Essstörung Erfahrungen
Hallo!
Kennt jemand das Problem einer Essstörung? Vor 18 Jahren litt ich an Bulämie. Ich habe innerhalb eines halbes Jahres von 98 kg auf 43 kg abgenommen. Ich war dann in Behandlung und habe dann auch wieder zugenommen. Ich habe aber nur eine ambulante Behandlung gemacht. Denn ich hatte 2 kleine Kinder, die ich nicht alleine lassen konnte . ich war alleinerziehend und alles ist mir damals über den Kopf gewachsen.
Mittlerweile habe ich die Bulämie im Griff, also ich übergebe mich nicht, wenn ich was esse, aber ich kann mich nciht davon freisprechen eine Essstörung zu haben. Ich kann schnell abnehmen und nehme dann natürlich auch wieder zu, wenn ich nciht auf die Ernährung achte. Ich habe schon mehrfache psychologische Gespräche gehabt, aber ich denke nciht, dass die mir was nutzen. Ich schaffe es nicht, meinen eigenen Körper so zu akzeptieren, wie er grade ist.
Ich kann heutzutage gut darüber sprechen. Wie kann man aber seinen Körper akzeptieren lernen? Ich war schon wie gesagt, bei mehreren Psychologen. Und immer wurde dort angefangen, was in meiner Kindheit war. Ich bin es leid, über meine Kindheit zu reden. Kennt jemand das Problem der Essstörung? Also viel in sich reinstopfen und zunehmen, oder sehr sehr wenig essen und wieder abnehmen.
Direkt über Bulämie haben wir nichts hier im Forum, aber schon ein paar Beiträge zur Magersucht.
Magersucht - Erfahrungen?
Der richtuge Umgang mit Essstörungen
Ich selbst hatte auch eine Essstörung, die aus dem Leistungsdruck beim Turnen her gekommen ist. Dort wurde mir immer vorgehalten von meinen Eltern und meinem Trainier, dass ich zu dick bin und wenn ich nicht abnehme, dann bekomme ich noch mehr Strafpunkte von Anfang an. Da beide von mir Leistung erwartet haben, wurde mir auch das Essen vorgesetzt. Zu dieser Zeit kannte ich weder Schokolade, Eiscreme noch das Fast Food, welches ich erst nach meiner Karriere im Leistungssport kennengelernt habe.
Ansonsten gab es nur Obst und Gemüse, welches mir abgewogen und durchgerechnet vorgesetzt wurde. Meistens war das wirklich Roh, oder nur kurz angedünstet mit ein paar wenig Nudeln oder Reis als Kohlehydrate. An manchen Tagen habe ich deswegen gerade einmal 100 Kalorien zu mir genommen, und nur kurz vor den Wettkämpfen wurden die Kohlenhydrate erhöht. Ich hatte also gar keinen richtigen Bezug zum Essen, und wusste auch nicht, dass dieses schlecht für mich war. Erst nachdem ich mit dem Turnen aufgehört habe, habe ich es wirklich begriffen was mir die ganze Zeit dort angetan wurde. Wegen dem Druch der Erwartungshaltungen die auf mir gelastet haben, habe ich irgendwann auch gedacht, dass es genau das ist was ich möchte und wäre auch nie von selbst auf den Gedanken gekommen gegen die Regeln zu verstossen und mir Schokolade oder Eis zu kaufen.
Während der ganzen Zeit habe ich mich um einen BMI von 15 herrum bewegt und es hat danach auch noch eine ganze Weile gedauert bis ich wieder normal gewichtig war. Inzwischen habe ich das Problem eher in die andere Richtung mit zu viel auf den Rippen, aber ich fühle mich damit ein wenig wohler als als Hungerhaken zudem ich dort auch immer wieder Probleme mit dem Kreislauf hatte. Dazu hatte ich auch schon einmal in dem anderen Thema Wo sind die Sportfreaks (auf der zweiten Seite) etwas erzählt wie es auf diesen Wettkämpfen zugegangen ist.
Liebe Grüße
Sorae
Also, das was Sorae schildert finde ich ja richtig furchtbar! Die meisten Eltern sind ja eher schockiert, wenn ihr Nachwuchs die Nahrung verweigert und dem Schlankheitswahn hinterher hechtet. Aber, dass das den Kindern eingeimpft und unterstützt wird, und das nur für eine Sportart...da krieg ich Aggressionsschübe, wenn ich sowas höre. Die Gastfamilie einer Studienfreundin von mir, die zur Zeit in GB ist, hat ebenfalls vier Kinder im Teenageralter und macht so ein Riesentamtam um das Essen. Die Zustände die Sorae schildert, herrschen dort in ähnlicher Form.
