Eisverkäuferin unsicher, ob das verkaufte Eis schmeckt

Neulich haben wir in einer Einkaufsgalerie offenes Eis in Tüten gekauft. Dies kostete 1,10 Euro die Kugel. Die Sorte Granatapfel sah nicht so überzeugend aus. Ich fragte die Verkäuferin, ob dieses überhaupt nach Granatapfel schmecken würde. Die Antwort war, dass sie nicht einmal wüsste, ob das Eis gut schmecke, weil sie es nie essen würde.

Was würdet Ihr auch denken, wenn die Eisverkäuferin unsicher wäre, ob das verkaufte Eis überhaupt schmeckt? Kann es daran liegen, dass die Verkäufer nur Teilzeitkräfte sind und das Eis nicht kosten (dürfen) oder ist dies ein Anzeichen dafür, dass man das Eis lieber gar nicht kaufen sollte?

Zuerst einmal sind Geschmäcker verschieden und das was dir schmeckt, muss anderen Menschen nicht schmecken. Wenn ich in einer Eisdiele arbeiten würde, würde ich auch nur die klassischen Sorten probieren, aber es gibt bestimmt auch Verkaufskräfte, die einfach kein Eis mögen. Sie müssen das Eis verkaufen und sich nicht durch das ganze Programm kosten.

Ich würde mir keinen Kopf machen, wenn die Verkäuferin unsicher gewesen wäre, sondern hätte das Eis einfach probiert, wenn ich Eis mögen würde. Und wenn es nicht schmecken würde, dann ist das halt so. Dann kannst du dir ja immer noch zu McDonalds einen McFlurry holen gehen, die schmecken wahrscheinlich immer gleich und du musst dir über den Geschmack keine Gedanken machen.

Sehe es doch mal so. Sie war ehrlich und hat dir nicht einfach irgendeinen Mist erzählt, das ist doch schon mal was. Ich habe mal an einem Kiosk gearbeitet und dort sollte ich wirklich alles empfehlen, was ich auch nicht konnte. Wenn meine Chefin also nicht hinter mir stand, habe ich auch ehrlich geantwortet, weil man manche Sachen wirklich nicht essen konnte. Gegessen habe ich da aber auch nie. Man hat auch gar keine Zeit und Lust immer das Verkaufte zu essen, wenn man es ständig vor sich hat, bekommt man auch weniger Interesse daran.

Ich finde es nun absolut nicht schlimm, dass die Verkäuferin dir nicht gesagt hat, dass das Eis einfach fantastisch schmeckt. Immerhin hat sie es selbst noch nicht probiert und von daher finde ich es gut, dass sie das auch offen zugegeben hat. Immerhin wäre es unangebracht, zu lügen und zu erzählen, das Eis würde exakt nach Granatapfel schmecken, wenn sie es selbst nicht weiß. Dabei muss man als Verkäuferin ja auch nicht zwingend alle Sorten Eis probiert haben und von daher finde ich es wirklich nicht schlimm, wenn sie so etwas nicht weiß. Immerhin würde es auch keinen großen Unterschied machen, wenn die Verkäuferin das Eis bereits probiert hätte und es einem empfehlen würde. Geschmäcker sind ja schließlich völlig verschieden und nur weil die Verkäuferin das Eis gut finden würde, muss das nicht auf einen selbst zutreffen.

Manche Menschen denken tatsächlich, dass man als Verkäufer in einer Eisdiele selbst alle Sorten probiert haben muss und sind dann so richtig erstaunt, wenn das nicht der Fall ist. Dabei ist das bei mir selbst nicht anders, da ich in der Gastronomie arbeite. Dabei werde ich dann auch immer wieder gefragt, ob etwas schmecken würde und wie ich es selbst fand. Durch ständig wechselnde Aktionen ist es mir aber gar nicht möglich, alles zu probieren und darauf habe ich dann auch gar keine Lust, weshalb ich dann immer sagen muss, dass ich noch nicht alles probiert habe. Daraufhin kommen jedoch fast immer völlig irritierte Blicke und die Leute scheinen kein Verständnis dafür zu haben, was ich immer sehr schade finde.

