Sich mit Schlüssel selbst verteidigen - sinnvoll?

vom 19.06.2014, 03:03 Uhr

Ich wurde zum Glück noch nicht so oft in meinem Leben körperlich angegriffen. Und wenn ich angegriffen wurde, dann konnte ich mich immer ganz gut mit Händen und Füßen, und ohne weitere Hilfsmittel, verteidigen.

Nun lese ich aber immer, wenn es um das Thema Selbstverteidigung für Frauen geht, dass man sich mit bestimmten einfachen Dingen, die man sowieso bei sich hat, noch besser selbst verteidigen könne. Ein oft gelesener Tipp ist, dass man seinen Schlüsselbund nehmen und sich die Spitzen der Schlüssel zwischen die Finger stecken soll. Mit diesen spitzen Kanten soll man dann einen Angreifer wohl effektiv verletzen und vertreiben können.

Ehrlich gesagt bin ich etwas am Zweifeln, was diesen Tipp betrifft. Ich sehe die Gefahr, dass man sich da eher selbst an der Hand verletzt oder dass einem die Schlüssel abbrechen und man dann nachts nicht mehr in die eigene Wohnung kommt. Auch vorstellen kann ich mir, dass man mit spitzen Gegenständen in der Hand zögerlicher zuschlägt, was dann in Sachen Selbstverteidigung auch nicht so effektiv ist. Und wenn man Pech hat, geht die Selbstverteidigungshandlung vor dem Richter nicht mehr an Notwehr durch. Dann hat man gleich eine Anklage wegen schwerer Körperverletzung am Hals, weil der Schlüsselbund dann sicherlich als Waffe gilt.

Ich selbst bleibe dann lieber beim kräftigen Faustschlag ins Gesicht, wenn mich jemand angrabscht. Interessieren würde mich aber dennoch, inwiefern diese Schlüsselmethode denn nachweislich sinnvoll oder eben nicht sinnvoll ist. Hat hier vielleicht jemand Erfahrungen aus der Praxis? Ließ sich ein Angriff so tatsächlich gut abwehren? Oder wäre man mit der bloßen Faust doch besser dran gewesen? Oder gibt es irgendwelche seriösen Studien darüber, wie effektiv diese Methode der Selbstverteidigung in Wirklichkeit, abseits aller Theorien, ist?

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ja, diesen Tipp liest man ziemlich häufig. Man sollte allerdings beachten, dass der eine Schlüssel, der aus der Faust herausragt, vom Rest des Schlüsselbundes an der Innenseite der Faust abgedämpft wird, so dass man sich nicht selbst verletzt. Dann kann aus einem Schlüssel tatsächlich eine Waffe werden. Das Problem bei Frauen ist denke ich auch, wie du schon sagst, dass sie mit Aggression ziemlich gehemmt umgehen. Viele Frauen haben körperlich ganz andere Möglichkeiten als sie sich zutrauen. Wenn sie dann noch zögerlicher werden, weil sie um die Gefährlichkeit ihrer „Waffe“ wissen, dann ist es tatsächlich kontraproduktiv. Juristisch sehe ich da allerdings keine Bedenken.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Selbst kann ich da mit keinen Erfahrungen aufwarten. Aber ich erinnere mich da dunkel an einen Fernsehbericht vor vielen Jahren. Dort wurde gesagt, dass man sich damit wohl weniger selbst verletzt, weil man eben einen Gegenstand in der Hand hat, der davor schützt, dass man sich die Finger dabei verknackst. Es muss also nicht unbedingt ein Schlüsselbund sein, sondern kann eben auch mit anderen recht stabilen Gegenständen gemacht werden.

