Kinderschminken als Ehrenamt?
Ich arbeite schon mehrere Jahre als Kinderschminkerin und lebe auch von den Geldern, die Veranstalter an mich zahlen. Dieses Jahr habe ich aber Probleme, weil viele Veranstalter abspringen und die Verträge auslaufen lassen. Grund dafür ist, dass etliche die Dienstleistung ehrenamtlich anbieten und sich ausgerechnet an jene Feste wenden, wo ich meine Brötchen verdiene.
Gibt es das bei euch auch, dass Damen die Kinder vollkommen kostenlos schminken? Könnt ihr verstehen, wie man so etwas machen kann? Sicher gibt es außer mir noch viele andere Schminkdamen, die den Service gewerblich anbieten und die es dadurch schwer haben, zu Buchungen zu kommen.
Bei unserem Familienfest für den Stadtteil ist das seit zwei Jahren auch so. Da war vorher immer eine Vigasistin am Werk, die dann auch nicht gerade wenig Geld verlangte. Egal wie wenig da geschminkt wurde, der Preis immer gleich. Das mussten aber die Eltern zahlen und es wurde eben beobachtet, wie viele Kinder dann verzichten mussten, weil es sich die Eltern schlichtweg nicht leisten konnten.
Zumal dort, bis auf Essen und Trinken, alles kostenlos oder sehr günstig mitgemacht werden konnte. Da fanden sich dann auch einige begabte Damen, die das nun seit zwei Jahren machen. Die Kinder freut es und die Eltern natürlich auch, weil sie es nicht mehr verweigern müssen.
Gerade beim einer Aktivität wie dem Kinderschminken kann ich mir schon vorstellen, dass es einige Leute gibt, die Spaß daran haben, Kindern kostenlos diese Attraktion anzubieten. Ich möchte dabei auch unterstellen, dass ein Laie, der halbwegs talentiert ist, die entsprechenden Muster sicher ebenfalls sehr gut aufmalen kann. Bei einer kostenlosen Attraktion sind die Ansprüche der Kunden vermutlich auch geringer, so dass am Ende beide Seiten zufrieden sind – die Eltern und Kinder, weil unentgeltlich geschminkt wurde – und auch die ehrenamtlichen Schminkerinnen, weil sie in ihren Augen etwas Gutes für die Kinder tun konnten.
Hätte ich ein Kind, das sich unbedingt schminken lassen möchte, auch wenn ich persönlich das irgendwie nicht wirklich nützlich finde, würde ich ihm den Gefallen sicher auch tun, selbst wenn es Geld kostet. Diese Geldausgabe würde ich aber dennoch irgendwie als unnötig ansehen, weil man ja eigentlich nichts davon hat, dass das Kind einen Tag lang mit einem bunten Gesicht herumläuft. Bezahlen würde ich trotzdem, aber eben nur dem Kind zuliebe und nicht, weil ich darin einen Sinn sehen würde. Ich könnte mir vorstellen, dass es genug Leute gibt, für die das Kosten-Nutzen-Verhältnis beim Kinderschminken einfach nicht stimmt und die daher auch gar nicht bereit sind, dafür überhaupt Geld auszugeben. Dadurch werden solche kostenpflichtigen Schminkdienste dann sicher nicht so häufig in Anspruch genommen. Wenn es dann jemand ehrenamtlich macht, profitieren alle Seiten – außer der Schminkerin.
Bei solchen Veranstaltungen, bei denen nun ehrenamtlich geschminkt wird, werden doch vermutlich auch noch weitere ehrenamtliche Kräfte arbeiten, zum Beispiel beim Verkauf von Getränken und Kuchen. Findest du das ebenfalls problematisch? Für mich kommt es vor allem darauf an, um was für eine Art Fest es sich handelt. Wenn es ein eher kleines Fest ist, das zu einem großen Teil von der Arbeitskraft ehrenamtlicher Kräfte abhängig ist, ist es eigentlich logisch, dass man sich auch für das Kinderschminken jemanden sucht, der die Arbeit kostenlos macht. Bei größeren Veranstaltungen, bei denen jeder Helfer angemessen entlohnt wird, wäre das schon etwas anderes. Da würde ich erwarten, dass die Kinderschminkerin auch ihren Lohn erhält.
Sicher freuen sich Eltern und Kinder, wenn das Kinderschminken kostenlos ist. Auch ich schminke Kinder kostenlos, wenn ich vom Veranstalter bezahlt werde. Ich Selbstständige lebe ich aber auch von den Geldern. Das ging die letzten Jahre auch sehr gut. Dieses Jahr haben mir plötzlich an die 30% der Veranstalter abgesagt, sie hätten jemanden, der ehrenamtlich schminkt und nur per freiwilliger Spende das Geld für die Farben zurück bekommt.
