Freundschaft gekündigt, weil Freund Hartz4 Empfänger ist

vom 15.05.2014, 08:22 Uhr

A ist schon seit ein paar Jahren mit B, C und D befreundet. Da seine Freunde sehr aktiv sind und viel erleben wollen, fahren sie an den Wochenenden oft ins Schwimmbad, mal ins Kino und mal in die Diskothek, was natürlich alles Geld kostet.

Als A seine Arbeit verliert und so schnell keinen neuen Job findet, bekommt der Hartz4. Damit kann er nicht mehr mit seinen Freunden mithalten, denn mit dem Geld kann er sich keinen Eintritt mehr leisten. B, C und D kommen mit der Situation nicht klar. Sie finden es langweilig, aus Rücksicht auf ihre Hobbys zu verzichten. Sie wollen nichts mehr von A wissen und machen nur noch ihr Ding. Wie findet ihr diese Einstellung? Würdet ihr einen Freund fallen lassen, wenn der nicht mehr mithalten kann?

» Sternchen* » Beiträge: 2804 » Talkpoints: 2,78 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Freunde würde ich das auf keinen Fall nennen. Echte Freunde würden dann nach Alternativen suchen, einem vielleicht auch eine Jahreskarte kaufen, dem Freund helfen Arbeit zu finden und ihn aufzubauen. Wenn sie sich nun abwenden ist das alles sehr oberflächlich und wirklich keine Freundschaft. Wenn mein bester Freund nun arbeitslos werden würde, würde ich alles tun, damit er da schnell wieder etwas findet, aber vor allem auch glücklich ist. Immerhin ist das ja auch ein ganz schöner Schlag, wenn man seinen Job verliert und dann in Hartz 4 rutscht.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Das ist wirklich armselig. Freundschaft sollte eigentlich etwas sein, bei dem Geld nicht so sehr die Rolle spielt. Klar spielt Geld eine Rolle, wenn es um Unternehmungen geht, aber man kann auch Alternativen finden.

Wenn man sich müht, gibt es doch sehr viele Alternativen. Man könnte auch an einen Badesee gehen im Sommer, ein Picknick veranstalten, statt essen gehen auch Zuhause kochen. Aber gerade am Anfang könnte man seinen Freunden auch etwas unter die Arme greifen. Mal ein Kinogutschein zu schenken ist ja nicht so dramatisch. Aber so einfach nur noch sein eigenes Ding zu machen finde ich schon eine sehr schwache Leistung.

Klar ist es sicher auch eine Umstellung und für die Freunde schon doof, wenn sie ihren Hobbys nicht mehr als Gruppe nachgehen können. Allerdings kann man ja durchaus Kompromisse finden und vielleicht statt jedem Wochenende nur noch einmal im Monat so etwas kostenintensives zu machen und die anderen Wochenende eben mal so etwas wie kochen, oder einen Spieleabend zu veranstalten. Unter Freunden ist das durchaus machbar. Außerdem ist der Freund ja auf Suche nach Arbeit und müht sich, also wird dies ja keine dauerhafte Situation bleiben, sondern sich durchaus irgendwann ändern.

Benutzeravatar

» pichimaus » Beiträge: 2016 » Talkpoints: 6,99 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Und wo bitte war das eine Freundschaft, wenn man nicht bereit ist auf die aktuelle Situation von A Rücksicht zu nehmen? Diese Menschen kann man wohl kaum Freunde nennen, wenn sie jetzt A einfach fallen lassen, nur weil eben aktuell das Geld knapp ist. Freundschaft wäre da in meinen Augen, wenn sie zum Teil kürzer treten in ihren Unternehmungen und ab und an eben A den Eintritt bezahlen.

Sicherlich wäre ich auch nicht bereit jemanden finanziell zu helfen, der sich nicht um eine neue Anstellung bemüht. Diese Situation hatte ich auch vor sehr vielen Jahren schon und habe mich eben nicht ausnehmen lassen. Aber wenn jemand ehrlich um einen neuen Job bemüht ist, dann habe ich auch kein Problem damit in dieser Zeit einige Kosten zu übernehmen.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge



Ist das wirklich so einfach abgelaufen? Ich stelle mir eher vor, dass es zu vielen unangenehmen Situationen kam. Sie planen ins Kino zu gehen, A macht ein zerknirschtes Gesicht, B, C und D bieten ihm an, ihn einzuladen, aber A ist das unangenehm. Er lehnt es ab und somit stehen sie vor dem Problem, zu dritt ins Kino zu gehen oder A zuliebe sich etwas anderes zu überlegen. Auch wenn sie ihm nicht anbieten, ihn einzuladen und nun nach anderen Unternehmungen suchen, die kein Geld kosten, ist das keine schöne Situation.

