denke ich nicht, dass die negativen Aspekte durch diesen Ausdruck in den Vordergrund treten sollen.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



„In anderen Umständen sein“ ist noch ein relativ moderater Begriff. Den, den ich vor kurzem von einer alten Frau gehört habe, habe ich minutenlang gar nicht verstanden. Früher sagte man „in Hoffnung“. Das Wort "schwanger" zu verwenden, war schier unmöglich, und das ist es in dieser Generation offenbar immer noch.

Eine Schwangerschaft war etwas, das sehr peinlich war und verschämt mit Umstandskleidung verhüllt wurde. Mit dieser versuchte man, den runden Bauch so gut wie möglich zu kaschieren, um dem Gerede zu entgehen. Viele Frauen sind in der letzten Phase ihrer Schwangerschaft deshalb nicht mehr unter die Leute gegangen.

Ich bin froh, dass sich die Zeiten in dieser Hinsicht positiv verändert haben.

» opinion » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kenne den Ausdruck "in anderen Umständen" sein noch von meiner Oma, die in den 1920ern geboren ist. Ich denke, dass er einfach zu den zahllosen, oft regional unterschiedlichen Euphemismen für eine Schwangerschaft gehört. Auch "in der Hoffnung" kenne ich, und in den USA drüben schein man manchmal "in the family way" zu sagen. Ich denke auch, dass es sich dabei eher um eine Tradition gehandelt hat als darum, dass eine Schwangerschaft zumindest auf dem Lande als verschämtes Geheimnis behandelt wurde. Im Bürgertum konnte man sich derlei Geziertheiten schon eher leisten.

Aber wenn man ein Dutzend Geschwister hat, selber schon als Sechsjährige die Sau zum Eber getrieben hat und es sich schlicht nicht leisten kann, während der Erntezeit drei Monate keusch und schüchtern im Haus zu sitzen, damit man die Beule nicht sieht, weiß man auch, was der "Hoffnung" oder den "Umständen" vorausgeht. Ich denke daher, dass es ich eher um eine sprachliche Konvention handelt, so wie man heutzutage auch nicht "Ich muss pissen!" schreit, wenn man den Raum kurz verlässt. Und mittlerweile sagt man eben "schwanger", und nicht mehr "gesegneten Leibes".

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


Die Bezeichnungen sind mir alle geläufig. Je nach Altersgruppe wurde mir das auch an den Kopf geworfen als ich schwanger war. Meine Altersgruppe nahm dabei die Bezeichnung schwanger sein in den Mund, von meiner Großmutter folgte noch das "in anderen Umständen sein" und "in erwartungsvoller Hoffnung". Ich habe nicht erwartet und Hoffnung war das auch nicht, denn das ganze Kind war ungeplant, kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt und man hat sich damit einfach abgefunden anstatt davon sprechen zu können.

Dennoch habe ich darauf nichts weiter gesagt, da jeder seinen eigenen sprachlichen Wortschatz hat und dieser halt auch immer aus seiner eigenen Zeit kommt. In 100 Jahren wird man vielleicht auch nicht mehr von "schwanger sein" reden sondern "die Alte befüllt", "Braten in der Röhre" und Co wird dann der normale Sprachgebrauch dazu sein und was nun als "schwanger" bezeichnet wird dann auch wieder veraltet.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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