Mitschuld von Rollifahrer bei Verkehrsunfall?
A sitzt im Rollstuhl. Eines Tages wollte er ein Paket zum Paketdienst bringen. Er legte dieses Paket auf seinen Schoß und fuhr los. Auf dem Parkplatz des Paketdienstes wollte ein Auto gerade ausparken.Zwischen A und dem Auto waren etwa neun Meter. A nahm Blickkontakt auf und hatte den Eindruck, dass die Autofahrerin wartete, bis er vorbei war. Also fuhr er los. Aufgrund eines Defekts im Parkplatzbelag blieb A an einer Unebenheit hängen. In dem Moment fuhr das Auto los mit einer unheimlichen Geschwindigkeit.
A brachte sich mit einem Hechtsprung aus dem Rolli in Sicherheit. Das Auto erfasste den Rollstuhl und schleifte diesen noch sieben Meter weiter mit, zerquetschte ihn schließlich an der Parkplatzmauer. Die junge Autofahrerin stieg dann irgendwann aus. Nach eigener Aussage hatte sie weder A noch den Rollstuhl gesehen und auch absolut nicht mitbekommen, dass sie gegen etwas gegen gefahren sei.
Die Versicherung der Autofahrerin weigerte sich nun, die erheblichen Schäden von A zu bezahlen. Sie behauptet, ihn träfe eine erhebliche Mitschuld an dem Unfall. Zum einen hätte er doch problemlos aus dem Weg fahren können. Außerdem sei er mit dem Paket überladen gewesen und hätte damit überhaupt nicht unterwegs sein dürfen. Das Paket war dabei etwas größer als ein Schuhkarton, weder die Sicht noch die Bewegungsfreiheit von A waren eingeschränkt.
Wie seht ihr das? Hat A in diesem Fall eine Mitschuld an dem Unfall? Ich bin anderer Meinung! Es kann immer mal sein, dass ein Autofahrer beim Ausparken etwas übersieht. Aber wenn die Fahrerin es auf 16 Metern nicht schafft, auf einem Parkplatz anzuhalten und wohl auch ohne den Unfall, den sie ja angeblich nicht bemerkt haben will, gegen die Mauer gefahren wäre, dann sehe ich eigentlich bei der Fahrerin die Alleinschuld! Was wäre gewesen, wenn es nicht ein leerer Rollstuhl, sondern ein Kleinkind gewesen wäre?
Das ist natürlich extrem mies gelaufen, aber als Rollstuhlfahrer ist man wirklich in einer Höhe, in der man schlecht gesehen wird. Gerade wenn man hinter einem Auto ist, wird man einfach nicht mehr gesehen. Meinem Verlobten hat beispielsweise auch mal ein Rollstuhlfahrer hinten auf den Kofferraum geklopft, weil er sich langsam nach hinten getastet hat, aber der Rollstuhlfahrer nicht für ihn sichtbar war.
In dem Fall klingt es schon so, als ob die Frau das mit dem Fahren generell nicht so im Griff gehabt hat, aber die Kommunikation zwischen den beiden hat sicherlich auch einfach nicht hingehauen. Vielleicht hat die Dame das auch falsch geschildert, weswegen ich einfach mal einen Anwalt befragen würde, was man da machen kann.
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