Die Kids dürfen zwar hin und wieder Süßkram essen, aber das nur in geringen Mengen und ernten dann gleich einen vorwurfsvollen Blick ihrer Eltern oder einen dummen Kommentar. Auch sonst wird ihnen ständig suggeriert, dass sie zu dick sind. Ich selber habe das natürlich noch nicht beobachtet, aber nach dem, was sie so schildert, ist das Essverhalten dieser Kids auf jeden Fall schon grenzwertig und nicht mehr weit von Magersucht. Wenn es nicht schon tatsächlich soweit ist.
Darf ich mal fragen, wann du mit dem Turnen aufgehört hast? Wie lange das also ging? Ich selber habe keine Probleme mit dem Essen, ich bin zwar deutlich zu rundlich, wenn ich meinem BMI angucke, aber es ist eben nur im oberen Bereich, dessen was noch als gesund eingestuft wird. Wirklich ein Problem habe ich damit auch nicht, weil ich denke, dass es andere Werte sind, die einen Menschen ausmachen, als die Kleidergröße.
Ich habe aber eine gute Freundin, die mit ziemlicher Sicherheit daran leidet. Inzwischen hat sie wieder etwas zugenommen, aber eine ganze Weile konnte man ihre Rippen durch das T-Shirt hindurch zählen und alles schlabberte nur um sie rum. Sie hat dann jedesmal, wenn sie zwei Tomaten oder irgenwas ähnlich kalorienreiches(Vorsicht, Zynismus!) gegessen hätte, einen Sportanfall bekommen und hat wie verrückt versucht "die vielen Kalorien" wieder zu verbrennen. Außerdem hat sie dann immer darüber gestöhnt, dass sie einfach keinerlei Selbstbeherrschung habe und total verfressen sei, etc. Dabei hat sie aber in einer Woche etwa soviel gegessen wie wir anderen in zwei Tagen.
Sie hat ein sehr schwieriges Verhältnis zu ihren Eltern, besonders zu ihrem Vater und von daher ein praktisch nicht vorhandenes Selbstwertgefühl, was durch ihren Vater auch weiterhin nach Kräften zerstört wird. Sie ist deswegen nie mit sich zufrieden, weder mit ihrem Äußeren in jeder Hinsicht, noch mit ihren Leistungen in der Uni oder ihren sportlichen Leistungen...einfach allem. Das ist für ihren Freundeskreis manchmal sehr anstrengend, denn wenn sie bspw. eine 1,7 für eine Hausarbeit bekommt, muss man sich Verzweiflungsarien anhören, wegen dieser ungenügenden Leistung was ja doch etwas aberwitzig ist.
In einem andern Forum wurde über Gründe für Magersucht referiert. Als Hauptgrund wurden die Models in den Zeitschriften genannt, weil die jungen Mädchen genauso aussehen wollen. Um aber magersüchtig zu werden, muss meiner Auffassung nach schon etwas mehr zusammenkommen, als ein abstruses Schönheitsideal in der Presse. Ich persönlich würde das als eine Form des Selbstverletzungsverhaltens einstufen, denn den Körper auszuhungern ist dem Ritzen oder anderen Formen der Autoaggression ähnlich. Bei meiner Freundin glaube ich auch, dass sie nicht von dem Wunsch getrieben wird, auszusehen wie Kate Moss oder wer auch immer, sondern versucht sich selbst dafür zu bestrafen, dass sie, nach ihren Maßstäben und denen ihrer Eltern,unvollkommen ist.
Das kommt drauf an wie ergeizig die Eltern sind, und wenn sie selbst sportlich gesehen nichts erreicht haben aber das Kind etwas macht, dann gibt es dort schon einmal falsche Vorstellungen. Und dazu wurde ich getrieben, da ich ansonsten familiär nur enttäuscht habe und dann hab ich auch noch resigniert und die Verhaltensmuster alleine gemacht und brauchte keine Hilfe meiner Eltern dazu mehr. Denn ich bin ja schon mit 14 Jahren von Zuhause ausgezogen, hat aber noch weitere sechs Jahre gedauert, bis ich dann wieder "normal" war.
