Sollte man Demenzkranken das Wahlrecht entziehen?
Die Krankheit Demenz dürfte wahrscheinlich jedem bekannt sein. Manche kennen Angehörige und haben somit Erfahrungen aus erster Hand, andere wiederum kennen niemanden mit diesem Krankheitsbild und sind eher auf Informationen von anderen angewiesen. Die Krankheit ist in der Regel nicht heilbar und die Betroffenen werden zunehmend hilfloser und können den Alltag irgendwann nicht mehr alleine bewältigen.
Bisher war es gang und gebe, dass die etwa 700.000 Demenzkranken in Deutschland eine Wahlstimme abgeben dürfen, obwohl diese gar keine selbstständige Wahlentscheidung mehr treffen können. Jetzt wird Kritik an dieser Praxis immer lauter, da immer mehr Politiker befürchten, dass auf diese Art und Weise Wahlmissbrauch betrieben werden könnte. Es kam sogar der Vorschlag, dass man das Wahlrecht als Demenzkranker auch auf eine andere Person, beispielsweise Kind, Enkelkind oder den Partner zu übertragen.
Was meint ihr denn dazu? Sollte man den Demenzkranken das Wahlrecht entziehen?Oder wäre so etwas in euren Augen ganz klar Diskriminierung, die vermieden werden sollte? Findet ihr das besser wäre, wenn das Wahlrecht übertragen werden könnte? Wie würdet ihr das ganze regeln, wenn ihr in dieser Hinsicht das Sagen hättet? Oder würdet ihr einfach alles beim alten belassen?
Demenz ist eine Erkrankung, die fortschreitend ist. Das heißt also, dass man nicht genau sagen kann, wer wirklich schon als Demenz erkrankt ist. Mal etwas zu vergessen kommt ja durchaus auch in jüngeren Jahren vor. Es ist durchaus schwierig zu sagen, wann es dann verboten werden sollte und wann nicht. Dennoch würde ich einem demenzkranken Menschen nur bedingt Entscheidungskraft zugestehen.
Wählen ist aber auch so eine Sache der Gewohnheit. Wird man also immer SPD gewählt haben, wird man es auch weiter wählen, was ja auch dem Willen entspricht und somit, wie ich finde, auch nicht anfechtbar ist. Außerdem muss man ja auch erst mal das Wahllokal finden und auch wissen, wann die Wahl ist. Das setzt schon noch einiges voraus und wenn man das nicht mehr kann, ist man eben auch nicht in der Lage zu wählen, aber das ist man dann heute auch schon nicht. Ich finde, dass es doch sehr auf den Zustand drauf ankommt und ein Verbot wird da sehr schwierig, weil man es von Fall zu Fall entscheiden müsste.
Ich denke nicht, dass man es als Diskriminierung betrachten kann, wenn Demenzkranken das Wahlrecht entzogen wird. Schließlich können sie leider, aufgrund dieser Krankheit, nicht vernünftig und klaren Geistes entscheiden, wen sie da wählen und ob es sinnvoll ist.
Demenzkranke leben oft in Pflegeheimen und, dass nicht ohne Grund. Die Angehörigen schaffen es meist gar nicht, sich den ganzen Tag um sie zu kümmern. Sie machen oft Sachen, derer sie sich gar nicht bewusst sind und vergessen leider sehr viel. Wenn ein Demenzkranker z.B. nach draußen geht und der Meinung ist, dass er mitten in der Nacht seine Schwester besuchen fahren will, obwohl diese gar nicht mehr existiert, dann kann man nur sagen, dass eine Wahlstimme nicht sinnvoll ist.
Auf keinen Fall sollte ein Angehöriger diese Wählerstimme bekommen. Denn zum Einen kann dieser nicht wissen, was die erkrankte Person, im gesunden Zustand, vielleicht hätte wählen wollen und zum Anderen hätte der Angehörige ja somit zwei, statt seiner ihm zustehenden einen Wählerstimme. Und dies wäre ja auch eine Art Manipulation der Wahl, meiner Meinung nach.
Ramones hat geschrieben:Wählen ist aber auch so eine Sache der Gewohnheit. Wird man also immer SPD gewählt haben, wird man es auch weiter wählen, was ja auch dem Willen entspricht und somit, wie ich finde, auch nicht anfechtbar ist. Außerdem muss man ja auch erst mal das Wahllokal finden und auch wissen, wann die Wahl ist. Das setzt schon noch einiges voraus und wenn man das nicht mehr kann, ist man eben auch nicht in der Lage zu wählen, aber das ist man dann heute auch schon nicht. Ich finde, dass es doch sehr auf den Zustand drauf ankommt und ein Verbot wird da sehr schwierig, weil man es von Fall zu Fall entscheiden müsste.
