Sollte Enthüllungsjournalismus noch verstärkt werden?

vom 27.05.2014, 11:58 Uhr

Wallraff und Co. sind ja zur Zeit ständig in den Medien vertreten. Erst enthüllen sie bei Amazon irgendwelche Ungereimtheiten, dann bei Zalando und Burger King. Nun auch in Altenheimen usw. Es ist ja immer ziemlich interessant, auch wenn ich nicht immer alles glaube, was sie da enthüllen. Vielleicht, weil ich es nicht glauben mag oder aber auch, weil ich es mir einfach nicht vorstellen kann.

Mein Mann und ich haben uns neulich mal darüber unterhalten und er meinte, dass solche Berichte nur dazu dienen das Programm zu füllen. Er findet es eher langweilig. Ich bin da zwiegespalten, denn es ist ja auch oft so, dass Firmen dadurch einen Imageverlust bekommen. Bei Burger King beispielsweise war es ja nur ein Franchise Unternehmer, der so aus der Reihe geschlagen ist. Nun hat aber gesamt Burger King den Imageverlust.

Denkt ihr, dass man Enthüllungsjournalismus noch verstärken sollte oder sollten sie vielleicht besser recherchieren und deutlicher machen, wo die Miseren sind? Wie findet ihr solchen Enthüllungsjournalismus?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Ich finde, es sollte viel mehr Enthüllungen geben und dass generell viel mehr hinterfragt werden sollte, was in den Medien und auch öffentlich so berichtet wird. Vieles wird einfach idealistisch dargestellt und ist möglicherweise auch einfach nur Wunschdenken. Die meisten beispielsweise wünschen sich, dass gastronomische Betriebe hygienisch arbeiten. Warum sollte man also die Augen verschließen, wenn jemand feststellt, dass das nicht überall der Fall ist wie bei Burger King?

Es kann natürlich sein, dass du in diesem Punkt recht hast und dass alle anderen Burger King Filialen einwandfrei waren und die Journalisten sich im Prinzip nur gezielt das schwarze Schaf herausgepickt haben, um eine Sensationsmeldung zu haben und das Abendprogramm somit füllen zu können. Das will ich auch gar nicht bestreiten. Allerdings finde ich es trotzdem richtig, wenn so etwas gesendet wird und den Menschen die Augen geöffnet werden. Ich habe neulich auch eine Dokumentation gesehen über falsch deklarierte "Bio"-Eier aus den Niederlanden. Auch solche Sachen wie der Gammelfleisch-Skandal haben wir den Journalisten zu verdanken. Wer weiß, wie lange wir sonst noch unwissend dieses Zeug konsumiert hätten.

Ich finde Enthüllungsjournalismus gut, auch wenn es manchmal nur dazu dient, die Menschen vor der Glotze zu unterhalten, weil man verhindern will, dass sie den Kanal wechseln. Aber ich würde es viel besser finden und unterstützen, wenn wirklich alles kritisch hinterfragt wird, was so gesagt wird. Damit meine ich dann nicht nur die Menschen, die der Elite nicht besonders sympathisch sind, sondern auch die Elite selbst und ihre Freunde. Ich finde, wenn man schon kritisch hinterfragt und analysiert, sollte man so konsequent sein und das grundsätzlich überall und bei jedem machen und nicht differenzieren zwischen "Freunden" und "Feinden".

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» Olly173 » Beiträge: 14700 » Talkpoints: -2,56 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Letztlich ist dies die Aufgabe der "vierten Gewalt" im Staate. Dazu sind unabhängige Medien da. Wie jetzt Missstände aufgedeckt werden, ist dabei nur eine Frage der Methode. Denn der Enthüllungsjournalismus ist nur eine mögliche Form. Wobei es natürlich Bereiche gibt, die nur durch solche Recherchen aufzudecken sind.

Das jetzt ein Sender damit auch Quoten sichern will, ist dabei eigentlich klar. Gerade Privatsender sind ja auch nur Unternehmen, welche versuchen, sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Und nachdem hier der wirtschaftliche Erfolg Überlebenswichtig ist, kann es sein, dass die Qualität der Recherchen nicht immer "ideal" ist. Es wird dann auch mit Überzeichnungen gearbeitet und man versucht den Zuschauer an niederen Instinkten zu packen - es geht also weit über die Berichterstattung hinaus. Der Zuschauer muss "Komplize" des Senders werden. Aber das ist jetzt auch nur eine Methodenfrage. So hätte man die Burger King Geschichte sicher auch wesentlich nüchterner erzählen können. Was aber nicht für x-Werbepausen gereicht hätte.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Vorab bemerkt, denke ich mal, dass ein Unternehmen wie Burger King auch darüber Gedanken machen sollte, wie sich die Vertragspartner verhalten - besonders weil man ja seinen guten Namen dafür hergibt. Ferner waren Wallraffs Enthüllungen ja nun auch nicht völlig neu. Zumindest was die unterirdische Behandlung der Mitarbeiter betrifft, hatte ich da vorher schon einmal etwas drüber gelesen.

Und da sehe ich den Knackpunkt, denn ich halte den Druck der Öffentlichkeit zunehmend für wichtig, gerade was große Konzerne betrifft. Nur gefällt mir die Marktschreierei auf RTL nicht.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



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