Warum sammeln wir so viele oberflächliche Freundschaften?
Ich lese hier oftmals von Freunden, die einen ganz schnell hängen lassen, wenn man mal Probleme hat und frage mich dann jedes Mal warum man so falsche Freunde oder auch oberflächliche Freunde um sich scharrt. Ich bin ein Mensch, der lieber 3 richtige Freunde hat als 10 falsche und das mache ich den Leuten auch klar. Natürlich bekommt man es erst nach einer Weile mit, was echte Freunde sind, aber warum tut man sich solche oberflächlichen Menschen an? Das bringt einen doch gar nichts, weil man eben mit Problemen dann alleine da steht. Sind wir so sehr auf Zuspruch aus?
Ich unterscheide zwischen Freunden und Bekannten und ich finde es jetzt nicht schlimm, dass meine Bekanntschaften eher oberflächlich sind. Ich hätte gar keine Lust und Zeit alle Bekanntschaften zu vertiefen, das würde auf Kosten meiner Freundschaften gehen und die sind mir dann doch wichtiger.
Ich verstehe diese selbstbezogene Denkweise auch nicht. Wenn jemand mir nicht bei potentiellen Problemen helfen würde bringt es mir nichts mit der Person befreundet zu sein? Die Person müsste also alles stehen und liegen lassen, ihre eigenen Prioritäten zur Seite schieben und angerannt kommen, wenn ich ein Problemchen habe, weil sie es ansonsten nicht Wert ist, dass ich mich mit ihr abgebe? Warum muss man bei allem immer eine Kosten/Nutzen Rechnung aufmachen?
So funktionieren meine Freundschaften nicht und meine Bekanntschaften schon gar nicht. Ich finde es absolut in Ordnung, dass ich Menschen in meinem Umfeld habe, mit denen ich alle paar Wochen nach dem Sport zusammen sitze und die ich sonst eher zufällig treffe und mit denen ich bei solchen Gelegenheiten eine lockere, entspannte Unterhaltung führe. Und ganz nebenbei - nur weil sich jemand mit mir über Mode oder Make-up oder Kochrezepte unterhält und nicht über die Russlandpolitik oder "Probleme" ist das noch lange kein oberflächlicher Mensch.
Und nein, ich suche keinen Zuspruch, ich pflege einfach soziale Kontakte wie man das als Mitglied einer sozialen Spezies nun einmal tut. Und da es in diesem Thema ja darum geht, welchen Nutzen soziale Kontakte haben - auch lockere Kontakte können sehr hilfreich sein. Ich habe letztes Jahr zum Beispiel einem Bekannten gegenüber erwähnt, dass bei mir ein größerer Baum gefällt werden muss. Er hatte zufällig einen Bekannten, der eine neue Firma für Gartenbau aufgemacht hat und eine Woche später stand der mit seinen Leuten schon in meinem Garten. Das war günstiger und ging schneller als mit den Firmen, von denen ich schon Angebote eingeholt hatte.
In meinem Freundeskreis habe ich auch ein paar richtige Freunde und ich verstehe das absolut. Ich habe auch lieber 2-3 richtige Freunde, auf die man sich auch verlassen kann, als nur unwichtige Freunde zu haben. Die richtigen, engen Freunde stärken einem den Rücken und helfen einem.
Aber die anderen, oberflächlicheren Freunde erfüllen ja auch irgendwo ihren "Zweck". Immerhin freundet man sich ja auch immer mit neuen Leuten an und enge Freundschaften können nicht über Nacht entstehen. Also sind manche der oberflächlichen Freunde ja auch gewissermaßen Anwärter auf eine tiefere Freundschaft, wenn man so will. Immerhin haben auch die engen Freunde ja nicht immer Zeit und umso älter man wird, umso weniger Zeit haben wir alle. Es kommen Familie und Kinder dazwischen.
