Ermäßigung für Schwerbeschädigte - politisch korrekt?
Bei einem deutschen Museum las ich bei den Ermäßigungen: Schüler, Studenten und Schwerbeschädigte zahlen weniger Eintritt. Ich stockte beim Begriff des Schwerbeschädigten. Als Mensch will ich, egal wie ich körperlich beisammen bin, sicher nicht als Schwerbeschädigter tituliert werden.
Ist ein Satz wie Ermäßigung für Schwerbeschädigte wirklich politisch korrekt? Sollte ein Museum hier nicht eine andere Wortwahl suchen oder seht Ihr am Begriff "Ermäßigung für Schwerbeschädigte" nichts Verwerfliches?
Diesen Begriff gibt es ja schon länger. Warum du da jetzt genau gestutzt hast, scheine ich nicht zu verstehen. Es steht ja auch auf den Ausweis "Schwerbehindert" darauf. Es ist nur ein Begriff. Wie soll man es denn deiner Meinung nach sonst benennen? Welcher Ausdruck wäre es denn wert? Wie soll man es am besten umschreiben?
Ich erachte diesen Begriff als kurz und präzise. Er hat sich politisch integriert und ich habe noch keinen Menschen, der psychisch oder körperlich davon betroffen ist, über den Begriff meckern hören. Dies schließt, dass du nur ein Problem damit hast.
Den Begriff gibt es doch nicht erst seit gestern. Zudem ist er ja auch nicht weiter schlimm, es dient einer Klassifikation und wird auch von Betroffenen nicht als Beschimpfung oder unschön bewertet, also warum sollte man sich als nicht Betroffener darüber ärgern oder es nicht richtig finden? Es ist ein Begriff unserer Gesellschaft, nicht abwertet, zutreffend und auch politisch korrekt.
Schwerbehindert klingt nicht so schlimm wie Schwerbeschädigt. Ich glaube nicht, dass ein Rollstuhlfahrer mit Herr Schwerbeschädigt angesprochen werden will. In Österreich habe ich noch nirgends den Ausdruck "Schwerbeschädigte" gelesen und gehört und ich würde sicher fragen, ob man hier nicht einen andere Wortwahl finden könnte. Ich lesen mit Verwunderung, dass man also in Deutschland oft "Schwerbeschädigter" sagt. Wenn ich das hier in Österreich verwenden würde, würde ich jemanden meinen, der nicht alle Tassen im Kopf hat und irgendwie nicht richtig tickt. Auf keinen Fall würde ich jemanden mit eingeschränkter Mobilität meinen.
Als Schwerbeschädigter möchte keiner gerne bezeichnet werden. Und doch gibt es solche Menschen. Denk mal an den letzten Krieg. Findest du Schwerbehinderter oder Behinderter besser? Ich denke, dass das Schild an dem Museum in Deutschland vielleicht nach dem letzten Krieg dort angebracht wurde und man es nicht änderte. An euren Museen in Wien steht Ähnliches: Schwerbehinderte, Behinderte und „Schwerkriegsbeschädigte“ (Heeresgeschichtliches Museum, Wien).
Natürlich ist Behinderter besser. Das heißt, dass man ein Hinderung hat, gewisse Tätigkeiten auszuüben. Schwebeschädigt sind für mich Gebäude nach einem Bombenangriff. Schwerbeschädigt würde ich vielleicht zu jemanden hinter vorgehaltener Hand sagen, wenn ihm ein Arm, ein Auge, ein Fuß oder so fehlen würde und das nur, weil ich über den Anblick so betroffen wäre. Als offizielle Bezeichnung finde ich diesen Ausdruck mehr als unmöglich!
celles hat geschrieben:Schwerbehindert klingt nicht so schlimm wie Schwerbeschädigt. Ich glaube nicht, dass ein Rollstuhlfahrer mit Herr Schwerbeschädigt angesprochen werden will. In Österreich habe ich noch nirgends den Ausdruck "Schwerbeschädigte" gelesen und gehört und ich würde sicher fragen, ob man hier nicht einen andere Wortwahl finden könnte. Ich lesen mit Verwunderung, dass man also in Deutschland oft "Schwerbeschädigter" sagt. Wenn ich das hier in Österreich verwenden würde, würde ich jemanden meinen, der nicht alle Tassen im Kopf hat und irgendwie nicht richtig tickt. Auf keinen Fall würde ich jemanden mit eingeschränkter Mobilität meinen.
Was ist das denn für eine Logik? Würdest du denn einen Menschen mit "Herr Schwerbehindert" ansprechen? Wohl kaum. Ich denke auch nicht, dass man mit einem Krankheitsgrad einen Menschen anspricht oder sagst du zu einem Blinden "Herr Blind"? Und wahrscheinlich sehen das die schwerbehinderten Menschen auch nicht so eng.
Du schreibst aber auch von schwerbehinderten Menschen. Dieser Begriff wurde sogar in den Bussen und Straßenbahnen bei uns in Wien auf Leute, die den Sitzplatz dringender brauchen, umgeändert. Schwerbeschädigte auf offiziellen Aufschriften ist eine echte Beleidigung. Wäre ich behindert und läse das auf dem Museum, würde ich dem Kassier sagen, dass ich das Museum wegen der unmöglichen Begriffsfindung doch nicht besuchen wolle.
Weißt du, celles, ich finde sogar den Begriff „Behinderte“, der auch in der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien angeschlagen ist für deutsche Begriffe unmöglich. Der vermittelt genau das, was du meintest: „Jemand der nicht alle Tassen im Schrank hat“.
celles hat geschrieben:In Österreich habe ich noch nirgends den Ausdruck "Schwerbeschädigte" gelesen und gehört und ich würde sicher fragen, ob man hier nicht einen andere Wortwahl finden könnte. Ich lesen mit Verwunderung, dass man also in Deutschland oft "Schwerbeschädigter" sagt. Wenn ich das hier in Österreich verwenden würde, würde ich jemanden meinen, der nicht alle Tassen im Kopf hat und irgendwie nicht richtig tickt. Auf keinen Fall würde ich jemanden mit eingeschränkter Mobilität meinen.
So, dann hast du wohl auch nicht alle Museen in Österreich besucht. Dort steht nämlich wortwörtlich:
Heeresgeschichtliches Museum www.hgm.or.at contact@hgm.or.at
Arsenal 1030 Wien 79561-0
Täglich 09:00 – 17:00 1. Sonntag im Monat Eintritt frei Geschlossen: 1. Jan., 1. Mai, 1. Nov., 25. + 31. Dez.
Erwachsene € 6,-- Ermäßigt € 4,-- Gruppen ab 9 Personen € 4,-- p. P. Führungskarte € 4,-- Foto-Filmerlaubnis € 2,--
Freier Eintritt für: Kinder und Jugendlich bis zum 19. Lebensjahr, Teilnehmer von Lehrveranstaltungen (Schüler- + Studentengruppen mit begleitender Lehrperson), Mitglieder des ICOM (International Council of Museums), Soldaten in Uniform, Mitglieder des Vereins der Freunde des HGM, Schwerkriegsbeschädigte

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