Ich will das überhaupt nicht entschuldigen. Das Verhalten ist scheiße. Aber es ist eben nicht so schwarz-weiß. Die vier waren eine Gruppe, die eben ihre bestimmte Unternehmungen hatten. So hat die Gruppe funktioniert. Ich stelle es mir schon schwierig vor, diese Dynamik plötzlich zu ändern. Und alles, weil einer nicht mehr so mitmachen kann. Das ist doch auch nicht schön für ihn.

Wenn sie nun andere Unternehmungen finden, die keinen Eintritt kosten, gehen sie einfach gar nicht mehr ins Kino? Wenn sie aber nun mal gerne ins Kino gehen, können sie das nicht einfach lassen. Das würde A doch auch nicht wollen. Also machen sie erst was mit A., was nichts kostet und gehen dann nur zu dritt ohne A. ins Kino? Das funktioniert so alles nicht. Dann sind sie manchmal zu dritt und manchmal zu viert. Wenn A. bei den meisten Unternehmungen fehlt, gehört er bald einfach nicht mehr wirklich dazu.

Die Dynamik der Gruppe war einfach auf Unternehmungen ausgelegt. Wenn man sich ständig nur zum Kaffeetrinken in einem Café getroffen hat, kann man das sehr leicht einfach nach Hause verlegen. Dann lädt man A. eben zu sich ein und macht da Kaffeeklatsch. Aber welche Unternehmung ist nicht auf die eine oder andere Weise teuer? Man kann doch nicht von Kino und Achterbahnfahren auf Kaffeeklatsch umsteigen. Solche Freunde sind sie einfach nicht.

Also wenn der Prozess schleichend war und aus vielen unangenehmen Situationen bestand, kann ich es schon irgendwie nachvollziehen, dass so eine Gruppe auseinanderbricht. Es hat sich ein entscheidender Faktor verändert und daher kann es nicht ohne Veränderung weiterlaufen. Es ist doof und A. tut mir leid. Aber nicht jede Freundschaft übersteht solche Veränderungen. Schon gar keine Freundschaften, die eben so auf Spaß ausgerichtet sind.

Benutzeravatar

» Bienenkönigin » Beiträge: 9448 » Talkpoints: 19,93 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Gute Freunde hat man oder man hat sie nicht. In Deinem Fall hattest Du vielleicht nur Bekannte. Das was sie Dir geboten haben, ist einfach fallen lassen. Ich kann nur nicht verstehen, dass sie sich gleich alle verabschiedet haben. Es ist nicht einer übrig geblieben. Denen sind andere Dinge wichtiger, als echte Freundschaft und Hilfe. Zum Beispiel hätte sie Dich alle drei gemeinsam hin und wieder einladen können. Hoffentlich haben sie nicht nur ein materielles Denken, oder es wird noch B, C oder D arbeitslos, dann kann der sich auch gleich verabschieden. Kopf hoch, es kommen echte Freunde und auch ein neuer Job. Wie sagt man doch so schön "alles wird gut". Ich wünsche alles erdenklich Gute.

Mir persönlich ging es auch eine Zeit nicht so gut. Aber meine Freunde waren da und haben Hilfe angeboten. Wir sind auch sehr viel gemeinsam weggegangen oder haben Reisen gemacht. Aus persönlichen Gründen konnte ich das dann nicht mehr. Wir haben uns aber immer wieder verabredet und anderes unternommen. Im Sommer wird jetzt öfters gegrillt und zu Hause etwas getrunken. Im Winter haben wir Karten gespielt oder anderes, oder haben uns mal wieder alte private Videos von unseren Reisen angesehen. Das hat uns gezeigt, wie sehr wir verbunden sind. Ich habe sehr gute Freunde. Mit meiner Freundin bin ich 41 Jahre befreundet, einschließlich ihrer Familie. Alle anderen Freundschaften bestehen auch 20 Jahre und länger. Selbstverständlich gehen wir auch mal in ein Restaurant, Kino oder Billard spielen.

» micki » Beiträge: 126 » Talkpoints: 64,70 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Einem Freund sollte man auch in schlechten Zeiten bzw. gerade dann beistehen, deshalb wären diese 3 Personen für mich keine echten Freunde, wenn es wirklich so gewesen ist wie beschrieben. Da sollte A sich lieber Freunde suchen, die seine momentane Situation so akzeptieren, wie sie momentan eben ist. Dass sie auf ihre Hobbys verzichten, würde ich da gar nicht mal verlangen. Auch als Hartz-IV-Empfänger sollte A es sich eigentlich noch wenigstens ab und zu leisten, bei einer Aktivität dabei zu sein, wenn er sonst nicht verschwenderisch lebt. Ein Schwimmbadbesuch kostet nicht die Welt und ein Abend in der Disco sollte hin und wieder auch drin sein, wenn man sich mit dem Trinken zurückhält.