Wer dürfte deiner Meinung nach denn entscheiden, ob ein Demenzkranker "wahlfähig" wäre oder nicht? Wie du schon sagst, ist das ja ein schleichender Prozess und nicht immer sofort als Erkrankung zu erkennen. Würdest du das einen Arzt entscheiden lassen oder doch eher von den Menschen, die die Wahlen organisieren und mitplanen? Sollten die Angehörigen entscheiden, ob jemand "wahlfähig" ist oder nicht?
Ich empfinde das als schwierig und deswegen nicht durchsetzbar, aber generell nicht durchsetzbar, weil die Diagnose nicht heißt, dass man sofort entscheidungsunfähig ist. Würde man das durchsetzen müsste ganz klar ein Arzt entscheiden, wann der Mensch das nicht mehr kann, weil irgendjemand, der damit fachlich nichts zu tun hat, das nicht entscheiden könnte. So einen Gedanken finde ich aber an sich schwachsinnig, dass an es den Menschen verbieten will, schwere Fälle stehen unter Betreuung und können ihr Leben nicht mehr führen, eine Wahl ist da undenkbar.
Es wäre ja so, als würde man depressive oder falsch medikamentierte Menschen nicht zur Wahl lassen. Immerhin hat das Einfluss auf die Psyche und dann kann man vielleicht auch nicht klar entscheiden. Man kann ja auch schlecht einen kurzen Test vor jeder Wahl machen, ob man auch klar im Kopf ist. Ich denke, dass viele Menschen da auch hingehen und nicht im besten Zustand sind und so auch nicht richtig eine Entscheidung treffen können.
Es gilt eh schon, dass Entmündigte Personen kein Wahlrecht mehr haben. Demenz als Kriterium ist viel zu schwammig. Ich bezweifle eh, dass die meisten normalen Wähler ihre Entscheidung bei gesundem Menschenverstand treffen.
Die Wahlstimme abgeben sollte man nicht, dann sollten eher Eltern für ihre Kinder Extrastimmen bekommen, weil sie diese mit Verantwortung für ihre Kinder abgeben, während Personen, die eine Extrastimme für ihre demenzkranken Verwandten bekommen, wohl nicht in deren Interesse wählen.
Ramones hat geschrieben:Demenz ist eine Erkrankung, die fortschreitend ist. Das heißt also, dass man nicht genau sagen kann, wer wirklich schon als Demenz erkrankt ist.
Dir ist schon klar, dass es kognitive Tests gibt, mit denen man eine Demenz feststellen könnte oder? Solange die Person kein Analphabet ist und der deutschen Sprache einigermaßen mächtig ist, kann man das hier problemlos feststellen. Das ist für mich also kein Argument, wenn es um dieses Diskussionsthema geht.
Wo liegt das Problem? Seien wir realistisch: Bei der Briefwahl weiß kein Mensch, wer tatsächlich das Kreuz auf dem Wahlschein gesetzt hat. Das ist immer so und hat nichts mit Demenz zu tun. Es kann ebenso gut sein, dass der Herr Papa oder die minderjährige Tochter die Wahlunterlagen der Eltern und Großeltern ausfüllt.
Und im Wahllokal läuft es auch nicht viel anders. Da wollen Paare oder Gruppen von Freunden oder Freundinnen gemeinsam in die Kabine oder versuchen sich abzusprechen. Eltern von geistig Behinderten möchten das Kreuz für Sohn oder Tochter setzen. Kinder möchten Kreuze für ihre dementen Eltern machen.
Es ist der Job der Wahlhelfer, so etwas zu verhindern. Und da hat man teilweise gut zu tun. Ebenso gehört es zum Job, Menschen, die nicht dazu in der Lage sind, zu unterstützen. Und da achtet man schon sehr genau darauf, dass jemand seine Entscheidung frei trifft. Aber wenn da nun jemand dement und ganz klar sagt, dass es Partei X sein soll, dann rutscht der durch.
Nur ist das doch auch kein echtes Problem. Es gibt unzählige Menschen, die wählen immer die gleiche Partei. Da fragt auch keiner, ob die Begründung ausreichend gut ist. Manche tippen blind, andere wählen das, was ihnen jemand gesagt hat. Das bekommt man nur nicht mit. Am Ende macht es die Masse und die offensichtlichen Fälle werden ausgesiebt, egal ob die dement sind oder massiv bedrängt werden. Der Anteil an der Masse der Wähler ist schließlich gering.
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