Bevorzugt ihr heimische Fluglinien?
Bald ist es wieder soweit und es geht ab in den Urlaub. Wenn ich eine Reise buche, dann achte ich in erster Linie auf das Preis / Leistungsverhältnis. Beim Buchen ist mir die Fluglinie an und für sich mehr oder weniger egal, zumindest solange es sich nicht um eine mir komplett unbekannte Fluglinie handelt.
Heuer ist es seit längerem so, dass wir mit der AUA, als einer heimischen Fluglinie fliegen. Irgendwie freut mich das und irgendwie habe ich heute erst wieder gemerkt, dass ich es besonders nett finde, wenn ich mit einer einheimischen Fluglinie fliege. Ich kann es auch nicht so recht beschreiben, aber da fühle ich mich einfach wohler, eben einfach mehr ein heimatliches Gefühl oder so.
Wie geht es euch dabei? Ist euch die Fluglinie egal? Fühlt ihr euch in einer einheimischen Fluglinie wohler? Woran liegt es?
tournesol hat geschrieben:eben einfach mehr ein heimatliches Gefühl oder so.
Wenn dir so was so wichtig ist, dann verstehe ich nicht, wieso du diese Heimat überhaupt verlässt. Richtig wohl und heimatlich wäre ja dann ein Urlaub in der Heimat.
Es ist ja leicht naiv zu glauben, man hätte wirklich immer und in jedem Fall einen sinnvollen Einfluss bzw. die Wahl was die Fluglinie betrifft. Nicht jede Fluglinie hat für jedes mögliche Ziel überhaupt die Lizenz und weil der Markt härter wird, schließen sich die Airlines zu Allianzen zusammen, so dass die Allianz dann eine möglichst große Abdeckung bieten kann. Und diese Allianzen sind dann länderübergreifend.
Was dann die Flüge mit "nicht so bekannten Airlines" angeht, habe ich mir oft die Frage gestellt, was ich z.B. bei Flügen zwischen zwei afrikanischen oder asiatischen Ländern machen würde. Denn geschäftlich besteht immer die Möglichkeit, die teure Variante zu wählen und dann über Südafrika oder z.B. London "im Dreieck" zu fliegen.
Auch in Asien kann man immer von Hong Kong oder Singapur als sicheren Zwischenflughafen gehen und mit "bekannten" Fluglinien fliegen. Aber wenn privat das Budget und der Faktor Zeit eine andere Rolle spielen, dann muss man wohl auch Fluglinien nehmen, die z.B. in Europa wg. Sicherheitsmängel gesperrt sind. Da fühlt man sich dann "unwohl" - was aber wirklich nichts damit zu tun hat, dass das eine "ausländische Fluglinie" wäre.
Ich sage ja nicht, dass ich mit keiner anderen Fluglinie fliege. Ich fliege sogar gar nicht so oft mit einer einheimischen Fluglinie und es ist in Ordnung für mich. Ich verreise gerne, aber ich komme auch sehr gerne wieder nach Hause. Und nach einem Auslandsaufenthalt finde ich es immer sehr schön, wenn ich im Anflug von meinem Heimatflughafen lande, und wenn das dann eben auch noch mit einer einheimischen Fluglinie ist, dann finde ich das noch einmal eine Nuance netter.
So gerne ich auch weg bin, ich komme wie gesagt auch gerne nach Hause. Und wenn ich da beim Einsteigen in das Flugzeug schon mit österreichischem Akzent und eben nicht in einer anderen Sprache begrüßt werde, dann ist das schon so ein wenig eine Art Einstimmung auf die Heimkehr.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich nach meiner Schulzeit ein Jahr lang in Frankreich gelebt habe. Ich habe diese Zeit geliebt. Ich war sehr gerne dort, aber ich bin eben auch sehr gerne wieder nach Hause gekommen. Während dem Jahr war ich auch zur Weihnachtszeit zu Hause. Damals bin ich auch mit der AUA geflogen, daran kann ich mich noch sehr gut erinnern und bei der Landung wurde gleich einmal ein Wiener Walzer gespielt. Aus dem mache ich mir sonst eigentlich nicht wirklich viel, aber es hat mich damals wie auch zum Teil heute einfach irgendwie berührt. Kombiniert schon mit der Vorfreude, dass da gleich hinter der Tür meine Eltern, Freunde und Co warten.
Vielleicht liegt es ein wenig daran. Ich weiß es eben nicht genau, woran es liegt, aber ich finde es eben einfach schön. Ich bin sehr gerne Österreicherin, was nicht heißen soll, dass ich nicht gerne verreise. Ich verreise sogar sehr gerne, allerdings ist und bleibt meine Heimat meine Heimat. Meine Heimat wird auch immer meine Heimat sein, auch wenn ich sehr gerne andere Kulturen und Co kennen lerne.
tournesol hat geschrieben:allerdings ist und bleibt meine Heimat meine Heimat.