Andererseits kennt man das doch, dass man manche auch einfach oberflächliche Freunde für manche Abschnitte hat, für manche Tätigkeiten. Viele meiner sogenannten Freundinnen aus der Uni sind schon weg, seid sie mit dem Studium fertig sind und ich eben nicht. So etwas lebt sich schnell auseinander. Es war eine Freundschaft, die eben nicht tief genug ging, aber auch dafür sorgte, dass man nicht alleine war während der Zeit in der Uni. Ein paar wenige Freundschaften werde sicher bestehen bleiben, aber es war von Anfang an klar, dass nicht alle halten können und manche eben dem Zweck dienten. So ist es doch manchmal auch mit Tätigkeiten wie dem Gang ins Fitnessstudio, wo man auch andere Leute zum Trainieren haben möchte, oder eben Freunde mit denen man Feiern kann.
Man sollte denke ich nur immer dran denken, was einem wichtiger ist und nicht nur auf oberflächliche Freundschaften setzen.
Es gibt unterschiedliche Freundschaften. Es ist egal, wie man das bezeichnet. "Freundschaft" ist doch nur ein Wort. Jede basiert auf unterschiedlichen Dingen, anderen Gemeinsamkeiten, anderen Erfahrungen. Die Menschen selber sind unterschiedlich. Nicht jeder Mensch kann gut über Probleme reden oder ist dabei eine Hilfe.
Ich habe auch einige Freunde, an die ich mich mit Problemen niemals wenden würde. Unsere Freundschaft funktioniert einfach nicht so. Dennoch sind sie mir wichtig und ich weiß, dass ich wichtig für sie bin. Sie würden mir helfen, aber sind dazu gar nicht in der Lage, weil sie mir nicht das geben könnten, was ich brauche. Das macht sie nicht zu schlechten Freunden und schon gar nicht zu falschen.
Eine Freundin von mir hängt in der Schule nur mit Leuten herum, damit die Pause schneller vorbei geht und damit sie sich nicht langweilen muss. Außerdem möchte sie nicht wie ein Außenseiter alleine irgendwo stehen, meinte sie. Nach der Schule hat sie überhaupt gar keinen Kontakt zu den Schulfreunden und sie vermeidet diesen Kontakt bewusst, außerdem ergänzte sie noch, dass sie in der Schule gar kein ernsthaftes Interesse an Freundschaften hat. Wahrscheinlich geht es einigen Menschen so?
Ansonsten kann es ja auch durchaus vorkommen, dass man mit einem Problem zu einem Freund kommt, welcher dieses überhaupt gar nicht versteht. Hier muss man sich fragen, ob man nur Freunde haben möchte, die die eigenen Probleme nachvollziehen können oder ob man auch Freunde mit anderen Qualitäten haben möchte. Die Frage warum man oberflächliche Freundschaften sammelt kann man sich am besten beantworten, wenn man den Begriff "Freundschaft" oder "oberflächliche Freundschaft" für sich selbst definiert, was bestimmt nicht viele Menschen tun. Ich glaube, dass viele nicht wirklich über ihre Freunde nachdenken.
Ich denke dass das eine Charaktersache ist. Im Laufe des Lebens musste ich feststellen, dass die eingebildeten Freunde nicht so gerne helfen. Weiß auch nicht warum viele Menschen darauf aus sind viele Freunde zu sammeln. Vielleicht aus eigenem Vorteil? Ich meine im Grunde baut man damit ein Netzwerk auf, wie auch beim beruflichen. Vielleicht kann man ja den einen oder anderen mal gebrauchen.
Ich denke, dass eben halt niemand gern alleine sein möchte und daher die Augen offen hält nach Leuten, die zu einem „passen“ könnten und mit denen sich eine Freundschaft entwickeln könnte. Erst in diesem Prozess wird man fest stellen, ob die „Chemie“ stimmt, oder eben nicht. Vielleicht reicht es dann ja nicht für eine tiefer gehende Freundschaft, aber man kann sich doch gut leiden und warum dann alles wieder stumpf „abtöten“, nur weil die „Freundschaft“ nicht für eine tiefere Ebene ausreicht?
