Funktionsweise der Torlinientechnologie "Goalcontrol"

vom 18.06.2014, 07:07 Uhr

Bereits zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika wurde die Torlinientechnologie immer wieder aufgewirbelt und war ständiges Thema. 4 Jahre später ist sie nun endlich da. Die Torlinientechnologie "Goalcontrol" kommt aus Deutschland und kam bereits einmal zum Einsatz, nämlich beim Spiel Frankreich gegen Honduras. Wer das Spiel gesehen hat weiß, dass der Schiedsrichter sofort auf Tor entschieden hat, obwohl in keiner Kameraeinstellung ersichtlich gewesen ist ob der Ball hinter der Linie war oder nicht und auch der Schiedsrichter konnte es selbst nicht erkennen.

Dennoch entschied er sofort auf Tor, denn durch die Torlinientechnologie wurde ein Signal per Funk an die Uhr des Schiedsrichters gesendet, welches ihm ein Tor signalisiert. Die deutsche Technologie Goalcontrol kann die exakte Position des Balles in Echtzeit aufgrund von 14 Hochgeschwindigkeitskameras ermitteln. Ich halte diese Form der Technik für durchaus angemessen, denn bei all den Fehlentscheidungen, nicht gegebenen Toren und falsch gegebenen Elfmetern, kann solch eine Technologie durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Ist die Torlinientechnologie in unserer Zeit angemessen oder sollten wir wie ein Zitat besagt "Der Schiedsrichter hat immer recht." ohne derartige Technik auskommen? Warum wurde diese Technologie erst 2014 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien anerkannt, obwohl die Technik seit Jahren möglich gewesen ist und so Fehlentscheidungen hätten verhindert werden können?

» Horkrux » Beiträge: 564 » Talkpoints: 53,84 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Horkrux hat geschrieben:Die deutsche Technologie Goalcontrol kann die exakte Position des Balles in Echtzeit aufgrund von 14 Hochgeschwindigkeitskameras ermitteln.

Um jetzt ein wenig zu reduzieren: es sind immer "nur" sieben Kameras auf ein Tor gerichtet. Und hier wird das Spielgerät tatsächlich von Hochgeschwindigkeitskameras erfasst um so die Position "exakt zu berechnen". Die FIFA schreibt hier eine Genauigkeit von drei Zentimetern vor, um die das System abweichen darf. GoalControl gibt eine Genauigkeit von unter einem Zentimeter an. "Exakt" ist also hier relativ. Wobei man natürlich ganz klar sagen muss, dass ein Schiedsrichter (inkl. Linienrichter und auch gerne Torrichter) auch bei einer Genauigkeit von 5 cm überfordert wären und damit die Technik sicher immer noch "näher" an der Wahrheit ist, als es das menschliche Auge ist!

Horkrux hat geschrieben:Ich halte diese Form der Technik für durchaus angemessen, denn bei all den Fehlentscheidungen, nicht gegebenen Toren und falsch gegebenen Elfmetern, kann solch eine Technologie durchaus über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Naja, das Problem der Fehlentscheidung wird verschoben und - erstaunlicher weise - sind alle schon so Technikhörig, dass es hier keine Diskussionen gibt. Offenbar glaubt man wirklich, dass Technik praktisch unfehlbar ist. Im Moment glaube ich aber nur, dass diese Technik wenigstens unparteiisch fehlbar sein dürfte. Aber auch hier liegt ein Risiko, wie es in jedem Netzwerk vorliegt. Man stelle sich vor, jemand verschafft sich Zugang zur Kommunikation von GoalControl und dem Schiedsrichter. Der könnte jedes Signal praktisch "umdeuten" lassen. Damit wäre einem Spielbetrug - wenn auch nur bei strittigen Szenen - ein Weg geebnet, der auf Grund des Technik-Glaubens wohl erst spät in Frage gestellt werden würde.

Horkrux hat geschrieben:Ist die Torlinientechnologie in unserer Zeit angemessen oder sollten wir wie ein Zitat besagt "Der Schiedsrichter hat immer recht." ohne derartige Technik auskommen?

Persönlich würde ich immer noch meinen, dass die "Tatsachenentscheidung" schon auch Teil des Sports ist. Man darf hier nicht glauben, dass das Ganze eine exakte Wissenschaft darstellt! Weder mit noch ohne Torlinientechnologie. Und wer wirklich glaubt, dass echte Fehlentscheidungen (damit meine ich nicht bestochene Schiedsrichter!) ein Spiel signifikant beeinflussen, der sollte sich vor Augen halten, dass bei einem Tor unterschied in der Regel die Teams auf Augenhöhe gespielt haben und damit eben nicht ein Ergebnis erzielt wurde, welches auf regulärem Weg undenkbar wäre.

Um ein Beispiel zu nehmen: Spanien war bei der WM 2014 im Spiel gegen Holland definitiv eher schwächer. Auch schon in der ersten Halbzeit. Eine fragwürdige Elfmeterentscheidung brachte Spanien in Führung. Wären nun beide Teams in etwa gleich Stark gewesen, dann hätte das den Ausschlag geben können. So aber hat sich das bessere Team trotz einer mutmaßlich falschen Entscheidung durchgesetzt.

Horkrux hat geschrieben:Warum wurde diese Technologie erst 2014 zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien anerkannt, obwohl die Technik seit Jahren möglich gewesen ist und so Fehlentscheidungen hätten verhindert werden können?

Es hätte Schiedsrichterdiskussionen verhindert - nicht "Fehlentscheidungen". Gerne hätte es mögliche Fehlentscheidungen auch "knapper" gefällt. Letztlich war die WM 2010 eben auch ohne die Technik durchführbar. Jetzt wurde etwas Neues eingeführt und das wird sich über kurz oder lang sicher etablieren. Es dürfte aber nicht den Sport "revolutionieren" oder gar "Gerechtigkeit" einführen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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