Sollten die Regeln zur Zeichensetzung überarbeitet werden?

Die letzte Rechtschreibreform liegt nun schon ein paar Jahre zurück. Im Zuge dieser Überarbeitung hat sich manches bei der Zeichensetzung geändert. Allerdings würde ich mal behaupten, dass die Neuerungen nicht weitreichend genug waren. Zumindest ist das meine Einschätzung aus der Praxis.

Warum ich das so sehe? Ich habe schon einige Schüleraufsätze gelesen, wo die Kommata an völlig falschen Stellen standen. Teilweise waren sie auch so gut wie gar nicht vorhanden, weil die Kinder aus Angst vor Fehlern diese einfach weg ließen. Bei kaum einem Thema muss man als Nachhilfelehrer so oft nach haken, wie bei der Zeichensetzung.

Auch bei der Ausbildung von angehenden Deutschlehrern ist die Zeichensetzung eines der eher unbeliebten Fehlern. Es ist eine Sache, ob man die Zeichensetzung selbst im Gefühl hat und relativ fehlerfrei bei eigenen Zeichen Kommas setzen kann, oder ob man so fit ist, Fehler in fremden Texten zu erkennen. Dieser Schritt benötigt einiges an Übung. Und selbst wenn man die Regeln sicher beherrscht, benötigt man doch ein gewisses Maß an Konzentration, um sie in Texten alle zu erfüllen.

Der Punkt ist noch eine relativ einfache Angelegenheit. Aber auch das in einem anderen Thread erwähnte Sterben des Semikolon ist ein Aspekt dessen, dass sich Menschen anscheinend eine Vereinfachung wünschen und diese in gewissen Punkte durchsetzen.

Ich will jetzt auch keine Lanze für orthographisch falsche Texte im Internet brechen. Aber man sieht auf anderen Seiten immer öfter, dass da Teilnehmer ohne Punkt und Komma Texte schreiben. Über die Motivation dieser Leute lässt sich natürlich spekulieren.

Wie seht ihr den aktuellen Stand der Zeichensetzungsregeln? Findet ihr die momentanen Regeln zu kompliziert? Oder findet ihr sie unlogisch? Würdet ihr da auch abspecken wollen? Oder ist das für euch eher ein Sakrileg, überhaupt in so eine Richtung zu denken? Womit begründet ihr euren Standpunkt? Oder haltet ihr Satzzeichen sogar für weitgehend überflüssig, weil mündliche Sprache auch ganz gut ohne diese Satzzeichen auskommt?

Überflüssig finde ich Zeichensetzung ganz sicher nicht. Ich finde, dass korrekt gesetzte Satzzeichen sehr wohl eine Hilfe beim Lesen eines Textes sind. Ich persönliche tue mir, wenn ich einen Text ohne jegliche Zeichen vor mir habe, jedenfalls deutlich schwerer damit, dessen Inhalt zu erfassen, da ich eben bei jedem Satzzeichen eine kurze Pause mache und mir somit das unmittelbar davor gelesene deutlich besser einprägen kann, als wenn ich ohne Pause weiterlese. Sicherlich könnte ich mir die nicht vorhandenen Satzzeichen auch einfach nur denken, aber das ist irgendwie trotzdem anstengender, als wenn sie vorhanden sind.

Ich würde nun nicht von mir behaupten, dass ich jede Kommaregel absolut perfekt beherrsche, aber zumindest die wichtigsten. Gegen eine Vereinfachung hätte im Grunde nichts einzuwenden, aber ganz abschaffen sollte man die Zeichensetzung nicht. Als Trennung von Haupt- und Nebensätzen und bei Aufzählungen finde ich es schon wichtig, dass Kommata dazwischen sind.

Die Unterschiede zwischen alter und neuer Rechtschreibung im Bereich Zeichensetzung sind mir nicht geläufig, da ich bei der Einführung der neuen Rechtschreibung dann doch noch recht jung war, von daher kann ich nicht sagen, ob es vorher besser oder schlechter war.

Ich verwende das Semikolon durchaus und auch gern, gerade bei Aufzählungen. Genauso ist es mit anderen Satzzeichen. Selbst die mündliche Sprache kommt nicht ohne Satzzeichen aus, denn Sprechpausen, das Heben und Senken der Stimme entspricht in gewisser Weise der Zeichensetzung in einem geschriebenen Text.

In der Grundschule habe ich noch die alte Rechtschreibung gelernt, später dann die neue. Das war ein ziemliches Chaos und ich möchte nicht nochmals umlernen müssen. Ich bin dafür, dass die Rechtschreibung so bleibt, wie sie ist.