Kann Bußgelderhöhung das Schwarzfahren stoppen?

Im Nahverkehr hat das Schwarzfahren immer mehr zugenommen. Dagegen wollen die Verkehrsminister der Bundesländer etwas unternehmen. Alle waren sich einig, dass das Bußgeld von noch 40 Euro steigen soll, und zwar kräftig auf 60 Euro. Wollen die Schwarzfahrer wirklich in Kauf nehmen, für eine kurze Fahrt 60 Euro an Bußgeld zahlen zu müssen, wenn sie vergessen (?), einen Fahrschein zu kaufen? Eine teure Angelegenheit. Aber berechtigt finde ich sie trotzdem für diejenigen, die unwillig sind. Ist jemand so dreist und fährt innerhalb von zwei Jahren öfter mal schwarz, sind für ihn 120 Euro Bußgeld fällig, nachlesen. Wird er das nicht zahlen können oder wollen, wird er sich für einige Tage mit einer Zelle im Gefängnis abfinden müssen. Die Zustimmung für eine Bußgelderhöhung durch den Bundesverkehrsminister wird vorausgesetzt.

Die Fahrpreise sind in den letzten Jahren kräftig gestiegen. Menschen mit geringem Einkommen ist es oft nicht möglich, sich eine Fahrkarte zu kaufen, aber auch sie können nicht kilometerweit zu Fuß gehen. Das ist schon ein großes Dilemma. Also versuchen sie ihr Glück im Schwarzfahren. Was natürlich auch nicht geduldet werden kann. Aber was sollen sie eurer Meinung nach tun? Die Monatskarten oder einzelnen Fahrscheine haben in der Tat kräftig zugelegt.

Rund ein Drittel Gefängnisinsassen sitzen in Berlin eine Strafe ab, weil sie weder das Fahrgeld noch das Bußgeld zahlen konnten und teils nicht wollten. Ist das der richtige Weg, das Bußgeld zu erhöhen? Sollte man da nicht einkommensschwachen Familien mit einem preiswerteren Ticket entgegenkommen?

Ich muss ehrlich sagen ich finde das Bußgeld sehr angemessen. Irgendwie müssen die Menschen doch bestraft werden. Es kann ja nicht sein das andere sich brav ein Ticket kaufen und wieder andere keines und noch nicht einmal dafür bestraft werden. Dann gehen irgendwann alle her und niemand kauft sich mehr eins. Allerdings glaube ich nicht das die Erhöhung dann vom Schwarzfahren abhält.

Hier bei uns in der Stadt gibt es in der Tag ein Ticket für Sozial schwache Familien günstiger. Hierzu benötigt man nur einen Nachweis, zum Beispiel den Hartz 4 Bescheid. Dann hat man die Möglichkeit eine Monatsfahrkarte für 29,90 € zu erwerben. Ehrlich gesagt finde ich es nicht unbedingt teuer. Und bei diesem Preis lohnt sich auch kein schwarzfahren mehr.

Ich glaube nicht, dass es viel bringt, wenn man das Bußgeld für Schwarzfahrer einfach etwas erhöht. So hoch ist es dann ja immer noch nicht und die meisten, die jetzt schwarz fahren, werden dann weiterhin schwarzfahren, wenn sie bislang die Erfahrung gemacht haben, dass sie kaum oder vielleicht sogar überhaupt nicht kontrolliert werden. Ich denke, dass bei den in manchen Bereichen seltenen Kontrollen und den oft komplett fehlenden Konsequenzen auch ein höheres Bußgeld keinen erzieherischen Effekt hat und die Leute weiterhin schwarzfahren werden.

Ich habe in den vergangenen Jahren schon ein paar Dinge in den öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt, die das (weitere) Schwarzfahren mancher Leute weiter begünstigt haben. So habe ich vor wenigen Jahren sehr viel Zeit in einer anderen Stadt verbracht. Ich bin dort häufiger mit Bus und Bahn anstelle des Autos gefahren, weil die Innenstadt ohnehin sehr voll war und ich dank Semesterticket ohne weitere Kosten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren konnte. Während der ganzen Zeit, und da geht es fast um ein Jahr, in dem ich mehrmals pro Woche mit der Bahn unterwegs war, häufig auch mehrmals am Tag, bin ich nicht ein einziges Mal in der Straßenbahn oder U-Bahn kontrolliert worden. Ein Bekannte von mir fuhr schon mehrere Jahre aus Überzeugung schwarz, weil er in dieser Stadt eben noch nie dabei erwischt wurde. Hier könnte man viel eher ansetzen.