Man will ja auch nicht beigehen und sagen, dass man den Kontakt jetzt vollkommen abbricht, weil die Freundschaft jetzt doch nicht so eng wird, wie man es sich vielleicht vorgestellt hat. Auch leben sich Freundschaften auseinander und man wirft eine langjährige Freundschaft ja auch nicht einfach weg wie ein benutztes Küchentuch, nur weil sie irgendwelche Lebensumstände jetzt geändert haben. Bei der Freundschaft ist es wie mit der Liebe, eine Zeit lang funktioniert es wunderbar und irgendwann funktioniert es womöglich eben halt auch gar nicht mehr.
Selbst oberflächliche Bekanntschaften sind dennoch Bekanntschaften und ich denke, dass es besser ist, oberflächliche Freundschaften zu pflegen, als gar keine Kontakte zu haben. Tiefsinnige und verlässliche Freundschaften sind sicherlich schön und erstrebenswert, aber wenn man die nicht hat? Was soll man denn da tun?
Ich sehe es auch so, dass ich lieber wenige richtige Freunde habe, als viele Freunde, auf die ich mich aber nicht verlassen kann, wenn ich sie mal brauche. Aber manchmal merkt man eben erst in einer solchen Situation, wenn man mal auf Hilfe durch Freunde angewiesen ist, auf wen man sich verlassen kann und auf wen nicht. Das ist vorher nicht unbedingt einfach, dies zu merken, wenn alles gut läuft. Mir ist es auch schon mal so gegangen, dass ich nach Jahren festgestellt habe, dass mir eine Freundschaft nicht gut tut, woraufhin ich diese beendet habe.
Ich denke, dass jede Freundschaft doch automatisch zuerst mit einer oberflächlichen Bekanntschaft anfängt. Keine Freundschaft ist schon von Anfang an so richtig tief und fest. Das geht doch überhaupt nicht, da man sich erst einmal richtig kennen lernen und viel Zeit miteinander verbringen muss. Freundschaften entwickeln sich erst mit der Zeit und meistens kann man ganz am Anfang auch gar nicht richtig einschätzen, ob sich aus einer Bekanntschaft eine tiefe Freundschaft entwickeln kann oder nicht. Nicht immer findet man andere Menschen auf Anhieb sympathisch und nicht immer kann man die andere Person so gut einschätzen, wenn man sich noch nicht so gut kennt. Von daher fangen alle Freundschaften so an, dass man erst einmal locker miteinander befreundet ist, wobei sich die Freundschaft dann aber auch noch vertiefen kann.
Nicht immer passiert es dann, dass sich eine lockere Freundschaft so vertiefen kann, dass man dann auch so richtig miteinander befreundet ist. Immerhin merkt man dann oftmals doch, dass man sich nicht auf einer gemeinsamen Wellenlänge befindet oder man entwickelt sich dann auch recht schnell wieder auseinander. Oftmals bleiben diese Freundschaften auch einfach immer wieder auf dem gleichen Level, ohne dass sie sich vertiefen und manchmal hofft man auch darauf, dass das mit der Zeit noch passieren wird, wobei man sich auch manchmal damit arrangiert, dass die Freundschaft auf diesem Level bleibt. Von daher kommt es ganz einfach automatisch dazu, dass man mit jemandem locker befreundet ist.
Ich finde es aber auch gar nicht schlimm, wenn man auch einige oberflächliche Freundschaften hat. Natürlich ist es wesentlich wichtiger und auch wertvoller, richtige Freunde im Leben zu haben, die immer zu einem stehen und auf die man sich verlassen kann. Allerdings spricht doch auch nichts dagegen, dennoch einige lockere Bekanntschaften zu haben. Mit diesen Menschen kann man doch auch hin und wieder Spaß haben. Nicht immer sind die wahren Freund ja verfügbar für einen, weil sie ja auch noch ein eigenes Leben haben und von daher kann man doch auch ab und zu etwas gemeinsam mit lockeren Bekanntschaften unternehmen. Man sollte ihnen zwar nicht gleich alle Geheimnisse verraten, wobei man doch trotzdem ab und zu gemeinsam ins Kino gehen kann.
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