Was kann helfen, ein Kind vor der 'schiefen Bahn' zu retten?

vom 27.05.2014, 13:05 Uhr

Wie kann man sein Kind vor der „schiefen Bahn“ retten, wenn es bereits einen kleinen Diebstahl begangen hat und es zutiefst bereut. Welche Möglichkeiten habe ich, das Kind der Gewalt anderer Jugendlicher zu entziehen und auch dafür zu sorgen, dass es deswegen nicht in der Schule versagt. Was ist am besten geeignet, meinem Kind sein Fehlverhalten realistisch vor Augen zu führen? Wodurch erziele ich die beste Wirkung? Sollte ich darauf drängen, dass es selbst für den Diebstahl einsteht, sich entsprechend entschuldigt und den Schaden wiedergutmacht? Oder würde ich damit nur das Gegenteil erreichen, dass es nun gerade weiter macht?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Wie alt ist den das Kind? Wie macht es sich bemerkbar, dass es unter dem negativen Einfluss anderer Kinder steht? Und warum sollte das Kind nun in der Schule versagen, eher wegen des Diebstahls oder wegen der Mitschüler?

Ich würde mein Handeln auch davon abhängig machen, ob das Kind noch unter oder schon über vierzehn Jahre alt ist. Davon hängt ja auch ab, wie viel Reife und Verantwortung man theoretisch schon erwarten könnte. Ist das Kind noch in der Grundschule, ist so ein Verhalten zwar ein Alarmsignal, es ist aber anders zu bewerten. Bis zu gewissen Grenzen müssen kleinere Kinder erst lernen, was meins und was deins ist. Ebenso müssen sie lernen, Bedürfnisse erst mal hinten an zu stellen. Bei einem Grundschulkind hilft es vielleicht schon, diesem zu erklären, welche Konsequenzen Diebstähle für Verkäufer haben. In dem Alter sollte man dann das Verständnis vertiefen, was in diesem Bereich Fair Play ist. Aber um da mehr zu sagen, müsste man das Kind und die Umstände des Diebstahls genauer kennen.

Wenn das Kind schon pubertiert und auf einer weiterführenden Schule ist, dann ist die Sache schon komplizierter angelegt. In dem Alter ist das Urteil der Clique oft wichtiger als das der Eltern. Auch der soziale Druck, sich als cool und mutig zu beweisen ist dann oft nicht zu unterschätzen. Wichtig wäre mir in beiden Fällen, mit dem Kind genau das Warum zu klären. Wie kam es dazu, das Risiko zu ignorieren? Was hat den Diebstahl attraktiv gemacht? Wird es vielleicht erpresst oder sonst wie unter Druck gesetzt? Dann könnte man da wieder ansetzen und eine Idee entwickeln. Ach so: Auch wenn das Kind vielleicht noch im Grundschulalter ist, wurde es möglicherweise auch erpresst.

Auf jeden Fall sollte man dem Kind irgendwie versuchen verständlich zu machen, dass es ein Schweineglück hatte, dass es anscheinend nicht entdeckt wurde. Heute sind ja in fast allen Geschäften Kameras angebracht, so dass Diebstahl schnell zu ernsten Konsequenzen führt, die das Kind vielleicht sogar ernster findet, als eventuelle Drohungen von Mitschülern.

Weiter ist es meiner Ansicht nach wichtig wie man reagiert, wenn das Kind wirklich genötigt wurde. Da würde ich weniger auf Strenge setzen, sondern das Kind streng ermahnen, solche unwürdigen Verhaltensweisen dritter Personen unverzüglich den Eltern zu melden. Ebenso ist es da nicht schlecht, wenn man dem Kind erklärt, welche Konsequenzen ein Erwachsener tragen muss, der sich als Erpresser betätigt. Das zeigt dann, dass es kein Kavaliersdelikt ist, andere so zu schikanieren.