Selbst wenn ein Schwarzfahrer erwischt wird, hat das manchmal nicht einmal Konsequenzen für ihn. Ich habe es hier bereits zweimal in Zügen des Regionalverkehrs erlebt, dass Schwarzfahrer den Kontrolleur einfach nur angepöbelt und ihre Personalien nicht angegeben haben. Beim nächsten Halt sind sie einfach aus der Bahn gelaufen. Der Kontrolleur konnte sie nicht aufhalten. Auf diese Weise bringen die Kontrollen natürlich herzlich wenig, zumindest bei denen, die gut zu Fuß sind.

Grundsätzlich wäre es sicher erstrebenswert, wenn der öffentliche Nahverkehr gefördert und unter Umständen noch günstiger würde. Vielleicht würde man auch einzelne Leute vom Schwarzfahren abhalten. Ich denke aber, dass es nur um wenige Personen geht, bei denen die Kosten für das Ticket den Ausschlag geben. Die meisten Schwarzfahrer werden wohl aus Geiz schwarzfahren, obwohl sie sich auch ein Ticket leisten könnten. Hinzu kommen Jugendliche, die es vielleicht als Mutprobe ansehen, schwarz zu fahren und anschließend vor dem Kontrolleur wegzulaufen. Dagegen hilft ein erhöhtes Bußgeld sicher nicht.

Das Bußgeld ist wohl kein wirklicher Anreiz nicht Schwarz zu Fahren. Wenn man überlegt, dass man zum Beispiel hier bei mir in der Stadt eine normale Fahrkarte schon für 2 Euro bekommt und für das Schwarzfahren derzeit 40 Euro bezahlen soll ist das ja jetzt schon das Zwanzigfache und dennoch hält es viele nicht vom Schwarzfahren ab. Wenn man da jetzt noch 20 Euro draufpackt ändert das doch auch nicht viel. Schwarzfahren ist im Verhältnis so oder so schon ziemlich teuer.

Vielmehr müsste wohl einfach mehr kontrolliert werden, wenn man wirklich gegen Schwarzfahren vorgehen will. Was nützen denn hohe Strafen, wenn die Wahrscheinlichkeit erwischt zu werden, relativ gering ist. Wenn man zum Beispiel wüsste, dass es sehr wahrscheinlich ist bei jeder fünften Schwarzfahrt erwischt zu werden, dann wäre zum Beispiel im Straßenbahnverkehr schon alles über 10 Euro eine zu hohe Strafe. Wenn ich aber weiß, dass ich wahrscheinlich eh bloß einmal im Jahr kontrolliert werde und da vielleicht auch noch rechtzeitig vor der Kontrolle aus dem Zug oder der Straßenbahn komme, dann kommt man wahrscheinlich selbst bei 100 oder 200 Euro Strafe noch günstiger davon, wenn man Schwarz fährt.

Will man also wirklich gegen das Schwarzfahren vorgehen, so muss man denke ich nicht die Strafen erhöhen, sondern einfach mehr kontrollieren um das Risiko erwischt zu werden deutlich zu erhöhen.

Ich sehe es auch so, dass eine Erhöhung des Bußgeldes wenig sinnvoll ist. Aber mehr Kontrolleure wird es bestimmt nicht geben, weil die zu viel kosten und man dann gezwungen wäre, das Fahrgeld zu erhöhen. Erhöhtes Fahrgeld aber kann sich nicht jeder leisten und noch mehr würden schwarzfahren. Und es würden noch mehr junge Leute, die keinen Job haben und kein Geld und trotzdem schwarzfahren sich sagen, dass sie dann eben ein oder zwei Tage mehr in den Bau gehen.