Hat Obama im Fall Bergdahl richtig gehandelt?

[Gio]

Der US-Soldat Bergdahl ist gegen 5 ranghohe Taliban ausgetauscht worden. Dieser Austausch ist jedoch recht umstritten. Zum einen wurde hier mit Terroristen verhandelt. Man befürchtet nun weitere Entführungen und noch mehr Anschläge. Zum anderen ist auch noch ungeklärt, wie Bergdahl überhaupt in diese Lage kam.

Die Taliban jubeln, weil es ihnen gelungen ist, 5 ranghohe Mitglieder gegen einen Unteroffizier auszutauschen und sehen sich damit im Aufwind. Findet ihr die Entscheidung von Obama richtig? Sollte die deutsche Regierung sich in einem solchen Fall ähnlich verhalten?

Ich glaube nicht, dass es sich bei diesem Soldaten um einen unschuldigen und ahnungslosen Menschen gehandelt hat. Ich denke, dass er schon irgendetwas brisantes gewusst haben muss, ansonsten kommt mir der Preis für diesen Mann ein wenig zu hoch vor. Ich bezweifle, dass eine Regierung egal welcher Art einfach so bereit gewesen wäre mit Terroristen über Jahre hinweg zu verhandeln und dann auch noch 5 ranghohe Terroristen zum Austausch anzubieten, gerade wenn es um einen ganz normalen Zivilisten gehen würde. Die USA verbuchen mit einem Schulterzucken so viele unschuldige Menschen als "Kollateralschaden", dass es mir wirklich schwer fällt, zu glauben, dass diesem Mann einfach so und vollkommen grundlos so viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Das Kredo "mit Terroristen verhandelt man nicht" ist ja schon immer ein diplomatisches Lippenbekenntnis und natürlich wird mit Terroristen verhandelt und ggf. sogar zusammengearbeitet. Es geht aber tatsächlich um das Aufrechterhalten der Fassade als demokratischer Musterstaat, welcher sich eben nicht in die Knie zwingen lässt. Jede Terrororganisation aber weiß genau, wann "der Feind" bereit zu Zugeständnissen ist. Im Fall von Bergdahl hat die US-Administration wie ich finde korrekt gehandelt und ist ihrer Pflicht und Aufgabe nachgekommen, die eigenen Bürger zu schützen.

Wer jetzt die Hintergründe dessen beleuchten will, wie der Soldat überhaupt in diese Lage hat kommen können, kann das gerne tun. Leider wird hier sicher die Diskussion auch von einem Standpunkt aus geführt, an dem die Frage warum Soldaten an dem Ort von dem sie hätten desertieren können stationiert wurden, nicht gestellt wird. Für die BRD hätte das zur Folge, dass es zwar den Bürger in Uniform gibt - ein entsprechender Ungehorsam aber IMMER und UNGEACHTET aller Umstände zu einer Verurteilung führt, sofern die politische Führung nicht gänzlich ausgetauscht wird. Es gibt für Soldaten praktisch keine Möglichkeit zum Ungehorsam, welcher aber gepredigt wird. Sogar Wehrmachtssoldaten die sich geweigert hatten, sich an Verbrechen zu beteiligen und unter dem NS-Regime verurteilt wurden, sind heute nicht rehabilitiert (und werden es auch nicht).

Was die US-Aktion hier bzgl. der Einstellung der Taliban bewirkt, halte ich für lässlich. Denn weder ein Misserfolg (also kein Austausch) noch eben dieser stattgefundene Austausch dürfte an der politischen Agenda der Taliban was ändern. Wenn man dann auch den radikalen Grundgedanken verfolgt, stellt man sich sowieso die Frage, wieso man glaubt militärisch ein Umdenken erzwingen zu können, wenn hier sogar Selbstmörder gefunden werden, die "für ihre Sache" zu sterben bereit sind. Es mag Soldaten geben, die sich einreden, bereit zu sein für ihr Land zu sterben. Aber sobald diese genauer nachdenken, wird im konkreten der Wunsch sich "für sein Land" opfern zu wollen, vermutlich verschwinden.

Die bundesrepublikanische Regierung dürfte in ähnlichen Fällen gleich handeln. Das steht für mich außer Frage. Einzig wenn es um inländischen Terrorismus geht, dürfte jede Bundesregierung sich bei möglichen Linksterroristen ähnlich "hart" aufstellen und eine gewisse Zahl an Opfern in Kauf nehmen - wobei das politisch gewollt ist.