Gerade dann, wenn der Betrieb nicht einem selbst gehört und man einfach nur ein Verkäufer ist, dann ist es auch völlig sinnlos, zu lügen und den Leuten etwas über den Geschmack zu erzählen, wenn man nicht weiß, ob das der Wahrheit entspricht. Von daher spricht doch nichts dagegen, einfach bei der Wahrheit zu bleiben und zu sagen, dass man nicht weiß, wie es schmeckt. Im Endeffekt ist es doch ohnehin egal, ob einem etwas geschmeckt hat oder nicht, da Geschmäcker eben so unterschiedlich sind. Und nur weil ich etwas lecker fand, muss es noch lange nicht heißen, dass jemand anders das ebenso lecker fand. Und nur weil mir etwas nicht schmeckt, muss das nicht heißen, dass das keinem anderen Menschen schmeckt.

Ich wüsste eigentlich gar nicht, wie ich reagieren würde, wenn eine Verkäuferin gar nicht wüsste, ob ein bestimmtes Eis schmecken würde oder nicht. Besonders schlimm finde ich es aber nicht, denn die Geschmäcker sind ja verschieden und man kann seine Wahl ja auch nicht immer nur vom Geschmack von anderen Menschen abhängig machen. Tatsächlich ist es bei mir so, dass ich mich gerne von den Verkäufern inspirieren lasse wenn ich gar nicht weiß, was ich eigentlich essen möchte. Ich erkläre dann zum Beispiel, dass ich etwas Herzhaftes und vegetarisches Essen möchte und dann schlägt die Verkäuferin mir zum Beispiel eine Käsebrezel vor, darauf lasse ich mich gerne ein.

Wahrscheinlich hätte ich der Verkäuferin erklärt, dass ich gerne ein süßes, fruchtiges oder ein außergewöhnliches Eis essen möchte und hätte sie gefragt, ob sie mir eine andere Sorte empfehlen könnte. Wenn sie mir keine Eissorte empfehlen könnte, dann hätte ich mich wahrscheinlich eher für die Klassiker entschieden. Ich glaube nicht, dass das Eis eine besonders miserable Qualität hat, wenn ein Verkäufer über dieses nichts weiß. Wenn die Frau zum Beispiel erst seit zwei oder drei Tagen Eis verkauft, dann kann sie wahrscheinlich auch nicht jede Eissorte ausprobiert haben, außer wenn sie an einem Tag vielleicht Unmengen an Eis isst.

Ich würde da eigentlich überhaupt nichts hinein interpretieren. Nicht jeder mag jede Eissorte. Das wäre für mich kein Indiz, dass an der Sorte etwas nicht in Ordnung wäre. Ich würde Granatapfel als Eis sehr interessant finden und probieren.

Was wäre es denn, wenn zum Beispiel die Verkäuferin ein Eis besonders empfehlen würde und das würde einem selbst dann überhaupt nicht schmecken? Dann ist es mir doch viel lieber, dass die Verkäuferin an der Stelle einfach wirklich ehrlich war und gesagt hat, dass sie diese Sorte noch nicht probiert hat. Ehrlichkeit ist an der Stelle doch viel wichtiger, als das die Sorte schon gekostet wurde.

Wenn sie das Eis gerne probieren wollte, könnte sie das ja ganz einfach tun, indem sie sich nach Ende ihrer Schicht oder in der Pause ganz normal eine Kugel kauft. Dass der Arbeitsplatz für die Angestellten kein Selbstbedienungsladen ist, dürfte ja klar sein. Ich würde aber nicht erwarten, dass so eine Eisverkäuferin jede Eissorte, die in der Eisdiele angeboten wird, schon mal probiert hat. Das sind ja meistens nicht gerade wenige und wenn man auf seine Ernährung achtet, wird man sich nicht jeden Tag nach der Arbeit noch ein Eis gönnen und wenn, dann vielleicht eher Sorten, die man schon kennt oder die einen interessieren. Granatapfel-Eis spricht bestimmt nicht jeden an.

Nun hätte sie natürlich sagen können, dass das Eis super lecker schmeckt, schließlich möchte und muss sie ja möglichst viel verkaufen, aber wenn sie es noch nicht probiert hat und dies zugibt, finde ich das auch in Ordnung. Sie sollte dabei nur nicht nervös oder zögerlich wirken, denn das erweckt dann schon fast ein wenig den Eindruck, dass sie es doch probiert hat, es ihr aber nicht schmeckt. Wenn sie aber ganz normal und freundlich sagt, dass sie eine bestimmte Sorte selbst noch nicht probiert hat, würde ich mich davon nicht abschrecken lassen.