Persönlich kann ich das nicht nachvollziehen und erschrecke durch so eine Ansicht ein wenig. Nicht nur, weil ich sie maßlos unklug finde. Allein Österreich als solches besteht aus so unterschiedlichen Regionen, dass das, was du "Heimat" nennst, in jedem Fall künstlich sein muss. Es würde mir einleuchten, wenn du unter Heimat ein Dorf verstehst, oder einen Stadtteil.
Aber ein Land als solches zu sehen, ist schon sehr komisch. Zumal ich mir vorstellen kann, dass dir Freunde aus Frankreich essentiell wichtiger geworden sind, als manch ein Österreicher. Evtl. solltest du dir dies überlegen - spätestens dann sollte es dir gar nicht mehr auffallen, in was für einem Flugzeug bzw. welcher Airline du sitzt.
So erstaunlich finde ich es nicht, wenn man das ganze Land als "Heimatland" bezeichnet. Daran finde ich auch nichts verkehrt, zumindest wenn man kein Problem mit dem Land in dem man wohnt hat. Und das habe ich definitiv nicht. Ich möchte in keinem anderen Land wohnen. Ich hätte die Möglichkeit gehabt, wollte es aber wie gesagt nicht.
Heimat ist ja nicht nur ein bestimmtes Dorf, ein Haus, ein Ort. Heimat ist ja auch Kultur, Sprache, Politik und noch vieles mehr. Und in gewisser Weise repräsentiert eine Fluglinie ja auch einige dieser Punkte. So werde ich zum Beispiel auf österreichisch im Flugzeug willkommen geheißen und nicht in einem anderen Dialekt oder einer anderen Sprache. Es muss natürlich nicht sein, dass jeder Flugbegleiter / Pilot dann auch ÖsterreicherIn ist, aber sehr häufig ist es eben so. Somit hört man den "Dialekt" seines Heimatlandes, womit man automatisch an seine Heimat erinnert wird, im positiven Sinn.
Im Gegenzug finde ich es eher befremdlich, wenn einem all das komplett egal ist. Würde mir zum Denken geben, ob ich da, wo ich wohne auch richtig platziert bin. Wenn man dieses Gefühl bei einheimischen Fluglinien nicht hat, kann ich das nachvollziehen. Da schwelgen bei mir eben durchaus auch andere Erinnerungen - zum Beispiel eben jene aus Frankreich - mit, aber nicht nur diese. Und ja, in Frankreich war ich sehr gerne. Ich erinnere mich sehr gerne an diese Zeit, habe dort auch ganz liebe Freunde, die ich sehr gerne besuchen komme. Ich komme auch sehr gerne wieder nach Frankreich, aber es ist dort ein anderes Gefühl. Kein Gefühl von "Heimat", "Ich bin zu Hause". Es sind nicht meine Wurzeln. Und ich finde es schade, wenn man zu seinen Wurzeln nicht steht, wobei ich nicht sage, dass das bei dir so ist.
tournesol hat geschrieben:So erstaunlich finde ich es nicht, wenn man das ganze Land als "Heimatland" bezeichnet.
Mich persönlich erinnert es an Lemminge. Aber auch sonst ist es so, dass ich kein Problem damit habe, dass sich Kinder - die noch ihre Identität suchen - sich gerne über Gruppen oder die Gemeinschaft definieren und diese "Zusammengehörigkeit" suchen und auch bereit sind, diese zu konstruieren. Aber bei Erwachsenen (und ich sage nicht, dass du in der Minderheit mit dieser Ansicht bist - aber Mehrheiten definieren bekanntlich keine Wahrheiten) ist es deshalb befremdlich, weil sie sich damit selbst reduzieren. Das ist im besten Fall nur schade - in allen anderen Fällen gefährlich.
tournesol hat geschrieben:Daran finde ich auch nichts verkehrt, zumindest wenn man kein Problem mit dem Land in dem man wohnt hat.
Probleme wären auch dazu da, sie zu lösen. Und das kann getan werden, wenn man da wo man wohnt die Probleme identifiziert und angeht. Aber ich stelle mir auch gerade die Frage, was für Probleme mit einem Land du dir als Individuum vorstellen könntest, welche dich von der aus meiner Sicht fragwürdigen Sicht der Dinge abbringen könnten.
tournesol hat geschrieben:Ich möchte in keinem anderen Land wohnen.