Ich habe allerdings auch oft genug meine Schlüssel dann entsprechend zwischen den Fingern gehabt, wenn ich in der Nacht einen längeren Weg zu laufen hatte. Wobei es wohl nur sinnvoll erscheint, wenn man kleinere Schlüssel hat, wo eben nur wenig zwischen den Fingern raus schaut. Die Gefahr, dass man sie dabei abbricht, halte ich aber für recht gering. Aber die Verletzung beim Angreifer sollte zumindest so tief sein, dass man ihn einige Tage lang daran erkennen kann.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ich stelle mir gerade eine Frau vor, die ihren Angreifer um ein kurzes Innehalten bittet um den Schlüssel in der Handtasche zu finden, also mal ganz ehrlich der Tipp ist doch dämlich. Die Stelle an der Hand tut weh, wenn man da etwas hineindrückt, aber das geht durchaus auch mit einem normalen Fingernagel oder auch einem normalen Finger. Abgesehen davon würde ich so viel Nähe nicht unbedingt zulassen wollen, wenn es sich nicht gerade ergibt. Zudem macht es auch Sinn die eigenen Hände zu benutzten, weil man dann auch Spuren hinterlässt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ich habe das gerade mit meinem Schlüsselbund ausprobiert. Man muss zwar etwas herumbasteln, aber mit ein wenig Hin- und Herruckeln bekommt man einen angenehm fest sitzenden Dorn aus der Faust, der durch andere Schlüssel und die Schlüsselringe auch gut gedämpft ist. Ich würde mir sogar zutrauen, auf diesem Dorn Liegestütze zu machen ohne dass großartig Schmerzen auftreten würden. Das muss natürlich geschehen sein, bevor ein Angreifer überhaupt in die Nähe kommt. Im Idealfall sofort, nachdem man das Haus verlässt und sich auf den Weg macht. Es schaut auch wirklich beeindruckend aus, vor allem mit längeren Schlüsseln. Da reicht es wahrscheinlich, einfach die Faust zu zeigen und man jagt einen potenziellen Angreifer in die Flucht.

» Rabat » Beiträge: 302 » Talkpoints: 1,76 » Auszeichnung für 100 Beiträge


@Ramones: Die Schlüssel platziert man dann schon vorher in der Hand. Ich hatte früher rund einen halben Kilometer von meiner Garage bis nach Hause. Da habe ich direkt an der Garage die Schlüssel entsprechend zwischen die Finger gelegt und bin eben so nach Hause gelaufen. Dort brauchte ich ja an der Haustür eh genau dieses Schlüsselbund und fühlte mich da wesentlich wohler.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Ich habe diesen Tipp zwar selber noch nicht gelesen, habe aber früher durchaus selber Szenarien im Kopf durch gespielt, was alles sinnvoll wäre, es zu gebrauchen, wenn es zu bestimmten Situationen kommen würde und da kam ich auch von selber auf den Gedanken, eben halt meinen Schlüssel zu nehmen. Ich habe auch eine Zeit lang im Dunkeln dann immer meinen Schlüsselbund so in der Hand gehalten, dass nur ein Schlüssel zwischen den Finger heraus guckt.

Und mal ganz ehrlich? Wenn ich angegriffen werde, werde ich mich auch verteidigen und mir ist es dann in dem Augenblick und wohl herzlichst egal, wie negativ man es mir auslegen könnte, oder halt nicht, von meinem Schlüssel Gebrauch gemacht zu haben. Mit einem Schlüssel kommt als „Notwehr“ eher davon, als wie ein z.B. ein Jagdmesser immer mit sich zu führen. Ich habe mir als Jugendliche und auch meiner heute jugendlichen Cousine gesagt, dass es im Notfall auch eine kleine Dose Deo tut, weil man Pfefferspray ja nicht mit sich führen darf und auch nur beim Hund anwenden darf.

» freedomsfly » Beiträge: 120 » Talkpoints: 46,90 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Vorteil des Schlüssel ist übrigens auch, dass der Angreifer ihn nicht selber als Waffe benutzen kann. Das ist nämlich ein großes Problem bei allem anderen, was sich Frauen so überlegen, um sich zu verteidigen. Ein Pfefferspray oder ein Messer kann der Angreifer der Frau wegnehmen und dann seinerseits gegen sie verwenden und somit steht sie schlechter da als vorher.

Daher ist es sinnvoll, zu lernen, die Dinge zu gebrauchen, die er nicht wegnehmen kann - Hände und Füße. Aber wenn er einem den Schlüssel wegnimmt, ist es einfach nur ein Schlüssel und keine wirksame Waffe. Er hätte gar nicht die Zeit, ihn in der Faust zu platzieren, bis er wieder zu einer Waffe wird.