Das kann natürlich daran liegen, dass sie kein Eis verträgt oder es nicht mag. Vielleicht ist ihr auch ein Granatapfel nicht bekannt oder aber sie lehnt es ab, ihn zu essen. Deshalb kennt sie das Eis nicht und hat dir somit ehrlich geantwortet. Theoretisch ist es aber möglich, dass sie zwar Eis isst, aber nicht das, was sie selbst verkauft in der Galerie, weil es nicht vom Italiener stammt und nicht schmeckt. Aus dem, was sie gesagt hat, kann man nun wirklich alles entnehmen.

Es ist ja tatsächlich so, dass nicht jedes Eis schmeckt. Manches schmeckt nach Wasser, was ich gar nicht mag. In manchem Eis wurde keine Sahne verarbeitet und danach schmeckt es dann auch, nämlich schlecht, jedenfalls für mich. Würde ich nun Eis verkaufen, sollte ich auch solche Fragen beantworten können, egal ob ich Eis mag oder nicht. An der Käsetheke die Verkäuferin kann mir auf Nachfrage auch nicht sagen, dass sie nicht weiß, wie die besondere Käseart aus der Schweiz schmeckt. Sie muss einfach wissen, wie er schmeckt, das erwarte ich.

Ich finde es eigentlich in Ordnung, dass die Eisverkäuferin gesagt hat, dass sie nicht weiß, wie das Eis schmeckt. Das ist immerhin eine ehrliche Antwort. Es ist doch nun mal so, dass die Geschmäcker verschieden sind und ich hätte in dem Job bei einer solchen Frage auch irgendwie Bedenken, dass sich jemand über den Geschmack beschwert, wenn ich sage, dass es ganz toll schmeckt. Selbst wenn es mir schmeckt, muss es einer anderen Person ja nicht schmecken und diese wird dann enttäuscht, wenn sie das Geld umsonst ausgegeben hat.

Außerdem hast du ja eigentlich nicht gefragt, ob das Eis gut schmeckt, sondern ob es nach Granatapfel schmeckt, wenn ich das richtig verstanden habe. Vielleicht hat die Verkäuferin einfach auch noch nie einen Granatapfel probiert, was mich nicht wundern würde. So ist es dann aber schwierig zu sagen, ob das Eis danach schmeckt. Vielleicht war auch das der Grund für die eher ausweichende Antwort.

Ich finde es zwar angenehm und vertrauenserweckend, wenn Bedienstete in gastronomischen Betrieben mit den Lebensmitteln, die sie verkaufen, vertraut sind und einen dahingehend auch beraten können, aber ich setze so etwas nicht immer voraus. Gerade bei Eisdielen, Bäckereien, Cafés oder Fast-Food-Ketten arbeiten häufig einfach nur Aushilfskräfte auf Teilzeitbasis, die mit dem Geschäft ansonsten nichts zu tun haben und auch nicht speziell ausgebildet sind. Es ist meiner Meinung nach doch ein kleiner Unterschied, ob man mit dem Koch eines Restaurants oder der studentischen Hilfskraft hinter der Brötchentheke über den Geschmack und die Qualität der verkauften Waren redet.

Daher finde ich es zumindest sympathisch, dass die Dame das Eis nicht ohne besseres Wissen in den höchsten Tönen angepriesen hat, nur um es zu verkaufen, sondern so ehrlich war, einzugestehen, dass sie über den Geschmack keine Aussage treffen kann. Außerdem finde ich es generell schwierig, andere Menschen nach ihrem Eindruck von Lebensmitteln zu fragen - denn was dem einen bestens schmeckt, ist dem anderen vielleicht ein Graus. Ich finde zum Beispiel die Eissorte "Schlumpf" beziehungsweise "Blauer Engel" absolut grausam, aber eine Freundin von mir könnte sich wochenlang nur davon ernähren. Würde mir jemand dieses Eis als besonders lecker empfehlen, wäre ich bloß enttäuscht, aber ihren Geschmack hätte es genau getroffen. So etwas lässt sich einfach nicht verallgemeinern.

Im Zweifelsfall frage ich an einer Eisdiele immer nach einer kleinen Kostprobe, und meistens wird das auch ermöglicht. Dann bekommt man einen kleinen Plastiklöffel mit ein wenig Eiscreme der Sorte, um die es geht, und kann sich selbst ein Bild davon machen. Solange man sich nicht erdreistet, sich durch das komplette Sortiment zu testen und dann ohne Bestellung wieder abzudampfen, sehe ich darin auch kein Problem - denn bevor ein halber Eisbecher im Müll landet, weil er dem Kunden nicht schmeckt, stellt man doch lieber eine kleine Gratis-Kostprobe zur Verfügung und verkauft damit mitunter vielleicht sogar eine Kugel mehr als erwartet.