Das merke ich schon, dass einige Einnahmen fehlen. Trotzdem wird aufgrund dessen ja nicht Lebensunterhalt billiger. Und andere Veranstalter finden, die wieder einen Lohn entrichten, ist auch nicht leicht. Viele wollen auch gar nicht, dass die Eltern etwas bezahlen müssen. In der Branche ist es schon schwer geworden, wenn man es gewerblich anbietet.
Corona1983 hat geschrieben:Sicher freuen sich Eltern und Kinder, wenn das Kinderschminken kostenlos ist. Auch ich schminke Kinder kostenlos, wenn ich vom Veranstalter bezahlt werde. Ich Selbstständige lebe ich aber auch von den Geldern. Das ging die letzten Jahre auch sehr gut. Dieses Jahr haben mir plötzlich an die 30% der Veranstalter abgesagt, sie hätten jemanden, der ehrenamtlich schminkt und nur per freiwilliger Spende das Geld für die Farben zurück bekommt.
Das merke ich schon, dass einige Einnahmen fehlen. Trotzdem wird aufgrund dessen ja nicht Lebensunterhalt billiger. Und andere Veranstalter finden, die wieder einen Lohn entrichten, ist auch nicht leicht. Viele wollen auch gar nicht, dass die Eltern etwas bezahlen müssen. In der Branche ist es schon schwer geworden, wenn man es gewerblich anbietet.
Letztendlich geht es hier doch einfach um Angebot und Nachfrage. Zum einen sind die Schminkstände, an denen die Eltern selbst zur Kasse gebeten werden, offensichtlich nicht mehr so gefragt. Welche Ursachen da eine Rolle spielen, ist dabei ziemlich egal - ob es um die allgemeine Geizmentalität vieler Leute geht oder ob das Geld tatsächlich fehlt. Fakt ist einfach, dass das Angebot sinken muss, weil die Nachfrage nicht besteht. Darüber hinaus scheinen einige Veranstalter auch genug Angebote von ehrenamtlichen Schminkerinnen zu haben, so dass sie diese natürlich bevorzugt engagieren.
Dass du weiterhin deine Ausgaben hast und die vermutlich immer schwerer bestreiten kannst aufgrund der sinkenden Einnahmen, ist für dich zwar nicht schön, aber so funktioniert es nun einmal, wenn man etwas anzubieten hat, das nicht mehr so gefragt ist. Das würde jedem Imbissbudenbesitzer, dessen Würste und Baguettes von den Kunden einfach nicht mehr nachgefragt werden (aus welchen Gründen auch immer) ebenso ergehen. Es spielt weder für die Kunden, noch für die Veranstalter eine Rolle, ob du von deinen Einnahmen weiterhin leben kannst. Kannst du es nicht, ist es an dir, umzusatteln. Das ist aber wirklich nicht das Problem der anderen, auch wenn das hart klingen mag.
Dir scheint nicht klar zu sein mit welch kleinen Budget die meisten Veranstalter ihre Feste planen müssen. Dass man dann diese Angebote mit Kusshand nimmt, ist kein Wunder. Wenn du auf diese Einnahmen angewiesen bist, dann ist das aber nicht das Problem der Veranstalter, sondern deine Sache. Immerhin zeigt es aber auch, dass du keine Alternativen hast, um Einnahmen zu generieren, was bei einer so wackligen Selbständigkeit schon bedenklich ist.
Ich wusste bis gerade eben nicht, dass man Kinderschminken sozusagen beruflich machen kann. Bis gerade habe ich immer angenommen, dass die Schminkerinnen aus dem Elternbeirat rekrutiert würden und das sozusagen freiwillig machen würden. So habe ich das immer bei den Kindergartenfesten in meiner Heimat erlebt.
Es ist natürlich ärgerlich, dass man als Person, die eine Tätigkeit wirklich gut kann und diese auch von der Pike auf gelernt hat, von Amateuren quasi vom Markt gedrängt wird. Das geschieht bei vielen weiteren Berufsgruppen: Mediengestaltern, Fotographen, Musikern, Nachhilfelehrern… Mangelndes Budget auf der einen Seite, preiswertes und leicht erhältliches Equipment auf der anderen Seite tun da wohl ihr übriges. Da kann man als Spezialist wenig anderes tun, als eine Nische zu finden, in der man einzigartig ist und für die noch Geld ausgegeben wird. Ich drücke dir die Daumen, dass du weiterhin von deiner Tätigkeit leben kannst.
Für dich ist es eine betrübliche Sache, aber ich denke, dass man da auch den Veranstalter verstehen kann, der ja auch eine Menge Kosten hat und das kalkulieren muss, weswegen ein Ehrenamtlicher da wohl dankend angenommen wird. Ich würde als Elternteil auch nur bedingt etwas bezahlen wollen, was dann nach kurzer Zeit wieder weg ist. An deiner Stelle würde ich mir bei der Entwicklung deiner Arbeit aber Gedanken darüber machen, was du in der Zukunft machen kannst, wenn die Aufträge abnehmen.
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