Gelten für Anlernberufe auch Mindestlöhne?

Nicht jeder Beruf ist mit einer Ausbildung verbunden. Aber eine Ausbildung ist immer die beste Lösung. Der Sohn einer Bekannten will aber keine Ausbildung machen. Er meint, dass man, wenn man in einem Anlernberuf arbeitet, man genauso gut und vielleicht auch besser verdienen kann als nach einer Ausbildung.

Ich bin ja der Meinung, dass man dann eher weniger verdient, weil diese Anlernberufe, die oft in der Produktion sind, ja doch eher weniger bezahlt werden. Meine Bekannte meinte aber, dass da auch Mindestlöhne gezahlt werden. Wisst ihr da vielleicht mehr?

Der Mindestlohn steht ja aktuell bei 8,50 €. Wenn man nun ungelernt zum Beispiel in einer Zeitarbeitsfirma eingestellt wird verdient man eben diese 8,50 €. Hat man eine abgeschlossene Ausbildung wird man in einer ganz anderen Gehaltsklasse eingestuft und verdient natürlich mehr.

Ich würde immer eine Ausbildung vorziehen. Ich finde das ist hier mittlerweile in Deutschland sehr wichtig. Ohne Ausbildung muss man wirklich sehr viel Glück haben. Man sollte auch an später denken. Wie kann man mit den 8,50 € Mindestlohn eine Familie ernähren? Wahrscheinlich überhaupt nicht. Selbstverständlich gibt es sicher Ausnahmen wo man es auch schafft ohne eine Ausbildung mehr zu verdienen aber in der Regel ist es eher so das man es ohne Ausbildung sehr schwer hat eine Anstellung zu finden.

Es soll ja nun der Mindestlohn eingeführt werden und dieser gilt für alle, ab 18 Jahren. Nun kann ich aber trotzdem absolut davon abraten keine Ausbildung zu machen, man braucht doch eine Grundlage. Mit einer Ausbildung beweist man Lernbereitschaft, die Bereitschaft sich zu bilden und auch weiterzubilden, es ist sicher der bessere Schritt als sich auf eine Regierung zu verlassen. Wer weiß denn schon was danach beschlossen wird?

Soweit ich das kapiert habe, gelten Mindestlöhne auch und gerade für Anlernberufe. Sonst würde das Ganze ja gar keinen Sinn machen, wenn man den Mindestlohn dann doch wieder an allen Ecken und Enden unterschreiten würde. Die Frage ist eher, wieso man sich mit dem Mindestlohn zufrieden geben sollte, wenn eine Ausbildung und die Möglichkeit, längerfristig nennenswert Geld zu verdienen, im Raum stehen.

Wer keinen Bock auf eine Ausbildung hat, muss sich auch im Klaren sein, dass die Chancen, jemals mehr als die gesetzlich geregelten 8,50 Euro in der Stunde zu verdienen, ohne eine Ausbildung ziemlich gering sind. Ich würde den jungen Mann mal fragen, ob er wirklich kein Problem damit hat, die nächsten Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte am unteren Ende der finanziellen Nahrungskette sein Auskommen zu suchen. Natürlich kann man das Ruder auch noch nach Jahren herumreißen, aber es ist doch mühsamer und komplizierter, mit dreißig in einer Ausbildung zu sitzen, die man locker bis 20 geschafft hätte.

Selbst mit einer Ausbildung kann man später nur den Mindestlohn verdienen, von daher kann ich deinen Bekannten schon verstehen. Für mich ist dennoch eine Ausbildung wichtig, sodass ich es dennoch lerne. Es ist halt schwer an einen Job zu kommen, wenn man keine Ausbildung hat. Man muss erst einmal Fuß in einen Betrieb setzen und sich echt bewähren.

Diese Situation erinnert mich an meinen Freund. Er hat keine Ausbildung, arbeitet nun aber voll. Ein befristeter Vertrag läuft aber schnell aus und man kann nie wissen, ob sich ein Arbeitgeber nicht lieber dann für einen Bewerber entscheidet, der eine Ausbildung hat. Dies wird ja oftmals bevorzugt und das finde ich auch angemessen. Demnach kann es eben sein, dass man länger arbeitslos ist.

Die Mindestlöhne gelten auch in diesen Berufen. Nur bei Langzeitarbeitslosen und Auszubildenden gibt es bisher meines Wissens nach Ausnahmen. Allerdings gilt der Mindestlohn auch erst ab 2016 deutschlandweit und es gibt noch verschiedene Übergangsfristen.

Das Problem sind nicht die Mindestlöhne sondern die fehlende Möglichkeit der Fortbildung und eine Ausbildung macht sich immer besser auf dem Lebenslauf.