Ich hab mit 18 Jahren mit dem Turnen aufgehört, angefangen habe ich das ganze mit drei Jahren und nachdem ich mit 8 Jahren dann erfolgreich wurde, hat es auch angefangen. Vorher gab es schon keine Süssigkeiten bei uns in der Familie, und ich kannte weder Eiscreme noch sonst irgendwas und mir wurde immer gesagt das es nicht gut sei ... ich habs halt auch geglaubt und danach war ich selbst auf dem Trip, bloß nicht zu viel Essen damit ich nicht Punkteabzug bekomme wegen dem Gewicht und der Größe. Ist halt doch eher ungewöhnlich, dass jemand noch mit 173 cm Körpergröße turnt wenn alle anderen maximal 160 cm groß sind. Auch mit dem Alter war ich am Ende mehr eine "Oma" und deswegen hab ich dann auch aufgehört, nachdem ich beim letzten Turnier auch noch gestürzt bin hab ich es nach der Genesung gar nicht erst wieder probiert. Inzwischen sehe ich auch anders aus vom BMI aber manche Tage wünsche ich mir das alte Gewicht noch zurück, aber im Prinzip bin ich jetzt zufriedener (auch mit dem Babyspeck). Zudem weiß ich nun, wie lecker das ganze ungesunde Essen schmeckt
Das Problem sehe ich nicht nur bei Models, sondern auch bei Sportlern die am Ende zu viel haben wollen und von Eltern oder Trainiern dazu getrieben wurden. Denn so ganz unschuldig war mein Trainer an der ganzen Aktion ebenfalls nicht, und hat auch mehrfach nachgefragt, was ich denn schon gegessen habe und mir "Standpauken" zu halten wenn es ein Salatblatt zu viel war. Aber wie gesagt, das ganze ist Vergangenheit und ich bin auch nicht Stolz darauf, deswegen findet man in meiner Wohnung nur noch einen einzigen Pokal - den Rest hab ich alles weggegeben, damit ich nicht ständig dran erinnert werde.
Liebe Grüße
Sorae
Hallo Ihr Lieben,
ich oute mich nur ungerne als Bulemieopfer, aber es ist wie es ist. Als in in die Pubertät kam, wurd emi auf einmal klar, dass ich an Übergewicht leide. damals hatte ich bei 1,70 ca. 85 Kilogramm auf den Rippen. Ich begann mich gesund zu Ernähren und auf Fleisch zu verzichten und ging regelmäsig schwimmen. Somit nahm ich relativ schnell 25 Kilo ab, sodass ich noch 60 Kilo wog.
Ein eigentlich ganz akzeptables Gewicht, doch das sah ich nicht. Ich begann wahllos Sachen in mich hineinzustopfen und diese wieder zu erbrechen. Von 60 auf 55 Kilo. Dann kam von allen Seiten: Wow du hast aber abgenommen. Von 55 auf 50 Kilo. da kam dann die ersten Kommentare in Richtung: Ess doch ein bisschen mehr. Mir was das immer noch nicht genug.
Von 50 Kilo auf 42. Dann hat meine Mutter endgültig die Notbremse gezogen und ich kam in eine Therapie. Von da an gings Bergauf. Heute habe ich wieder so um die 60 Kilo, aber manchmal kommen doch noch Rückschläge.
Hallöchen,
Bulemieopfer
Interessant.Wenn man an einer Krankheit leidet und weiß, dass man sie hat, sollte man sich damit auseinandersetzen. Und dann wüsste man,dass es BULIMIE heißt. Nicht Bulemie oder Bulämie.
Ebenso wäre der Begriff "Opfer" nicht angebracht wie ich finde.
aber manchmal kommen doch noch Rückschläge.
Das wird dich dein Leben lang begleiten. Einmal essgestört immer essgestört. Das ist das gleiche wie beim Alkoholismus. Eine "kleine Diät" und "2 Kilo loszuwerden" kann man genauso wenig mehr machen,wie ein Alkoholiker "nur ein Glas Wein" trinken kann.
Wie kann man aber seinen Körper akzeptieren lernen?
Kaum möglich würde ich sagen. Das einzige was einem hilft ist die Erkenntnis, dass es einem auch nicht besser geht,wenn man schlank ist und dünn. So dünn, das man kaum noch mehr was machen kann. Ein gesundes Mittelfeld findet man kaum. Genau das ist das Problem.
Liebe Grüße
winny
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