Wenn die Situation an der Schule sehr schlimm ist, könnte man zuerst Kontakt mit den Lehrkräften suchen. Möglicherweise ist das Problem bekannt und es kann etwas seitens der Schule getan werden. Als Mittel letzter Wahl kann man immer noch einen Schulwechsel ins Auge fassen, wenn sonst nichts funktioniert. Dazu noch Kontaktverbot zu dem Kind. Da bleibt nur zu heflfen, dass es bei euch eine gute Alternative im Einzugsbebiet gibt.

Präziser kann man mit der knappen Vorinformation nicht viel sagen. Pauschal fallen mir dann noch die Polizisten ein, die sicher auch Material für Eltern haben, die zu solchen Themen präventiv mit Kindern arbeiten wollen. Vielleicht gibt es in der Bekanntschaft ja auch einen Polizisten, der dem Kind mal aus unabhängiger Sicht eines Fachmenschen erklären kann, wie viele Leute schon über leichte Diebstähle in eine kriminelle Karriere abgerutscht sind, ohne das so richtig zu wollen. Vielleicht öffnet auch das die Augen des Kindes.

Benutzeravatar

» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


So ganz generell zu antworten, ist schwer. Insgesamt ist es eigentlich immer gut, wenn man einen guten Draht zum Kind hat. Dazu gehört für die Eltern auch unbedingt, dass sie die eigene Persönlichkeit von dem Kind respektieren und nicht immer nur dem Kind ihre Erziehung "reindrücken" wollen. Ganz wichtig ist auch, dass das Kind mit seinen Ansichten, Vorlieben und Abneigungen ernst genommen wird. Und fast schon tödlich für die Beziehung sind solche Sätze wie: "Dafür bist du noch zu jung/klein. Das verstehst du noch nicht. Es wird das gemacht, was ich sage!"

Auch als Eltern sollte man respektieren, dass das Kind ein eigenständiger Mensch ist mit eigenständigen Vorlieben und Abneigungen. Erst wenn man das Kind respektiert, kann man von ihm verlangen, dass es auch andere (und ihren Besitz!) respektiert. Denn ansonsten fragt sich das Kind doch, warum es andere respektieren soll, wenn man es selbst auch nicht respektiert.

Um das Fehlverhalten am besten vor Augen zu führen, eignet es sich recht gut, wenn man das Kind mal in die Position des Bestohlenen setzt. Wie würde es sich fühlen, wenn ihm ein ihm wichtiger Gegenstand einfach weg genommen wird? Je nach Alter des Kindes würde ich ihm auch deutlich machen, welche Auswirkungen der Diebstahl in der Wirtschaft hat. Was ist also los, wenn man den Arbeitgeber bestiehlt (Schreibmaterial, Arbeitswerkzeug z.B.) oder wenn man Ladendiebstahl begeht? Eine Entschuldigung und Wiedergutmachung ist eine gute Idee, allerdings würde ich das Kind dabei unterstützen und es auf keinen Fall alleine lassen, damit es nicht irgendwie aus dem Ruder läuft und das Opfer es etwa beschimpft oder dergleichen.

Mit der Gewalt durch andere Jugendliche ist es sehr schwer. Da kommt es auch darauf an, wie das konkret aussieht. Ich würde da in erster Linie an die Lehrer denken und sie darauf ansprechen, es auch zum Thema in der Klasse machen. Außerdem könnte vielleicht die Polizei helfen, wenn es tatsächlich in den strafbaren Bereich geht. Auch da ist aber vor allem wichtig, dass das Kind und die Eltern zusammen arbeiten und ein gutes Verhältnis haben, um einen Weg zu finden, der für das Kind schließlich am besten ist. Auch da ist wieder der Respekt wichtig vor der Person des Kindes. Wenn das Kind sagt, dass es bestimmte Dinge nicht möchte, dann muss man eben etwas anderes finden und sollte es nicht zwingen.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^