Österreich ist sicher nicht riesen groß. Aber im Moment schreibst du, dass es dir egal wäre, wo du "in deinem Land" wohnen würdest und Wien, Innsbruck, Graz oder Linz (um jetzt Ost-, West-, Süd- und Nordösterreich zu haben) - du eben jede "Heimatregion" einem Leben in Frankreich an dem Platz an dem es dir gefallen hat, vorziehen würdest. Das ist eben schwierig so ohne weiteres zu glauben.
tournesol hat geschrieben:Heimat ist ja nicht nur ein bestimmtes Dorf, ein Haus, ein Ort. Heimat ist ja auch Kultur, Sprache, Politik und noch vieles mehr.
"Heimat" ist da, wo man sich wohlfühlt. Das ist bzw. kann gar nicht an einer Nation gebunden sein. Was ist denn die "Politik" der Heimat? Was wäre denn österreichische Kultur? Kaiserschmarrn geht überall und die Wiener Kaffeehauskultur ist in Kärnten nun auch nicht wirklich verbreitet.
tournesol hat geschrieben:Und in gewisser Weise repräsentiert eine Fluglinie ja auch einige dieser Punkte.
Im besten Fall in Form von Folklore und - wenn man es gerne hat - zu Marketingzwecken. Ansonsten handelt es sich um ein Unternehmen, welches die Nationale Beziehung pflegt, wenn es darum geht, die eigenen Interessen besser durchsetzen zu können. Ansonsten gibt es keine weitere Bindung. Daher wäre - um auf das Thema zurückzukommen - es egal, ob du mit einer österreichischen oder thailändischen Fluglinie unterwegs bist.
tournesol hat geschrieben:So werde ich zum Beispiel auf österreichisch im Flugzeug willkommen geheißen und nicht in einem anderen Dialekt oder einer anderen Sprache.
Was die Sprache angeht, so heißt diese doch auch in Österreich "deutsch". Und was den Dialekt angeht, behaupte ich mal, dass es in Österreich mindestens fünf sehr eigentümliche davon gibt und ein Österreicher an Hand des Dialekts schon die zugehörige Region erahnen kann. Einheit ist da nicht vorhanden, was ja kein Kritikpunkt ist. Aber selbst bei einer russischen Airline würdest du beim Start von Wien aus auf Deutsch begrüßt werden. Das nur nebenbei.
tournesol hat geschrieben:Im Gegenzug finde ich es eher befremdlich, wenn einem all das komplett egal ist.
Was ist befremdlich, wenn man sich selbst nicht über eine willkürliche Gruppe definieren möchte und sich nicht auf Grund willkürlicher Grenzziehungen zu beliebigen Menschen - die man u.U. nicht mal sympathisch findet - zugehörig fühlen will?
tournesol hat geschrieben:Würde mir zum Denken geben, ob ich da, wo ich wohne auch richtig platziert bin.
Da wo ich wohne, fühle ich mich wohl. Unabhängig vom "Heimatland". Und die Menschen die mir was bedeuten, bewerte ich nicht danach, ob sie zum gleichen Heimatland gehören.
tournesol hat geschrieben:Wenn man dieses Gefühl bei einheimischen Fluglinien nicht hat, kann ich das nachvollziehen.
Eben zum Topic: aus mehreren Gründen ist für mich ein solches Gefühl nicht nachvollziehbar und sogar befremdlich.
tournesol hat geschrieben:Es sind nicht meine Wurzeln. Und ich finde es schade, wenn man zu seinen Wurzeln nicht steht, wobei ich nicht sage, dass das bei dir so ist.
Das hat jetzt aber schon was Esoterisches. Denn was du hier mit "Wurzeln" beschreibst, lässt sich nur dann verstehen, wenn man an "Kräfte glaubt", die man nicht sieht. Wenn man tatsächlich glaubt, dass die Idee von "Blut und Boden" doch irgendwie richtig sein kann. Zu deinem Frankreich-Beispiel: wärst du in Frankreich geboren (als Österreicherin), dann wärst du jetzt zusätzlich Französin. Und die Franzosen würden dich als solches sehen. Du aber scheinst - wegen fehlender Wurzeln - einen in Österreich geborenen Franzosen immer als Außenstehenden verstehen?
Ich bevorzuge nicht unbedingt heimische Fluglinien. Ich bevorzuge einfach Fluglinien, die groß und bekannt sind und die allgemein gute Bewertungen haben. Ob es sich nun um deutsche, amerikanische oder französische Linien handelt, ist mir persönlich wirklich egal. Ich habe da keine speziellen Vorlieben und suche mir auch nicht nur heimische Fluglinien aus. Mir ist es eben wichtig, dass ich sie kenne, sie gute Bewertungen haben und dass der Preis natürlich auch stimmt.
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