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» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Punktedieb hat geschrieben:Aber ich erinnere mich da dunkel an einen Fernsehbericht vor vielen Jahren. Dort wurde gesagt, dass man sich damit wohl weniger selbst verletzt, weil man eben einen Gegenstand in der Hand hat, der davor schützt, dass man sich die Finger dabei verknackst.

Ich bezweifle nicht, dass das gesagt wurde. Aber ich frage mich gerade, ob man sich tatsächlich die Finger verknacksen kann, wenn man ganz fest, ohne Gegenstand, eine Faust ballt. Anders wäre es natürlich, wenn man mit der offenen Hand schlägt. Aber die Idee würde ich sowieso für ziemlich ungeeignet halten, wenn man wirklich einen Angreifer abwehren will.

Erfahrungsmäßig kann ich zu dem Thema nur sagen, dass ich ja leider mit 13 oder 14 Jahren, so genau weiß ich das nicht mehr, mal überfallen wurde. Ohne vorher irgendwelche Selbstverteidigungstrainings gemacht zu haben. Und übrigens am helllichten Tag auf dem Heimweg von der Schule aus. Erwartet hätte man das damals in der Gegend eigentlich auch noch nicht.

Wahrscheinlich dachte der Täter, ich sei ein leichtes Opfer. Ich war damals kaum 1,64 m groß, noch dazu bin ich weiblich (für die, die es noch nicht wussten), und sehe vom Gesicht her wohl eher ziemlich lieb aus. Der Täter konnte wohl nicht ahnen, dass ich, sobald ich angegrabscht werde, zur blutrünstigen Furie werde. Das Ende vom Lied war, dass der Täter nach einigen kräftigen Faustschlägen hauptsächlich ins Gesicht erst einmal zu Boden sank und paar Sekunden später mit tränenden Augen und blutender, zerbeulter Nase davonlief. Das hätte ich mir selbst auch nicht zugetraut, genau genommen war ich sogar etwas erschrocken über mich selber, aber in der Not können Menschen ja unglaubliche Kräfte entwickeln, das hat die Situation eindeutig gezeigt.

Schockierend blieb die Tatsache, dass es durchaus Passanten gab, aber natürlich keiner einschritt. Aber zum Glück habe ich es ja auch selber geschafft. Ein Schlüsselbund wäre in der Situation wohl sogar eher hinderlich gewesen.

Und abgesehen davon hat das ja auch gezeigt, dass Angriffe auch passieren können, wenn es hell ist und wenn man es wirklich gar nicht erwartet. Von daher wäre es wohl sinnvoll, zu lernen, sich auch ohne vorherige Vorkehrungen verteidigen zu können. Denn man läuft ja nicht den ganzen Tag herum und erwartet dabei einen Angriff. Jedenfalls wäre das sehr traurig, denn so könnte man ja gar nicht mehr unbeschwert unterwegs sein.

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» Wawa666 » Beiträge: 7277 » Talkpoints: 23,61 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich denke einmal, wenn man angegriffen wird, dann ist eine verknackste Hand oder ein kaputter Schlüssel eher ein sekundäres Problem. Ich kenne den Schlüsseltrick schon lange und wenn ich mich unsicher fühle, schiebe ich mir drei Schlüssel durch die Finger, den Rest des Bundes und den dicken Autoschlüssel stecke ich zur Stabilisierung in die Faust. Alternativ habe ich auch eine kleine Taschenlampe von LED Lenser, die ordentlich Gewicht hat und perfekt in die Handfläche passt.

Im Grunde geht ein Angreifer ja nicht von wirklicher Gegenwehr aus. Einen Faustschlag kriegt auch Otto Normalmensch gar nicht mal so effektiv hin, wie man meinen mag, gerade Frauen haben das doch irgendwie nicht gelernt. Ein pieksiger Schlüssel kann dagegen schon einmal eine unangenehme Überraschung sein. Ein simpler Gegenstand in der Hand wie eine Taschenlampe, oder auch eng gerolltes Papier können da schon die Schlagkraft erhöhen.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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