Somit könnten die Freunde durchaus noch ab und zu mit A zusammen ausgehen und wenn er es sich nicht leisten kann, dann eben auch mal ohne ihn. An A's Stelle wäre ich da gar nicht böse, weil ich nicht erwarten würde, dass sich alle nach mir richten. Ansonsten kann man sich ja auch hin und wieder mal zu Hause einen netten Abend machen. Wenn man wirklich an einer Freundschaft interessiert ist, dann finden auch bei unterschiedlichen finanziellen Verhältnissen Möglichkeiten, Zeit miteinander zu verbringen. Einen guten Freund kann man sicherlich auch mal einladen, muss das aber nicht unbedingt. Man kann genauso gut Kompromisse finden, mit denen alle einigermaßen zufrieden sind.

Aber wenn es nur um Spaß geht und nicht um echte Freundschaft, dann ist es natürlich leichter, den anderen einfach fallen zu lassen. Das ist sehr schade, aber A sollte diesen Leuten dann auch nicht nachtrauern, sondern sich lieber darauf besinnen, ob er auch jemanden hat, der wirklich bedingungsglos mit ihm befreundet ist.

Benutzeravatar

» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Wenn es wirklich einfach so war, dass die Freunde auf A keine Rücksicht nehmen wollten, dann finde ich es ziemlich traurig und dann sehe ich es auch so, dass das keine richtige Freundschaft gewesen sein kann. Gerade bei einer Freundschaft geht es doch darum, dass man zusammen etwas macht und dass es nicht nur ums Geld gehen soll. Natürlich war es die ganze Gruppe nun gewöhnt, viel zu unternehmen und das ist dann ein Einschnitt, wenn das nicht mehr möglich ist.

Aber trotzdem sollte doch in einer Freundschaft der Mensch wichtiger sein als eine Unternehmung. Wurde bei den Treffen denn immer etwas unternommen, wenn die vier Freunde sich früher getroffen haben oder gab es auch mal einfach ein Treffen bei einem der Freunde zu Hause? Wenn wirklich immer etwas unternommen wurde, dann kann ich mir vorstellen, dass A auch ein schlechtes Gewissen hat, wenn er die anderen bremst und dass er sich vielleicht deshalb auch zurückzieht.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Man könnte jetzt natürlich sagen, dass es so gesehen keine richtigen Freunde sind, wenn sie nicht zu ihm halten, aber das kann man nicht immer gleich so sagen. Klar, es ist nicht schön, wenn man einen in der Gruppe hat, der sich so etwas nicht mehr leisten kann. Ich bin aber der Meinung, dass man auch mit Hartz4 die eine oder andere kleine Unternehmung machen kann. Hätte ich jemanden in der Gruppe, der nicht mitkommen kann, weil ihm das Geld fehlt, dann würde ich einen Teil seiner Eintrittskarte, oder was auch immer, übernehmen. Genau genommen kann hier jeder in der Gruppe einen kleinen Teil dazu beitragen. Das ist eine freundschaftliche Leistung, die man auch wiedergutmachen kann.

Benutzeravatar

» Zohan » Beiträge: 4398 » Talkpoints: 16,33 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Meiner Meinung nach kann man gut auf Freunde verzichten, die einen danach beurteilen, wie viel Geld man hat. Wenn einer meiner Freunde Hartz IV beantragen müsste, dann hätte ich kein Problem damit. Wenn wir deswegen unsere Hobbies nicht mehr uneingeschränkt ausleben könnten, dann würde ich mit diesem Freund nach Lösungen suchen. Bei dem Besuch in der Schwimmhalle könnte man zum Beispiel schauen, ob es dem Freund möglich wäre, jede zweite Woche mitzukommen. Da würden wir eben nicht mehr jede Woche ins Schwimmbad gehen, sondern jede zweite Woche.

Oder wenn der Eintritt jede zweite Woche auch noch zu teuer ist, kann man auch statt ins Schwimmbad an den Baggersee fahren. Das kostet gar keinen Eintritt. Wenn die anderen Freunde absolut nicht auf ihre Hobbies verzichten wollen, dann kann man als Freunde vielleicht zusammenlegen und dem, der Hartz IV bekommt eine Jahreskarte für das Schwimmbad zum Geburtstag schenken. Es gibt viele Möglichkeiten dem Freund, der ins Hartz IV abgerutscht ist zu helfen. Aber nur deswegen eine Freundschaft zu beenden ist totaler Schwachsinn. Deswegen kann ich nur sagen, dass A froh sein kann, diese oberflächlichen Freunde los zu sein.

» White-Sheep » Beiträge: 138 » Talkpoints: 83,14 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^